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  #1  
Alt 08.11.2003, 23:43
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Standard Hoffnung oder nicht?

Ich beobachte seit einiger Zeit das Forum und möchte kurz oder auch lang etwas schildern: mein Stiefvater ist am 7.9.2003 lt. der Diagnose am kleinzelligen Bronchialkarzinom verstorben. Es liegen 1 1/2 Jahre der Hoffnung oder eben Nicht Hoffnung hinter uns allen. Zeiten, die gut, erträglich, nicht gut oder unerträglich waren. Nun ist er nicht mehr auf dieser Erde. Ich habe versucht, in diesem Forum Antwort zu finden, ob irgendetwas oder irgendwer ihm hätte helfen können. Nun bin ich schlussendlich zu der Erkenntniss gekommen: nein. Der Einzige, der hätte helfen können, wäre er selbst gewesen! Ich mache mir immer noch Vorwürfe, weil ich ihn gedrängt habe, sich zu bewegen, etwas zu unternehmen, sich nicht hängen zu lassen, positiv zu denken. Aber all dies war ihm nicht möglich. Vorbelastet durch Stoffwechselbedingte Depressionen (mit Attacken, die 2 Jahre angehalten haben), sah er das Leben nur negativ. Bei schönem Sonnenwetter kam der Kommentar: ja. Aber morgen wird es bestimmt schlecht! Und viele Beispiele mehr. Damit möchte ich allen Lesern, ob direkt oder indirekt betroffen eigentlich nur mitteilen, dass es bestimmt eine grosse Hilfe sein kann und ist: POSITIV DENKEN HILFT! KÄMPFEN HILFT NOCH MEHR!!! Und all denen, die nicht wissen, wie sie kleinen Kindern vermitteln sollen, dass ein Angehöriger sterben wird: lasst es sein. Unsere Kinder (Opa's Enkel, 3 und 5 Jahre alt) haben zwar gewusst, dass er krank ist, aber wir haben erst jetzt nach dem Ende erklärt, dass der Opa nicht mehr auf dieser Erde ist. Keine Hoffnung, dass er wieder zurückkommt und schon hatte jedes Kind ein Bild vor Augen: unser Sohn Joshua behauptet, dass Opa mit dem Raumschiff im All unterwegs ist und unsere Tochter Jil meint, dass wäre Unsinn, denn Opa würde im Himmel mit dem Fahrrad fahren. Wir haben den Kindern das Grab gezeigt und ihnen erklärt, dass dies ein Ort des Gedenkens an ihren Opa ist. D.h., wenn sie dem Opa ein Bild malen wollen, dann können sie dies machen und wir legen es dann auf den Friedhof. Sie haben es akzeptiert und leben damit. An alle liebe Grüsse. Ich denke an Euch und bitte denkt daran: DIE HOFFNUNG AUFGEBEN IST DER ERSTE SCHRITT INS GRAB!!!!

Bee
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  #2  
Alt 09.11.2003, 04:37
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Standard Hoffnung oder nicht?

...bis auf den threadtitel -oder nicht - finde ich deine stellungnahme selten gut gelungen.
du scheinst es verstanden zu haben:-)

mfg
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  #3  
Alt 09.11.2003, 23:13
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Standard Hoffnung oder nicht?

Hallo wksch!

