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  #601  
Alt 08.08.2008, 09:00
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Guten Morgen, ihr alle ...
Ich "gehöre" ja auch zur Überschrift, weil meine Mutter 12 Jahre nach ihrem mit viel Glück und Durchhaltevermögen (angeblich metastasenfrei) überstandenen Mundbodenkrebs nun einen nach "HA-Übersetzung" extrem bösartigen Lungentumor hat. Ich weiß nicht, wohin mit meinen Sorgen und Ängsten, weil mein Vater schlecht drüber sprechen kann, meine Mutter bisher noch erfolgreich verdrängt und mein Mann dem Ganzen auch recht hilflos gegenüber steht ...

Ich lese mich jetzt hier erst mal durch verschiedenen Threads - ich habe dieses Forum ja erst vorgestern gefunden ...

Was ich dort erfahre, ist für mich im Moment enorm zwiespältig - einerseits machen mir die "Schreckensberichte" furchtbare Angst vor dem, was auch meine Eltern, aber auch auf mich als einziges Kind, zukommen wird. Es ist bei euch alles so konkret, sehr direkt ... Vermutlich muss man so aber damit umgehen. Andererseits bekommt man hier aber wohl unglaublich viel Unterstützung von Menschen, die wissen, wovon sie sprechen - nicht das übliche betretene Schweigen, wenn man die Krankheit erwähnt oder das nicht weniger nervige "Das wird schon wieder, Kopf hoch ..."

Ich kenne z. B. Lissi und Peter (noch) nicht (näher), aber ich wünsche euch beiden trotzdem von Herzen alles Gute. Für mich wäre es das Schlimmste, das ich mir vorstellen kann, dass eins meiner Kinder oder mein Mann so schwer erkranken könnten und ich dabei hilflos zusehen müsste.

Vermutlich werde ich über viele Schicksale lesen, die meine eigenen Sorgen zumindest vorübergehend zurückdrängen werden ...

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende - ist vielleicht eine blöde Floskel, wenn ja, dann tut es mir leid, falls ich damit jemanden kränken sollte.

Herzliche Grüße,
Karin
  #602  
Alt 08.08.2008, 10:02
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Karin,

es tut mir leid dass Du den Weg hierher suchen musstest, dennoch denke ich, Du bist hier gut aufgehoben.

Wie es Dir ergeht - dass Du die Beiträge hier als zwiespältig; einerseits Geborgenheit und andererseits Angst machend - empfindest ist völlig normal. Hast Du die Möglichkeit, genaueres über den Tumor Deiner Mam reinzuschreiben? Vielleicht die genaue Klassifizierung aus dem Befund?

Du bist ganz sicher niemandem zu nahe getreten. Wir alle kennen hier die Hilflosigkeit die in Dir wütet. Mach Dir keine Sorgen darüber.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #603  
Alt 08.08.2008, 10:04
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MichaelaBs MichaelaBs ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Zitat:
Zitat von Summer 175 Beitrag anzeigen
Ich lese mich jetzt hier erst mal durch verschiedenen Threads - ich habe dieses Forum ja erst vorgestern gefunden ...

Was ich dort erfahre, ist für mich im Moment enorm zwiespältig - einerseits machen mir die "Schreckensberichte" furchtbare Angst vor dem, was auch meine Eltern, aber auch auf mich als einziges Kind, zukommen wird. Es ist bei euch alles so konkret, sehr direkt ... Vermutlich muss man so aber damit umgehen. Andererseits bekommt man hier aber wohl unglaublich viel Unterstützung von Menschen, die wissen, wovon sie sprechen - nicht das übliche betretene Schweigen, wenn man die Krankheit erwähnt oder das nicht weniger nervige "Das wird schon wieder, Kopf hoch ..."

Vermutlich werde ich über viele Schicksale lesen, die meine eigenen Sorgen zumindest vorübergehend zurückdrängen werden ...
Herzliche Grüße,
Karin
Liebe Karin,
ich bin selbst betroffen, kann aber auch Deine Ängste und Sorgen nachfühlen, da meine Eltern ebenfalls betroffen sind/waren.
Wenn ich "herzlich willkommen hier" schreibe, mag es befremdend wirken, aber wie Du schon selbst gemerkt hast, hier sind viele sehr liebe und hilfreiche Menschen im Forum, die sogar mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sie selbst gerade einen Verlust erlitten haben.
Mitunter, und das ist auch normal, gehen die Befindlichkeiten von Betroffenen und Angehörigen (weit) auseinander, aber auch das ist normal. Wer nicht selbst krank ist, hat andere Sorgen, andere Ängste. Wie heisst es so schön in einem Gedicht: ..."vor dem eigenen Tod ist mir nicht bang, nur vor dem Sterben anderer, die mir nah sind"...

