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  #1  
Alt 23.05.2003, 21:54
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Standard Ich habe so eine Angst...

Oje, wo soll ich nur anfangen?
Ich schleiche schon seit Tagen um dieses Forum.. Ich war schon mal eine ganze Weile hier.. Im September vor 2 Jahren, da war ich gerade in Heidelberg zur Strahlentherapie..
Ich habe ein Riesenzellgranulom im Kopf, das ist als bösartig anzusehen wg. des Wachstums usw..
Ein paar Mal bin ich schon dran operiert wurden..
Aber es wuchs immer wieder und immer schneller.. dann die 30 Bestrahlungen in HD.. insgesammt 60 Grey.. (die Höchstdosis die man bestrahlen kann)
Nun bin ich zur Nachsorge in Hamburg Eppendorf in der Onkologie..
Dort haben die Ärzte nach meinem letzten MRT gesagt das dort immer noch ein aktiver Tumor im Kopf ist..
Nun muss ich am 04.06 zur Neurochirurgie..
Die sollen dann entscheiden ob sie es operieren können und wenn wie?

Im Dezember bekam ich mein Baby.. Der kleine ist gesund und es geht im gut..
Ich bin verheiratet.. also er wäre versorgt wenn mal etwas schief gehen sollte..
Ich weiss jetzt nicht ob ich Angst um mich oder um meinen Sohn habe?
Ich mag schon garnicht dran denken ohne ihn zu schlafen..
Und wer hätte auch gedacht das das Ding jetzt wieder aktiv ist?????
Es sah doch alles sooo super aus.. und Heidelberg sagte das der Tumor danach weg sein müsste..
Doch nichts ist, und nun ist sie wieder da diese scheiss Angst!!

Vielleicht haltet ihr mich jetzt für unverantwortlich weil ich in dieser Situation ein Baby wollte und dann ja auch bekam.. Jonas ist ein absolutes Wunschkind! Nichts habe ich jemals besser gemacht als das..

Trotzdem habe ich Angst.. Könnt ihr verstehen was ich meine?
Ich möchte nicht das er ohne mich aufwächst oder etwas bei der Op schief geht.. oder sie mich nicht operieren können/wollen..

Das total Blöde ist eben das sich niemand mit diesem Tumor in meinem Kopf auskennt weil es ihn so nie im Kopf gab.. Höchstens an Röhrenknochen bei jungen Menschen..
Ich wohne in der Nähe von Lübeck, darum musst ich auch zur Strahlentherapie nach Heidelberg ins DKFZ..

Vielleicht mag mir ja wer antworten?..

Bis dahin.. Liebe Grüsse Julie
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  #2  
Alt 23.05.2003, 22:28
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Standard Ich habe so eine Angst...

Liebe Julie,

wie gut, dass Du wieder den Weg hierher gefunden hast. Eigentlich bin ich sprachlos. Habe (bzw. hatte) ja "nur" Brustkrebs. Dass Du Angst hast, ist ja wohl nur allzu verständlich. Genauso wie Deine Sorge um Deinen kleinen Jonas. Hier wird Dich sicher keiner für "unverantwortlich" halten (und wenn doch - hat er hier nix zu suchen!), weil Du Dir ein Kind gewünscht hast. Bleibe stolz darauf, dass Du das geschafft hast!

Wie gerne würde ich Dir Mut machen und Hoffnung geben. Aber wenn man selbst schon mal an Krebs erkrankt ist, weiss man, dass all die "guten Ratschläge" und die gutgemeinten "Tipps", wie man sich verhalten soll oder was man denken soll, eigentlich nur nerven. Ich nehme Dich jetzt einfach nur in den Arm und drücke Dich ganz lieb - komm wieder herher und lass Deinen Sorgen und Ängsten freien Lauf....
Ganz liebe Grüsse von
Gabi
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  #3  
Alt 23.05.2003, 22:38
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Standard Ich habe so eine Angst...

