Meine Mama... - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

sylvia32 · #1 25.03.2009, 19:46

Hallo ihr lieben...

da leider mein Thread vom 21.03. verschwunden ist versuche ich es heute erneut meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen...Vielleicht kurz zu meiner Geschichte...ich bin 34 Jahre, lebe in Düsseldorf, Beziehung ja Kinder nein...Ich selber erkrankte im Jahr 2003 an Krebs...2 Blöcke Chemo, 35 Bestrahlungen im Beckenbereich...bis heute Rezidivfrei, aber mit der einen oder anderen Nachwirkung zu kämpfen...Dann der Schock im März 2006...Meine Mutter musste zur Darmspiegelung und dort wurde ein Rektum-Ca entdeckt..leider schon mit Metastasen auf der Leber...im Jahr 2007 kam dann die Lunge dazu...seitdem eine Chemo nach der anderen...Angst, Tränen, Hoffnung die immer wieder zerstört wurde...Als letztes bekam sie eine Chemoembolisation der Leber die leider nicht sonderlich positiv verlief...Die letzte Untersuchung vor ca 3 Wochen ergab...Darmtumor wieder 2 cm groß, Metastasen auf der Lunge gewachsen und die Leber sieht auch nicht besonders gut aus...Meine Mutter ist zäh...Sie ist 71 Jahre und eine ganz starke persönlichkeit...sie hat sich in der ganzen Zeit nicht ein einziges mal aufgegeben und kämpft ununterbrochen...leider ist dies ein aussichtsloser Kampf...den wir irgendwann in naher oder vielleicht etwas ferner Zukunft verlieren werden...Es macht mich immer wieder aufs neue traurig und hilflos...oft gehe ich an meine Grenzen und mich überkommt die Wut und Aggression....der Wunsch meiner Mutter ist es, in einem Hospiz zu sterben...dieses haben wir letzte Woche besucht...um ein Gespräch zu führen...dieses Gefühl an den Ort zu gehen wo man sterben wird, war übermächtig und ich kann es nicht in Worte fassen...aber der Schritt war wichtig...zumindest für mich, da ich ganz allein bin und keine Familie habe...erleichtert dies mich etwas...einfach zu wissen, dort sind Menschen...meine Ansprechpartner im Notfall...

Gerade ist sie wieder in der Chemo...die Ärzte versuchen einfach noch einmal eine Therapie die letztes Jahr verhältnismäßig ok angeschlagen hat...jetzt heißt es wieder warten...warten auf das ergebnis...

Ich hoffe das war nicht zu wirr...wollte einfach meine Gedanken loswerden...
Danke fürs lesen...

Sylvia

dani33 · #2 25.03.2009, 20:36

Liebe Sylvia, Du hast ja auch schon so einiges durchgemacht, es tut mir so Leid das Menschen so etwas durchmachen müssen. Ich kann Dich voll und ganz verstehen. Ich habe außer meinen Bruder und seiner Familie auch keine Familie mehr. Meine Mutter ist jetzt vor kurzem gegangen und hat auch viel durchmachen müssen. Ich weiß wie Du Dich fühlst, kenne Deine Ängste und Gedanken, kann mitfühlen. Weiß was es heißt zu Hoffen und kenne die Niederlagen.
Ich hoffe das Deine Mutter noch lange Dein Herz beglücken kann.
Schön das Du für sie da bist.
Ich wünsche Euch das die Therapie anspricht.
Alles Liebe
Dani

sylvia32 · #3 25.03.2009, 20:53

Liebe Dani,

danke für Deine Worte...ich versuche, soweit es meine Kräfte zulassen für meine Mutter dazusein...oft habe ich das Gefühl es reicht nicht, aber ich denke das ist einfach nur die Hilflosigkeit...die Angst was als nächstes kommen wird...An manchen Tagen wünsche ich mir nur, es wäre vorbei und im nächsten Moment schäme ich mich für den Gedanken....

Ich schicke Dir ganz viele positive Gedanken...und die Kraft die Traurer zu meistern...
Ich hoffe das waren die richtigen Worte...

