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  #1  
Alt 07.11.2010, 00:08
Grünspecht Grünspecht ist offline
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Standard Muzinöse Neoplasie - Whipple machen lassen?

Sorry, dass ich hier so reinplatze und gleich euer Wissen ausbeuten will:

Bei meinem Nachbarn, 65, wurde im Krankenhaus zufällig eine unklare Raumforderung an der Bauchspeicheldrüse entdeckt, und nachdem man mühsam an ein paar Zellen gelangte, eine Muzinöse Neoplasie diagnostiziert. Krebszellen wurden nicht gefunden. Der Tumor, 15 mm groß, wurde aber als "obligate Präkanzerose", also Vorstufe eines invasiven Krebses, bezeichnet. Daher müsse der Tumor unbedingt weg.

Weil der Tumor ungünstig liege, müsse eine Whipple-Prozedur einschließlich Teilresekton des Magens gemacht werden. Er könne natürlich auch warten, aber er werde ja immer älter und nicht gesünder und in ein paar Jahren könnte der Tumor bösartig geworden sein, oder aber er zu alt und gebrechlich für eine Whipple-OP. Also besser sofort, so der Chirurg.

Mein Nachbar ist ein freundlicher älterer, leider nicht mehr ganz gesunder Herr, der folgsam tut, was der Doktor ihm sagt. Und sich keine Vorstellung darüber macht, wie schwer die Operation ist.

Und es kommt schlimmer: Die OP soll nicht etwa in einem Pankreas-Zentrum gemacht werden, nicht mal in der örtlichen Uni-Klinik, sondern in einem Krankenhaus der Maximalversorgung, das auf viele Dinge, aber nicht auf Pankreas-Chirurgie spezialisiert ist.

Die Frau meines Nachbarn hält das für ein Himmelfahrtskommando und Geschäftemacherei, weil das KH, nachdem es ihren Mann 4 Wochen lang wegen anderer Dinge untersucht und nur Bagatellen gefunden hat, jetzt mit einer fetten Fallpauschale wie ner Whipple auf seine Kosten kommen müsse.

Kennt sich jemand damit aus und kann einen Rat geben, ob mein Nachbar sich operieren lassen soll?

Geändert von Grünspecht (07.11.2010 um 00:10 Uhr)
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  #2  
Alt 07.11.2010, 23:39
growingUp growingUp ist offline
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Standard AW: Muzinöse Neoplasie - Whipple machen lassen?

Hallo Grünspecht,

bin kein Arzt sondern Betroffene und hatte letztes Jahr wegen einer IPMN (Intraduktalen papillären muzinösen Neoplasie) im Pankreaskopf eine Whipple-OP über mich ergehen lassen müssen.

Mein Tipp:
Bitte raten sie Ihrem Nachbarn ein Pankreaszentrum (z.B. Bochum oder Heidelberg) aufzusuchen.

Begründung:
In der Tat sind muzinöse Neoplasien im Pankreas Krebsvorstufen. Ob es sich bei Ihrem Nachbarn jedoch wirklich um eine solche Erkrankung handelt und wie eine notwendige OP aussehen könnte, können die Spezialisten wesentlich besser einschätzen. In diesen spezialisierten Zentren sieht man täglich Pankreasveränderungen und erkennt die Erkrankungen mit weit größerer Sicherheit als in einem "normalen" Krankenhaus. Auch werden dort die doch recht heftigen Pankreas-Ops regelmäßig durchgeführt und man hat die Erfahrung so radikal wie nötig und so organerhaltend wie möglich zu operieren. Eine Magenteilentfernung z.B. ist im Rahmen einer Whipple-Op (soweit mir dies erklärt wurde) heute nur noch ganz selten notwendig.

Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen und vorallem Ihrem Nachbarn alles Gute.
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  #3  
Alt 08.11.2010, 12:35
Grünspecht Grünspecht ist offline
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Standard AW: Muzinöse Neoplasie - Whipple machen lassen?

Herzlichen Dank für die Antwort.

Mein Nachbar hat sich jetzt (leider) entschieden, die Whipple-OP in dem Krankenhaus machen zu lassen, das die Muzinöse Neoplasie auch entdeckt hat, obwohl das Haus nicht auf Pankreaschirurgie spezialisiert ist. Im reicht die Versicherung des Chefarztes aus, er habe aus einer früheren Tätigkeit in einem spezialisierten KH genug Erfahrung mit Whipple-OPs.

Irritierend finde ich daran, dass anscheinend nicht magenerhaltend operiert werden soll.

Für meinen Nachbarn, der wenig Geld hat, kommen Pankreaszentren wie Bochum oder Unna (beide ca. 100 km entfernt), geschweige denn HD, nicht in Frage, weil seine Frau ihn dort aus Kostengründen nicht oft besuchen könnte. Und das, obwohl z.B. in Unna routinemäßig magenerhaltend operiert wird und Unna, was Komplikationen angeht, eine sehr gute Bilanz hat.

Ich habe jetzt beschlossen, ihn bei der Aufnahme ins hiesige Klinikum zu begleiten und gezielte Fragen zu stellen (Haupt- oder Nebengang der Pankreas, warum keine magenerhaltende OP, warum muss ein KH, das im letzten Qualitätsbericht null Whipple-OPs stehen hat, überhaupt sowas machen, also warum kein Verweis an ein Pankreaszentrum?)

Geändert von Grünspecht (08.11.2010 um 12:37 Uhr)
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  #4  
Alt 08.11.2010, 20:14
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Muzinöse Neoplasie - Whipple machen lassen?

Hallo Grünspecht,
hol dir ein schriftliches Einverständnis deines Nachbarn, dass die Ärzte dir Auskunft geben dürfen, sonst kann es Probleme geben. Leider ist es immer noch möglich, dass jede Klinik einen solch schweren Eingriff machen darf. Man kann nur hoffen, dass es gut geht.
Gibt es ein Patiententestament und eine Vorsorgevollmacht?
Schön, dass du hilfst, den Ältere sind da meist hoffnungslos überfordert.
Ulla
__________________
SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
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  #5  
Alt 09.11.2010, 10:53
Grünspecht Grünspecht ist offline
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Standard AW: Muzinöse Neoplasie - Whipple machen lassen?

Danke für den Tipp, Ulla.

Ich werde zunächst natürlich nur im Beisein meines Nachbarn mit dem Arzt sprechen. Und für alle Fälle sein schrifttliches Einverständnis einholen.

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  #6  
Alt 09.11.2010, 23:06
Grünspecht Grünspecht ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Muzinöse Neoplasie - Whipple machen lassen?

Ich habe heute mit der Hausärztin meines Nachbarn (die auch meine Hausärztin ist) gesprochen. Sie war auch sehr besorgt, dass er in einem nicht auf Pankreas spezialisierten KH operiert werden soll. Außerdem ist sie überhaupt nicht überzeugt, dass das Risiko einer Whipple-OP überhaupt vertretbar ist, aufgrund seines Allgemeinzustands und des aktuell kleinen und nicht bewiesen bösartigen Tumors.

Da er aber Vertrauen zu dem Operateur habe und die OP unbedingt wolle, hätte sie es aber auch nicht verantworten können, ihm die OP auszureden. Sie deutete aber an, sie werde sich einmischen, wenn tatsächlich nicht magenerhaltend operiert werden solle.

Unterdessen lebt mein Nachbar, als wäre jeder Tag der letzte. Er hat auf einmal ein Wahninnsvergnügen an kleinsten Kleinigkeiten und geht mit seiner Frau um wie frisch verliebt.

Ich hoffe nur, es geht alles gut.
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