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  #1  
Alt 23.10.2009, 11:34
Mona1976 Mona1976 ist offline
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Standard Meine Mama hat Darmkrebs mit Lebermetasten...

Hallo, ich schreibe wegen meiner Mama(52), sie kam vorletzte Woche in die Klinik, wegen einer Eisenmangelanämie.
Seid Sie dort ist, erhält sie jeden Tag Bruchstückhaft , was mit ihr ist. Psychische Folter, würde ich es bezeichnen!
Am Montag op, wurde ihr der Darmkrebs rausgeholt, wieder zu gemacht. Das Ergebnis, ist im Moment, Darmkrebs mit inoperablen Lebermetastasen (neben Blutgefäßen), Darmkrebs war in Bauchdecke eingewachsen, vorgestern wurde noch von Teilbefall der Lunge gesprochen...Gestern sagte man ihr, die Lunge doch nicht, ist aber eh egal.

Vor 4 Jahren hatte sie Eierstockkrebs 1a mit Chemo 3mal. Wir dachten alles sei gut gegangen, sie war immer bei der Nachuntersuchung , alle viertel Jahre Blutkontrolle, nix zu sehen, Blut immer ok.

Vorige Woche vor der Op sagte man ihr, sie hätte auch ein Geschwür, da wo früher der Eierstock war, in der Op haben sie das Geschwür angeblich nicht mehr gesehen.

Wir sind am Ende!!! Ich weiß nicht mehr , was ich glauben soll und wie es weitergehen könnte mit ihr. Was würdet Ihr tun? Ich freue mich über Eure Tips

eine sehr traurige Tochter

Mona
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  #2  
Alt 23.10.2009, 15:56
Benutzerbild von Astreya
Astreya Astreya ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat Darmkrebs mit Lebermetasten...

Erst einmal ein herzliches Willkommen, auch wenn der Anlass ein trauriger ist.

Ich würde Dir empfehlen, zunächst einmal die Arztberichte und den OP-Bericht einzufordern. Zudem würde ich einen Termin mit dem zuständigen Onkologen machen und wenn möglich Deine Mutter dorthin begleiten und in Erfahrung bringen, welche Therapieoptionen dieser vorschlägt.

Dann wäre es sinnvoll, die Berichte zu kopieren und zusätzlich eine Zweitmeinung anzufordern. Nur wenn man möglichst viele Informationen hat, kann man versuchen, die bestmögliche Behandlung zu beginnen.

Wenn Du magst, kannst Du die Befunde auch hier posten, dann kann Dir auch weiter Rat gegeben werden.

Gute Adressen sind zudem
KID: http://www.krebsinformationsdienst.de
und
Felix-Burda-Stiftung: http://www.darmkrebs.de/de/behandlun.../zweitmeinung/
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  #3  
Alt 20.11.2009, 13:53
Mona1976 Mona1976 ist offline
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Standard Mit was muß ich in Zukunft rechnen?

Hallo,

bei meiner Mutter (52) wurde vor einem Monat festgestellt, dass der Eierstockkrebs nach 4 Jahren wiedergekommen ist. Erst hat man gedacht Darmkrebs, jetzt doch Eierstockabsiedlung im Dickdarm. Der Darm wurde operiert, da sonat bald ein Darmverschluss gewesen wäre. Es war bis zum Bauchfell eingewachsen, zusätzlich hat sie noch 5 Lebermetastasen.

Ich war mit vor 2 Wochen bei DR. M. in Würzburg, er sagte er könne die Lebermetastasen operieren sowie die Reste im Bauchraum entfernen, aber erst
sie eine Induktionschemo (was heißt das?) machen, danach die OP, danach nochmal Chemo, mit dem Ziel in einem halben Jahr tumorfrei zu sein.

Die private Situation ist schrecklich, ihr Mann liegt im Koma mit Lungenemphysem und wird die nächsten Tage nicht überleben. Sie ist so am Boden. Ihre Meinung zur Chemo ist NEIN und ich solle sie auch nicht überreden.