Hallo, liebe Julie,

erst mal vorweg: Ich bewundere Dich und Deine Entscheidung für Deinen Jonas. Wer Dich für unverantwortlich hält, ist schlichtweg doof. Unverantwortlich wäre es dann ja auch gemäß dem alten Spruch für jeden, der Kinder in diese ach so schreckliche Welt mit einer völlig ungewissen Zukunft setzt.

Mit anderen Worten: Dann dürfte ja keiner mehr Kinder kriegen (um es vorweg zu nehmen: Ich habe übrigens keine).

Wegen Deiner Krankheit kann ich natürlich auch nichts Produktives beitragen. Raten kann ich Dir auch nicht. Aber ich verstehe Deine scheiß Angst. Die hätte ich auch. Angst um mich und um das Kind. Man selbst will schließlich leben und das Kind aufwachsen sehen und sich daran freuen. Und vor allem möchte man dafür sorgen, daß es dem Kind gut geht. Vielleicht geht das aber beides nicht.

Es ist schwer für mich, das auszudrücken, was ich Dir sagen will. Das ist naturgemäß aufgrund Deiner schlimmen Situation auch fast unmöglich. Ich kann Dir nur sagen, was ich als Angehörige mir bei jedem Angstschub eingeprügelt habe:

"Morgen können ich oder einer meiner Lieben einen Unfall haben, gestern hätten wir mit dem Flugzeug abstürzen können. Heute ist ein guter Tag, weil weder das ein oder andere passiert ist. Was morgen sein wird, interessiert mich heute noch nicht; diese Angst um das morgen wird mir das Heute nicht verderben."

Manchmal hat es tatsächlich funktioniert, diese banale Philosophie. Und vielleicht schaffst Du es ja auch, durch das Glück mit Jonas und Deinem Mann zwischenzeitlich einfach nur zu genießen? Der 04.06. ist früh genug da, um sich mit Angst zu peinigen. Die Tage davor sind so gut es eben überhaupt geht zu nutzen.

Wenn sich die Ärzte zu einer OP entscheiden sollten, dann wird auch nichts schief gehen. Und wenn sie nicht operieren wollen, dann ist das auch noch nicht das Ende der Dinge. Wir werden dann weitersehen. Es gibt immer eine Lösung und die muß nicht Sterben heißen.

Und wenn wir eines Tages alle einmal sterben müssen, dann wird es auch für die Hinterbliebenen eine Lösung geben. Und für uns auch.

Alles Liebe

Marga
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  #4  
Alt 23.05.2003, 22:51
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Standard An Marga.. und an Doris..

Ihr Zwei..

Mit Tränen in den Augen habe ich Eure Postings gelesen.. die taten soo gut..
Und endlich konnte ich weinen.. in letzter Zeit geht es nicht mehr.. Ich bin soo traurig das ich einfach nicht mehr weinen kann.. und es wäre auch niemand da der mich trösten kann..
Mein Mann kann damit nur ganz schlecht umgehen, und meine Elter interessiert es sowieso nicht wirklich..
Die haben mich schon in Heidelberg nur 1 mal besucht (bzw. mein Vater garnicht)..

Ich dank Euch soo sehr für die Worte, für das in den Arm nehmen.. es tut gut.. (wenn auch nur virtuell).. vielen Dank..

Marga, Deine Worte sind wahr.. Jeder muss eines Tages gehen, auf die eine oder ander Weise.. Aber meistens wissen wir es nicht vorher.. sonders es passiert einfach und die Betroffenen haben kaum Möglichkeiten sich damit auseinander zu setzten.. so aber kreisen Gedanken in meinem Kopf die einfach nur weh tun, mich nicht schlafen lassen.. und mir Angst machen..
Gedanken die Alpträume bringen, und Fragen auf die ich keine Antwort finde..

