Zweiterkrankung Brustkrebs, Amputation???

[missengelchen511]

Hallo,

ich brauche dringend mal einen Rat. Es geht um meine Mutter 49 Jahre alt. Meine Mum hatte vor 11 Jahre das erste Mal einen Tumor in der linken Brust, der erfolgreich entfernt wurde. Sie haben ihr damals vorsorglich ein paar Lymphknoten entfernt, die aber noch nicht befallen waren. Zusätzlich bekam sie eine Chemo und Strahlentherapie. Ein paar Jahre später hat sie ein Lymphödem am linken Arm bekommen.
Und jetzt vor ca. 10 Tagen haben sie bei der Mammographie einen erneuten Tumor (wohl eher kein Rezidiv, da eine andere Stelle) gefunden. Erst hieß es, dass es noch eine Vorstufe von Krebs ist und haben deshalb brusterhaltend operiert. Leider haben sie dann nach der Untersuchung des Tumors festgestellt, dass es doch schon ein aggressiver Tumor war. Das umliegende Brustgewebe war zum Glück zwar noch nicht befallen, aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eventuell schon etwas in die Lymphen gelangt ist. Da sie ein Lymphödem hat, kommt es für sie nicht in Frage, dass sie unter der Achsel einen Schnitt machen und die Lymphknoten nach Veränderungen untersuchen. Da kann man jetzt nur eine Strahlentherapie machen.
Dazu kommt noch, dass die Ärzte sagen, dass die Wahrscheinlichkeit relativ hoch ist, dass sie auch weitere Male an Brustkrebs erkrankt und sie jetzt vor der Frage steht, ob sie sich die Brust amputieren lässt oder eben nicht. Leider können die Ärzte auch nicht sagen, was für meine Mutter das Beste wäre. Nur wenn sie sich die Brust amputieren lässt, ist die Wahrscheinlichkeit, noch ein weiteres Mal Brustkrebs zu erkranken wesentlich geringer. Aber auf der anderen Seite kann es ja auch sein, dass meine Mutter wieder 10 Jahre ohne erneuten Krebs leben kann. Meine Mutter ist ziemlich verzweifelt und weiß nicht, was sie jetzt machen soll, auch die Meinungen der Ärzte gehen auseinander, deswegen würde ich gerne Rat und Meinungen von Betroffenen einholen um meiner Mutter ein wenig helfen zu können. Vielen Dank.

[deena3]

Hallo missengelchen511, wie immer muss jeder letztendlich für sich allein eine Entscheidung treffen. Ich wurde 2006 brusterhaltend operiert, da man aber zu knapp am Gesunden war, wollte man nachoperieren. Mein Tumor war aber G3 und 6,1 cm groß (zum Glück kein Befall der Lymphknoten usw.) und so habe ich für Amputation entschieden. Ich füge hinzu, dass es auch ein Unterschied ist, ob man sich mit 66 Jahren (ich) oder mit 49 für eine Ablatio entscheidet, aber für mich war es eine Art Sicherheit (wo gibt es bei Krebs schon Sicherheit???) und ob der Ehemann/Partner/Freund (soweit vorhanden...) diese Entscheidung mitträgt (..."du bist wichtig und nicht dieses Körperteil!").
Wenn ich mich nach fast einem Jahr frage, wie würde ich heute entscheiden, muss ich sagen: genau so wie 2006.

Freundliche Grüße von deena3

[Ingrid H.]

Hallo Missengelchen,

leider ist eine Amputation auch keine große Sicherheit, das der Krebs zurück kehrt. Meiner Mutter wurde wegen eines sehr großen Tumors 1990 die linke Brust entfernt. Es folgte ein halbes Jahr lang quälende Chemotherapie. 1996 kam der Krebs zurück. An der alten Narbe unter der Achsel hatte sich wieder ein Tumor gebildet. Es folgten 30 Bestrahlungen. Im Juli 2006 meldete sich der Krebs leider wieder an der Stelle zurück, wo die Brust war, es wurde wieder ein großer Tumor fast vollständig entfernt, der Rest konnte nicht entfernt werden, weil er mit den Blutbahnen verwachsen war. Es folgten 39 Bestrahlungen. Jetzt im Januar war sie wieder im Krankenhaus, weil die Lunge (wahrscheinlich aufgrund der Bestrahlungen, aber das sagt ja niemand) nicht in Ordnung war. Ich habe mittlerweile das Lachen verlernt, ich habe einfach Angst. Ich denke die Entscheidung Amputation oder nicht, kann einem niemand abnehmen. Egal, wie Deine Mutter sich entscheidet, hilf ihr zu kämpfen, sei einfach da. Eine Familie, die da ist, hilft viel.