Ich möchte ntürlich als Tochter , dass meine Mama solange wie möglich lebt. Herr Dr. Müller sagte,ohne Chemo würde sie nur noch wenige Monate leben.

Was denkt Ihr würde ihr die ganze Therapie überhaupt etwas bringen, oder ist es nur Leidenszeit? Falls sie bei ihrer Meinung bleibt, auf welchen Verlauf muss ich mich einstellen, im Moment scheint sie noch recht fit, ohne Schmerzen, sehr blass aber sonst fit.

Was würdet Ihr mir raten?

Mona
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  #4  
Alt 20.11.2009, 15:09
Milashka Milashka ist offline
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Standard AW: Mit was muß ich in Zukunft rechnen?

Das tut mir leid, dass Deine Mutter da nochmal durch muss, zumal das timing wohl auch ganz schlecht ist im Moment.

Ich selbst bin 47 Jahre alt, und hatte vor 4 Jahren meine EK OP mit anschliessender Chemo. Bin seitdem in Remission, allerdings war mein Tumormarker im Oktober erhoeht und ich werde nun wieder engmaschig kontrolliert. Ich kann mir also gut vorstellen, was ein Schlag das gewesen sein muss, nach so langer Zeit das Ganze nochmal angehen zu muessen.

Waehrend die Erstbehandlung ziemlich standardisiert ist, werden Rezidive individuell behandelt - es gibt einfach zu viele Variablen, und die Aerzte muessen dann entscheiden, was aufgrund deren Erfahrungswerte die beste Vorgangsweise ist.

Ich kenne einige Frauen, bei denen die Folge Chemo - OP - Chemo war. Wie Du das schilderst, ist man ziemlich zuversichtlich, den Krebs damit zu beseitigen. Natuerlich kann man nie wissen, wie die Chemo anspricht und wie dann die OP verlaeuft, aber ich finde es positiv, dass sie eine Kandidatin fuer eine weitere OP ist, viele Frauen sind das naemlich nicht.

Ich kenne Deine Mutter nicht, kann mir aber vorstellen, dass die Situation mit ihrem Mann im Koma und der Stress des Rezidivs und ihrer OP sie ziemlich ueberlastet, und es wundert mich nicht, dass sie die Chemo ablehnt - ist ein bisschen Kopf in den Sand und "ich will nicht mehr es reicht" - ich kenne das von mir selbst. Ich hoffe, sie findet wieder zu sich und kaempft weiter. Wie ihr das gelingt, kann ich leider nicht sagen.

Wenn ich in ihrer Lage waere, wuerde ich auf jedenfall dem Rat der Aerzte folgen - wenn alles gut geht, hat sie in ein paar Monaten das ganze hinter sich und kann sich hoffentlich an weiteren krebsfreien Jahren erfreuen. Garantien gibt es nicht, aber Hoffnung IMMER!

Vielleicht hilft es, wenn sie das Ganze Tag fuer Tag, Woche fuer Woche angeht. Ich wollte vor 4 Jahren auf keinen Fall Chemo machen. Mein Vater sagte mir, versuch's wenigstens einmal - man kann ja jederzeit aufhoeren. Also habe ich es versucht. War nicht so schlimm. Also ein zweites Mal. Ertraeglich. Und nach dem dritten Mal war ich schon halb durch, dann war's einfach (psychologisch gesehen).

Alles gute!

Dagmar
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  #5  
Alt 20.11.2009, 17:15
flipaldis flipaldis ist offline
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Standard AW: Mit was muß ich in Zukunft rechnen?