Ich kann nicht mehr im Moment.. :-(

Liebe Grüsse an Euch.. Julie
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  #5  
Alt 23.05.2003, 22:55
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Standard Meinte natürlich Gabi.. und nicht Doris..

wie komme ich nur auf Doris..??

Bin etwas durcheinander..

Liebe Gaby, bitte nicht böse nehmen.. das war nicht so gemeint, ich habe dein Posting natürlich aufmerksam durchgelesen..

Julie..
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  #6  
Alt 23.05.2003, 23:06
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Standard Ich habe so eine Angst...

Liebe Julie,

dafür musst Du Dich nun wirklich nicht entschuldigen! Ehe ich was böse nehme - da muss schon 'ne ganze Menge mehr passieren ;-) !

Es ist gut, dass Du jetzt weinen kannst - lasse die Tränen ruhig fliessen.... es befreit doch zumindest ein bisschen. Und wenn Du dann später Deinen Jonas in den Arm nimmst, kannst Du wieder lächeln....

Es erschreckt mich, dass Du so wenig Unterstützung durch Deine Familie hast. Erst recht das Verhalten Deiner Eltern. Vielleicht magst Du ja später mehr davon erzählen?

Ich wünsche Dir eine Nacht ohne Alpträume...
Gabi
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  #7  
Alt 23.05.2003, 23:30
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Standard Ich habe so eine Angst...

Liebe Julie,

auch ich wünsche Dir eine gute Nacht. Wein nicht so viel - es bringt nichts (ich weine aber auch immer wieder). Denk erst mal an Deine Aufgabe: Du hast einen Sohn. Bestimmt ist jeder halbwegs fröhliche Tag für ihn ein Gewinn. Er weiß noch von nichts.

Das "Schlechte Umgehen" des eigenen Mannes mit der Problematik kenne ich selbst. Ich weiß aber, daß mein Mann mich eigentlich liebt. Er ist nur wie die meisten Männer: Probleme, die nicht locker gelöst werden können, besprechen wir besser gar nicht erst. Ich glaube, daß er Angst hat. Angst vor Verlusten, vor meinen Weinanfällen, vor dem Leben und erst recht vor dem Tod. Ich habe diese Ängste auch aber ich gehe anders damit um. Frauen sind emotional wohl doch anders - zumindest in der Art sich zu äußern.

Meine Eltern waren anders als Deine. Sie haben mir immer geholfen. Jetzt ist mein Vater verstorben und ich werde immer sehr traurig sein.

Die von Dir beschriebene Situation mit den Eltern kenne ich aber von ganz vielen Bekannten; manche haben seit 10 Jahren kein Wort mehr mit ihren Eltern geredet. Oder sie hassen sie regelrecht. Einerseits finde ich das unbegreiflich, andererseits betrachten diese Leute es vielleicht ganz nüchtern und auch richtig: Jede Nähe mehr ist ein Problem mehr? Die wissen natürlich nicht, was ihnen evtl. auch entgehen könnte.

Ein blöder Satz, den Du vielleicht kennst - etwas abgewandelt - damit Du hoffentlich wenigstens ein bißchen ruhig schläfst:

"Als erstes komme jetzt mal ICH -
und dann kommt lange nichts -
dann kommt meín Sohn, dann mein Mann -
und dann kommt wieder gaaaaaanz lange nichts -

und dann kommen vielleicht die Gedanken um Morgen und um die Leute, die mich heute so umgeben oder umgeben könnten -

aber vorher komme ich!"

Schlaf schön; morgen wird bestimmt ein guter Tag.

Marga.
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  #8  
Alt 24.05.2003, 07:13
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Standard Guten Morgen ihr Zwei..

Ja, ich habe etwas schlafen können..
War auch ziemlich kaputt.. Jonas ist zwar ein paar Mal aufgewacht, weil er seinen Schnulli verloren hatte, aber das ist nicht schlimm..