Danke für Deine Stellungnahme. Ich habe den Titel so gewählt, da "Hoffnung oder nicht" manchmal vielleicht den Unterschied zwischen "Leben oder nicht" ausmacht. Wir haben hier auf dem Dorf einen alten Hausarzt, der mit allen "modernen" Techniken, Mitteln, Medikamenten usw. auf dem neuesten Stand ist, aber uns und auch meinem Stiefvater zu Lebzeiten versucht hat folgendes zu erklären: Die Krankheit Krebs verhält sich wie ein feiger Einbrecher/Verbrecher: eindringen - stehlen - zerstören. Wie ist nun die Natur des betroffenen Menschen? Dem Einbrecher/Verbrecher geben was er möchte? Im Falle Krebs das Leben? Oder kämpft man gegen ihn an? Er hat meinem Stiefvater geraten den Krebs anzuschreien. Ihm zu sagen, dass man ihn nicht eingeladen hat, ihn nicht möchte. Er solle verschwinden. Mit jeder Chemo die Mittel als Waffe gegen den Krebs einzusetzen und dies auch verbal zu deuten. Zu denken, dass jeder Tropfen Chemo, jede Tablette gegen diesen "Einbrecher" wirken wird. All dies ist meinem Stiefvater leider nicht gelungen. Aufgrund seiner negativen Grundeinstellung konnte er das Wort "Krebs" nicht einmal aussprechen. Es hiess nur "meine Krankheit". Und merkwürdig ist, dass unser Hausarzt/Landarzt dies sogar "gesunden" Menschen rät. Zu denken und zu kämpfen. Gegen jeden Schnupfen, gegen jede Krankheit. Vielleicht ist es deshalb so schwierig, gegen den Krebs ein Mittel zu finden, weil viel mit der inneren Kampfeskraft zu tun hat.

Allen weiterhin alle Kraft zu Kämpfen. Nicht nur der Verlust der Hoffnung ist der erste Schritt ins Grab, auch die Aufgabe des Kampfes ist es! Schreit den Krebs an. So laut wie es geht!

Liebe Grüsse

Bee
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  #4  
Alt 10.11.2003, 08:28
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Standard Hoffnung oder nicht?

Hallo Bee,

so ganz habe ich nicht verstanden, was Du mit Deinen Ausführungen sagen willst. Dass jeder, der an Krebs stirbt, nicht positiv genug eingestellt war, oder etwa nicht stark genug gekämpft hat? Leider haben viele wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass eine positive Einstellung bzw. depressive Einstellung keinen massgeblichen Einfluß auf den Krankheitsverlauf haben.

Das Leben sucht sich doch seinen Weg. Egal, wo auch nur eine Schippe voll Dreck liegt, wächst bald etwas darin. Das Leben ist auch daran interessiert sich zu erhalten. Beim Krebs ist das anders. Obwohl im selben Lebensraum, wie sein Wirt, zerstört er diesen nach und nach und ist am Ende selber Tot. Das ist doch ein "Systemfehler". Das ist doch ganz gegenläufig zu dem, was das Leben normalerweise macht. Meiner Meinung nach wird dieser "Systemfehler" durch bestimmte Einflüsse bedingt: das was man trinkt, isst, atmet, den Umwelteinflüssen, denen man ausgesetzt ist, oder leider Gottes auch den erblich bedingten Einflüssen.

Sicher hat es einen großen Einfluss wie man an eine Sache herangeht, positiv oder negativ eingestellt und man sollte nichts unversucht lassen, wenn es denn möglich ist, den "Systemfehler" zu beheben oder zu beseitigen.

Gruß,
Albert
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  #5  
Alt 10.11.2003, 09:23
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Standard Hoffnung oder nicht?

Hallo Albert,

ich wollte auf keinen Fall ausdrücken, dass jeder, der nicht genug gekämpft hat hätte gerettet werden können oder das jeder der am Krebs gestorben ist nicht genug gekämpft hat. Aber: nicht kämpfen oder die Hoffnung aufgeben hilft auch nicht. Der Krebs ist kein logisch denkendes Wesen, welches erkennt, dass es sich mit seiner "Taktik" selber tötet. Es gibt zwar Studien, die belegen, dass die Einstellung keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat. Aber es gibt auch Studien, die belegen, dass der Krebs vermehrt bei z.B. stoffwechselbedingten Depressionen auftritt. Eben wahrscheinlich, weil dem Körper ein wichtiger Stoff fehlt. Ursache für meine Darstellung ist mein eingangs erwähnter Satz, dass ich im Forum die Antwort auf meine Frage gesucht habe, ob irgendwer oder was meinem Stiefvater hätte helfen können. Ich bin halt zu der Erkenntnis gekommen, dass dies nicht der Fall war. Mein Stiefvater hat von Anfang an nun leider gar nicht gekämpft und auch nicht gehofft. Er hatte sich komplett aufgegeben. Ich weiss nicht, ob es ihm geschadet hat (das kann ich nur mutmassen). Es hat ihm aber sicher auch nicht geholfen.