Hallo Mona,
was Dr. M. meinte ist folgendes: Dadurch dass das Rezidiv bei deiner Mutter erst 4 Jahre nach der Erstop. aufgetreten ist, ist bewiesen, dass ihr EK sensibel auf Carboplatin/Paclitaxel reagiert. Er will versuchen, die Metastasen der Leber und des Bauchfells durch diese nachgewiesenermaßen wirksame Chemo zu verkleinern und dann in toto entfernen.
Normalerweise wird nach 3 Zyklen operiert und danach werden die letzten 3 Zyklen verabreicht.
Wenn deine Mutter das ablehnt, werden die Metastasen weiter wachsen und nach und nach ihre Leber zerstören. Stoffwechselvorgänge werden entgleisen, eine Entgiftungsfunktion kann nicht mehr wahr genommen werden. Möglicherweise wird der Tumor am Darm rezidivieren und zwar relativ kurzfristig. Die Metas am Bauchfell werden für einen Aszites vom feinsten sorgen. Deine Mutter wird sehr kurzatmig werden und immer schwächer.

Ich habe dir dieses Szenario so drastisch ausgemalt, da ich finde, dass jeder Mensch seine Chance wahrnehmen sollte.
Deine Mutter hat einen Krebs, der sensibel auf die Chemotherapeutika reagiert. Sie ist mit 52 Jahren noch nicht zu alt, um das nicht durchzustehen.
Der Krebs in ihrem Körper und der immerwährende Gedanke daran, wird sie daran hindern ihrem Mann bei seinem letzten Weg die Stütze zu sein, die er vermutlich braucht.

Mach ihr klar, dass du willst, dass sie lebt und sich nicht aufgibt.

Liebe Grüße
flipaldis
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  #6  
Alt 23.11.2009, 16:53
Mona1976 Mona1976 ist offline
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Standard AW: Mit was muß ich in Zukunft rechnen?

Hallo, vielen Dank für Eure Antworten. Ist schon hart für mich als Tochter zu lesen, was da wohl kommen wird. Bin sehr verzweifelt, da meine Mutter sich nicht von ihrer Meinung abbringen lässt, schon gar nicht von mir. Ich glaube ihr ist gar nicht bewußt, welche Chance sie da verspielt.

Und ich darf zusehen, wie sie sterben wird. Bin so wütend auf sie, (auch in dieser Situation)

Mona
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  #7  
Alt 23.11.2009, 19:15
Milashka Milashka ist offline
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Standard AW: Mit was muß ich in Zukunft rechnen?

Mona, auch wenn es Dir schwer faellt und es fuer Dich keinen Sinn ergibt, versuche Deiner Mutter Verstaendnis entgegen zu bringen und Deine volle Unterstuetzung zu zeigen. Letztendlich ist es immer der Koerper der Patientin, der durch die Chemo muss, und das Leben der Patientin, ueber das entschieden wird.

Als ich damals total gegen Chemo war haben alle Freunde und Verwandten an mir gearbeitet, mich umzustimmen. Ich fuehlte mich voellig ueberrannt, von der ganzen Welt, die zu wissen glaubte, was ICH machen MUSS. Ich bin ein bisschen ein Kontroll-Freak, und das war natuerlich ganz falsch, wenn auch gut gemeint. Meine Eltern/Familie waren letztendlich am hilfreichesten. Obwohl die natuerlich wollten, dass ich kaempfe, sind sie nach vielen Gespraechen akzeptierend in den Hintergrund getreten. Ich hatte deren volle Unterstuetzung EGAL wie ich mich entschieden haette, da war keine Wut oder Verzweiflung. Ich brauchte ca. 3 Wochen, um mich an meine neue Situation anzupassen, sie fuer mich selbst zu verarbeiten, und dann meine Entscheidung zu treffen.

Ich wuerde daher ein ruhiges, sachliches, und umfassendes Gespraech mit deiner Mutter eventuell zusammen mit dem Arzt, vorschlagen, in dem Chemo, OP, nichts tun und Hospiz diskutiert werden. Vielleicht kann Deine Mutter dann eine mehr informierte Entscheidung treffen.
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  #8  
Alt 27.12.2009, 15:10
Mona1976 Mona1976 ist offline
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Standard Mama will nicht kämpfen...

