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Alt 18.02.2009, 13:30
Ebony Ebony ist offline
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Beiträge: 36
Standard Mein Weihnachtsgeschenk..... Darmkrebs...

ich beginne mal mit meiner Geschichte und schreibe auf, was mir so einfällt.....

Samstag 20.12.
Mein Mann steht am Morgen mit einem Straus Rosen vor mir, wir haben Hochzeitstag…..
Wir wollten uns einen schönen Abend machen mit Kerzenschein, Champagner, romantischer Musik, ein paar Leckerbissen…… und faul am Sofa abhängen….

Aber es kam alles anders.
Ich hatte plötzlich eine starke Darmblutung.
Zum Glück konnte ich unseren Hausarzt erreichen.
Der hat gleich mit der Notaufnahme des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg telefoniert und dringend mit der leitenden Ärztin einen Aufnahmetermin vereinbart, vor Weihnachten ist ja alles schon voll…..

Da ich keine passenden Nachthemden hatte, habe ich mir noch schnell im Dorfladen 3 Stück besorgt (einen Waschlappen gab’s für Weihnachten gratis dazu)
und beim Schuster ein paar braune Hausschuhe (Rentierschlappen aus Filz), es war ja schließlich Weihnachten….
Mein Mann hat mich dann nach Regensburg in die Notaufnahme gebracht.
Ich bekam gleich ein Bett, EKG, Blutabnahme, Blutdruck, Ultraschall, 3 Ärzte sind um mich rumgewuselt.
Danach bekam ich ein leeres Zweibettzimmer mit schöner Aussicht auf den Park für mich alleine,
die Station war weihnachtlich geschmückt mit einem herrlich Baum, überall Lichterketten und Rentieren in allen Größen,
passend zu meinen Rentierschlappen….

Am Abend hatte ich schon den ersten Befund, Überfunktion der Schilddrüse, davon kam mein Herzrasen, der hohe Puls, meine Müdigkeit und mein hoher Gewichtsverlust.
Ich war zufrieden, endlich ein Befund den man Behandeln konnte.

Sonntag 21.12.
ging’s mit diversen Untersuchungen weiter.

Montag 22.12.
wieder Ultraschall, Herz, Schilddrüse, Leber……Befund nicht mehr so gut…..
Am Abend gab’s dann Abführmittel bis zum Umfallen, mein Kreislauf ging schon in den Keller, mir war kalt……

Dienstag 23.12.
Die Endoskopie, bis Nachmittag um 16:00 habe ich gewartet, konnte mich ja nicht beschweren, da ich ja keinen Termin hatte.
Der Arzt hat da auch keinen schönen Job, jedenfalls war das ganze harmlos und schmerzfrei.
Auf dem großen Monitor konnte ich alles sehen, bin aber immer wieder eingeschlafen dabei….

Am Abend kam dann der Stationsarzt mit dem Befund, Darmkrebs, bösartiger Tumor im fortgeschrittenen Zustand…..
60-70% Lebermetastasen, inoperabel, keine Heilung mehr…. nur noch eine Lebensverlängerung.

Ich hatte das schon befürchtet, aber nicht so krass….
Da liefen mir zum ersten Mal die Tränen, ich dachte an unsere Kinder, meinen Mann, ans sterben,
ich wollte nicht das meine Mutter (85) davon erfährt und bete jeden Abend, dass sie vor mir stirbt und sie sich nicht um mich grämt.
Ich habe geistig schon mein Testament gemacht und möchte bei meinen Eltern begraben sein.
Nicht irgendwann neben meiner Schwiegermutter liegen……

Ich habe keine Angst vor dem Sterben und werde die paar Jahre als Geschenk ansehen,
immer noch besser ein Krebs mit Ende als eine Schlaganfall mit dem ich vielleicht noch 25 Jahre leben muss…..
Ich will nicht, das sich meine Familie um mich grämt und sorgt, drum habe ich an dem Abend wieder aufgehört zu weinen und werde das Beste draus machen.

Mittwoch 24.12. Heilig Abend
Ich hatte noch eine Untersuchung mit dem CT, wieder 2 Liter Kontrastmittel (würg)
Röntgenaufnahmen der Lunge und so weiter….
Die haben sich echt Mühe gegeben mit mir alle waren recht freundlich und menschlich.
Der Stationsarzt legte mir nahe, sofort nach den Feiertagen zu operieren und danach keine Reha sondern gleich Chemo.
Ich war einverstanden. Die Feiertage war ich dann zu Hause.
Mein Mann war täglich bei mir im Krankenhaus, hat die Omas und Katzen versorgt, die Wohnung geputzt und schon den Baum geschmückt, der Kamin brannte, ausnahmsweise gab’s sogar Schnee an Weihnachten, es hätte alles so schön sein können….
Die Kinder waren an Weihnachten nicht da, so haben wir es auch niemanden gesagt, damit wir ihnen das Weihnachtsfest nicht verderben mussten.

