Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 17.12.2013, 18:20
Seeker Seeker ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.12.2013
Ort: Deutschland
Beiträge: 4
Standard Gefühle auf Achterbahnfahrt

Hallo liebe Community!

Ich lese nun seit ein paar Wochen hier mit und hab mich entschlossen meine Gedanken in selbstherapeutischer Absicht auch etwas mitzuschreiben & auch weiter mitzulesen und zu posten, ich bin so beeindruckt wie viele von euch mit dem Thema umgehen und wundere mich ob ich auch solche Kräfte entwickeln kann.

Ich hab in meiner Verwandschaft zwar schon einige liebe Menschen an Krebs verloren, aber da war ich "nur" ein Kind und meine Eltern haben mich eigentlich von den schlimmsten Dingen ziemlich abgeschirmt. Nun hat es aber meinen Schwager getroffen und ich hab das Gefühl ich wurde nun gleichzeitig in ein Krankheits- und Familiendrama geworfen & ich bin völlig überfordert.

Der Primärtumor wurde bei ihm leider sehr spät diagnostiziert und es haben sich schon mehrfach Metastasen gebildet, letzte Woche hat er mit der palliativen (ersten) Chemo begonnen. Eine Prognose will sein Arzt natürlich nicht abgebeben, aber die Befunde haben mich sehr bestürzt. Meinem Mann und meiner Schwiegermutter hab ich das nicht gesagt, sie haben das noch gar nicht ganz verstanden wie schlimm es eigentlich ist (eh klar, sind natürlich ohnehin hinüber).

Ich möchte meinen Mann unterstützen auf dem die ganze Last liegt, die Schwiegermutter verkraftet es gar nicht (verständlich) und sucht bei allen und allem die Schuld (das Krankenhaus, die Ärzte, die Zusatzsstoffe in Nahrungsmitteln, meinem Mann,...) & die Situation ist somit nicht leicht. Mein Schwager ist zwar im Moment noch recht gefasst, aber ich weiß auch nicht wie ich ihm helfen kann, außer über Weihnachten gemeinsam Zeit zu verbringen und so gut es geht für Stimmung zu sorgen & zuzuhören wenn er sprechen möchte etc..

& vor allem hab ich Angst, dass ich dem ganzen psychisch nicht gewachsen bin und für meine Lieben nicht so da sein kann wie ich es möchte und wie sie es verdienen. Vor meinem Mann mach ich natürlich auf stark und positiv und versuche ihn zu trösten da er seinem Bruder sehr sehr nahe steht, aber innerlich ist es ganz anders... .
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 17.12.2013, 19:31
Benutzerbild von little_mermaid
little_mermaid little_mermaid ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.02.2013
Beiträge: 98
Standard AW: Gefühle auf Achterbahnfahrt

Hallo Seeker,

auch dir eine Willkommen hier, auch wenn ich mich immer blöd fühle, das zu schreiben. Sicherlich wäre es auch dir lieber, dass du dieses Forum nie hättest besuchen müssen.

Für die Zeit die eurer Familie bevorsteht kann ich nur viel Kraft wünschen. Gib allen Beteiligten die Zeit, sich erstmal ein wenig zu sortieren. Wichtig ist, dass du bei allem stützen deiner Lieben dich selbst nicht ganz aus den Augen verlierst. Such dir auch Unterstützung außerhalb der Familie, wenn du das Gefühl hast mit jemand anders reden zu müssen, als mit direkt Betroffenen. Ansonsten kann dich so eine Zeit psychisch, physisch und emotional völlig auslaugen.

Alles Gute, halte uns auf dem Laufenden, wenn du möchtest.
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!!

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 20.12.2013, 21:19
Sybille1961 Sybille1961 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 29.11.2013
Beiträge: 7
Standard AW: Gefühle auf Achterbahnfahrt

Liebe Seeker,
es tut mir leid, dass die schlimme Diagnose deines Schwagers euer Leben überschattet. Erst einmal wünsche ich dir und allen Angehörigen viel Kraft und einfühlsame und professionell sehr gute Helfer.
Etwas, was du geschrieben hast, hat mich nachdenklich gestimmt. Du schreibst, dass du deine Gefühle und Gedanken nicht mit deinem Mann teilst. ich schreibe hier zwar als Angehörige, habe aber auch beruflich mit dem Sterben zu tun. In meiner beruflichen Erfahrung habe ich es oft erlebt, dass alle Familienangehörigen einander schonen möchten und ihre Ängste und Sorgen bezüglich der Schwere der Erkrankung vor einander verschweigen. Das mag kurzfristig entlasten. Meiner Erfahrung nach schwächt es aber die Beziehungen. Das ist ungünstig, denn es sind die vertrauensvollen und nahen Beziehungen, die durch die schwere Zeit tragen. Zudem ist es meist unsinnig, da jeder das Internet befragt und dann einsam mit seinem "Wissen" ist. Natürlich hat nicht jeder immer die Kraft sich mit belastenden "Wahrheiten" zu konfrontieren. Jeder braucht da seine Zeit und hat seinen eigenen Umgang. Vielleicht magst du dazu einen interessanten Artikel lesen?

http://www.abschied-begleiten.de/sch...keit/#more-222

Auch was deinen Schwager angeht ist es vielleicht besser zurückhaltend mit dem Versuch zu sein, ihn zu trösten oder aufzumuntern. Erkrankte bekommen durch gut gemeinte "Beschwichtigungen" manchmal den Eindruck, die Verwandten können das schwere Schicksal und die Gefühle des Erkrankten nicht aushalten. Das kann ein Gefühl von Einsamkeit auslösen und einen inneren Rückzug bewirken. Meiner Erfahrung nach ist das bloße da sein, ohne irgend etwas tröstliches zu sagen oder rat zu haben am "hilfreichsten".

Es ist ganz lieb von dir, dass du an alle denkst und unterstützen möchtest. Aber auch du kannst dich unterstützen lassen. Ich habe gelernt: Der Tod wiegt zu schwer, als das er auf zwei Schultern passt.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 16:14 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55