Mein Kopf brummt.. wohl vom weinen - und von dem Tumor..
(als wenn ich gestern eine feucht-fröhliche Party gehabt hätte ;-) )

Ich mag Euch gern mehr über meine Mutter erzählen..
Oder viel mehr über meine Eltern..
Das ist eine sehr lange und komplizierte Geschichte, aber ich kann ja mal anfangen..
Also meine Mutter ist jetzt 42 Jahre alt, sie wurde mit 17 Jahren mit mir schwanger.
Von meinem "Erzeuger" trennte sie sich bereits in der Schwangerschaft.. Der zweifelte dann noch die Vaterschaft an (wurde aber natürlich durch einen Test bestätigt) und kümmerte sich NIE um mich..
Als ich 14 Jahre alt war, erfuhr ich erst das Papa nicht mein Papa ist..
Die beiden heirateten als ich ein halbes Jahr alt war, sie bekamen noch meine 3 Brüder zusammen..
Kurz versuchte ich einen Kontakt zu meinem "Erzeuger" aufzubauen, aber der und seine Familie wollten bzw. konnten nicht..

Mama und Papa liessen sich scheiden als ich 14 war..

Nun hat jeder von den beiden wieder neu geheiratet, Mama letztes Jahr, und Papa vor zwei Jahren.
Papa ruft mich jetzt oft an und fragt wie es mir geht usw.. (obwohl ich ja nicht seine richtige Tochte bin)..
Bei meiner Mutter frage ich mich manchmal ob sie überhaupt meine Telefonnummer weiss.. :-(

Als ich klein war, fing ich schon an ihr immer alles Recht machen zu wollen.. denn nur dann war sie lieb.. In den Arm nehmen und mit mir kuscheln konnte sie allerdings nie..
Schon früh sagte ich mir, das ich NIE so ein Eisblock werden wollte wie sie.. Selbst Gute-Nacht Küsschen bekam ich keine, meine Brüber aber schon..
Mit mir als Mädchen konnte sie nicht umgehen..
(ich weiss den Grund mag ihn aber nicht schreiben)

Jetzt als ich schwanger wurde, dachte ich das sich das Verhältniss bessern würde.. doch sie kümmert sich weder um mich, noch um Jonas..

Als sie mich in Heidelberg besuchten war es so, das sie erzählte das ihr neuer Mann, jetzt wohl meinetwegen seine Arbeit verlieren würde.. Denn sein Chef gab ihm erst frei, meinte aber kurz vor dem Wochenende das es nun doch nicht geht..
Mama und Stefan (ihr neuer Mann) sagten sich aber das sie fahren "müssten", weil ich sonst enttäuscht wäre.. Von der Kündigungssache erzählten sie mir erst als sie bereits in Heidelberg waren!
Hätte sie mir vorher davon erzählt, ich hätte doch ganz sicher nicht gewollt das sie trotzdem kommen..
In Heidelberg selbst sagten sie noch das ich keine Schuld hätte.. (da war die Kündigung ja auch noch nicht ganz raus)..

Er wurde tatsächlich gekündigt (natürlich angeblich wegen einem anderen Grund).. Als ich zuhause war haben sie dann tatsächlich mehrfach deutlich gesagt "DU bist Schuld das Stefan seine Arbeit verloren hat!!!!"
Ich wusste garnicht wohin mit mir..


Mein Mann liebt mich natürlich auch.. Ich habe ihn ja nicht nur wegen Jonas geheiratet.. :-)
Soo verstehen wir uns ja auch ganz gut, und obwohl er von Berufswegen schon mit dem Tod umgehen muss (er ist Rettungsassistent), kann er es bei mir nicht..
Wir können nicht drüber sprechen..
Er hat Angst, er hatte schon solche Angst als ich in HD war..

Blöd ist es trotzdem wenn man sich mit niemanden so richtig unterhalten kann, sich bei niemanden ausweinen kann.. Niemand da ist auf dessen Schoss ich mich lege, mich geborgen fühlen kann.. Der mir das Haar streichelt, und sagt das alles gut wird..