Hallo, mein Name ist Mona, bin 33 ,verheiratet und habe 2 kleine Mädchen.

Es geht um meine Mama, sie ist 52 Jahre, sie hatte vor 4,5 Jahren Eierstockkrebs im Anfangsstadium, war immer zur Kontrolle, es war immer alles ok !!!! und nun im Oktober wurde festgestellt, dass der Krebs sich ausgebreitet hat im Darm mit Einwachsung ins Bauchfell, 5 Lebermetastasen. Der Darm wurde operiert, die Lebermetastasen nicht. Ich war mit ihr beim Spezialisten in Würzburg, der sagte sie müsse eine Chemo machen, danach würde er alles rausoperieren, dannach nochmal Chemo mit dem Ziel sie in einen halben Jahr tumorfrei zu bekommen.

Das Problem ist, sie will auf keinen Fall eine Chemo machen!!! Sie weigert sich. Sie will die restliche Zeit leben und dann sterben.

Ihre seelische Situation ist so traurig, ihr Mann ist vor einem Monat an einem Lungenemphysem gestorben mit 56 Jahren und ihre Diagnose dazu.... ;o(

Ich bin als Tochter so verzweifelt, sie möchte dass ich sie verstehe und ich kann es nicht. Ich möchte so gern dass sie kämpft. Ich weiß nicht , wie ich mit der Situation umgehen soll und kann. Würde mich über einen Austausch mit Euch sehr freuen.

Mona
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  #9  
Alt 27.12.2009, 20:05
Benutzerbild von pit59
pit59 pit59 ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo liebe Mona,
ich kann verstehen,wie es Dir geht.Wir befinden uns auch in einer Situation,die einen Teufelskreis ähnelt.Meine Mam hatte von über 2 Jahren Gebärmutterhalskrebs,hat sich gut erholt.................bis dieses Jahr im Juli mein Vater die Diagnose CUP Syndrom bekam.Von diesem Tage an ging es meiner Mam immer schlechter.Sie hat abgenommen,ißt kaum was,organisch ist nix zu finden.Sie hat Angst um sich und nun noch um Ihren Mann und umgedreht das selbe.
Ich denke bei Dir ist es auch so.Sie hat Ihren Mann verloren und hat unendliche Angst.Es ist ein richtiger Teufelskreis.Man weis nicht,wie man Sie da raus bekommt.Rede mit Ihr,sage Ihr,dass Du Sie nicht auch noch verlieren kannst,nur dass kann was bringen.
Ich mache das auch jeden Tag,bitte Sie von ganzem Herzen zu essen.
Es ist alles sehr schwer,für Sie und natürlich für uns genau so.
Kopf hoch,Du mußt das schaffen.Sei lieb gedrückt
Petra
__________________
2004 Enkel Leukämie ALL - heute gehts ihr gut
2007 Mutter Gebärmutterhalskrebs - bis heute alles ok!
Mein Paps 16.07.09 CUP Syndrom,Chemo erfolglos,
25.04.2010 Den Kampf leider verloren
2016 erneute Krebserkrankung meiner Mutter Lymphom
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  #10  
Alt 27.12.2009, 23:58
Antiironie Antiironie ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Liebe Mona,

hm, vielleicht ist deine Mama so mutlos weil sie gerade ihren Mann verloren hat. Da hat man das Gefühl das das Leben sinnlos ist. Ist auch ein bisschen viel auf einmal. Aber das was der Arzt sagt klingt doch ganz hoffnungsvoll. Ich weiß nicht was sie für eine Chemo bekäme und wie sie die vertragen würde, ich weiß nur das meine Eltern ihre Chemo recht gut vertragen haben. Und einen Versuch ist es wert. Ich hoffe das sie nicht aufgibt und du deine Mama noch lange hast.

