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  #31  
Alt 05.08.2003, 17:38
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Liebe Jutta,
die Mamas sind schon komische Wesen...
Mußte grad an meine Ma denken, als du das von der Selbsthilfegruppe erzähltest. Bei ihr fing es letzten Sommer mit Geb.mutthalskrebs an, sie bekam dann Chemo und Bestrahlung. Als sie von der 1. Chemo kam, wollte ich alles ganz genau wissen, mit dem Hintergedanken, sie lernt dort Menschen kennen, mit denen sie sich austauschen kann, also auch ne Art Selbsthilfegruppe.Also sollte sie alles erzählen, wie, wie lang, wieviele da sitzen, wer neben ihr, Männlein od Weiblein...Ihre Antwort: die unterhalten sich da alle ständig über Krebs...!!! Fand sie doof.
Es kommt natürlich auch darauf an, wie ist deine Ma mit der Frau verblieben? Hat sie zu deiner Ma gesagt:"ich komme am Montag wieder"-ODER-"rufen sie mich an, wenn was ist." Beide Sätze sind vollkommen unterschiedlich auch im Ergebnis. Wäre deine Ma der Typ, der dann zum Hörer greift????
Anfangs habe ich meine Ma nicht unbedingt täglich im KH besuchen wollen, aber sie hat es gemacht, dass ich doch täglich bei ihr war. Ich kam grad zu Hause an, klingelte das Telefon:" Maus, hab ich total vergessen aber ich brauch gaaanz dringend eine neue Creme...!" Es waren die dollsten Sachen: Zeitungen, Handtücher, ein spezielles T-Shirt, Q-Tips etc. Oder auch Hunger auf Eis, Hähnchen, Cheesburger....
Sie hätte nie einfach nur gesagt KOMM BITTE, sondern hat es immer verpackt in Wünsche.
Hoffe, dass du weiter kommst im biokrebs, da gibt es auch Tel. Nr.
Liebe Grüße Tanja
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  #32  
Alt 05.08.2003, 19:43
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Standard Ich trau mich mal...

Hallöchen Ihr,

da fällt mir noch was ein, liebe Jutta2, weil Du von "Tagesabhängig" sprichst.
Oder wie Du liebe Tanja erwähnst, dass Deine Mutter wegen der Selbsthilfegruppe gesagt hatte "die unterhalten sich da alle ständig über Krebs", und das doof fand.

Ich kenne das, das ist wirklich so. Oder KANN so sein. Klingt vielleicht völlig widersprüchlich nach Aussen, aber das gehört zu diesem Auf und Ab. Heute so, morgen so.
Als Krebspatient mag man manchmal UNBEDINGT über den Krebs reden wollen. Dabei kann man anderen vielleicht ziemlich damit auf den Nerv gehen, aber für ihn ist es sehr wichtig, darüber sprechen zu können. Da sollte man ihn auch lassen.
Aber dann mag er morgen vielleicht überhaupt NICHT mehr darüber sprechen wollen, weil er lediglich den Augenblick leben will, das Schöne und das Gute. Und zwar ganz intensiv. Da sollte man ihn auch lassen.
Dieses "heute" und dieses "morgen" kann auch länger dauern.
Da passt es also hin, wenn ein Krebspatient sagt: "Selbsthilfegruppe? Nö, die reden dort ja alle nur über Krebs!" - Da will er im Moment eben nicht darüber reden.
Oder es passt auch hin, wenn ein Krebspatient sich so freut an Besuchen, aber trotzdem kann's ihm zu viel werden und er sprichts aus.
Oder es passt auch hin, wenn ein Krebspatient es der "Betreuerperson" einer Selbsthilfegruppe selber überlässt, wann sie wieder kommen will.