Gruss

Bee
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  #6  
Alt 10.11.2003, 12:52
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Standard Hoffnung oder nicht?

hallo bee

kannst du dir vorstellen was für ein gefühl in einem ist, wenn man die diagnose erfährt? das kannst du nicht. genau das ist das was ich sagen will. nicht beroffene können das gefühl garnicht fassen. ich glaube jeder kranke hier, kennt das. nun, es dauert es erst einmal eine zeit, bis man alles verdaut hat, dann kommen die nachwehen, der op. der chemo und bestrahlungen. du bist eine von denen, die mit uns nicht klar kommt, bei dir heißt es kämpfen , kämpfen . ich sage nicht das man sich aufgeben soll und nicht hoffen soll, aber manchmal kann man eben nicht und sucht nach einem strohhalm. ich bekomme ja ein schlechtes gewissen, "habe ich genug gekämpft"? wenn jemand einen rückfall bekommt , hat er dann in jedem fall nicht gekämpft? ich kann es bald nicht mehr hören, kämpfe kämpfe, und dann wird alles wieder gut.


es grüßt maria
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  #7  
Alt 10.11.2003, 13:45
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Standard Hoffnung oder nicht?

Hallo Maria,

alleine die Tatsache, dass Du Dich hier im Forum auseinandersetzt und Dich damit beschäftigst, ist doch auch eine Form des Kampfes. Mein Stiefvater hat sich nach der Diagnose ins Bett gelegt und 1 1/2 Jahre darauf gewartet, dass er stirbt. Das dazu. Und nun kommt das grosse ABER: Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass hier im Forum jeder das schreiben darf, was er denkt und das man sich dafür nicht anranzen lassen muss!!! Und nun das andere ABER: Wie kommst zu der sehr irrigen Annahme, dass man als Angehöriger nicht betroffen ist. Man sitzt mit beim Arzt und hört die Diagnose, man ist genauso geschockt. Man weiss nicht, wie man reagieren soll. Glaubst Du man ist nicht betroffen, wenn man versucht dem Kranken das Leben, so lange es die Kräfte zulassen, so angenehm wie nur eben möglich zu machen und er lässt es nicht zu! Und zwar weil er sich vom ersten Moment an aufgegeben hat. Alle ergänzenden Therapien zu Chemo etc. ablehnt. Glaubst Du man ist nicht betroffen, wenn der Angehörige 1 1/2 Jahre auf der Bettkante sitzt und bricht. Du glaubst also, dass mein Mutter in den 1 1/2 auf 45 Kilo abgemagert ist, weil sie nicht betroffen ist. Man ist also nicht betroffen, wenn man nicht nur zusehen muss, wie jemand langsam immer weniger wird, sondern man muss auch zusehen, wie von der ersten Sekunde der Diagnose an sich jemand aufgibt, den man sehr gerne hat. Ich habe weder behauptet, dass der der einen Rückfall hat nicht genug gekämpft hat, noch habe ich geschrieben, dass, wenn man kämpft, alles wieder gut wird. Aber eins ist sicher: vom Kämpfen wird es nicht schlechter!

Gruss

Bee
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  #8  
Alt 10.11.2003, 15:00
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Standard Hoffnung oder nicht?

