Adeno, Therapieabbruch wegen Rauchen?

[Arnie]

Hallo zusammen,

es geht um meinen Schwiegerpapa, der uns große Sorgen macht. Nachdem er zunächst wegen zweier Hirntumore operiert wurde und anschließend Chemo bekam, wurde unabhängig von diesen Tumoren ein Adeno (NSCLC) in der Lunge gefunden. Im August wurde ein Teil des rechten Lungenflügel entnommen. Status nach der OP T1b, N2, M0, Stadium IIIb.

Eigentlich sollte danach eine Chemo durchgeführt werden, wurde dann aber nichts wegen des schlechten Allgemeinzustandes. Es hieß dann, er solle zunächst in die Reha und danach, wegen der befallenen Lymphknoten, Bestrahlung erhalten. Seitdem sitzt er also zu Hause und weiß nicht so recht, wie es weitergeht.

Heute rief meine Schwiegermama an und erzählt uns, dass ein Abschlussbericht vom Krankenhaus kam, sie würden keine weiteren Therapien mehr durchführen, da er kurz nach der OP wieder mit dem Rauchen angefangen hat.
Mehr Infos haben wir im Moment nicht, aber ich bin ein bisschen verwirrt.

Also, die moralische Dimension des Ganzen ist mir schon klar, mit der Diagnose ist Rauchen ein NoGo. Keine Frage, was ich selbst in der Situation tun würde. Aber ich bin nicht er, er argumentiert, dass er sonst nix mehr im Leben hätte und es jetzt eh schon egal wär
Was soll man dazu noch sagen?

Ist das tatsächlich so, dass in so einem Fall das Krankenhaus weitere Therapien einstellt? Sie werden nämlich auch der Reha nicht mehr zustimmen, und das wär so unsere Hoffnung gewesen, dass man ihm dort, was das Rauchen angeht, vielleicht eher weiterhelfen kann (ich weiß schon, dass es zuerst in seinem Kopf "Klick" machen müsste, aber wir müssen ja auf irgendwas hoffen), aber jetzt wissen wir grad so gar nicht mehr weiter?

Danke fürs Zulesen,
liebe Grüße
Arnie

[Bremensie]

Hallo Arni,
die Diagnose Krebs ist für jeden Betroffenen erst einmal starker Tobak.Vielleicht könnt ihr ja noch mal mit dem behandelnden Arzt reden das er trotz des rauchens eine Reha befürwortrt mit der Option das dein Schwiepa. dort lernt wie er am besten mit dem Rauchen aufhören kann. Aber da muss dein Schwiepa dann auch dahinter stehen. Ob er es dann wirklich schafft das steht auf einem anderen Blatt. Es hilft nichts wenn man ihm nur Vorwürfe macht. Rauchen ist eine Sucht. Wie sieht denn die weitere Behandlung überhaupt aus. Soll sie palliativ sein.?

[Gabrieleli]

Hallo Arnie,

es ist sehr traurig was ihr da durchmachen müßt. Ich bin mir nicht zu 100% sicher, aber so gut wie das ein Arzt wegen Rauchen die Therapie nicht verweigern darf. Ein Arzt legt einen Eid ab Menschenleben zu retten.
In eurem Fall gehe ich davon aus das der Arzt sehr wütend ist das er alles machbare macht und der Patient nicht maximal mirarbeitet.
Nun hat aber auch dein Schwiegervater das Recht auf seine eigene Meinung, und es ist leider wirklich oft so das der Erkrankte denkt er habe ja sonst nichts mehr und aufhören lohnt auch nicht.( Obwohl es das täte, denn eine Chemotherapie soll dann besser wirken).
Ich habe im Krankenhaus Menschen kennengelernt die trugen auf dem Rücken ihr Sauerstoffgerät und im Garten haben sie geraucht.Und auch hier hat nicht jeder aufgehört zu rauchen. Doch alle werden oder wurden therapiert.
Bitte sprecht noch einmal mit dem Arzt, ansonsten müßtet ihr euch die Unterlagen geben lassen und wechseln.
Für eine Anschlußheilbehandlung nach der OP ist es vielleicht schonetwas zu spät, aber eine Reha steht deinem Schwiegervater sicher zu. Ich denke nicht das man die absagen kann mit der Begründung, Vater raucht.
Und denk mal an die vielen Herzinfarktpatienten, davon stehen auch viele vor der Tür und rauchen. Trotzdem sind sie in der Reha.
Es wäre sicher besser mit dem Rauchen aufzuhören, aber wenn nicht dürfen nicht alle Türen zu gehen.
Wenn ihr nicht weiterkommt, fragt weiter , vielleicht auch mal bei der Krankenkasse. Nur nicht lange aufschieben.

