Brustkrebs und nun???

[mena64]

Möchte uns kurz vorstellen:

Meine Frau ist 47 Jahre und ich ein paar Tage weniger.
Nun soll am nächsten Donnerstag die OP stattfinden.
Zur Diagnose BK kam es nur durch Zufall, den durch ein Stoß und der nicht aufhörende Druck (Schmerz) an der Brust führten zum Arzt und zur Mammografie welche schon nichts gutes zeigte. Der Weg zum Radiologen und die Entnahme von Gewebe brachte das böse Ergebnis:
Tumorgröße 1,8x16x2,3cm links 11 Uhr 5cm Abstand zur Mamille
Tumorgrading G3
Östrogenrezeptor Score 0
Progesteronrezeptor Score 0
Proliferationsaktivität 55%
c-erbB2 Score 1+
E-Cadherin positiv
bcl-2 positiv
Mehr Angaben liegen mir z.Z nicht vor.
Nun zu den Fragen:
Was ist nun noch am besten zu tun vor der OP?
Naja das mit den Zahnröntgen haben wir schon gelesen doch sehe ich noch nicht ganz den Sin und Zweck?
Als Therapie nach der OP wurde schon mal Chemo und Bestrahlungen angesprochen, dies ist wohl nicht zu umgehen oder der beste Weg?
Kann mir vielleicht jemand die Diagnose etwas näher erklären uns sagt das nur wenig und das Gespräch mit der Ärztin ist auch schon ein paar Tage her.

Gruß Mena und Andy die von Stunde zu Stunde nervöser werden.

PS: Ach ja nun kommen die ersten Zweifel und Fragen ob wohl die richtige Klinik gewählt wurde, naja ist wohl so, oder war es bei euch anders?

[Jule66]

Hallo Ihr Beiden,
herzlich willkommen hier.
Die Tumordaten Deiner Frau ähneln den meinen,wobei meiner nicht ganz so teilungswütig war.
Also,es handelt sich um einen sogenannten triple negativen Tumor,der ausschließlich mit Chemo,OP und Bestrahlung zu behandeln ist.
Triple negativ=dreifach negativ,also keine Östrogenrezeptoren,keine Progesteronrezeptoren und keine bzw.wenig Her2 neu Rezeptoren.
Somit kommt keine anschließende Antihormontherapie bzw.Herceptintherapie in Frage.
Diese Tumore gelten als sehr aggressiv.
Die Proliferationsrate bedeutet die Teilungsgeschwindigkeit,die ist mit 55% recht hoch(alles > 20% gilt hier als hoch)
G3 bedeutet,dass er sehr aggressiv ist(Grading 1-3;1=wenig aggressiv,3=sehr aggressiv)
So,das waren die weniger guten Nachrichten.
Die bessere ist,dass diese Tumore i.d.R. gut auf die Chemo ansprechen.
Ich habe die Chemo vor der OP gemacht,neoadjuvant.
Ärzte,die sich hauptsächlich mit triple negativen Tumoren befassen,plädieren zunehmend für die neoadjuvante Chemo.
Der Grund: man sieht,wie die Chemo auf den Tumor reagiert.Wird er komplett vernichtet(Komplettremission=gute Prognose),das kommt recht häufig vor,bis zu 40%(und das ist viel!),oder spricht er eher schlecht auf die Chemo an?dann kann/muss man die Chemo evtl.umstellen.
Was in Eurem Fall auch für die neoadjuvans spricht,ist die Nähe des Tumors zur Brustwarze.
Evtl.kann diese erhalten werden,wenn der Tumor entsprechend vernichtet /verkleinert wird.
Wie ist denn der Lympfknotenstatus?
Vielleicht möchtet ihr Eure Ärzte mal auf die Möglichkeit der neoadjuvanten Chemo ansprechen?
Wenn ihr noch Fragen habt,nur zu.
Ihr macht jetzt eine schlimme Zeit durch,das können hier alle nachfühlen.
Aber glaubt mir,es wird leichter,wenn die Therapie erst mal angefangen hat.
Was die Zähne angeht: das macht schon Sinn,denn die Chemo greift die Zähne an.Die Kontrolle dient dem Schutz der Zähne.
Alles Gute,Jule

