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  #1  
Alt 20.02.2004, 00:40
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Vogel Strauß Politik?

Hallo,

heute hat ein Freund meines Mannes erzählt, dass bei seiner Frau mehrere Knoten in der Brust gefunden wurden und sie zur Abklärung ins Krankenhaus muss.
Die Mammographie war laut Radiologe eindeutig... :-(
Mein Mann hat ihm dann gesagt, sie solle sich dringend mit mir in Verbindung setzen, ich könne ihr bestimmt hilfreiche Tipps geben.
Klar, würde ich auch gerne tun aber sie will nicht!
Sie blockt ab; will nichts wissen, verdrängt, blockiert völlig.
Natürlich muss ich das akzeptieren, allerdings ist das jetzt bereits die zweite Frau in wenigen Monaten, die dieses Verhalten zeigt.

Ist denn die Vogel Strauß Politik so weit verbreitet?

Damals dachte ich noch, es sei der Diagnose-Schock und wartete erst mal ab. Doch es kam trotz Angebote meinerseits, nichts! Dann hörte ich, dass es der Frau gut ginge; sie eine Reha abgelehnt habe und wieder voll arbeiten gehe.

Nun also diese zweite Frau und wieder stoße ich auf eine Mauer des Schweigens. Sie will auf keinen Fall, dass ihre Verwandtschaft etwas erfährt; auch der Freundeskreis nicht und natürlich werde ich schweigen.

Trotzdem weiß ich nicht, WARUM dieses Schweigen so wichtig ist für diese Frauen.
Ach ja, beide sind 47 J. alt, seit vielen Jahren verheiratet aber das ist ja wohl unwichtig.
Computer haben beide auch nicht, sonst hätte ich auf dieses Forum aufmerksam machen können.

Kennt jemand so ein Verhalten und kann mir eine Erklärung geben?

LG
Norma
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  #2  
Alt 20.02.2004, 08:46
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Vogel Strauß Politik?

Liebe Norma,
tausende Krebspatienten reagieren genau so. Man kann sagen, daß es eine ganz normale reaktion ist und sich bei dem einen oder anderen im Laufe der Zeit evtl. in Richtung mehr Offenheit entwickelt. Aber das Thema Krebs ist nach wie vor sehr angstbesetzt, nie so richtig aus der Tabuzone herausgekommen und mit viel Unsicherheit bei Betroffenen wie Nicht-Betroffenen verbunden.
Die Tatsache, daß sich hier im Forum einige der Betroffenen tummeln, kann über diesen Tatbestand nicht hinwegtäuschen. Denn dies hier ist z.B. ein anonymes Forum, in dem sich viele Betroffene völlig unerkannt melden, die ihrerseits auch nie mit Menschen aus ihrer Umgebung darüber sprechen können/wollen. Es ist immer noch ein Unterschied, ob ich mich auf der anonymen Internetebene informiere - da brauche ich mich mit meinem Gegenüber nicht wirklich auseinanderzusetzen, meine Gefühle und Unsicherheiten bleiben unerkannt - oder ob ich mich jemandem aus meinem sozialen Umfeld stelle, der mich sieht, mich erlebt und immer auf mich reagieren kann, mir z.B. auch unbequem werden kann. Die Leute aus dem Internet schalte einfach per Knopfdruck weg, wenn's unangenehm wird, mit Menschen aus Fleisch und Blut ist das schwieriger.
Gruß von Birgit
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  #3  
Alt 22.02.2004, 13:53
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Vogel Strauß Politik?

Hallo Norma

Ja, ich kenne dieses Verhalten!! ich habe vor 1 1/2 Jahren genau so reagiert als ich den Befund bekam. Ich habe meinem Mann genau gesagt, wem er was erzählen darf. Sicherlich habe ich einige Leute damit brüskiert, im Gegenzug wurde ich aber auch von solchen, die von meiner Krankheit erfahren haben, brüskiert.
Heute, 17 Monate nach der Operation, sind die Wunden verheilt, die Narben bleiben. Ich fühle mich wieder gesund und erlebe mein Leben neu. Die Problematik von damals kann ich aus Distanz betrachten und viele Reaktionen von damals sind mir nun klar.
Ueber die Krankheit reden:
Die Diagnose Krebs war für mich wie ein Erdbeben. Das war dann wie ein Geröllhaufen, aus dem ich zwar wieder eine Mauer bauen konnte, zuerst musste ich aber die Steine sortieren damit sie wieder aufeinander passen. Das verlangte mir unheimlich Kraft ab und manchmal wollte ich fast verzweifeln. In dieser Situation wollte ich deshalb nur mit ausgewählten Leuten über mein Schicksal reden. Schliesslich suchte ich Unterstützung und kein Mitleid. Diese Krankeit empfand ich als mein persönliches Problem und deshalb wollte ich auch nicht, dass sich Hinz und Kunz darüber unterhalten. Kommt dazu, dass die allermeisten Leute Krebs mit Leiden und Tod assozieren. Und solche trüben Gedanken wollte ich in dieser Zeit nicht zulassen.
In der Zwischenzeit denke ich aber, dass über die Krankheit reden auch damit zu tun hat, sich mit der Krankheit auseinander zu setzen, sie als Bestandteil oder besser als Station meines Lebens zu akzeptieren.
Gruss Monika
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