Lungenkrebs - Schlaganfall

[heffermann0]

Hallo,

da ich kein "Schreiber" bin, habe ich hier in den letzten Monaten so fast alles mitgelesen, um mich ein bißchen mit der Krankheit bekanntzumachen.
Viel ermutigendes, aber (leider) auch viel trauriges, habe ich mit euch miterlebt.
Ich habe mich mit euch mitgefreut, mitgezittert und mitgetrauert.
Ich habe mich sozusagen an eurem Leben mitbeteiligt und habe gehofft, noch lange im Verborgenen bei euch sein zu können.

Hoffendlich, war ich bis jetzt nicht zu vermessen, oder bin jemanden zu nahe getreten.

Nun ist aber leider der Zeitpunkt gekommen, wo ich mich doch mitteilen möchte, in der Hoffnung, daß es mir hilft. (Ich hoffe, daß das nicht zu egoistisch ist.)

Ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Gert und ich wohne in Wien.
Ich werde 60 Jahre alt. Ich habe einen Bruder und der wird wahrscheinlich nicht mehr 63 Jahre alt.

Bei meinem Bruder, wurde im Oktober letzten Jahres Lungenkrebs festgestellt.
Im Januar wurde mit einer Chemotherapie begonnen, warum so spät, weis ich nicht!
Schwer Luft, bekam er schon die letzten 5 Jahre, gefunden wurde aber nie etwas!
Da mein Bruder und ich unser ganzes Leben lang, immer ein mehr oder weniger distanziertes Leben geführt haben, teilte er mir auch keine Einzelheiten mit.
(Ich habe mit der Zeit aber festgestellt, daß er von seiner Krankheit auch nicht wirklich was wissen wollte. Er sagte nur, ich bekomme jetzt die Chemo und dann werde ich wohl wieder gesung sein!).
Trotzdem ist und bleibt er immer mein großer Bruder, der immer stark ist und mich beschützt, auch wenn er nicht bei mir ist.

Mein Bruder lebt mit seiner Frau, die sehr sehr hilflos dam Ganzen gegenübersteht, in Klagenfurt.

In meinem Urlaub, wollte ich nun mit meinem Bruder ein klärendes Gespräch führen. Ich wollte über unser relativ getrenntes Leben reden und über das Leben danach, falls er nicht mehr sein sollte. Ich habe zwar alle paar Tage angerufen, aber Fragen über seine Krankheit, blockte er immer ab und sprach über Belangloses.
Die letzten 3 - 4 Wochen, wurde er direkt böse, wenn ich sachte versuchte, ein bißchen in sein Innerstes zu blicken. Er legte eine übertriebene Fröhlichkeit und Heiterkeit an den Tag und ich war wie immer, der kleine Bruder.
Wir kamen am Montag um 3 Uhr früh in Klagenfurt an und ich freute und sehnte mich schon auf unser Gespräch.
Um 9 Uhr, bekam ich einen Anruf von seiner Frau, die ganz verstört mitteilte, das mit meinem Bruder etwas passiert sei.
Meine Frau und ich fuhren daraufhin sofort ins Krankenhaus, wo uns mitgeteilt wurde, das mein Bruder einen schweren Schlaganfall erlitten hat.
Er ist rechtseitig gelähmt und er kann n i c h t m e h r s p r e c h en.
Bei unserem dritten Besuch am Abend, war er bei Bewusstsein. Er sah seine Frau, meine Frau und mich mit, meiner Meinung nach, großen und traurigen Augen, an und versuchte mit der linken Hand sich die Sonden und die Beatmungsmaske herunterzureissen.
Meinen großen starken Bruder in dieser Situation zu sehen, zerriss mir fast das Herz. Bis dahin, wußte ich nicht, das Augen reden können, ich hoffe, ihr wisst was ich meine, nämlich Wut und Traurigkeit auszudrücken.

Auf der neurologischen Intensivstation, wird natürlich alles menschenmögliche gemacht.
Ich ging hinüber auf die Lungenstation, wo er stationär gelegen ist, weil er so wahnsinnige Schmerzen im ganzen Körper hatte.
Der Bettnachbar erzählte dann, das er fröhlich war, geblödelt hat und plötzlich Kopfüber nach vorne gesackt sei!

Der Lungenarzt teilte mir dann mit, das sämtliche Behandlungen der Onkologie nach diesem Schlaganfall eingestellt sind.

Sein Kommentar auf die Frage nach einer Prognose erfolgte nur mit einem Achselzucken. Es schaut nicht gut aus, las ich aus seinem Gesichtsausdruck.

Ich werde mit meinem Bruder nnnnniiiieeeeee mehr reden können, wie sehr hätte ich mir das gewünscht.

Wenn ihr ein paar freundliche Worte für mich erübrigen könnt, bitte ich euch sie mir nicht vorzuenthalten, falls ich euch mit meinem Geschreibsel auf die Nerven gehe, ignoriert mich ganz einfach

Ganz liebe Grüße und Hoffnung an Alle

P.S.
Wie kann man schlafen, mit diesem traurigen Blick in den Augen meines Bruders! Es zerreisst mich ganz einfach schier

[heffermann0]

Hallo,

ich bekam gerade einen Anruf aus dem Krankenhaus, der Arzt meinte, der Schlaganfall war so stark, das man nichts mehr machen kann.
Die Behandlungen wurden eingestellt. Er kann jeden Moment einschlafen, es kann aber auch eine Woche dauern. Der Pfarrer ist auf dem Weg zu meinem Bruder.
Ich fahre jetzt ins Krankenhaus........