LG Anja
__________________
Mama 09.2006 kleinzelliges Bronchialkarzinom seit 03.2007 krebsfrei
Papa 03.2008 kleinzelliges Bronchialkazinom, 10.2008 Hirnmetastasen - gestorben Juli 2009
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  #11  
Alt 29.12.2009, 17:17
Mona1976 Mona1976 ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Vielen Dank für Eure Antworten. Warum trifft es so oft die Paare in nahen Zeitabständen?

Ja, was die Ärzte sagen gibt ein wenig Hoffnung, manchmal denke ich, nur ich will sie sehen. Meine Mama gibt auf, sie hat mehr Angst vor der Chemo, als vorm Sterben. Ich rede jeden Tag mit ihr, sage ihr, wie sehr ich sie brauche und ihre Enkelkinder. Sie sieht das Schöne im Leben nicht mehr.

Die Hoffnung gebe ich nicht auf, denke es kommt noch eine Wendung in ihrem Kopf. Mein Mann sagt, ich soll mir keine falschen Hoffnungen machen. Aber wie soll ich es als Tochter akzeptieren, dass sie nicht kämpft?

Es ist so schwer.

liebe Grüße Mona
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  #12  
Alt 29.12.2009, 20:31
Antiironie Antiironie ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo Mona,

ich kann verstehen das es für dich als Tochter schwer ist. Bei jedem wirkt sich die Chemo anders aus, bei einigen wäre die Restlebenszeit im Nachhinein betrachtet vielleicht besser gewesen ohne Chemo. Anderen kann mit einer Chemo geholfen werden. Ich weiß nicht wie es bei deiner Mutter ist. Aber das was der Arzt sagt klingt nach einer Chance. Meine Mama wäre wahrscheinlich seit 2007 tot wenn sie keine Chemo gehabt hätte. Sie ist zur Zeit krebsfrei. Und hat die Chemo weggesteckt als wenn es nichts ist. Es ist schwer, aber deine Mutter hat auch einen eigenen Willen, erzähl ihr doch von anderen, lass sie hier lesen. Vielleicht erwacht dadurch ihr Wille zum Kämpfen und wenn nicht, mußt du es akzeptieren.

lg Anja
__________________
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Papa 03.2008 kleinzelliges Bronchialkazinom, 10.2008 Hirnmetastasen - gestorben Juli 2009
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  #13  
Alt 31.12.2009, 22:28
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo Mona,

Zitat:
Zitat von Mona1976 Beitrag anzeigen
Das Problem ist, sie will auf keinen Fall eine Chemo machen!!! Sie weigert sich. Sie will die restliche Zeit leben und dann sterben.
(...)
Ich bin als Tochter so verzweifelt, sie möchte dass ich sie verstehe und ich kann es nicht. Ich möchte so gern dass sie kämpft. Ich weiß nicht , wie ich mit der Situation umgehen soll und kann.
Ich finde, Anja hat das sehr schön und moderat zusammengefasst: Du musst es akzeptieren. Nämlich das, was deine Mutter will.

Ich sage es mal deutlich provokanter: du musst dir m.E. überlegen, worum es dir geht - was deine Motivation ist. Geht es um dich oder um deine Mutter? (Ich verstehe, dass du im Moment verzweifelt bist. Meine Frau ist auch elendig an Krebs gestorben, nachdem wir über 20 Jahre zusammen waren. Das ist nicht schön mitanzusehen.) Wenn du schreibst "das Problem ist, sie will nicht", "sie weigert sich", "ich kann sie nicht verstehen", ich möchte, dass sie kämpft", "ich weiss nicht, wie damit umgehen"... Dann ist das völlig verständlich, das ist deine Perspektive, und die eigene Sicht der Dinge ist immer die wichtigste, weil wir nunmal nur die wirklich nachfühlen können. Aber: in all diesen statements geht es nur um dich, oder genauer: um deine Probleme mit der Krankheit deiner Mutter.