Montag 29.12.
Bin wieder im Krankenhaus, diverse Vorbereitungen für die OP am nächsten Tag,
Stationsarzt und Narkosearzt sind da.
Wenn ich Glück habe geht es mit Laparoskopie, aber das können sie mir noch nicht 100% versprechen.
Wieder Abführmittel bis zum Umfallen. Mich friert. Mein Kreislauf ist wieder im Keller.

Dienstag 30.12. 6:30 Uhr
Fertig machen zum OP, so früh?, davon hat mir keiner was gesagt,
ich wollte mich nach der Tortur vom Vorabend wenigstens noch duschen, wer weis, wann ich das wieder kann….
Mehr wie 5 Minuten geht nicht, so die Schwester…… aber ich bin ja schnell….
Schnell noch das Flatterhemdchen und die weißen Strümpfe…. ich bin ganz ruhig….

Die OP dauert 4 Std. alles gut verlaufen, sie haben 30 cm Dickdarm inklusiv Tumor entfernt.
Kein künstlicher Ausgang, Glück gehabt.
Den Port für die Chemo haben sie auch gleich mitgesetzt.
Der Arzt rief meinen Mann an, alles OK, bis 16:00 Uhr und er kann mich besuchen.
Wurde nichts draus, da ich bis 20:00 Uhr im Aufwachraum auf Intensiv lag, der Zuckerwert war im Keller, die haben mich sogar mit Traubenzucker auf meinem Zimmer gefüttert.
Aber sonst ging’s mir gut, konnte mich mit Hilfe der Schwester am nächsten Morgen sogar schon zum Waschen schleppen.

Sylvester und Neujahr gab’s bei uns dann auch nichts zu feiern……

07.01.
bekam ich noch den Befund und konnte schon nach Hause, mir ging es den Umständen entsprechend gut.
Das ging alles so schnell, das ich keine Zeit zum Nachdenken hatte……

19.01.
meine erste Chemo
bekomme seit 19.01. Chemo gleichzeitig mit Antikörper Bevacizumab.
Bin im Krankenhaus bei den Barmherzigen Brüdern in Regensburg in Behandlung, bei Prof. Dr. Kreuser, dem Leiter Onkologie.
Bis jetzt kann ich nur gutes Berichten und bin sehr zufrieden damit.

Aber da ich nichts von der Materie verstehe, passe ich auf wie ein Schießhund, was gesagt und angeordnet wird,
hinterfrage alles und lese auch die Medikamentenbeutel, die sie mir verabreichen.

Ich hatte auch schon das Pech, am 1. Tag meiner Chemo versehentlich an einen Kassenarzt bei denen zu geraten.
Das sind ja Welten im Umgangston.
Mein erster Tag nach 3 Std. warten: Keine Chemo, keine Antikörper, da heute keine Zeit mehr....
ich hatte mich auf die Chemo eingestellt, wozu die ganze Eile mit OP und Chemo, wenn sie keine Zeit haben.....?
Da ist mir am ersten Tag schon der Kragen geplatzt und ich habe nach dem Professor gefragt, ich bezahle ja auch seine Rechnungen.....
auf einmal ging alles sehr schnell und alles währe eine Verwechslung gewesen, sie hätten halt sehr viele Patienten und zwei Ärzte währen auch krank.......
ich bin auch krank....
Jedenfalls bekam ich die Chemo mit Antikörpern noch am gleichen Tag.
Eigentlich wollte ich jetzt nichts schlechtes über die sagen, die sind schon Ok bis auf die Kassenärztin.....

Von der Chemo bekomme ich immer Sprachstörungen, ich muss dann jedes Wort langsam artikulieren, sonst versteht mich keiner mehr.....
mir ist kalt und ich kann nichts mehr essen....
Aber ich bekomme gute Medikamente, damit ich alles in den Griff bekomme...

Im Moment geht es mir täglich besser, ich wundere mich selber, das ich so gut drauf bin....
werde bei Gelegenheit immer mal weitererzählen, wenn es Euch interessiert....
__________________
Liebe Grüße
Brigitte

Befund 24.12.2008
OP 30.12.2008
Stenosierendes und hepatisch metasiertes Adenocarcinom des Sigma bei 30-35 cm ab ano.
Postoperative Tumorklassifikation pT3, pN2 (7/14), L1, herdförmig G3, CM1 (HEP) lokal R1
60-70% Lebermetastasen, inoperabel, da auf der ganzen Leber verstreut.
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