Das sind ja eigentlich auch alles jedesmal neue "Entscheidungen":
Ich muss mich jetzt entscheiden, mit dieser Betreuerin von der Selbsthilfegruppe zu reden. Will ich das jetzt oder will ich nicht?
Ich muss mich jetzt entscheiden, ob ich es zugeben soll, dass mir der Besuch meiner Lieben zu VIEL wird, obwohl ich mich doch soooo darüber freue.
Ich muss mich entscheiden, ob ich heute über den Krebs reden will oder nicht. Wenn Leute mich ausfragen, dann MUSS ich (ob ich will oder nicht), und wenn ich mal will, finde ich nicht immer ein offenes Ohr, oder kriege oftmals nur schwache Vertröstungen zu hören.
Ich muss mich auch entscheiden, welche Behandlungen ich machen soll. WAS lohnt sich? Die Ärzte haben recht. Die Ärzte haben vielleicht nicht recht. Die Angehörigen haben mit ihren Vorschlägen recht. Die Angehörigen haben vielleicht nicht recht.
Hilfe, mein Kopf schwirrt! Und alles EILT doch so!

Tja, das alles noch ZUR Angst, die man hat. Ist nicht so einfach. Daher kann manches vielleicht ein wenig verwirrend wirken. Aber jedes "ja" oder jedes "nein", welches man im Augenblick sagt, ist völlig ernst gemeint.
Naja, manchmal gibt's halt auch ein "Jein" ...


Ja, und was ich auch noch anmerken möchte, liebe Jutta: Guck genau hin, WAS und WIEVIEL man Deiner Mutter verbietet oder welche Wünsche man bei ihr "übergeht".
Das tut nämlich jedesmal sehr weh, wenn man ein "Nein" hört, ob dies nun begründet ist oder nicht. Aber das Leid eines Krebspatienten beinhaltet eben unbedingt auch noch das Wünsche-Erfüllen, und seien sie noch so klein. Sie sind ungeheure Aufsteller, die zur Genesung beitragen können.
Wenn's jetzt also um die Kätzchen geht: Angenommen, es geht um die Hygiene, um die Katzenhaare, an welche der Arzt vielleicht denkt. - Gibt's da nicht trotzdem eine Lösung für Deine Mutter? Damit sie wenigstens die "Katzen-Freude" zwischendurch erleben darf?
Und wenn's jetzt um die Mistel geht:
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, denn wenn Deine Mutter diese Mistel wünscht, so hofft sie dabei auf Genesung. Dieses Hoffen alleine kann ihr schon sehr helfen (und die Mistel ist ja nicht schlecht, ich nehme sie auch). Doch wenn sich da ihr Arzt quer stellt, weil ER es nicht gut findet, dann ist das eine weitere grosse Enttäuschung. (Es sei denn, der Arzt hat gute Gründe, warum im Moment die Mistel nicht gut wäre, dann soll er es bitte sagen.)
Jedenfalls, zu viele Neins, zu viele Enttäuschungen und Ablehnungen, können auch ziemlich auf die Psyche schlagen. Man kämpft eh schon mit dem Krebsmörder herum, muss man dann auch noch auf alles andere verzichten müssen?
Es gibt bestimmt Antworten, da bin ich sicher. Zur Freude Deiner Mutter.

Ganz liebe Abendgrüsse
von der "krassen" Brigitte
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  #33  
Alt 06.08.2003, 09:14
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Liebe Tanja,

da hast Du wohl Recht mit den "komischen Wesen". Manchmal merkt man auch erst sehr spät, was man am anderen hat.

Warte noch auf Antwort von Biokrebs.

liebe Brigitte,

es ist schön, so viele Gedanken von Dir zu hören.

da meine Mutter keine wie man so schön sagt "starke Persönlichkeit" ist wird sie wohl selber auch nicht aktiv werden. Sei es im Bezug darauf, Ärzte zu löchern, Forderungen zu stellen, sich zu informieren....

Aus Deinen Worten habe ich gelernt die Dinge ein wenig aus IHRER Sicht zu sehen. Du hast schon recht, wenn Du sagst: Jede Entscheidung eilt. Und "wir" denken so oft, wir haben alle Zeit der Welt.