Wenn du versuchst, von deiner Betroffenheit etwas Abstand zu nehmen, ändert sich die Perspektive: deine Mutter lebt mit dieser Krankheit und den Behandlungen seit fast 5 Jahren. Sie wird Mitpatientinnen kennengerlernt haben. Sie wird die Mortalitätsrate kennen. Gut, bei Eierstockkrebs liegt die nach 5 Jahren bei unter 50%. Aber wenn die Metastasierung da und so weit fortgeschritten ist, sinken die Chancen auf Heilung rapide. Vielleicht weiss deine Mutter das? Oder sie weiss es nicht, aber bei ihr schrillen bei der Vorstellung 1. Chemo, OP, nochmal Chemo schon alle Alarmglocken. Und das m.E. völlig zu recht. Denn: SIE muss das über sich ergehen lassen, nicht du.

Und was der Arzt sagt... Ärzte sagen gerne das, von dem sie denken, das der Patient (oder Angehörige) es hören wollen. Oder das, was sie (als Nichtbetroffene) für "richtig" halten. Und eine selbstbewußte Patientenmeinung, nach der ein Restleben mit Lebensqualität (so wie deine Mutter sie sich vorstellt) wichtiger ist als ein Restleben plus x Jahre in ständiger Quälerei und Verschiebung von Klinik zu Ambulanz zu Klinik zu Ambulanz zu Klinik zu Ambulanz... die halten viele Ärzte für "falsch". Und viele Angehörige auch. Wieso trägt dein thread den Titel "Mama will nicht kämpfen..." - und nicht "Mama will ihre restliche Zeit lebenswert leben"?

Du kannst deine Mutter nicht verstehen. Völlig normal. Aber wenn dir etwas an ihr liegt, dann versuche es. Weil ihr m.E. nur so (ohne deine Besorgnisse und Befürchtungen) einen Draht zueinander finden könnt. Deine Mutter ist schwer krank, nicht du. Ihr wird es schwer genug fallen, darüber überhaupt zu reden - v.a. über eine Ablehnung der Chemo. Wenn du diese Gesprächsbereitschaft mit deinem Unverständnis und deiner Enttäuschung über ihren "mangelnden Kampfeswillen" erstickst, dann wird sie halt nicht mehr mit dir reden. Sondern das tun, was sie für richtig hält. Und nicht nur todkrank, sondern dabei auch noch einsam sein und mit den sie-will-ja-nicht Vorwürfen leben müssen.

Hat sie das verdient? Denn, bei allem Verständnis für Angehörige, darf man als Angehöriger m.E. eines wirklich _niemals_ vergessen: der andere hat Krebs, nicht ich. Der andere leidet, nicht ich. Der andere muss Chemos, OPs, Diagnostik, Klinikaufenthalte usw. aushalten, nicht ich. Kurzum: es geht nicht um mich, sondern um den Krebskranken. Der stirbt, nicht ich. Das schlimmste, was mir passieren kann, ist, dass ich sein Sterben mitansehen muss, wenn er eine Behandlung verweigert (und sehr wahrscheinlich auch, wenn er der Behandlung zustimmt).

Und dieser andere, der den Krebs hat und um den es geht; der ist erwachsen, und ausschließlich er selbst bestimmt über sein Leben, sein Sterben und seinen Tod. Darüber kann ich mit ihm sprechen, ihn zu überzeugen versuchen usw., solange ich ihm keine Vorwürfe mache. Aber seine Selbstbestimmung muss ich akzeptieren, auch wenn ich seine Einstellung nicht gut heisse (aber Gott sei Dank stecke ich nicht in seiner Haut, ich darf ja gesund weiterleben!).

