Kommt jetzt das Ende?

[Kampfgeist]

Liebe Ute,

leider ist es nur nicht so einfach wieder den Weg ins Leben zurück zu finden. Es sind nun 8 Monaten vergangen seit mein lieber Mann mich verließ aber der Schmerz ist nicht weniger geworden.Ich vermisse ihn täglich mehr,alles was geschieht passiert nun für mich allein. So erlebte ich ein erstes Weihnachten ,einen Frühling und nun kommt der Sommer.
Dieses erste Mal ohne den Partner zu erleben, ist eine große Hürde für mich.

Was Freunde angeht,nein ich habe mich nicht zurückgezogen.Viele zogen sich schon während der Krankheit von uns zurück,der Rest verschwand im Grunde kurz nach der Beisetzung.Von wegen wir sind immer für dich da.

Liebe Ute, man verliert nicht nur den geliebten Menschen an seiner Seite,man verliert auch sehr viel drum herum. Ich beginne nun so langsam mein Leben neu zu planen. Das schreiben hier im Forum gehört auch mit dazu,ist sogar ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben geworden,denn es hilft mir meine Trauer zu begreifen.

sei ganz lieb von mir geknuddelt.

[teich1]

Liebe Bärin,

ich erzähle Dir jetzt mal von meiner Mama nach dem Tod meines Papas.
Sie hat trotzdem sie arbeitet lange gebraucht, sich wieder zu finden und immer wieder tagelang geweint, wo wir hilflos dabei standen und natürlich mitgeweint haben. Diese ganzen Tage und das schreckliche Sterben meines Papas hat in uns allen ein Stück vom Herzen getötet. Das in das Leben zurückkehren ist schwer. Es war schwer, Mama dazu bewegen, sich anderen anzuschließen.

Es gab immer nur Papa und sie. Kein Kegelclub oder so. Nicht viele Verwandte in der Nähe, Mamas beste Freundin in drei Stunden Entfernung. Papa nahm Mamas Leben mit in den Tod. Er war für sie da, sie für ihn. Dazwischen gab es nichts. Und das 40 Jahre lang, dann war sie plötzlich allein.

Sie ging wieder arbeiten, hatte auch Aufgaben mit Papas Fischteich, aber das alles ersetzte nicht die Leere und Einsamkeit.

Ich habe ihr eine Untermieterin eingenistet - eine wirklich Ideale, die ich kannte und welche mit in unserer Firma arbeitete und von weit weg kam und ein Zimmer brauchte. Sie saß oft mit bei meiner Mama und das hat schon ein wenig geholfen. Dieses nicht alleine sein müssen... Nur wir Kinder können ja auch nicht jeden Tag zuhause bei Mama sitzen. Leider hat meine Kollegin unsere Firma wieder verlassen, somit ist sie auch bei meiner Mama ausgezogen, aber der erste Winter und die dunkle Jahreszeit war überstanden.

Dann habe ich meiner Mama eine Zeitungsanzeige hingelegt: "Frauen zwischen 55 und 6o suchten Gleichgesinnte für gemeinsame Unternehmungen." Mama ist mittlerweile 59.
Ich habe ihr gesagt, dass sie doch mal hingehen soll zum Kennenlernen- sie wollte nicht.... Dann hat sie irgendwann wieder geweint, wie alleine sie ist, so dass ich im Zeitungsarchiv die Anzeige wieder herausgesucht habe und sie dann doch mal hingegangen ist. Und nun nach fast zwei Jahren hat sie es endlich ein wenig geschafft, alleine klar zu kommen, bzw. auch ein neues Leben zu beginnen.

Aber es war schwer und hat lange gedauert. Dieses neue Leben zu akzeptieren ist mehr als eine Hürde und man kann es nicht erzwingen.
Das Begreifen und Umsetzen, dass das Leben vielleicht trotzdem noch schöne Seiten hat kommt -glaube ich-erst nach und nach wieder.

Liebe Grüße an alle

Petra

[Bärin61]

Liebe Petra, danke für deine Worte, sie haben mich noch einmal zum Nachdenken gebracht.
Ich hatte nicht die Absicht jemandem zu Nahe zu treten, schon gar niemanden der trauert.
Ich kann mir sehr gut vorstellen wie schwer es ist die entstandene Lücke zu schliessen und loszulassen, jeder trauert auf seine Weise und das ist auch gut so aber man sollte auch den Weg ins Leben zurück gehen, nur das habe ich gemeint.
Deine Mutter hat diesen Weg geschafft, mit Hilfe und genau das ist es was ich gemeint habe und sagen wollte.