Ich habe natürlich Freunde.. aber auch da ist es so wie mit meinem Mann.. das Thema wird nicht angesprochen, und spreche ich es mal an, wird es rasch gewechselt.. :-(

Kennt ihr das auch?

Liebe Grüsse Julie mit Jonas (die heute einkaufen gehen wollen..)
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  #9  
Alt 24.05.2003, 10:52
Ruby
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Standard Ich habe so eine Angst...

Liebe Julie!
Ich nehm dich jetzt einfach mal in den Arm und drück dich vorsichtig...
Sei stolz auf Dein Söhnchen Jonas! Hast du wirklich gut gemacht!
Zu deinem Mann, ich hab da selbst einige Erfahrungen gemacht, die ich nun, wo ich es weiss, besser verkraften kann.
Die meisten Männer sind introvertiert, das heisst, sie können nicht recht aus ihrer Haut heraus.Reden fällt ihnen sehr schwer...natürlich gibt es auch Ausnahmen!
Zu deiner Mutter, so weh wie es dir auch tun mag, hab ich nur einen Rat, brich bitte den Kontakt momentan zu ihr ab!
Es tut dir auf keinen Fall gut, das ist alles zu negativ für dich. Was du brauchst sind positive Ereignisse und nicht solche, wie sie deine Mutter bietet!
Schau dir Jonas an, nimm deinen Mann in den Arm, komm hier her und schreib dir deine Ängste von der Seele!
Nimm es deinem Mann nicht übel, er wird lernen wollen, ich kenne das von meinem...
Bin seit März 2000 Betroffen, erst als ich im September 2002 einen Rückfall hatte mit Metastasen, fing er an, von selbst darüber zu reden, sah mir sofort an, wenn ich Angst hatte, die Zeit davor traute er sich nicht. Nicht oft. Übrigends sind alle Metastasen weg, nachweislich seit der PET, Mitte März 2003. Angst werd ich wohl immer ab und zu haben, aber ich habs im Griff.
Fühl dich nocheinmal umarmt von mir
Herzliche Grüße von
Ruby
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  #10  
Alt 24.05.2003, 12:51
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Standard Ich habe so eine Angst...

Liebe Julie,

da hattest Du ja nicht gerade das, was man unter einer unbeschwerten Kindheit versteht, hast keine "Nestwärme" kennengelernt. Deinem kleinen Jonas möchtest Du jetzt all das geben, was Du nie hattest und immer vermisst hast. Er wird es spüren, der kleine Mann - und er wird Dich dafür immer lieben!

Ich kann mir vorstellen, dass es für Dich trotz allem schwer ist, Deine Mutter aus Deinem Leben und aus Deinen Gedanken zu verbannen. Man hat ja nur eine Mutter, auch wenn sie eigentlich keine richtige Mutter ist. Dennoch solltest Du es versuchen, denn sie tut Dir jetzt ganz und gar nicht gut, zieht Dich eher noch weiter runter. Du kannst es nicht gebrauchen, dass Dir jemand jetzt noch zusätzlich irgendwelche völlig idiotischen "Schuldgefühle" einredet. Ja, konzentriere Dich lieber auf Jonas und auch auf Deinen Mann.

Mmhh - Dein Mann ist Rettungsassistent. Wahrscheinlich hat er gerade deshalb besonders viele Ängste, WEIL er schon so viel gesehen hat. Allerdings muss er da "fremden" Menschen helfen, hat also keinen direkten Bezug zu diesen Leuten, erst recht keine "Beziehung". Hier geht es jetzt aber um DICH, um seine Frau, die er liebt, um die Mutter seines Sohnes. Das ist ein himmelweiter Unterschied! Damit muss er auch erst mal klar kommen.... Mein Pa war bei der (Berufs-)Feuerwehr und somit auch im Rettungsdienst tätig. Daher kenne ich den Unterschied zwischen "Beruf" und "Privat" ganz gut - er hatte damit auch so seine Probleme. Versuche weiterhin ihm zu vermitteln, dass es ganz wichtig ist, dass Ihr BEIDE über Eure Ängste und Sorgen MITEINANDER redet...