Sylvia

dani33 · #4 25.03.2009, 21:01

Liebe Sylvia, Du hast die gleichen Gedanken, die ich und auch bestimmt viele anderen auch, hatten. Man will seine Mama nicht leiden sehen, will das es ihr gut geht, will sie aber auch nicht verlieren. Die Gefühle fahren wirklich Achterbahn. Ich drück Dich!
Du hast die Rchtigen Worte gefunden.
Alles Liebe, wünsche Dir auch die Kraft das alles zu Meistern.
Dani

sylvia32 · #5 26.03.2009, 16:55

Heute ist kein guter Tag...meiner Mama geht es zwar einigermaßen nach der Chemo, aber ich habe ein ziemliches tief...ich habe das Gefühl mir wächst alles über den Kopf....ich habe keine Luft mehr zum atmen und alles dreht sich um den sch...Krebs...Meine größte Angst, neben der meine Mutter zu verlieren ist, das ich selber wieder krank werde...das alles ist natürlich Gift für meinen Körper...aber was soll ich machen...ich habe keine Wahl...ich nehme mir meine Auszeiten und versuche natürlich Dinge zu tun die mir gut tun...aber immer schwingt die Angst und die Sorge mit...letztes Jahr als es besonders schlimm war, habe ich meine erste Panikattacke gehabt...noch nie hatte ich eine "unerklärliche" Angst...und es war wirklich heftig...so holt der Körper sich eben seine Auszeiten...Heute möchte ich nur weinen und mir am liebsten die Decke über den Kopf ziehen...in der Hoffnung das es morgen besser ist...

Danke fürs lesen...
Sylvia

dani33 · #6 26.03.2009, 18:34

Die Ängste kann Dir leider keiner nehmen, aber wir hören Dir zu und können Dir beistehen in Gedanken. Ich hoffe Deine Energie tankt sich ganz schnell wieder auf. Ich drück Dich und hoffe das es Dir und Deiner Mutter bald besser geht.
Alles Liebe
Dani

Ylva · #7 26.03.2009, 18:54

Hallo liebe Sylvia,

bei Euch hat das Schicksal gleich zwei mal hart zugeschlagen...

Es gibt Tage, da sagt dann auch der Körper stopp und das ist glaube ich auch ganz gut so. Ich kenne die Aengste nur als Angehörige, du bist zudem auch noch Betroffene. An manchen Tagen weiß ich meine Aengste kaum auszuhalten, wie mag es dir erst ergehen?
Ich weiß, wir haben keine Wahl, wir müssen damit leben und das so gut es geht. Ich finde, dass du das schon prima angehst! Versuchen sich eine Auszeit zu nehmen, versuchen zu entspannen, aber auch die Angst zulassen und sie dann wieder wegsperren.

Alles,alles Liebe
Ylva

sternchen2190 · #8 26.03.2009, 20:08

Hallo Sylvia,

Ich kann Dir gut nachfühlen wie es Dir geht! Bei meiner Mama wurde im Dezember letzten Jahres ein Leyomiosarkom in der Gebärmutter festgestellt! Es hat bei uns eingeschlagen wie eine Bombe, zumal der Krebs auch schon auf die Lunge gestreut hat und mit dem Darm verwachsen war! So schnell wie möglich wurde die Große Wertheim Op durchgeführt! Irgendwie war ich in dieser Zeit wie Paralysiert, die 6 Studen warten während Sie operiert wurde waren die schlimmsten Stunden meines Lebens.
Sie steckt jetzt mitten in der Chemo, und es geht Ihr nicht so gut, aber nachdem was ich hier schon über diesen sehr agressiven Krebs gelesen habe, könnte es schlimmer sein!
Für mich ist das schlimmste die absolute hilflosigkeit! Ich kann einfach nichts tun, und das macht mich manchmal so fertig und vor allem so wütend!!
Vorgestern ging es Ihr sehr schlecht, und wenn Sie auf war, dann nur 10 Minuten, und alle Kräfte waren verbraucht. Als ich Sie da so hab sitzen sehen, wie ein Häufchen Elend mit den paar Flusen auf dem Kopf die Ihr noch geblieben sind , da hätte ich am liebsten irgend etwas zerschlagen, aber natürlich wollte ich nicht das Sie es mitbekommt, und habe mich zusammen gerissen damit ich nicht losheule. Hinzu kommt nun auch die Angst vor den Ergebnissen. Nächste Woche muß Sie dann zum CT und hoffentlich bekommen wir ein gutes Ergebnis!

Meine Mutter war immer ein Mensch der sich für alle aufgeopfert hat, und sich ständig um uns gesorgt hat! Nie wollte Sie jemandem zur Last fallen und hat alles getan damit wir glücklich sind! Und jetzt bekommt Sie diesen sch.... Krebs, es ist einfach zum k.....

Aber hier in diesem Forum habe ich schon viel Trost gefunden, und obwohl mir schon einige Leute gesagt haben, ich sollte mich doch in solchen Foren nicht verrückt machen, bin ich doch froh das ich hier Menschen finde denen es ähnlich geht!

