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Alt 23.04.2012, 22:06
Benutzerbild von Tieramisu
Tieramisu Tieramisu ist offline
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Registriert seit: 23.02.2012
Ort: Stuttgart
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Standard Warum so plötzlich???

Hallo,

möchte mich hier zunächst mal vorstellen: ich heiße Andrea, bin 47 Jahre alt und lebte fünf Jahre mit meinem Partner zusammen. Wir waren beide geschieden, haben zusammen vier Kinder ( 18 - 21 Jahre ).
Im Januar 2011 erkrankte mein Lebensgefährte an einem Zungenkarzinom. Es wurde entfernt, mit ihm ein Drittel seiner Zunge. Die OP hat er gut überstanden, alle Nebenwirkungen ( Tracheostoma, beidseitige Lymphknotenentfernung, Magensonde, transplantiertes Gewebe aus dem Unterarm ) auch. Selbst die folgenden 30 Bestrahlungen brachte er ohne große Schwierigkeiten hinter sich. Nach dreiwöchiger AHB begann die Wiedereingliederung im Geschäft, im August 2011 war er wieder voll einsatzbereit ( auch in seinem "Nebenjob" als Freiwilliger Feuerwehrmann - ausser Atemschutz ). Im November 2011 hatte er seine "Schönheits-OP" - das Loch im Hals durch das Tracheostoma wurde operativ verschlossen. Bei dieser Gelegenheit fand nochmal eine Biopsie der erkrankten Zunge statt. Aussage der Ärzte: alles in Ordnung, besser kann es nicht sein, Paradebeispiel dafür wie gut es laufen kann.
Leider war bereits 10 Wochen später der nächste Arztbesuch fällig. Von aussen sichtbar bildete sich ein dicker Knoten am Hals. Auf dem CT / MRT war ein Tumor zu sehen ( Biopsie: bösartig ), leider aber nicht die genaue Lage. Vermutlich AN der Luftröhre, evtl. auch schon INS Gewebe eingewachsen. In diesem Fall hätte man mit dem Tumor ein Stück Luftröhre entfernen müssen, die Verbindung zum Kehlkopf hätte gefehlt --> keine Stimme mehr für immer. Man hätte die Luftröhre nicht reparieren können, da auf Grund der Bestrahlungen vom Vorjahr das Gewebe vernarbt war.
Aber wieder ging alles gut, 8,5 Std. OP sehr gut überstanden, kein Luftröhrenschnitt, keine Magensonde. Nach zwei Tagen war er wieder auf den Beinen, nach 10 Tagen konnte er schon aus dem KH entlassen werden.
Die Ärzte empfahlen aber diesmal Chemotherapie + Bestrahlungen weil eine evtl. erneute OP nicht möglich gewesen wäre.
Also 14 Tage nach der OP die erste Runde Chemo ( 5 Tage stationär Cisplatin ) und gleichzeitiger Beginn der Bestrahlungen. Es ging ihm wunderbar, bis zum letzten Sonntag ( 16. Bestrahlung ) keinerlei Nebenwirkungen ausser einer latenten Müdigkeit.
Dann brach er plötzlich am späten Nachmittag zuhause mit akuter Atemnot zusammen. Der herbeigerufene Notarzt musste ihn sofort intubieren und leider auch reanimieren - sein Herz war einfach stehengeblieben. Erst nach zwei Stunden war er stabil genug für den Transport ins KH. Dort konnte man mir erst nach vielen Stunden sagen, dass es eine Lungenembolie war und nicht wie zuerst vermutet ein Herzinfarkt. Die Ärzte entliessen mich in die Nacht mit der Aussage: er ist im Moment stabil, aber es geht ihm sehr schlecht.
Um sechs Uhr morgens kam dann der Anruf, mit der Bitte zu kommen. Seine Werte würden immer schlechter werden, er spricht auf keine Medikamente an.
Da seine Familie ( Eltern, Schwestern, Kinder ) ca. 4 Stunden entfernt wohnen machten sie sich sofort auf den Weg nach Stuttgart. Zuerst waren seine Kinder da, seine Schwestern und seine Mutter schafften es leider erst 5 Minuten bevor er starb, dazusein.
Seitdem funktioniere ich nur noch. Mein Hausarzt hat mich unter "Drogen" gesetzt, hätte sonst die Trauerfeier und alles was zu erledigen war nicht durchgestanden. Auch ich habe eine große Familie, viele Freunde und Bekannte, bin also nicht alleine. Aber ich bin noch immer fassungslos und unendlich traurig hatten wir uns doch für unsere gemeinsame Zukunft so viel vorgenommen.
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Stichworte
luftröhrenkrebs, lungenembolie, zungenkarzinom


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