hallo bee

wir haben uns wohl missverstanden.
ich weiss garnicht, wie alt dein stiefvater war. vielleicht wollte er das ganze auch garnicht mitmachen,weil er nur negative dinge über die behandlungen gehört hat.
du schreibst aber, das du zu dem entschluss gekommen bist, das dein stiefvater der einzige gewesen wäre, der sich hätte helfen können. darauf wollte ich dir sagen,wie niederschmetternd es doch ist,das zu hören. manche erholen sich von der wahrheit garnicht mehr.vielleicht war dein vater einer von denen. ich weiss nicht ,wie ich mich verhalten würde, wenn wieder etwas ausbricht.ich weiss es wirklich nicht. klar nie aufgeben, sagt man. wie du schon schreibst, die familie, die freunde, alle stehen hinter einem, aber will man nicht auch lieber gesund sein. vielleicht hatte dein vater angst, ein pflegefall zu werden,er hat den weg gewählt und das sollte man akzeptieren.wie du schon schreibst ist das bei mir eine art bewältigung damit umzugehen, kann sein. ich möchte dich aber trotzdem bitten, weiter im forum zu bleiben,ich habe mich nicht richtig ausgedrückt, ich schreibe doch erst seit ein paar tagen.soll eine entschuldigung sein.

viele grüße maria
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  #9  
Alt 10.11.2003, 15:02
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Standard Hoffnung oder nicht?

Hallo Bee,
finde deine Postings einfach super.
ciao Olivia
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  #10  
Alt 11.11.2003, 00:05
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Standard Hoffnung oder nicht?