Ich wünsch euch alles Gute und wenn du magst schreib mal ob und wie ihr weitergekommen seid.

Trotz allem einen schönen Abend
Gabriele

[Arnie]

Hallo,

und vielen Dank euch beiden für eure Antworten

Die ganze Aufregung war im Prinzip umsonst. Man kann die beiden aber auch echt nichts allein machen lassen. Heute waren wir dort und haben uns das Schreiben mal angeschaut. Es war der Entlassbericht vom August, noch von vor der OP, den er aus welchen Gründen auch immer, jetzt nochmal per Post bekommen hat.

Und da steht drin, dass er aufgrund seiner COPD GOLD eigentlich dauerhaft Sauerstoff bekommen müsste, sie das aber aufgrund des Rauchens nicht durchführen. Er hat was von O2 gelesen, wusste nicht, was das ist, und gedacht, dass sie nun gar nichts mehr machen

Dieses Auf und Ab begleitet uns jetzt seit Januar, und wir sind alle am Rand dessen, was wir ertragen können. Wir haben schon vor Wochen gefragt, ob mein Mann mal mit zu den Arztgesprächen soll, oder mal allein mit dem Arzt sprechen soll. Mein Schwiegervater kennt sich überhaupt nicht aus, ihm wachsen die Fachbegriffe über den Kopf usw., aber er will auch nicht, dass wir ihm dabei helfen. Deshalb willigt er auch nicht ein, dass wir Kontakt mit dem Arzt aufnehmen.

Soweit ich weiß, sollte die Chemo nicht palliativ sein, laut meinem Schwiegervater ist die Lage nicht aussichtslos, sein Arzt hätte gesagt, es gebe eine 30%tige Chance.

Zumindest hat er versprochen, morgen nochmal im Krankenhaus anzurufen und wegen der Reha nachzufragen.

Meine Herren, manchmal möcht man einfach alles hinwerfen. Mir tut mein Mann unendlich leid, den das alles sehr mitnimmt und ne Menge Kraft kostet.

Vielen lieben Dank nochmal,
liebe Grüße
Arnie

[bosko]

Ähnliche Situationen hatten wir mit meinem Vater auch.
Hat dein Schwiegervater eine Patientenvollmacht, bzw. Betreuungsvollmacht? Oder hat er bei den Ärzten eine Schweigepflichtsentbindung gegenüber seinem Sohn unterschrieben? Das zumindestens hatte mein Vater gemacht und damit konnte ich nachfragen.
Alles Gute für Euch!

[Arnie]

Hallo,

nee, es gibt nix, keine Vollmacht, keine Schweigepflicht-Entbindung, keine Patientenverfügung, gar nichts. Darüber hatten wir vor längerem schon mal mit der Schwiegermama gesprochen, sie wüsste im schlimmsten Fall nicht mal, wie er gern beerdigt werden würde. Sie reden über solche Sachen einfach nicht

Zumindest haben mein Mann und ich uns jetzt für uns selbst um solche Vollmachten gekümmert, man weiß ja nie ...

Liebe Grüße
Arnie

[Anderl]

Hallo Arnie,

schlimm was ihr alles mitmachen müsst. Hoffentlich kommt dein Schwiegerpa zur Vernunft. Nachdem er ja schon eine Copd hat und zusätzlich ein Lungenkarzinom sollte er wirklich aufhören zu Rauchen! Mit seiner Diagnose Status nach der OP T1b, N2, M0, Stadium IIIb. sollte doch zusätzlich eine Chemo möglich sein, die soll ja angeblich nicht so gut anschlagen, wenn man raucht! Also Reha mit Rauchentwöhnung! Ich habe übrigens auch geraucht, habe aber bereits aufgehört zu rauchen, als mich mein Lungenspezialist zur CT geschickt hat. Und mir fehlen die Zigaretten nicht
Für das Geld habe ich jetzt eine Putzfrau, das ist viel besser!

Also Kopf hoch, das schafft dein Schwiegerpa schon.
Grüße aus München
Andrea