Mit dem "Schönes Wochenende" wusste ich anfänglich auch nicht so recht,ob ich es wünschen darf. Heute sage ich, ja natürlich, ich wünsche auch hier ein gutes/schönes/erträgliches Wochenende, Kraft zum Auftanken, Luft holen, Entspannen, Ausruhen.

Liebe Grüße an alle, besonders natürlich an Lissi und Peter.
Michaela
  #604  
Alt 08.08.2008, 15:09
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Bibi und Michaela!
Vielen Dank - es tut mir sehr gut zu wissen, wohin mit meinen Ängsten, Sorgen ...
Es dauert ja noch 10 Tage, bis meine Eltern - hoffentlich - den endgültigen Befund und die dazugehörige Therapieempfehlung bekommen - für mich jetzt eine Ewigkeit. Mein Vater beruhigt sich damit, dass es wohl nicht wirklich eilt, also so schlimm nicht sein kann - ich sehe das eher gegenteilig, weil der Tumor mit 7 x 10 cm ja wirklich sehr groß ist, anscheinend am Rippenbogen "klebt" und wohl auch schon in Bronchien und Knochen gestreut hat. Ich habe einfach die Befürchtung, dass nur noch palliativ behandelt werden kann - kann das aber natürlich meinen Eltern nicht sagen, weiß auch nicht, ob ich sie jetzt in ihren Hoffnungen bestärken soll ... Ich versuche dann immer, nicht näher drauf einzugehen und das Thema zu wechseln - ist natürlich auch nicht das Wahre, aber die Situation ist einfach zu neu für mich.

Ich denke, dass ich vielleicht eher damit zurechtkomme, wenn konkrete Fakten über das Tumorstadium und die Therapiemöglichkeiten (vordergründig erst mal egal, ob curativ oder palliativ - Hauptsache, es passiert überhaupt was ...) vorliegen. Ich schwanke jetzt eben immer zwischen "vielleicht doch nicht ganz so schlimm, wie's aussieht" (obwohl's auf dem Röntgenbild vor fünf Wochen schon wirklich schlimm aussah, und der Tumor sich wahrscheinlich noch weiter ausgedehnt hat) und der Angst vor dem Super-GAU, meiner Mutter beim Sterben zusehen zu müssen und meinem Vater nichts abnehmen zu können ....

Aber es hilft mir schon viel, dass es anderen Angehörigen auch so geht, dass meine Reaktion wohl "normal" sind ...
Habt vielen Dank,
Karin
  #605  
Alt 08.08.2008, 18:53
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Hallo Ihr Lieben,
bin wieder im Netz und hoffe das bleibt nun auch länger so.Könnt Ihr Euch vorstellen wie schrecklich das ist nicht hier rein zu können???Der reinste Horror.Vor lauter Wut hätte ich heulen können und habe bei dieser Gelegenheit festgestellt das ich in letzter Zeit so ziemlich nahe am Wasser gebaut habe.
Bei uns ist alles beim "alten" sprich nicht besser aber auch nicht schlechter, wofür ich schon mal unendlich dankbar bin.Habe heute auch die Zeit gefunden zu meinen hochgeachtet Akupunkturarzt zufahren,der nun die leidige Nervgeschichte im Schulter und Rückenbereich behandelt.Hätte eigentlich schon viel früher seine Hilfe in Anspruch nehmen sollen,aber die lästige Fahrerei,hin und zurück 120km,dass ging vorher nicht in unseren Zeitplan.Er hat sich wie immer sehr viel Zeit für die Anamnese genommen und natürlich haben wir in diesem Zusammenhang auch über Peters Erkrankung gesprochen.Seine Tipp war noch zusätzlich hochdosiertes Vitamin C zugeben,da gerade bei Lungenkrebs Vitamin C sehr schnell abgebaut,sprich verbraucht ist,am besten wäre es im Wechsel mit Selen zunehme.Werde mich mal versuchen schlauer zumachen,Selen hatte ja schon Christel empfohlen und ich hatte es auch schon besorgt,nur Göga wollte nicht noch ne Pille zusätzlich schlucken.Schauen wir mal.