Liebe Maria,

gleiches Recht für alle. Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen. Freie Meinung ist freie Meinung. Egal für wen! Hier ist eine kurze Schilderung, damit einige Dinge vielleicht etwas klarer werden. Mein Stiefvater ist mit 62 Jahren verstorben. Sein ganzer Lebenslauf besteht/bestand eigentlich aus unendlichen Krankheiten: Magengeschwüre, Magenbluten, sehr intensive stoffwechselbedingte Depressionen (mit Attacken von 3 x 2 Jahren) und dann der Krebs. Mit einer Diagnose, die eigentlich gar nicht sooo schlecht war (bestimmt besser, als bei manchem von Euch). Inoperables kleinzelliges Bronchialkarzinom ohne Metastasen. 4 Mal Chemo, mit eigentlich relativ geringen Nebenwirkungen (ausser Haarausfall und etwas schlapp und müde). Danach Ruhe von 12 Wochen. Ohne Befund. Alles in Ordnung. In dieser Zeit hatte der Onkologe und der Hausarzt geraten alternative Therapien wie Mistel, Selen, Sauerstoff etc. anzuordnen. Aber: mein Stiefvater meinte, er würde all dies nicht brauchen, da er sowieso keine Chance hätte und am Krebs sterben würde. Kein Arzt, kein Angehöriger konnte ihn überzeugen. Wir wollten in Urlaub fahren. Die Firma schliessen, alles absagen, Urlaub machen. Er wollte nicht. Was hätten wir machen sollen. Er bekam undefinierbare Leibschmerzen. Mit Blähbauch, alles im Leistenbereich verdickt. Seine Antwort: dies ist der Krebs. Er wird mich umbringen. Ich habe nicht Ruhe gegeben, inkl. der Zusammenarbeit mit unserem Hausarzt, der ihn dann endlich ins Krankenhaus eingewiesen hat. Diagnose: Leistenbruch. Aber erst nachdem man unter Narkose alles geöffnet hatte. Und hier setzt dann meine Logik der vorherigen Statements ein: Hätte ICH nicht darauf bestanden, dass er ins Krankenhaus kommt, wäre er mit diesen Schmerzen herumgelaufen (die eine relativ harmlose Ursache hatten) und hätte es auf den Krebs geschoben. Was absolut nicht die Ursache war! Dies z.B. meine ich mit alle Hoffnung aufgeben. Ich weiss, dass es ein dünnes Beispiel ist, aber immerhin! In der Zeit, in der kein Krebs in Sicht war, wollten wir ihn ermuntern, alles mögliche zu machen, damit für ihn (und für uns alle) die Lebensqualität erhalten bleibt. Nichts, was ihn überanstrengt hätte, aber ihm Freude gemacht hätte. Wir haben Urlaub an der See angeboten. Er wollte nicht (obwohl es ihm gut ging und der Krebs scheibar ausser Gefecht gesetzt war). Dann kamen die Depressionen zurück. Leben ohne jegliche Freude. Nur WENN und ABER. Sitzen im Sessel. Der Kopf auf den Knien. Keine Hoffnung. Wir haben meinem Stiefvater und meiner Mutter eine Gästeetage eingerichtet, mit allem Komfort, damit sie nicht 80 km fahren müssen und trotzdem hier alles geniessen können. Die Enkel, Aktivitäten, bei dem Besuch unserer Freunde wurden sie einbezogen und waren wirklich willkommen. Obwohl nun die Situation für alle nicht einfach war. Kaum jemand kann sich vorstellen, wie es ist, mit einem depressiven Menschen zu kommunizieren. D.h. eine Kommunikation ist eigentlich nicht möglich. Als Antwort auf eine Frage kommt ein Nicken oder ein Kopfschütteln. Mehr nicht. Dann kam der Krebs zurück. Mit Metastasen am Stammhirn, an den Rippen und in der Lunge. Mit 28 Bestrahlungen auf den Kopf und weiteren 8 Chemos (wovon er 5 erlebt hat). Dann kommt wieder meine Logik: Gibt es nicht doch einen Zusammenhang zwischen den stoffwechselbedingten Depressionen und dem Krebs? Deshalb der Titel "Hoffnung oder Nicht?". Ich weiss, dass ich sehr weit abgeschweift bin, aber genau das ist es, was mich beschäftigt und weshalb ich die Frage gestellt habe, ob er sich selbst hätte aufraffen "müssen". Zumindest um sein Leben zu verlängern. Er war ein Bilderbuch-Opa. Er wurde zu gesunden Zeiten nicht müde, unseren Kindern 100 Mal das gleiche Bilderbuch vorzulesen. Er hat alles für seine Enkel gemacht. Maria: für den nächsten Satz schäme ich mich, aber ich will ihn trotzdem niederschreiben: mein leiblicher Vater ist mit 69 Jahren kerngesund und macht nichts für seine Enkel. Er spielt nicht mit ihnen, er besucht sie nicht und möchte auch eigentlich nicht, dass wir ihn besuchen. Die Kinder könnten ja seine Wohnung durcheinander bringen. Meine Grossmutter ist 93 Jahre alt, liegt im Bett, siecht dahin und möchte lieber heute als morgen sterben. Und nun kommt der Satz, für den ich mich schäme: alle beiden leben und mein Stiefvater, der zu gesunden Zeiten alles getan und gemacht hat, ist gestorben. Ich schäme mich dafür unendlich, aber es so wie ich es geschrieben habe. Könnte ich tauschen...
Meine Mutter und mein Stiefvater wohnten 80 km entfernt und er hat sich gewünscht, dass er hier beerdigt wird, damit wir alle ihn besuchen kommen. Dieser Wunsch wurde natürlich erfüllt. Meine Mutter wohnt z.Zt. bei uns, verkauft z.Zt. ihre Wohnung und hat ab 1.2. hier in der Nähe eine neue Wohnung gemietet. Ich renne jeden Tag zum Friedhof, besuche "Opa" und rede und rede. Es gibt eigentlich keine Antwort. Und vielleicht doch. Aber dies ist Glaubenssache. Vielleicht schreibe ich morgen den Rest. Für heute bin ich müde und ausgelaugt.
Sollte ich jemanden gelangweilt haben, tut es mir leid. Aber das war für mich heute auch nicht der beste Tag. Die 1 1/2 Jahre stecken mir einfach in den Knochen.

Liebe Grüsse und eine gute Nacht

Bee
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  #11  
Alt 15.11.2003, 18:36
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Hallo Bee,

mich zumindest hast du nicht gelangweilt. Ich bin eigentlich in diesem Forum, weil mein Mann (42) an einem Kleinzeller erkrankt ist. Deine Geschichte aber erinnert mich daran, als mein Vater vor 12 Jahren an Magenkrebs gestorben ist. Dieser Satz, die 1 1/2 stecken mir einfach in den Knochen. Da stecken sie bei mir heute noch. Und auch an solche Gedanken, wie, warum der eine Opa und der andere nicht, kann ich mich gut erinnern. Schäme dich deswegen nicht. Du wirst diese Gedanken irgendwann später besser einordnen können. Mein Vater war 55 als er gestorben ist und hat bis zum Schluss gekämpft wie ein Löwe. Es hat ihm zwar insofern nicht geholfen, weil er trotzdem gestorben ist. Aber er hatte bis zum Schluss ein durchaus "sinnvolles" Leben. Und das haben wir nicht nur als Angehörige so empfunden, sondern auch er selber hat das so gesehen.