Gruß Ingrid

[Birgit64]

Hallo Missengelchen,

die Entscheidung kann euch natürlich keiner abnehmen. Wenn die Ablatio tatsächlich das Risiko reduziert würde ich mich auf alle Fälle dafür entscheiden.
Ich war bei meiner Amputation vor 4 Jahren 41 Jahre alt und habe es bis heute nicht bereut, diesen Schritt getan zu haben.

Liebe Grüße

[Ulrike008]

Hallo, Missengelchen,

wieso sagen die Ärzte, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie
auch weitere Male wieder an BK erkrankt?

Zwischen dem 1. Tumor und dem 2. neuen Tumor (vermutlich kein Rezidiv) liegen 11 Jahre -eine sehr lange Zeitspanne, wenn man das junge Alter deiner Mutter bei der Ersterkrankung bedenkt. (Unter 35 ist frau ja schon mal grundsätzlich Hochrisikopatientin, 38 ist ja nicht viel älter....)

Hat der neue Tumor die gleiche Histologie wie der erste? Ist er aggressiver (G3) als der erste und/oder stark HER2 + positiv? Duktal oder lobulär?

Eine Ablatio ist zwar etwas sicherer als eine brusterhaltende Therapie,
aber das sind nur ein paar Prozentpunkte (Rezidivrisiko nach BET: ca. 10%,
nach Ablatio ca. 5%)

Ein Gesichtspunkt bei der Entscheidung Ablatio ja oder nein ist, ob deine
Mutter ihre Brust behalten will und mit der nervlichen Belastung leben kann oder doch auf die paar Prozentpunkte mehr Sicherheit bei Ablatio mehr Wert legt.

Sie bekommt ja auf jeden Fall noch Bestrahlung bei brusterhaltender Therapie, evtl. auch in der Achsel, das ist ja auch noch eine zusätzliche Sicherheit. Und wie sieht es mit Antihormon-Therapie aus?

Liebe Grüsse
Ulrike

[Wamper]

Manchmal ist es ganz hilfreich, den histologischen Befund zu kennen, einige Brustkrebsformen öfter wieder kommen als andere. Hast du dazu was in den Unterlagen gesehen.
Mit bestem Gruß Dorothea

[Altmann]

Hallo Claudia 40,
es fragt sich nur, wenn die Dinger weg sind, ob dann auch die
Krankheit weg ist. Das ist die große Frage!
Dann würde ich sie mir auch wegmachen lassen.
Nichts für ungut.
Ghttp://www.krebs-kompass.org/Forum/images/smilies2/winke.gif
ruß Puppe

[cebulon46]

Liebes missengelchen,
vor einer ähnlichen Frage stand ich im November '06: zum ersten Mal '97 linke Brust mit 4cm Tumor und allen Lymphknoten in der Klinik gelassen, Chemo, Bestrahlung, 9 Jahre ohne Rückfall; jetzt Zweiterkrankung in der rechten Brust - für die Ärzte ist es wirklich eine Neuerkrankung! Auch meine Ärzte wollten ratzfatz im November die rechte Brust abnehmen. Aus einfachen Gründen: so früh ersterkrankt kann es genetische Gründe haben und dann ist die Wahrscheinlichkeit der immer wieder Neuerkrankung sehr hoch. Ich hab mich dagegen entschieden - völlig aus dem hohlen Bauch, gegen jede Wahrscheinlichkeit und hab jetzt Chemo hinter mir, Bestrahlung folgt, Herceptin auch. Die Unsicherheit bleibt eh, ob mit oder ohne meine rechte Brust - denn es kann ja auch noch die Eierstöcke erwischen. Also verabschiede ich mich jetzt in Ruhe von ihr und dann mal schaun, wann ich sie hergeben mag.
Was sagt Deine Mum selber dazu - so aus dem "hohlen Bauch"?
Grüße
cebulon

[Heike69]