Liebe Karin,
auch Dich möchte ich erstmal ganz fest in den Arm nehme und Dir Hallo sagen.Glaube mir Dein momentaner Zustand ist mir gut vertraut und auch heute noch kommen oft die Ängste hoch,aber Du kannst sicher sein das hier immer jemand für Dich da ist,zu jeder Zeit und das hilft schon ganz ungemein.Lass alle Deine Sorgen und Deinen Kummer hier und Du wirst merken das es besser geht.Die Warterei ist so ziemlich das schrecklichste mit bei allen Untersuchungen,aber das kennst Du sicher aus der Vorerkrankung Deiner Mutter.Das hier alles so konkret und direkt angesprochen wird mag am Anfang erschrecken,ich fand es aber von Anfang an hilfreich,den das:es wird schon wieder und das Leben geht weiter usw.,das waren Reaktionen im realen Leben die mir nicht geholfen haben.Ich habe am Anfang nur hier bei Betroffenen still mit gelesen,das gab mir Mut und Kraft in dieser Zeit nicht den Kopf zu verlieren,obwohl ich gerade hier rein kam als Ulla ihre Reise ins Regenbogenland antrat.Wenn Du mal viel Zeit hast,oder wie ich oft Nachts nicht schlafen kannst,dann lese mal in Ullas Thread"Glück im Unglück"und Du wirst spüren was für eine Kraft davon ausgeht,heute noch.
Ach und das mit dem Palliativ,Peter wird auch palliativ behandelt,sollte Dich nicht schrecken,es werden so viele Krankheiten "nur" palliativ behandelt,zum Beispiel Diabetes,Bluthochdruck,Rheuma usw.usw.und da denkt doch auch keiner an den Super-Gau,oder??
Ich bin froh das Du den Weg hierher gefunden hast und freue mich Dich bald wieder zu lesen.Ich wünsche auch Dir ein gutes WE,versuche Dein Kopfkino etwas abzuschalten,mache was nettes.

LG Lissi
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Geändert von Lissi 2 (08.08.2008 um 19:04 Uhr)
  #606  
Alt 08.08.2008, 21:16
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen


Mann bin ich froh, da ist sie wieder, die gute Lissi... Selen und Vitamin C las ich schon mehrfach, Annika informiert sich glaube ich gerade auch über die Vit C Wirkung, sie hat auch den gleichen Wink von einem Doc erhalten. Vielleicht kann sie Dir mehr dazu sagen.

Was die zusätzliche Tablette angeht, das ist bei meiner Mom genauso, naja, kann ich auch nachvollziehen. Gibst Du bitte Bescheid wenn Du stichhaltiges zum Vit C weißt? Der Mann meiner Mutter macht ihr jeden (!!!) morgen einen frisch gepressten Saft aus ganz viel verschiedenen Früchten. Ist ganz schön viel Arbeit, war aber auch der einzige Weg, meine Mom von zusätzlichen Vit C zu überzeugen. Finde ich toll dass er das macht.
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  #607  
Alt 08.08.2008, 22:25
Engel07 Engel07 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi
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wenn über Deinem Dach dunkle Wolken stehen.
  #608  
Alt 09.08.2008, 11:41
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi!
Hab vielen Dank für deine ermunternden Worte - wie kann jemand, der selbst soviel Sorgen hat wie du, noch für andere da sein? Wie schafft man so etwas????

Was mich im Moment so ängstigt, irritiert, verunsichert - das ist diese elende Warterei auf Ergebnisse ... Vor 12 Jahren war das alles ganz anders: meine Mutter ist nach einem Jahr (!!!!) andauernder Halsschmerzen und Schluckbeschwerden (wofür gibt's denn Dobendan & Co.?) endlich mal zum HA gegangen, der hat eine Art "Geschwür" entdeckt, das war an einem Freitag (weiß ich noch wie heute ..) und dann ging alles sehr schnell! Montag Untersuchung in der Uniklinik mit sofortiger Gewebeentnahme, Dienstag der Bescheid "bösartig" und eine gute Woche später schon die erste OP ...
Und jetzt zieht sich das alles so hin - der erste Verdacht ("Schatten" auf der Lunge) schon am 10. Juni (!), erst vier Wochen später (!) dann über den HA ein erster Termin in der Uni, über zwei Wochen verteilt fünf verschiedene Untersuchungen, wieder Abwarten, Nachfragen beim HA nach Befunden (dabei haben meine Eltern durch Zufall erfahren, dass sie am nächsten Tag einen Termin in der Uni hätten - der Brief an sie ist dort im Sekretariat liegen geblieben) und jetzt noch mal bis übernächsten Montag warten ... Das wären vom ersten Verdacht (im Nachhinein meinte der HA, der häufige Schluckauf sei schon verdächtig gewesen ....) bis zur hoffentlich gesicherten Diagnose genau 10 Wochen - bei einem Lungenkrebs erscheint mir das unendlich lange ...