Liebe Grüße Gert

[MartinaNRW]

Hallo Gert,
Es tut mir so leid, dass es deinem Bruder so schlecht geht.
Du wolltest in der letzten Zeit seines Lebens bei ihm sein und da bist du ja auch. Er wird sich freuen, dass du ihn in dieser Zeit begleitest.
Sei einfach da! Auch kleine Brüder können einen beschützen!
Gruß
Martina

[Hope1935]

Hallo Gert,

es tut mir sehr leid, dass Du mit Deinem Bruder nicht mehr reden kannst. Aber er wird spüren, dass Du da bist.

Das mit den traurigen Augen kenne ich auch. Mein Vater hat auch Lungenkrebs und hat am Montag gesagt bekommen, ob er eine Chemo macht oder nicht, wäre egal. Seine Zeit wäre sehr sehr begrenzt. Tja, was soll er darauf sagen. Er hat mir gesagt, wo und wie er beerdigt werden möchte und versucht, stark zu sein, aber aus seine Augen kommt Angst, Panik und Traurigkeit. Und das verfolgt mich auch Tag und Nacht. Wie soll ich ihm da nur Mut machen?

Ich schicke Dir einfach mal ein Kraftpaket.

Liebe Grüße
Heike

[heffermann0]

Liebe Martina, liebe Heike,

danke, für eure tröstenden Worte. Sowas tut gut.

Ich schicke euch und allen anderen viel Kraft, denn das ganze Warten zermürbt einen unwahrscheinlich.
Der Kopf scheint einem zu zerspringen...

Tja, leider sind bei meinem Bruder keine Veränderungen aufgetreten.
Nachdem mein Bruder heute eine Salbung bekommen hat und wir gemeinsam gebetet haben, fühlten wir uns alle sehr ausgelaugt und fertig.

Mein Bruder hat davon nichts mehr mitbekommen. Der Arzt meinte, mein Bruder sei auf dem Weg über den Regenbogen und er sei schon mehr auf der anderen Seite, als wie hier.

Nun warten wir auf den "einen Anruf".


Liebe Grüße Gert

[Hope1935]

Lieber Gert,

es tut mir unendlich leid, dass bei Deinem Bruder keine Besserung eingetreten ist. Ich kann mir vorstellen, wie es Dir jetzt geht. Man hofft, dass das Telefon nicht geht, obwohl man weiß, dass der Anruf kommt.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft!

Traurige Grüße von Heike

[heffermann0]

Liebe Heike,

ich wünsche dir ein Wunder, obwohl, vielleicht, geht es unseren Lieben ja auf der anderen Seite des Regenbogens, doch besser.
Ich wünsche es ihnen...........

Liebe Grüße Gert

[kolibri]

hallo leute...ich weiß garnicht wo ich anfangen soll.

bei meiner mutter wurde vor etwa drei monaten lungenkrebs festgestellt.ein adenokarzinom mit multiplen metastasen in den knochen...chemo bekam sie schon drei von sechs und bestrahlungen auch schon, etwa 8, der starken schmerzern wegen.
alles verlief gut, der tumor in ihrer lumge besserte sich mit jeder chemo und in den letzten tagen ging es ihr auch den umständenentsprechend gut.
doch heute morgen erlitt sie einen "leichten", wie die ärzte sagen, Schlaganfall...und sie kann nicht sprechen und man kann sehen das die rechte seite etwas runterhängt.
und sie schaut wie ein kind das nicht weiß was passiert ist.das tut mir so leid, meine mutter, die ich gestern noch habe lachen sehen,so zu sehen
sie ist erst 41 jahre alt und schon einen schlaganfall?
ist das auf ihre erkrankung zurück zuführen?
wird sie je wieder sprechen können?
ich weiß nicht wie das alles weiter gehen soll?!
das kann´s doch jetzt nich gewesen sein.
kann mir jemand helfen der etwas ahnung hat?bitte

[heffermann0]

Hallo Kollibri,

ich kann sehr gut mit dir mitfühlen. Es tut mir so leid, für dich (euch), das es auch deine Mutter erwischt hat.
Die Ärzte, halten sich da sehr zurück, woher der Schlaganfall kommen könnte.
Ich weis es nicht!

Diese suchenden und traurigen wütenden verzweifelten und hilflosen Augen, verfolgen mich noch heute.
Ich habe meinen Bruder ganz einfach den Kopf gestreichelt, mit ihm ganz normal geredet und auch Kopf an Kopf und Wange an Wange geschmiegt und das hat ihm vielleicht, mir aber ganz sicher geholfen.

Der Arzt meinte, ob er mich erkannt hat, oder nicht, das kann man nicht genau sagen, ich glaubs halt.

Viel Kraft und das der Schlaganfall nur ein leichter ist,

wünsche ich dir mit lieben Grüßen

Gert

[beatex]

Lieber Gert,

Lange ist es nun her das ich hier gewesen bin,wie ich sehe warst du auch schon lange nicht mehr hier.
Ich frage mich natürlich wie es dir geht?
Ich hoffe das du den Verlust deines Bruders einigermassen überwunden hast...
Ich schreibe das so einfach hier,ich selber habe bis heute den Verlust meiner Mama nicht überwunden
Ich frage mich auch wann dieser Schmerz mal weniger wird?
Mir kommt es alles wie ein Böser traum vor,und ich möchte so gerne endlich aus diesen Traum aufwachen...
Ich würde mich freuen wieder etwas von dir zu lesen,damit ich weiß wie es dir geht.
Ich habe sehr oft an dich gedacht...
Liebe Grüße an dich und deiner Familie...

Beate