Nimm dir die Zeit, das alles zu verarbeiten. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, viele Grüße von Monika
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  #12  
Alt 15.11.2003, 21:40
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Hallo Bee,

es tut mir wirklich sehr leid für Dich. Es muss wahnsinnig schlimm gewesen sein, die Sache 1 1/2 Jahre durchzustehen.

Ich stecke zur Zeit genau in der Situation wie du es 1 1/2 Jahre durchgemacht hast. Meine Mutter hat zwei kleinzellige Lungentumore mit Metastasen in der Lymphdrüse. Eigentlich ist sie zuhause. Nur im Moment ist sie wieder in der Uni, weil ihre Blutwerte ganz schlecht sind und sie eine Antikörper hat. Sie sieht es selbst jetzt nicht ein, dass es ihr im Krankenhaus im Moment besser geht. Von den Bronchien haben sich "kleine Stückchen" ins Blut abgesondert und haben einen kleinen Schlaganfall bei ihr ausgelöst. Deshalb hat sie blutverdünnende Mittel bekommen. Die Medikamente gehen ins unermessliche. Aber wir (mein Vater und ich) sind alles schuld. Wir sind schuld, dass sie nicht aus dem Krankenhaus rauskommt, wobei ich dazusagen muss, sie liegt erst seit gestern.

Sie nimmt an einer Studie für eine neue Chemo teil. Heute hat sie nur geweint und gemeint, der Arzt könne sich die Studie wohin stecken. Ich hab´sie nur gefragt, ob sie weiss was das für Auswirkungen haben könnte. Ob sie sich bewusst ist, was sie hat.

Es hört sich jetzt vielleicht schlimm an, aber die erste Diagnose war "lediglich" Lymphdrüsenkrebs, wo es gute Heilungschancen gibt. Erst ein paar Wochen später wurde festgestellt, dass es doch Lungenkrebs mit Metastasen sind. Und diese zweite Diagnose kenne nur ich und mein Vater.

Wenn sie jetzt die ganze Wahrheit wüsste, wäre alles aus. Vielleicht denke ich auch falsch, im Augenblick bin ich noch nicht mal sicher, ob ich Männlein oder Weiblein bin.

Selbstverständlich ist es für die Betroffenen am Schlimmsten. Aber auch für die Angehörigen bricht eine Welt zusammen. Man will alles tun, will helfen und muss sich dafür anpupsen lassen. Will Hoffnung verbreiten und bekommt blöde Sprüche. Ich bin mit dem Thema Krebs noch lange nicht fertig. Muss noch viel lernen in der Hinsicht. Mich erinnerte deine Geschichte ein wenig/bis viel an meine Mutter. Die nur sagt: "Ich bin krank, okay. Und was soll ich jetzt machen? ich kann ja nichts tun." - Ich denke doch, mit einer etwas anderen Einstellung könnte sie die nächste Zeit für sich und uns ein bisschen erträglicher machen. Oder sehe ich das falsch?

Ich wünsche Dir auf jeden Fall in der nächsten Zeit genug Kraft, um alles so zu verarbeiten, dass es dir wieder gut geht.