Wenn meine Worte falsch aufgefasst wurden dann bitte ich um Entschuldigung.

LG......................Ute

[teich1]

Liebe Bärin, alias Ute,

nein, Du bist niemanden zu nahe getreten, so habe ich es auch nicht empfunden. Ich wollte nur - auch für die anderen Alleinstehenden - sagen,
dass es normal ist, wenn man sich gehen läßt, vielleicht niemanden sehen will und trauert... Es dauert halt...

Weiterhin wollte ich nur -aus Erfahrung - jedem Hoffnung machen, das auch
wieder bessere Zeiten kommen, auch wenn man die im Moment der Trauer nicht sieht oder auch nicht sehen will. Dieser Weg zurück ins Leben, der ist schwer, aber mittlerweile glaube ich an den Satz: "Die Zeit heilt alle Wunden." Vergessen kann man natürlich nicht, aber es wird alles wieder erträglicher und irgendwann findet hoffentlich jeder den Zeitpunkt, an dem er wieder unbeschwert lachen kann. Wir haben immer noch Phasen, in den man natürlich weint, aber wir können auch wieder unbeschwert lachen. Und das ist so wichtig, gerade für einen selber.

Ich wünsche es jedem.

Ein schönes Wochenende

Petra

[Bärin61]

Liebe Petra, ich hoffe nur, dass für mich diese Zeiten auch mal wieder kommen. Auch ich habe, wie alle Anderen, Angst vor einer sehr dunklen und traurigen Zukunft.
LG............Ute

[teich1]

Liebe Ute,

ich verstehe Dich sehr gut. Wir hatten solche Angst. Vor Papas Tod und die Zeit danach. Und als er sich dann so veränderte, dass wir es sehen und erleben konnten, wie es ihm immer schlechter ging, da funktionierten wir. Ich wünschte mir erstmal nur, dass er endlich sterben darf und war regelrecht erleichtert, als er wirklich gestorben ist. Das Schlimme für uns war, dass er so gekämpft hat und wir so machtlos daneben standen. "Schmerzbedingte Unruhe" stand nachher auf dem Schein, mit dem er Morphium verschrieben bekommen hat.
Diese schmerzbedingte Unruhe haben sie nicht geschafft, ruhig zu stellen, dass war so grausam für uns.
Deswegen fühlten wir diese Erleichterung, als es nach drei Tagen endlich vorbei war.

Meine Mama wollte es nicht wahr haben, dass Papa jetzt tot war, und genau dass ist das Problem. Erst die Pflege rund um die Uhr, die Aufgabe für ihn da zu sein und dann nichts mehr. Nur noch Ruhe. Und dann geht das Leben weiter und so viele Sachen erinnern einen an den Anderen. Auch viele Sachen die man plötzlich alleine erledigen muss, die sonst der Partner gemacht hat. Das ist schwer und läßt einen verzweifeln.

Doch ich glaube, meine Mama lernte nach und nach auch eine Selbstständigkeit, die sie jetzt schon ein wenig genießt und stolz macht, auch schwierige Sachen alleine zu meistern....

Ich bin sicher, auch Du wirst die Zeit der Trauer erleben, die Zeit der Verzweiflung und Aussichtslosigkeit, aber dann wird es Dir langsam wieder besser gehen... Es wird dauern, es wird noch von heute auf morgen sein und jeder braucht individuell Zeit, aber ich denke, früher oder später schafft es jeder. Das wünsche ich Dir von ganzem Herzen.

Alles Liebe und Gute

Petra

P.S. Wie steht es denn im Moment um Deinen Mann?

Petra

[Bärin61]

Liebe Petra, du hast ja in allem Recht, aber ich glaube, dass wohl fast jeder denkt, dass es bei ihm anders ist. So geht es mir, glaube ich. Aber mal abgesehen von dem Zeitraum wird wohl jeder den gleichen Weg gehen. Nur brauche ich nicht "selbstständig" werden, da ich mich schon immer um alles gekümmert habe. Dieser Weg bleibt mir also erspart.