Ich werde sie nicht weiter damit bedrängen. Man denkt immer nur, man muß alles Mögliche versuchen will, was ihr guttun könnte. Aber es ist richtig, daß muss alleine sie entscheiden.

Keine Sorge, ich werde weiterhin ein waches Auge auf die Ärzte haben, soweit mir das von hier aus möglich ist.

Zum Thema Mistel gibt es wenigstens eine gute Nachricht. Der behandelnde Lungenfacharzt bei dem sie gestern einen Termin hatte, hat ihr das bedenkenlos verschrieben und ihr damit auch wieder ein wenig Mut gemacht.

Es macht einen nur so fürchterlich wütend, daß manche Ärtze sich wirklich nicht mehr um den Menschen, sondern nur um die "Krankheit" kümmern. Und dann bleibt da immer noch die Frage, ob denn mit "kümmern" auch wirklich alles getan ist. Aber wem erzähle ich das. Das kannst Du von Deiner Sicht wohl am allerbesten beurteilen.

Seid beide lieb gegrüsst
Jutta
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  #34  
Alt 14.08.2003, 09:35
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Guten Morgen zusammen,

ich hoffe, bei Euch ist die Luft im moment auch wieder erträglicher und es kann ein neuer frischerer Tag beginnen.

Jedesmal wenn ich in den letzten Tagen mit meiner Ma telefonierte sagte sie nur, daß sie jetzt erst recht keine Luft mehr bei dem Wetter bekäme und sie inständig hofft, daß es nach der Chemo wieder besser sei.

Ich würde gerne eine Frage an die "Betroffenen" stellen:

Wie war das bei Euch nach der Therapie ? Meine Ma hat ein n.kl. Adenokarzinom. Ist es wirklich so, daß man nach der Therapie wieder besser Luft bekommt als vorher oder wird dadurch "nur" der Wuchs des Tumors verhindert ? Sie hofft so sehr, daß es Ihr nach der Therapie besser gehen wird. z.zt. leidet sie ziemlich stark unter den Nebenwirkungen (Übelkeit, Schleimhäute etc. )

Eine andere Frage möchte ich gerne den Angehörigen stellen:

Wie seit Ihr mit dieser Situation umgegangen. Habt Ihr immer die "Wahrheit" gesagt ? Ich würde ihr so gerne sagen, ja Mama, nachher bist Du wieder fast die Alte und Du wirst noch alles machen können, was Du dir vorgenommen hast.

Bei meinem letzten Besuch sprach sie zu meinem Vater, der im nächsten Jahr 60 wird, daß sie wohl seinen Geburtstag "vorverlegen" müssen in dieses Jahr. Sie würde so gerne noch mal mit ihm nach Paris fahren. ... Das war schon ganz schön heftig und tat einfach nur weh. Tja, und im moment ist sie so geschwächt, daß sie es gerade noch schafft, sich selber einigermaßen zu versorgen. Sie sagt, der Weg vom Bett in die Küche sei wie ein Marathonlauf.

Natürlich will ich Ihr Mut machen und sie aufbauen, aber wo ist da die "Grenze" ? Versteht Ihr was ich meine ?

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen ?
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  #35  
Alt 14.08.2003, 19:00
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Hallöchen, liebe Jutta2,

leider kann ich Dir auf die Frage für Betroffene keine genaue Antwort geben, da ich keine Chemo gemacht habe. Vielleicht wird sich aber noch jemand anderer hier melden, der Dir diesbezüglich ein bisschen helfen kann.
Ich denke jedoch, dass Deine Mutter sicher darauf hoffen kann, dass es ihr nach der Therapie wieder bald besser geht. Die Nebenwirkungen können doch sehr belasten.

Aber ich kann Dir sicher ein paar Worte zu Deiner Frage sagen, die Du an die Angehörigen richtest. Sie sind einfach aus MEINER Sicht als Betroffene.

Die "Wahrheit" ist am Ende ja immer ein Fragezeichen, nicht wahr? Egal, ob Du jetzt zu Deiner Mutter sagst, dass alles wieder gut wird, oder ob Du ihr das Gegenteil ins Gesicht sagst.