Als Angehöriger ist die Situation sehr schwierig - aber andererseits fallen Urteile über Dinge, die man selbst nicht durchmachen muss und nicht nachvollziehen kann, naturgemäß immer leicht. Insofern maße sich bitte kein Mensch an, einem Vogel zu erklären, wie er richtig fliegen soll. Und wann er damit aufhört. Wahre Größe kannst du m.E. ganz einfach zeigen. Indem du deiner Mutter deinen Respekt zu verstehen gibst: egal, wie du dich entscheidest - ich unterstütze dich dabei. Das geht natürlich nur, wenn der Respekt auch da ist. Und dass das nicht leicht ist, weiss ich nur zu genau.

Habe ich dir ein schlechtes Gewissen gemacht? Na, hoffentlich. Denn genau das ist es, was Petra als "Strategie" gegen deine Mutter empfohlen hat und was du übernommen hast: "Ich rede jeden Tag mit ihr, sage ihr, wie sehr ich sie brauche und ihre Enkelkinder. Sie sieht das Schöne im Leben nicht mehr." Na Klasse. Jetzt ist deine Mutter nicht nur todkrank, sondern auch noch unter Druck, weil sie ja gebraucht wird. Und darf ein schlechtes Gewissen haben, weil sie "das Schöne" (das du siehst, nicht nur, weil du nicht in ihrer Haut steckst, sondern v.a., weil du es dir wünschst) nicht mehr sehen will.

Du meinst es sicher nur gut. Aber wenn ich deine Mutter wäre, würde ich den Kontakt zu dir abbrechen mit der Erklärung, dass es nicht um dich geht, sondern um mich. Und dir sagen, dass du mich wieder besuchen kommen kannst, wenn du kapiert hast, dass es nicht um dich geht. Und dass emotionale Erpressungsversuche ala "aber ich brauche dich doch so sehr" das letzte sind, was ein schwer kranker Mensch vertragen kann.

Viele Grüße,
Stefan
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  #14  
Alt 01.01.2010, 00:30
mahanuala mahanuala ist offline
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Beiträge: 954
Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

liebe mona

du wirst deinen weg finden müssen, genau wie deine mom ihren finden muß.
auch wenn jeder erwachsen ist und seinen eigenen weg finden muß, mit der situation umzugehen, ist es vermutlich möglich darüber in kommunikation zu kommen.
ohne zynismus und ohne harte worte!
vielleicht braucht ihr bei dem *ins gespräch kommen* begleiter/innen: seelsorger/in, hausarzt/in, berater/in einer krebsberatungsstelle...?
und auch hier im forummußt du nur das an dich heranlassen, was im moment für dich *dran* ist
manche religionen lehren daß man ein leben lang das loslassen üben mußt.
sie lehren das mit mitgefühl und freundlichen worten...weil sie wissen wie schwer das ist...und dass man es nicht von jetzt auf gleich kann.
du wirst zeit brauchen, sowohl um mit deiner mutter ins gespräch zu kommen als auch das loslassen zu üben.
...vielleicht braucht sie deinen kampfeswillen, vielleicht benötigt sie etwas ganz anderes von dir...deshalb ist das reden so wichtig....

ich wünsche dir liebevolle begleiter/innen
und einen guten start ins jahr 2010
mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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  #15  
Alt 01.01.2010, 22:58
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

hallo Mona,

ich stimme Stefan mit jedem Wort, das er geschrieben hat, zu.

Begleite deine Mutter auf dem Weg, den sie gehen will. Steh ihr bei, denn was sie jetzt am Nötigsten braucht, ist jemand, der da ist und sie stützt und unterstützt.
Ganz sicher braucht sie keine Vorwürfe, daß sie "nicht kämpfen will".

Daß es dir als Tochter schwer fällt, die Mutter gehen zu lassen, weiß ich aus eigener Erfahrung gut genug. Den letzten Weg mit zu gehen, das kostet unendlich viel Kraft - seelisch und körperlich.

Du bist gesund - du willst deine Mutter nicht hergeben - aber es geht nicht um dich. Klar wirst du leiden, aber du lebst und wirst weiterleben. Deine Mutter ist diejenige, die sterben muß. Sie alleine bestimmt.... du hast das zu akzeptieren.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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