Ich wünsche dir, liebe Lissi, und auch allen anderen hier, ein Wochenende voller guter Gefühle, vielleicht sogar eins mit Sternstunden - das Wort "schön" erscheint mir einfach zu abgegriffen, zu pauschal ...
Herzliche Grüße,
Karin



edit um 13.45 Uhr:
Ich schäme mich - bin aber zugleich unglaublich wütend ...
Ich hatte einen ziemlichen Disput mit meinen Eltern. Es ging darum, dass ich meinen Eltern geraten habe, am Montag eine Liste der von meiner Mutter genommenen Medikamente (hat ja Diabetes, Bluthochdruck, Schilddrüsenprobleme, Schlafstörungen usw.) mit in die Uni zu nehmen. Ich denke mir, dass einige davon vielleicht Wechselwirkungen mit möglichen Krebs"medikamenten" zeigen könnten. Darauf zeigte mir meine Mutter eine Liste und ich stellte fest, dass ihre "Schlaftropfen" (mit dieser Bezeichnung angeblich von einer Nervenärztin verordnet - Wiederholungsrezept gibt's problemlos: anrufen, abholen, fertig - die Ärztin sieht meine Mutter so gut wie nie ...) darauf fehlten. Diese Schlaftropfen bekommt meine Mutter schon seit zwei oder drei Jahren und ist davon absolut abhängig. Es handelt sich um Trimipramin, ein klassisches Antidepressivum, aus der Familie der Benzdiazepine - was meine Mutter aber vehement abstreitet - "das ist nur, weil ich so schlecht schlafe ..." Sie hat mir die Dinger übrigens auch schon großzügig angeboten, wenn ich mal nicht gut schlafen könne ... Und abhängig sei sie davon ja üüüüberhaupt nicht (die Diskussion hatten wir vor einer Untersuchung kürzlich schon mal, wo wegen einer Narkose sämtliche Medikamente angegeben werden mussten) - aber sie hat immer zwei Flaschen davon im Haus, falls mal eine runterfällt, und sie vielleicht nicht am gleichen Tag ein neues Rezept bekommen könne ... Und jetzt meinte meine Mutter, sie würde von diesen Tropfen in der Uni sowieso nichts sagen - hintennach würden sie ihr die vielleicht auch noch wegnehmen .... Was soll ich da nur machen???? Ich hab sowieso Probleme mit dem sorglosen Umgang meiner Eltern mit Medikamenten - da werden gern mal die Dosen "modifiziert" (sehr empfehlenswert gerade bei Bluthochdruck und Diabetes ...), das Ganze in Kombination mit Alkohol genommen ("... ist doch nur Sekt, sowas meinen die in dem Beipackzettel doch gar nicht ..." - aber eine Flasche am Tag ist für meine Mutter ja das Mininum ...) usw. Ich muss dazu sagen, dass diese Suchtproblematik (mit einer kleinen "Auszeit") schon seit Jahrzehnten besteht. Als 12jährige fand ich nachts meine Mutter bewusstlos vor ihrem Bett (mein Vater war da auf Auslandsmontage), ich musste mich um alles kümmern, bis mein Vater am übernächsten Tag heimkommen konnte. Sie wurde am nächsten Morgen (wie ich heute weiß, wegen Entzugserscheinungen, nicht wegen Bettenmangel ...) vom Krankenhaus in eine psychiatrische Klinik verlegt und zwei Tage später entgegen ausdrücklichem ärztlichem Rat auf ebenso ausdrückliche Forderung meines Vaters hin auf eigene Verantwortung entlassen. Wie ich einige Jahre später herausfand, hatte sie sich bei ihrem abendlichen "Gute-Nacht-Schluck" vergriffen und statt 2 Tabletten Valium 3 genommen, das mit Bier hinuntergespült. Sie hatte sich von einem Arzt zum Schlafen Valium verschreiben lassen, von einem anderen "zum Wachwerden" Aufputschmittel - jeweils mit Bier ... Ihr kennt sicher den blöden Spruch "Sieben Pils sind auch ein Schnitzel ..." - so ungefähr war's in meiner Kindheit ... Meine Mutter hat dann nach dem Schock psychiatrische Klinik ein paar Jahre - soweit ich es mitbekommen habe - Alkohol vermieden, aber es war leider nicht von Dauer. Mein Vater - wohl in trauter Eintracht co-abhängig - trägt das mit und verharmlost es auch noch. Die Frage nach regelmäßigem Alkoholkonsum in Narkosefragebogen wurden verneint - mit der Begründung "Das kannst du doch da nicht ankreuzen - die Ärzte denken ja noch, deine Mutter säuft ...". Dass sich Alkoholgenuss - vor allem in Kombination mit Diazepam & Co. - auf die Narkose auswirken kann, konnte ich keinem von beiden begreiflich machen. Und es handelt sich ja nicht mal um ein Gläschen Rotwein zum guten Essen, sondern - wenn ich das bei 11 % Alkohol und 0,75 Liter Sekt pro Tag richtig gerechnet habe - um gut und gerne 80 g reinen Alkohol pro Tag ....