Bei mir war's jedenfalls so: Bei jedem, der mir sagte "Alles wird schon wieder!", dem habe ich kein Wort geglaubt! Und zudem habe ich mich absolut nicht ernst genommen gefühlt. (Schliesslich sitzt da ein Mörder auf meiner Schulter!) Ich wunderte mich manchmal über diese selbstsichere Behauptung meiner Leute, und fragte mich dauernd, was DIE wohl MEHR zu wissen glaubten als meine Ärzte?

Umgekehrt: Bei jedem, der mir gesagt HÄTTE, dass ich möglicherweise bald sterben würde, ... den hätte ich als "Unverschämt" eingeordnet.
Hier gäbe es zwei Seiten: Entweder hätte ich - aus momentaner Schwäche - demjenigen voll geglaubt und ihm recht gegeben, womit es mir am Ende auch tatsächlich immer schlechter gegangen wäre. Oder aber, ich hätte ihm ebenfalls kein Wort geglaubt, und mit seinen Worten hätte er höchstens noch meinen wütenden Kampf-Ehrgeiz angestachelt.

Wie Du siehst, BEIDE "Ehrlichkeiten" sind nicht besonders motivierend.
Am wirksamsten waren jedoch jene Menschen, die mir zeigten, dass sie für mich DA sind, EGAL, wie es kommen würde! - Das half mir am Ende viel mehr, und niemand belog oder vertröstete mich auf eine Hoffnung, die eh keiner kennt. So wusste ich, dass ich auf jene Menschen zählen konnte, und zwar genau dann, ob's mir jetzt ganz schlecht geht, oder ob es mir wirklich bald besser geht.

Naja, wo ist also die "Grenze", jemanden aufzubauen? - Es gibt eigentlich keine.
Sie liegt zumindest nicht darin, jemandem etwas zu "versprechen", das vielleicht gar nicht eingehalten werden kann.

Vielleicht mag Deine Mutter aber gerade ein Buch über Paris lesen? Sich Bilder dieser Stadt anschauen? Vielleicht mag sie ein bisschen träumen im Moment? Stundenlang darüber plaudern? - Das kann auch den Ehrgeiz zum Gesunden anstacheln. Es kann ein neues Ziel sein, das sich lohnt, darum zu kämpfen. Ein neuer Lichtblick. - Auch träumen ist schön. Es lenkt ab und tut gut.
Frag sie mal, was sie sich denn in Paris gerne anschauen würde. Den Eiffelturm? Den NotreDam? Die Kunstmaler auf den Strassen? Die herrlichen Bistros? - Ah, sie wird ins Schwärmen kommen, Du wirst sehen.
Schenk ihr einen Augenblick Paris.

Ich grüssele Dich soweit ganz lieb,
bis dann, ja?
Die "krasse" Brigitte
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  #36  
Alt 15.08.2003, 07:55
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Hallo liebe Namensschwester,

Die Gratwanderung des/der Angehörigen ist sehr schwer, wie weit soll ich "ehrlich" oder "unehrlich" sein. Diese Frage kann Dir im Grunde nur Deine Mutti selbst beantworten.

Ich dachte auch, ja nur nichts sagen, nicht die Hoffnung nehmen, ich kann meine Lieben doch nicht mit einer Hiobsbotschaft überfallen, wenn die Ärzte schon mit der Meinung hinterm Berg halten, und nur mir die Wahrheit sagten.

Pläne weiterschmieden, so tun als ob. Pläne schmieden ja, der größte Wunsch meiner Mutter war eine Huskyschlittenfahrt und mit mir noch einmal nach Kreta fliegen. Jutta, so schenkte ich ihr zu Weihnachten einen Gutschein für die Hundeschlittenfahrt und die Enkelsöhne die Bücher dazu. Obwohl wir wußten, es wird nie geschehen. Doch ich werde immer das Leuchten der Augen meiner Mutter, ihre Sprachlosigkeit und unbändige Freude in meinen Erinnerungen behalten.
Brigitte's Vorschlag zu den Büchern finde ich deshalb sehr gut.