[mena64]

Danke Jule erstmal für deine wenig erfreuliche Erklärung.
Wir werden sehn wie es weiter geht und dem Ärzten noch einige Fragen vor der OP stellen.
Nun habe ich etwas gehört von einer Gewebeentnahme/Probe bei der OP für ein weitere Diagnose, welcher war es noch gleich???
Die wird ja wohl nicht automatisch gemacht sondern erst wenn man darauf hinweißt, richtig?

[Ilse Racek]

@Hallo Mena und Andy


Euer o.a. Titel hat sich inzwischen sicher einigermaßen relativiert; ich gehe davon aus, dass ihr schon umfassend im Forum "geblättert" habt und von vielen Schicksalen, Erkenntnissen und durchaus mutmachenden Beiträgen profitieren könnt

Ich bin - wie einige Andere auch - hier im Forum sozusagen eine alte Häsin; 2002 erkrankt und 2005 an den Krebs-Kompass "geraten"
Für mich und viele andere sehr hilfreich und jederzeit schätzenswert als "Auffangbecken" für Ratsuchende und Ratgeber


Bezüglich Gewebeentnahme während der OP ist Dir sicher inzwischen bekannt, dass dies eine der wichtigsten "Handhabungen" von Onkologen bzw. Chirurgen ist als Vorraussetzung für die Bestimmung der "Charakters" von Tumoren - ohne das wird sicher keine Therapie-Empfehlung ausgesprochen.

Gleichwohl verstehe ich Eure Unsicherheit, gehe aber davon aus, dass ihr in einem der inzwischen weltweit anerkannten Brustzentren fachlich und menschlich gut betreut werdet


Alles Gute mit herzlichen Grüßen

[socke1977]

Hallo mena und andy!

Schön, dass ihr da seid, auch wenn der Anlass, wie immer hier, nicht so erfreulich ist.

Ich glaube, ihr meint den "uPA/PAI-1 Test". Das ist ein von Leitlinien empfohlener Test, der das Rezidivrisiko (Rückfallrisiko) bei Brustkrebs vorhersagt. Außerdem hilft der Test den Nutzen einer Chemotherapie nach der Brustkrebsoperation abzuschätzen. Dieser Test kann nur an Frischgewebe durchgeführt werden, daher muss man vor OP sagen, dass er gemacht werden soll. Ansonsten wird das entnommene Gewebe nämlich direkt in Formalien eingelegt (zur Konservierung) und damit ist der Test nicht mehr möglich. In einigen Brustzentren wird der Test auch automatisch gemacht.

Bei der Art des oben beschriebenen Tumors denke ich allerdings, dass eine Chemo ohnehin gemacht werden muss und auch höchstwahrscheinlich sehr wirkungsvoll sein wird, weil er eine hohe Teilungsrate aufweist. Ich weiss nicht genau, ob der Test dann sinnvoll ist. Fragt am besten einfach mal im Brustzentrum nach!

Ich wünsche euch alles Gute und berichtet mal, wie es weiter geht.

Liebe Grüsse
Socke

[mena64]

So heute habe ich meine Frau in die Klinik gebracht.
War bei der kpl. Aufnahme dabei und auch bei dem Psychologischen Erstgespräch. Die Mitarbeiter in der Klinik sind sehr nett und haben viel erklärt.
Am Nachmittag ist noch ein ein Ärztegespräch und morgen ist dann die OP.
Auch über den uPA/PAI-1 Test haben wir gesprochen das dass auf jeden Fall gemacht werden soll.