Liebe Sylvia, es tut mir leid das Du schon so viel hast durchmachen müssen, und wünsche Dir und deiner Mama ganz viel Kraft und alles liebe!
Sternchen

dani33 · #9 29.03.2009, 17:43

Liebe Sylvia, ich schick Dir mal Kraft für die kommende Woche!
Alles Liebe
Dani

Thessa76 · #10 29.03.2009, 22:16

Liebe Sylvia,

ich habe eben Deine Geschichte gelesen. Mann, da musst Du aber einiges auf Deinen Schultern packen. Deine Angst, die Du um Dich hast, kann ich nicht nachfühlen, mir aber wohl vorstellen, wie belastend das alles ist.
Nachfühlen kann ich die Sorge um Deine Mutter.
Und auch die Gedanken.

Du musst Dich für nichts, nichts, nichts schämen, was Dir durch den Kopf geht. Für mich wäre es der Super-GAU gewesen, meine Mutter leiden sehen zu müssen.

Mein Ansatz war immer, ihr und somit uns gute Zeit zu wünschen. Ob diese Zeit nun ein oder zwei Monate länger oder kürzer ist, ist egal. Sie soll gut sein.
Daher finde ich es sinnvoll, dass viele Ärzte nicht versuchen, die Lebensdauer zu maximieren, sehr wohl aber die Lebensqualität.

Ich wünsche Euch daher einfach: so viel gute Zeit wie nur irgend möglich.

Mit den besten Gedanken für Euch...

Thessa

sylvia32 · #11 30.03.2009, 09:51

Hallo liebe Dani, Thessa, Sternchen und Ylva...das Wochenende war schwierig. Meine Mama verträgt die Chemo nicht sonderlich gut...Sie hat viel geschlafen und körperlich ist sie auch sehr angeschlagen...Demnach ist ihre Stimmung sehr aggressiv und sie lässt keinen an sich ran...Jetzt heißt es auch mal wieder warten..Am 22.04. schaut man ob die Chemo noch eine wirkung zeigt...Was muss das für ein gefühl sein...Man pumpt das ganze Gift in den Körper und weiß noch nicht einmal ob es etwas bringt...wenn erfolglos wissen die Ärtze nicht mehr was sie geben sollen...

Ich drück euch alle...und wünsche viel Kraft für die kommenden Tage...und das die Sonne ein wenig eure Seele wärmt...

Sylvia

dani33 · #12 30.03.2009, 10:09

Ich wünsche Euch vom ganzen Herzen das die Chemo anschlägt und die Lebensqualität nicht leidet, sehe das auch so wie Thessa.
Ich kenne die Gefühle, die Achterbahn fahren seht gut und daher nimm ich Dich ganz lieb in den Arm!
Alles Gute
Dani

sternchen2190 · #13 31.03.2009, 09:59

Liebe Sylvia!

Es ist doch irgendwie das schlimmste das man einfach nicht helfen kann oder? Das macht einen dermassen fertig wenn es einem geliebten Menschen so schlecht geht! Ich bin in Gedanken bei Dir

Meine Mutter hat die Chemo dieses mal auch sehr zugesetzt,(Leukos sind total im Keller!) und da sie immer sehr aktiv war, ist es für sie besonders schlimm das nun nichts mehr geht. Sie ist im moment auch sehr gereizt, und es ist wirklich nicht einfach!!

Ich finde Du bist sehr sehr tapfer!
Ich drück dich ganz dolle und wünsche Dir ganz viel Kraft!

Liebe Grüße Sternchen

sylvia32 · #14 31.03.2009, 18:20

Liebe Dani...danke für Deine immer wieder aufmunternden Worte...es tut gut zu lesen, wenn Menschen an einen denken...ich drück Dich einfach mal ganz lieb...und ich habe extra Sonne für Dich bestellt...:-)

Liebes Sternchen...ich kann Deine Situation und Deine Gefühle so gut verstehen...meine Mutter musste im Dezember die Chemo abbrechen weil sie einfach nicht mehr konnte....sie war sehr gereizt, aggressiv und angespannt und es war wirklich eine schlimme Zeit...ich weiß was es heißt dabei die Nerven zu behalten...ich schicke Dir mal ganz viel Kraft und hoffe das sich die Blutwerte Deiner Mutter schnell wieder normalisieren und sie die Chemo weiterführen kann...sei ganz lieb gedrückt von mir...und nicht den Kopf hängen lassen...ich weiß das ist einfacher gesagt als getan...gestern noch hatte ich das Gefühl es geht für mich nicht mehr...die Belastung war einfach zu groß und morgen geht die Chemo schon weiter...

heute habe ich mich aber wieder etwas gefangen und versuche nach vorne zu schauen...obwohl nach vorne schauen in dieser Situation auch nicht immer einfach ist...man weiß nie was morgen ist...Ach, liebes Sternchen...ich weiß was in Dir vorgeht...

Sylvia