Bei Deinem nächsten Besuch zu hause, versuche zu hören, was Deine Mutti nicht sagt, höre zwischen den Worten. Greife diese Situation auf, um mit ihr darüber sprechen zu können. Für mich waren dies immer die besten Ansatzpunkte, Du wirst hören, wie weit Du gehen kannst und inwieweit Deine Mutti es zulassen möchte.
Oft öffnet ein ruhiges Zusammensitzen, die Hand Deiner Mutter in Deiner, die Du einfach nur streichelst, ein zartes Streicheln über ihr Gesicht.
Versuche Dich zu erinnern, wie hat sie Dich als Kind getröstet.
Das hat mir geholfen, zu verstehen, dass sich die Rolle Eltern-Kind vertauscht hat.

liebe grüße,
Jutta
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  #37  
Alt 15.08.2003, 11:57
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Liebe Brigitte, liebe Jutta,

ich merke schon, wie schwer es ist. Es gibt wahrscheinlich keine Antworten, sondern immer und letztendlich die Tatsache, daß man nur für Sie da sein kann. Egal in welcher Form.

In meinen Koffer wird jetzt für den nächsten Besuch auf jeden Fall ein Paris Buch gepackt. Das war eine sehr schöne Idee von Dir Brigitte.

Werde Ihr von den herrlichen Plätzen und warem Croissants beríchten und ihr Mut machen, daß Sie die Reise eines Tages mit meinem Vater antreten wird.

Gestern erzählte Sie mir, daß die Haare jetzt büschelweise ausfallen und wie schwer ihr dies fällt. Sie sagte auch, daß sie auf jeden Fall die Perücke tragen wolle, wenn ich sie das nächste mal sehe.

Obwohl ich ihr sagte, daß das nicht notwendig sei, wollte sie darauf besthen. Mal sehen.

Weißt Du Jutta, ich glaube, daß ist schon ein ganz kleines Stückchen vom "Rollentausch". So im Inneren ist das schon da.

Sie will es mir nicht "zumuten" und für mich ist das selbstverständlich. (Na ja, sage ich jetzt noch, werde wohl sicher auch erstmal schlucken ...)

Ich möchte Ihr auf jeden Fall das Gefühl geben, daß es für uns nicht wichtig ist, und das nur Sie zählt.

Bis dahin bleiben uns eben nur die Telefonate.

Ihr beiden, seid lieb gegrüsst.

Jutta
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  #38  
Alt 15.08.2003, 14:36
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Liebe Jutta 1,
im Großen und Ganzen kann ich mich Brigitte und Jutta nur anschließen.
Ich hab mir damals auch viele Gedanken gemacht, wie ich mich verhalten soll. Der Arzt sagte mir, dass sie nicht mehr lange leben wird ( es waren dann noch 4 Wochen ). Sie erfuhr nichts davon, und ich stand immer vor dem Problem, was sag ich ihr, wenn dieses Thema kommt? Das Thema kam aber nie wirklich... Sie sprach nicht darüber. Wohl über ihre Krankheit aber sie sprach nie über die Zukunft aber auch nicht über den Tod. Das einzige was sie mal erwähnte, war, dass sie im Sommer ihren weiße Sommerhose nicht anziehen kann-sie hatte mal wieder einen künstlichen Nierenausgang und der Beutel wurde um den Oberschenkel geschnallt- ich schlug ihr dann vor, sie könne im Sommer auch lange Rücke tragen, die wir bald kaufen werden...
Obwohl ich wußte, dass das nicht passieren wird.
Ich hätte ihr niemals sagen können, wollen, wie ihre Aussichten sind, zumal die Ärzte sich auch irren können.
Jeder Mensch, denke ich, würde dann sich aufgeben.
Ich habe sie nicht angelogen, ich wollte ihr und mir Kraft, Hoffnung, mut geben.
In dieser Krankheit hatten wir einen unbewußten Rollentausch: ich wurde zur Mama, sie zum Kind. Ich war für sie da, habe sie getröstet, gestreichelt, umsorgt, habe ihr alles abgenommen.