Jetzt schwanke ich zwischen meinen Befürchtungen, dass sich das negativ auf die Behandlung auswirken könnte, und meinem Zorn über soviel Unvernunft und dem Wunsch, einfach denken zu können "...was soll's? Sie sind ja schließlich erwachsen ..." - und dem Gedanken, ob man den jetzt überhaupt noch was verbieten oder kritisieren sollte ....
Kennt ihr sowas auch? Ist das normal?
Und sollte ich mich da irgendwie einmischen? Zum Beratungsgespräch würde ich gern mitfahren, aber meine Eltern halten es nicht für nötig - vielleicht fürchten sie aber auch, ich könnte die eine oder andere Frage stellen? Mich hinter den HA klemmen, hat wohl keinen Sinn - zu einem Allgemeinmediziner, der auf eigene Faust den vom Kardiologen verordneten Betablocker gegen einen ACE-Hemmer austauscht ("Probieren Sie mal die, vielleicht kommen Sie damit besser zurecht ..."), habe ich nicht allzuviel Vertrauen - abgesehen davon, dass er mir ja ohnehin nichts erzählen dürfte ...

Ich zähle schon die Tage, bis wir in vier Wochen für ein paar Tage zum Bergwandern fahren - ich möchte im Moment nur weg hier, außer Mann und Hund keinen um mich haben, die Natur genießen und an nichts Böses denken müssen ....

Vielen Dank schon jetzt,
Karin

Geändert von Summer 175 (09.08.2008 um 15:33 Uhr) Grund: ich schäme mich .... und bin noch hilfloser ....
  #609  
Alt 10.08.2008, 08:27
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Karin,
ich mache nun schon den dritten oder vierten Versuch Dir zuschreiben,Deiner verletzten Seele zusagen das Du nicht mehr die kleine zwölfjährige Karin bist die soviel,nein zuviel aufgebürdet kriegt.Nein Karin,leg die Verantwortung für das Suchtverhalten Deiner Eltern ab,die hast Du damals nicht tragen können und heute geht das auch nicht.Die kleine Karin konnte nicht nein sagen,aber heute geht das und nicht mit Scham,liebe Karin für was bitte solltest Du Dich schämen? Deine Wut kann ich verstehen,aber nicht die Scham.Deine Wut ist die verletzte Liebe zu Deinen Eltern,nur sollte Dir bewusst sein das sie wirklich für ihr Leben selbstverantwortlich sind.Du kannst signalisieren das Du für sie da bist,sie unterstützen willst wenn sie das zulassen aber auch nur dann.Ich weiß das tut sehr weh so machtlos zuzusehen wie ein naher Mensch mit seinem Leben so leichtfertig umgeht,aber denke bitte immer daran,sie sind alt genug die Verantwortung dafür selber zutragen,auch jetzt,auch mit dieser Krankheit.Du hast schon das möglichste getan und ihnen gesagt wie schädlich das alles zusammen sein kann,mehr liebe Karin geht nicht,leider.Wenn sie nicht wollen das Du zum Beratungsgespräch mit gehst,dann wirst Du das nicht ändern können und Du weißt auch warum sie das nicht wollen,das ist nun auch leider sehr typisch für das Suchtverhalten.Bitte liebe Karin,ich weiß das Du alles für deine Eltern aus Liebe heraus tun möchtest,sei für sie da wenn sie es wünschen,aber halte Dich zurück solange sie Dich so raushalten wollen.Es tut mir so leid das Du so traurig und verzweifelt bist und ich wünschte ich könnte Dir besser helfen als mit einpaar Worten hier,versuche kleine Inseln in Deinem Leben in dieser so schrecklich belasteten Zeit zu finden,lass nicht zu das dieses Verhalten Deiner Eltern Dein Leben so traurig macht.Denke bitte auch an Dich,Du wirst noch viel Kraft benötigen für diesen schweren,steinigen Weg.