PS: Danke an die ersten gute Infos von euch

Und wir werden sehen wie es weiter geht.

Andy

[mena64]

Hallo zusammen,

nun liegt die OP hinter uns und eine Diagnose vor uns auf dem Tisch.
Wieder so viele neue Buchstaben und Zahlen???
Ein paar wurden in der Vorstellung ja schon erklärt.
Nun aber die ganze Diagnose:

G3 invasiv ductales Mammakarzinom links oben/ innen
pT X
pN x (sn) (/), MX, LX, VX, RX
ER 0 PR 0 Her2neu 1+, KI-67 55%
...
Rö-Thorax, OB-Sono, Skelettszinti ohne Anhalt für Filiae
Herzecho und Tumormarker. CA 15-3-21 U/ml Normalbefund
...
Bei der OP wurde ein Wächterlymphknoten entfernt und er wurde bei der schnell Untersuchung als nicht befallen eingestuft.

Nun was bedeutet das?

Die X-en stehen ja wohl für negativ, oder?
Das bedeutet ja wohl man weiß Garnichts???

Denn es ist von einer ergänzende Chemo sowie eine Bestrahlung auszugehen.
Wie können die Ärzte da eine bestimmte Chemotherapie festlegen???

Wie sollen wir nun damit umgehen

Andreas

[Jule66]

Hallo Andreas,
die vielen X stehen wohl dafür,dass der Bericht vom Pathologen noch nicht da ist.
So weiß man halt noch nicht die genaue Größe,(ptx),den genauen Lympfknotenstatus(pnx),ob es im Gesunden entfernt wurde(Rx),ob es eine Lympfgefäßinvasion und eine Blutgefäßinvasion gegeben hat(plx,pvx).Das -p- steht für Pathologie-alle vorherigen Befunde waren ja nur Bildgebender Natur.
Das Mx steht dort,weil wohl noch nicht alle Befund wie Oberbauchsono,Knochenszynthie und Thorax vorliegen-obwohl sie schon gemacht wurden.
Der Wächterlympfknoten wurde im sogenannten Schnellschnitt während der Op untersucht und war negativ.
Nun müßt ihr auf die gründliche Untersuchung warten,denn beim schnellschnitt wird sozusagen nur grob untersucht,also nicht alle Schnittebenen.Aber dass er im Schnellschnitt negativ war,ist schon mal sehr gut!
Du fragst,wie man die Chemo bestimmen könne,ohne die Befunde komplett zu haben.
Soooo viele verschiedene Chemos gibts nun auch wieder nicht und für Triple negative Tumore besondere Vorgaben.
Bei mir wurde z.B. die Chemo vor der OP gemacht-manche Dinge wie z.B. Lympfgefäßinvasion oder die exakte Größe wußte man da auch nicht.
Ich hatte 6 mal TAC-eine nicht unübliche Chemo bei dieser Art von Tumor.
Wie damit umgehen?
Ich weiß,wie schwer das ist,habe es ja auch durchgemacht.
Man muß es annehmen,geschehen lassen,die Chemo als seinen Verbündeten betrachten.
Bei mir war es so,dass ich erleichtert war,als die Behandlung anfing,wurde doch endlich aktiv was gegen den Krebs unternommen.
Ich wünsche Euch alles Gute.
LG,Jule

[Ilse Racek]

Hallo Andreas


Wenn ihr durch die nun vorliegende Diagnose weiterhin verunsichert seid, könnt ihr euch das durchaus von den Ärzten nochmal genau erklären lassen.

In Brustzentren ist man - das ist meine Erfahrung - dahingehend sehr gut organisiert.

Ansonsten schließe ich mich Jules Beitrag und besonders ihrerem Beispiel an; auch ich habe die Therapie - u.a. 8 Zyklen Chemo - als Verbündeten betrachtet.


Für Euch alle guten Wünsche, besonders natürlich für Deine Frau

mit herzlichen Grüßen