Du fragst nach meinem Mann? Na ja, es wird jeden Tag ein wenig schlechter. Obwohl er nur noch sehr wenig trinkt kann ich ihn jeden Tag ein paar Mal komplett umziehen, trotz Windelhose. Ich weiß nicht wo er die Flüssigkeit noch her nimmt? Essen wird auch schlechter und was ich ihm erzähle oder er im Fernseher sieht nimmt er wohl nur noch am Rande wahr. Sprechen tut er so gut wie gar nicht mehr. Ich habe jetzt Kondom-Urinale bestellt, die sind auch geliefert worden, aber ohne die Urinbeutel- hatte keinen Schimmer dass man die extra bestellen muss-, na ja erledige ich gleich morgen dann habe ich ein Problem vom Tisch. Mal sehen was dann als nächstes auf uns zu kommt.
Nicht gerade entspannt bei uns, aber so ist es nun mal.
Ich hoffe dein Leben verläuft nun wieder in ruhigen Bahnen.
Alles liebe für dich und die Deinen LG...............Ute

[huanita]

Liebe Ute !!!!

Viiiiiiieeeele liebe Grüße Huanita !

[dayo]

liebe baerin,
bitte denke nochmal ueber die urin-kondome nach.....
mein vater hatte sie als 'unwuerdig' empfunden...windeln waren ihm lieber...
aber es ist ja bei jedem anders,
wuensche euch das allerbste !!

[Bärin61]

Hallo Dayo, die Kondom- Urinale habe ich schon hier, aber blöder Weise hat mir niemand gesagt das die Urinbeutel extra aufgeschrieben werden müssen. Will ich morgen nun beim Arzt nachholen und hoffe, dass die Dinger dann schnell geliefert werden. Ich verspreche mir eine große Erleichterung davon. Vielen Dank für den Tipp.
LG.................Ute

[Bärin61]

Liebe Huanita, auch dir viele liebe Grüße und weiterhin alles Glück für euch Zwei

LG...........Ute

[teich1]

Liebe Ute,

mein Papa hat immer versucht, sich die Windelhosen auszuziehen und das Bett war auch immer nass, so dass Mama alles neu beziehen musste...

Am schlimmsten war für uns, dass er nichts mehr sagte, aber einen immer so intensiv angeschaut hat, dass einem davon schon die Tränen in die Augen stiegen. Immer so wissend, wie alles ausgeht...

Das Leben verläuft wieder in ruhigen Bahnen und bald ist schon Papas zweiter Todestag, auch wenn einem bei den Erinnerungen an die Krankheit noch alles so genau vor Augen ist.

Die Zeit vergeht halt schnell. Damals auch die Zeit der Prognose der Lebenserwartung von Papa bis zu seinem Tod - viel zu schnell...

Alles Liebe

Petra

[Bärin61]

Ja Petra, die Erfahrung mache ich auch gerade. Jeden Tag ist was Neues. Dieses Angucken erlebe ich auch gerade sehr intensiv. Mein Mann hat ja schon immer wenig gesagt, mehr geguckt, aber jetzt geht der Blick direkt unter die Haut.
Ich finde es schön dass sich euer Leben normalisiert hat, aber die Sehnsucht wird wohl immer bleiben.

LG..............Ute

[Mara M]

Liebe Ute
sorry das ich erst jetzt antworte aber hatte grad mächtig viel zu tun.
Du fragtest wie es mir heute geht...gut muß ich sagen.Manchmal springt einen die Trauer noch unvorhergesehen an aber im großen und ganzen habe ich meinen Weg für mich gefunden.
Es gibt noch ein paar Dinge die ich mich noch nicht traue zu machen,an erster stelle ist das alte Fotos ansehen,soweit bin ich wohl noch nicht.
Habe aber die letzten Monate sehr viel an einer(meiner)Ablenkung gearbeitet.
Schritt für Schritt gehe ich nun meinen Weg alleine und das ein oder andere mal gefällt er mir auch schon ganz gut.

Ich hoffe Euch geht es den Umständen entsprechend gut.
Ich wünsche Euch das aller,aller beste.

Liebe und sehr warme Grüße
von
Mara

[Bärin61]

Liebe Mara, schön dass es dir jetzt wieder so gut geht und du dein Leben in die Hand nimmst. Da ist es auch nicht so schlimm wenn du dich jetzt erst meldest.
Finde ich ok .
Uns geht es soweit ganz gut, mit allen Höhen und Tiefen.
LG...............Ute