LG Lissi
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  #610  
Alt 10.08.2008, 11:33
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi!
Ich lese deine Sätze jetzt schon zum drittenmal - zum einen machen sie mich traurig, weil sie mir im wahrsten Sinne meine Hilf-Losigkeit deutlich machen, aber (was für mich noch viel wichtiger ist) sie geben mir auch das Gefühl, nicht zu versagen. Ich denke, du verstehst, was ich meine - ich weiß nicht, wie ich's besser ausdrücken soll ...

Mir ist beim Lesen klar geworden, dass ich mich wohl wirklich in gewisser Weise abgrenzen muss - mich nicht mehr verantwortlich für meine (eigentlich erwachsenen) Eltern fühlen darf, um nicht selbst unter die Räder zu kommen. Und auch meinen Mann belaste ich ja zusätzlich damit, weil er mir so gern helfen würde, aber es eigentlich nicht kann - außer für mich da zu sein (ich sollte ihm wohl häufiger sagen, wie wichtig das für mich ist ...).

Was mich aber verwundert, ist, dass ich hier schreiben kann, was ich noch nie jemanden erzählen konnte - selbst mein Mann weiß nicht alles aus meiner Kindheit; ich hab Angst, dass sich das vielleicht auf das Verhältnis zu meinen Eltern auswirken könnte - er empfindet vor allem meine Mutter in den letzten Jahren sowieso als äußerst schwierig, muss sich oft zurückhalten, um nicht die passenden Antworten zu geben ... Aber nachdem ich über all das geschrieben habe, kommt es mir vor, als hätte ich wirklich Ballast abgeworfen ...

Ich sollte mir wohl auch den Satz "Herr, gib mir den Mut, Dinge zu ändern, und die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann - und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden" an den Spiegel hängen.

Es wird für mich schon schwer werden, mich zurückzuhalten - aber es geht ja nicht nur um mich, die letztlich sinn- und nutzlosen Diskussionen helfen ja meinen Eltern auch nicht ...

Ich war immer so stolz auf mich, dass ich unsere Kinder beim Erwachsenwerden loslassen konnte - warum fällt mir das bei meinen Eltern dann so schwer ...