Eine Grenze gibt es nicht, es gibt in der Liebe und in Gefühlen keine Grenze. Die Idee der Bücher find ich sehr, sehr schön.
Höre auf deinen Bauch.
Alles Liebe von Tanja
P.S. Jutta deine Gutschein Geschichte hat mich sehr bewegt
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  #39  
Alt 15.08.2003, 15:30
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Liebe Jutta2, liebe TanjaH,

es sind die kleinen Dinge, die von Herzen kommen und so viel Freude machen können. Man muss gar keine Berge versetzen, wie wir oftmals annehmen.

Wie schön werden im Laufe der Zeit die Erinnerungen, das Lächeln, welches man aufs Gesicht zauberte, ein einträchtiges auf dem Balkon sitzen, den kommenden Tag fest aneinandergekuschelt zu erwarten. Fünf gerade sein lassen, den Augenblick nur zusammen erleben mit seiner ganzen Intensität.

liebe Grüße,
Jutta
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  #40  
Alt 21.08.2003, 15:06
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Hallo

Ich schliesse mich allen anderen an. Sei einfach nur FUER SIE DA ... hoer ihr zu, erzaehl mit ihr ueber banalitaeten, unterhaltet euch, weint zusammen, sei nur fuer sie da. Niemals wuerde eine Mutter sagen das du fuer sie da zu sein hast... aber um so groesser die Freude wenn du bei ihnen bist. Sie will nicht das du leidest und dir sorgen machst. Aber sie spuert deine Liebe und freut sich immer wenn du bei ihr bist. Manchmal hat sie vielleicht schmerzen und reagiert genervt oder gar boese, aber das ist die Krankheit die da spricht. Sei einfach nur da. Erinnere dich als du als Kind krank warst... sie hat mit dir gelitten. So ist es jetzt nur umgekehrt.

Ich kenne das. Ich hab meine Mum verloren an den Krebs, mein Partner hat jetzt auch grad Krebs, meine Oma, mein Vater und meine Cousine ...alle Krebs.
Doch eines kann die schlimmste Krankheit nicht besiegen... die Liebe in eueren Herzen...die unausgesprochene stille Liebe in eueren Herzen.


ich wuensch dir viel Kraft wenn du verletzt wirst nicht zurueckzubeissen, wenn du was liebes sagst und was ruppiges zurueck bekommst.
Tu wonach dir ist... nimm dir ein Kissen und schrei was das Zeug haelt! Weine bis du einschlaefst weil deine Augen so brennen.. aber erinnere dich immer an die Liebe die du von deinem Partner und deiner Familie bekommst. Sie haelt dich aufrecht.


liebe Gruesse
Felida
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  #41  
Alt 22.08.2003, 13:51
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Liebe Felida und alle anderen,

im moment bleiben mir leider nur die Telefongespräche mit ihr. Aber es ist schon so wie Du sagst: Sie spricht momentan ungern über ihre Krankheit und fragt immer nach "banalen" Dingen.

Ich erzähle ihr Sachen, die mir vielleicht früher unwichtig erschienen, aber für sie hat alles im moment eine andere Bedeutung und Gewichtung.

Das mit dem Ungerechtsein nimmt im moment leider immer mehr zu. Aber mein Bruderherz, der sie vor Ort fast jeden Tag besucht, nimmt es zum Glück auch gelassen.

Wisst Ihr, es ist schon erstaunlich, wie sich die Dinge verändern. An meinem ersten Tag hier im Chat habe ich erzählt, daß unsere Familie erst im Krankenhaus wieder zueinander gefunden hat. Mein Bruder war eine "persona non grata" für meine Eltern.