Tanja
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  #13  
Alt 16.11.2003, 01:22
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Hallo Maria, ich kann Deinen Schreiben nicht zustimmen. Ich bin der Meinung,man sollte sich nicht so schnell aufgeben.Aber kämpfen oder nicht, das ist die Entscheidung jedes Einzelnen. Der eine Mensch kann es,der andere eben nicht. Was in einem vorgeht,kann kein Außenstehender wissen. Aber Angehörige machen sich nun mal Sorgen und meinen es doch gut.Können wir Krebspatienten uns denn überhaupt in die Gedanken und Gefühle unserer Angehörigen versetzen? Ich von mir, möchte es nicht behaupten.
Es ist auch unmöglich,weil der Kranke körperlich leidet und der Angehörige seelisch. Das sind meines erachtens zwei völlig verschiedene Empfindungen. Meine Schmerzen, sind meine Schmerzen. Der Andere sieht zwar ich leide, aber er kann mir weder Schmerz noch Verzweifelung nehmen. Er kann mich trösten und vielleicht kann ich den Trost auch gerade zulassen.Manchesmal kann man den Trost nicht zulassen. Man möchte dann mit sich allein sein. So ergeht es mir jedenfalls. Ich muß auch entscheiden, OP oder Bestrahlung. Wer soll mir dabei helfen? Mit der Bestrahlung habe ich keinerlei Erfahrung und wenn ich mich dafür entscheide, was kommt auf mich zu? Mit der OP habe ich meine Erfahrung zur genüge gemacht.
Einen schönen Sonntag wünscht Euch Mickymaus
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  #14  
Alt 16.11.2003, 17:57
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Liebe Monika und liebe Tanja,

ich möchte Euch für Euren herzlichen Worte sehr danken. Dir Tanja habe ich in Deinem Thread schon geantwortet und werde dies auch gerne immer wieder tun, wenn Dich etwas belastet. Meine Verfassung ist natürlich immer auch etwas von der Verfassung meiner Mutter abhängig. Aber ich glaube wir haben so etwas wie den Durchbruch geschafft. Meine Mutter bezieht ja ab 1.2.04 hier in der Nähe eine eigene Wohnung und in den letzten beiden Tagen hat sie angefangen, ihre Einrichtung zu planen und hat beschlossen, so etwas wie einen Neuanfang zu machen. Mit neuen Möbeln und ähnlichem. Das heisst ja nicht, dass sie Ihren Mann vergisst, aber sie hat verstanden, dass sie noch lebt und vielleicht jetzt nach der sehr schweren Zeit den Rest ihres Lebens noch geniessen möchte. Auch sie hatte vor 20 Jahren eine schwere Lungenoperation, war von den Ärzten aufgegeben, austherapiert und lebt nach dieser langen Zeit immer noch und ohne Beschwerden. Ich drücke Dir Tanja fest die Daumen, dass es Deiner Mutter heute besser ging. Lass von Dir hören. Monika: auch Dir und Deinem Mann wünsche ich von Herzen, dass sich alles zum Besseren wendet. Bitte glaubt fest daran. Auch mein Mann ist 42 Jahre alt und ich mag mir nicht vorstellen, das...

Herzlichst grüsst Euch

Bee
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  #15  
Alt 16.11.2003, 21:46
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Hallo Bee,

habe eben mit erschrecken festgestellt, dass du dich verabschiedet hast. Macht euch doch nicht selber noch fertig. Wir sind doch froh, wenn wir uns irgendwie ein bißchen aufbauen können.

Meine Mutter ging es heute leider nicht besser. Sie haßt das Krankenhaus und macht und fertig damit. Wir wollen sie los werden und haben kein Verständnis für sie. Sie macht meinen Vater nervlich fertig. Sie macht ihm Vorwürfe usw.

Sie macht ja an einer neuen Studie mit. Heute meinte sie, der Arzt könne sich die Studie sonstwo hinstecken. Sie weiß gar nicht was sie damit eventuell anrichtet.

Ich bin wirklich froh, den Mut gehabt zu haben und in das Forum geschrieben habe. Auch wenn manche sich nicht richtig "riechen" können, ist es doch schön zu wissen, dass man hier sein Herz ausschütten kann.

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit. Werde mich melden, sobald es was neues gibt.

Ging es dir auch so, dass du in der schweren Zeit keine Ablenkung etc. gefunden hast? - Ich kann mich auf nichts mehr richtig konzentrieren.

Bis dann
Tanja
name@domain.de
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