Ich wünsche dir alles Gute, und danke dir von Herzen!
Karin
  #611  
Alt 10.08.2008, 17:45
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Karin,
ich hab gewusst das Dich meine Zeilen traurig machen würden,aus diesem Grunde fiel es mir auch so schwer und so ganz war und bin ich mit dem letzten Versuch auch nicht glücklich.Ich wollte Dir eigentlich nur sagen,dass Du die Antworten auf deine Fragen schon kennst,sie in Dir trägst,Dich nur nicht traust sie auszusprechen.Es ist so schwer aus einer Rolle die man schon als Kind aufgebürdet bekam heraus zutreten,aber diese Stunde kommt unweigerlich in der man erkennen muss,ich will und kann diese Verantwortung nicht mehr tragen.Das ist richtig und gut so,außerdem gesund.Und das Du eine gesunde Einstellung zum Leben hast das zeigen Deine Sätze doch sehr deutlich,Du merkst das es Dir und Deinem Mann auf dauer nicht gut tun kann.Es gibt viel was man tun und nachholen kann,wenn einem die sogenannte sorglose Kindheit versagt wurde.Dreierlei sollte man allerdings nie tun:
-sich an schlimme Dinge gewöhnen und sie für immer als gegeben hinnehmen.
-in Selbstmitleid fallen.Wenn man die Dinge positiv sieht,hat man viel gelernt,und sei es auch nur,wie man es selber nicht machen sollte.
-sich nicht darauf verlassen,dass man einen Partner findet,der einen"glücklich machen soll".Damit wäre jede Partnerschaft überfordert.Das Glück das man mit dem verstehenden,liebenden Partner erfährt,ist wie ein Pflaster,aber die Genesung muss von einem selber,von innen heraus kommen.
Und aus Deinen Worten schließe ich das Du schon ganz weit auf diesem Weg bist,trau Dich weiter zugehen,such Dir Hilfe,nimm jede"Krücke"an und sei stolz auf das was Du bis zum heutigen Tage geschafft hast.Sag nie ich war stolz...,sag lieber ich bin stolz...
Weißt Du liebe Karin,wer tiefes Leid erlebt und heftigen Schmerz durchlitten hat,kann irgendwann sagen,was Leid und Schmerz ihn gelehrt haben.Man weiß mehr über das Leben als die,die immer auf der Sonnenseite waren!Man hat hat die dunklen Seiten des Lebens kennen gelernt,und hat sie überstanden,und das alleine sollte einem ein Gefühl des Stolzes und der Stärke geben.Aber der alte Schmerz muss in Gegenwart und Zukunft der Vergangenheit angehören,nur so kann die Seele gesunden.Lass ihn an die Oberfläche,bearbeite ihn(mit Hilfen auch von außen) und wandel ihn um,dann erst hast Du seine Signale verstanden,lässt das Leiden nach.Man darf es nicht zulassen das dieser Schmerz einen bis ans Ende aller Tage beeinflusst.Deine Gefühle im Hier und Jetzt bestimmen die Qualität Deines Lebens.Verwandele Deinen Schmerz in Stolz und geh damit den letzten entscheidenden Schritt in ein gesundes,zufriedenes Leben.
Mein Wahlspruch ist:Was mich nicht unterkriegt,macht mich stärker,und wichtiger als ein Sieg ist es,nach Niederlagen wieder aufzustehen.
Ich weiß,leichter gesagt als getan,aber wer sagt,dass man nicht immer weiter üben darf.Ich für meine Wenigkeit übe fast jeden Tag.

Nun habe ich schon wieder einen Roman geschrieben,ich hoffe Du verzeihst,aber es ist mir wichtig das Du weißt es sind nicht nur oberflächliche Sprüche und ich hoffe sehr das Du mich ein klein wenig verstehst,einiges erkennst und das Du Deinen Weg gehst,auch wenn er noch sehr schwer und steinig werden wird.Wir sind hier für Dich da.

LG Lissi
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  #612  
Alt 10.08.2008, 17:52
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,
wunderbare Worte, die ich aus eigener Erfahrung nur unterstützen kann.
Hoffe, es geht Euch einigermaßen gut. Ein schönen Restsonntag noch und einen ganz dicken
Mapa
  #613  
Alt 10.08.2008, 17:59
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Zitat:
Zitat von Mapa Beitrag anzeigen
Liebe Lissi,
wunderbare Worte, die ich aus eigener Erfahrung nur unterstützen kann.
Hoffe, es geht Euch einigermaßen gut. Ein schönen Restsonntag noch und einen ganz dicken
Mapa

Das kann ich nur unterstreichen - "wunderbar" ist gar kein Ausdruck dafür - auch, wenn manche Sätze traurig machen, sind sie sehr hilfreich.
Herzlichen Dank, Lissi!
Karin
  #614  
Alt 11.08.2008, 19:27
östel östel ist offline
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Standard AW: Neu und Angstbeladen

Liebe Lissi,nennst Du mir noch mal den Namen des Morphins das Peter nimmt und welches weniger Darmprobleme bereitet?

Euch alles Liebe. regina
  #615  
Alt 11.08.2008, 19:35
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Liebe Regina,
das Mittel heißt Targin,Peter bekommt es in der Stärke 10/5mg als Retardtablette.Probleme mit der Verdauung sind selten und wenn dann hilft dieser Indische Flohsamen von dem ich schon mal geschrieben habe.
Hoffe ich konnte Dir weiter helfen.Traue mich fast nicht Dich zu fragen wie es Dir geht und schicke Dir ein dickes Kraftpaket rüber und ganz viele liebe Gedanken
LG Lissi
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