Vor ein paar Tage erzählte mir mein Brüderchen so ganz beiläufig am Telefon, daß er meiner Ma, auf ihren Wunsch hin, den Kopf mit einem Rasierer "geschoren" hat. "Sie sieht jetzt aus wie ein ganz süsses Monchichi". Vielleicht kennt ihr die kleinen Puppen noch mit den Igelköpfen.
"Und wenn man darüber fasst, fühlt sich das ganz schön an".

Das war schon eine kleine Sensation. Wenn diese furchtbare Krankheit schon für gar nix gut ist, so hat sie doch dieses kleine Wunder bewirkt. Verrückt oder ?

Liebe Grüsse Jutta2
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  #42  
Alt 31.08.2003, 02:05
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Hallo liebe Forumbesucher,

wir, mein Partner, selbst betroffener Angehöriger, und ich bauen gerade eine Homepage zum Gedenken an seine verstorbene Frau. Er möchte damit zum einen an seine Frau erinnern und zum anderen und das ist ihm sehr wichtig, anderen Angehörigen helfen. Darum haben wir auch ein Forum in diese Homepage eingebaut und eine Group eröffnet, wo man sich noch besser austauschen kann wie in Foren. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr uns dort einmal besuchen würdet! Die Adresse der Webseite lautet: http://www.homepage-fuer-alle.de.am[...diehexe@web.de
Liebe Grüsse
Meike
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  #43  
Alt 18.09.2003, 00:22
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Liebe Känguruh,

danke für deine Mitteilung vom 01.08. an Jutta2. Das hat mir jetzt richtig gut geholfen, denn durch die Krebserkrankung meiner Freundin stehe ich auch vor einer für mich noch nicht fassbaren Situation. Manchmal denke ich rund um die Uhr da sein zu müssen, oder viel zu wenig getan zu haben. Zwischendurch kommt dann mal die Erkenntnis, ich brauche auch eine Auszeit.
DA-Sein kann auch viel mehr sein, als "bloss" Besuche, und daran werde ich mal anknüpfen...

danke auch an die anderen, die dazu Informationen aufgeschrieben haben

liebe Grüße
Silke
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  #44  
Alt 06.10.2003, 17:57
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Hallo zusammen,

ist zwar schon eine ganze Weile her, daß ich hier reingeschrieben habe, aber ist auch ´ne Menge passiert.

Vielleicht erinnert Ihr Euch, ich hatte am Anfang solche Zweifel, ob ich an einem Wochenende meine Ma besuchen soll oder nicht...

Viele Betroffene und Angehörige haben mir geantwortet, mir Denkanstösse gegeben, mit mir gescholten....

Sicher kennt Ihr das von Euch, daß es so viele verschiedenen Phasen gibt. Die Panik, alles Wissen zu wollen, das langsame "Umgehen" mit der Krankheit. Es hat mir unheimlich geholfen, Eure Meinungen zu hören oder auch nur im Stillen zu lesen.

Bin gerade heute von meiner Ma zurückgekehrt. Hatte eine Woche Urlaub und habe Sie zusammen mit meinen Geschwistern, bei meinen Eltern verbracht.

Ich glaube die wichtigsten Sätze von "Känguruh" die das "Da-Sein" betreffen, begleiteten mich die ganze Zeit. Es war schön, die Zeit miteinander verbringen zu können. Die anfängliche furchtbare, lähmende Angst ist, zumindest im Moment, einer Dankbarkeit gewichen. Zeit die noch vorhanden ist zu nutzen.

Hm, was wollte ich jetzt eigentlich sagen ? Auf jeden Fall ein großes Dankeschön, an Alle, die zuhören, wenn man sein Herz ausschüttet.

Liebe Grüsse Jutta 2
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  #45  
Alt 06.10.2003, 19:21
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Hallöchen liebe Silke,
hallöchen liebe Jutta 2,

s'ist doch gern geschehen, logo!

Dicke Drücker an Euch und Eure Lieben.

Grüsseli von der
"krassen" Brigitte
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