Hallo Missengelchen,

ich kann Euch gut verstehen. Ich bin jetzt 37 Jahre und hatte 2003 die Erstdiagnose. 5 böseartige Tumore in der linken Brust. Zuerst Probeentnahme, dann Chemo, dann brusterhaltende Operation, dann Bestrahlung. Bei einem Gentest stellte sich heraus, dass ich BRCA 2 Trägerin bin, eines der Gene, die bekannt sind, dass sie Brustkrebs verursachen können (Wahrscheinlichkeit, 80% ,dass man an Brustkrebs erkrankt).In der Beratung zu diesem Test raten Sie einem zur beidseitigen Brustamputation und einer Eierstocksentfernung, da durch diese auch das Brustkrebsrisiko um 50% verringert werden kann. Nun stand ich da, und wusste auch nicht, was ich machen sollte. Ich überlegte und überlegte und schob es immer wieder vor mir her. Komme ich mit einer Amputation klar, werde ich mich ärgern, wenn der Krebs wiederkommt und ich habe es nicht gemacht.
Und dann. Im Oktober 2006 haben sie ein Residiv festgestellt. Schon wieder 1cm groß, obwohl ich alle viertel Jahre zu meinen Kontrolluntersuchungen gegangen bin. Das war der Moment, wo ich dann gewusst habe, was ich machen werde. An diesem Untersuchungstag, von einer Stunde auf die andere habe ich mich zu einer beidseitigen Amputation und Eierstocksentfernung entschieden. Von der linken wäre sowieso nicht mehr viel übrig geblieben und wer weiß, dann es in der rechten angefangen hätte. Soviel zu meiner Geschichte. Es ist jetzt 6 Monate her und ich bereue nichts. Ich würde es auch im Nachhinein wieder so machen und bin eigentlich froh, dass mir auf diese Weise die Entscheidung gelungen ist. Die Narbe (von der einen Achsel bis zu anderen) ist super verheilt und ich habe einen BH mit Protesten, so dass es ein Außenstehender gar nicht sieht. Die einzigen Probleme die ich habe hängen mit der Eierstocksentfernung zusammen, da ich natürlich von einem Tag auf den anderen in die Wechseljahre gekommen bin. Das ist ü b e l . Aber der Mensch hält viel aus, wenn man muss.
Das wichtigste ich, dass deine Mutter dazu steht, was sie macht und sie davon überzeugt ist. Ansonsten kann man wahrscheilich nicht sagen, das ist falsch und das ist richtig.
Alles Gute und viele Grüße an Deine Mutter

Heike

[Altmann]

Hallo Heike,
du bist supermutig, das muß man schon mal sagen. Vor allem in deinem Alter.
Aber ich glaube, du hast die einzig richtige Entscheidung getroffen.
Ich halt dir die Daumen, daß jetzt wirklich nichts mehr kommt. Die
Wechseljahre überstehst du bestimmt mit deiner tapferen Einstellung dazu.
Gruß Puppe

[april 04]

Hallo! Auch ich bereue die Amputation meiner linken Brust nicht. Ich will fuer meine Familie da sein. Bei mir wurde bei der 1. Op blind einen sehr winzigen mikroskpischen 2. Krebstumor naehe 1.(Stage1,1Lymphknoten)Tumor gefunden. Hatte OPs, Chemo ,Amputation und danach Arimetex. Bei der Mastektomie(Amputation) wurden Gott sei Dank keine Krebszellen mehr gefunden. Diesen April werden es bei mir 5Jahre seit der Diagnose.Die Onkologen sagen ich habe gute Chancen krebsfrei zu sein.Eines ist mir klar: wie es aussieht mit einer nur Lumpektomie(brusterhaltende OP) haette ich irgentwann einen 2. Brustkrebstumor gehabt. Das sind meine Lebenserfahrungen. Nun jeder muss fuer sich selber entscheiden und sorgen, das kann niemand einem Kranken abnehmen. An alle ein sehr freundlicher Gruss.

[Stone]

Hallo Patzi !

Habe im November 08 die Diagnose BK erhalten. Der Tumor war 1,8 cm groß, habe ihn selbst getastet, obwohl ich 7 Wochen vorher auch zur Vorsorge war und da noch nichts getastet wurde. Außerdem wurde dann bei den Untersuchungen noch ein kleinerer Tumor von 0,6 cm gefunden. Die Operation sollte brusterhaltent erfolgen. Leider war nach der ersten OP in der Histologie noch Krebsvorstufe da (ausgeprägtes DCIS heißt es im Abschlußbericht), es war also nicht genug gesundes Gewebe entfernt worden. Also 2 OP, leider mit dem gleichen Ergebnis immer noch Krebsvorstufe da. Da blieb dann nur die Entscheidung zur Abnahme der linken Brust. Dadurch beliben mir jetzt die Bestrahlungen erspart. Habe jetzt 4 Zyklen Chemo und Herceptin hinter mir und kriege noch 2 Chemo-Zyklen mit Herceptin und anschließend alle 3 Wochen 11X noch Herceptin.
Danach würde ich auch gern einen Brustaufbau machen lassen. Jetzt war ich gestern allerdings los und habe mir eine Brustprothese geholt und die Beraterin meinte ich sollte es mir überlegen ob ich das machen lasse. Ich finde aber, ich bin zu jung (42 Jahre) um es so zu lassen.
Jetzt meine Fragen:
Wie hast du es machen lassen mit Eigengewebe oder anders ?
Hast du Schmerzen und bist du zufrieden mit dem Ergebnis ?
Bin ganz neugierig auf deine Antworten.

Bis bald

Stone

[Stone]

Hallo Patzi !

Vielen Dank für deine Info. Hoffe, daß ich das dann auch alles so gut überstehe.

Will die OP nicht jetzt im Sommer machen lassen, da ich noch 2 Zyklen Chemo vor mir habe und anschließend bis ca. Ende des Jahres noch Herceptin. Würde es dann gern Anfang des nächsten Jahres machen lassen.

Viele liebe Grüße Stone