Komm her und lass Dich von uns trösten - so oft und so lange Du es brauchst. Du merkst ja, hier ist immer jemand für Dich da, der Dich . In diesem Sinne ganz liebe Grüsse von
Gabi
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  #11  
Alt 25.05.2003, 21:43
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Standard Liebe Ruby, liebe Gabi..

Ich danke Euch fürs drücken..
Es tut gut.. Und es wäre so schön wenn es auch im realen Leben so jemanden geben könnte.. :-(

Das ich den Kontakt zu meiner Mutter abbrechen sollte, das es besser für mich wäre, das haben mir schon so einige gesagt..
Aber wisst ihr.. ich kann das nicht.. Ich versuche schon den Kontakt auf das mindeste zu beschränken..
Ich weiss ja vom Kopf her das sie mir nicht gut tut.. und ich weiss auch das sie mich nicht so lieb hat wie ich sie.. und das sie nie die Mama sein wird, wie ich sie mir wünsche..
Und ich habe auch keine Ahnung warum sie mir immer noch wichtig ist?.. Warum mir einfach immer noch wichtig ist was sie von mir denkt?..
Ich ticke nicht ganz richtig in der Hinsicht, glaube ich..
Ich wünschte mir einfach mal das sie mich drückt, mich küsst.. mir das haar streichelt.. Sich um mich kümmert..
Doch so sehr ich es mir auch wünsche, sie hat es nie getan und sie wird es auch in Zukunft nie können..

Der 4.6.. es ist nicht mehr lange hin..
Heute sterbe ich fast vor Kopfschmerzen, und somit auch vor Angst..
Ich wünschte mir ich könnte ihn wegzaubern.. ich habe keine LUST dazu krank zu sein..
Es kotzt mich an, um es deutlich zu sagen..

Im Moment ist es so das ich versuch davon zu laufen.. um ja nicht dran zu denken..
Ich arbeite seit neuestem sogar noch 2-3 mal die Woche am Abend in einer Cocktail Bar..
meine Hausärztin hält es für falsch, weil ich meine Grenzen dabei ständig überlatsche..
Denn ich gehe wenn mein Kind schläft (es ist dann aber immer jemand zuhause) und komme in der Nacht wieder.. am Morgen um 6.00 Uhr ist die Nacht dann zuende, weil Jonas wach ist.. und ich mich um ihn kümmern muss..
Das sind dann manchmal nur 4 Stunden Schlaf die Nacht..
Anders aber kann ich sonst auch kaum schlafen, weil mich die Ängste verrückt machen..
Natürlich bin ich am Tag ziemlich ko.. Jetzt kommt auch noch Übelkeit und Sehstörungen dazu..
Zum Arzt gehe ich damit jetzt aber nicht.. Díe würden mich nur jetzt schon einweisen..

Ich habe Herzklopfen.. ein Kloß im Hals.. Ich möchte gern sagen wie ich mich fühle.. wie traurig ich bin.. welche Angst sich breit macht.. aber ich habe einfach keine Worte dafür..

Könnt ihr mich verstehen? Geht es Euch auch so, das ihr am liebsten davon laufen mögt? Wie sind Eure Eltern so? Eure Freunde?
Könnt ihr reden? Und weinen? Euch so verhalten wie ihr Euch gerade fühlt?

Liebe Grüsse an Euch.. Jules
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  #12  
Alt 25.05.2003, 23:50
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Standard Ich habe so eine Angst...

Ich drück Dich mal fest an mich....umarme Dich...

viel mehr kann ich nicht schreiben jetzt, weil aus meinen Augen Tränen kullern...


Meine Mutter hat mir auch wenig Liebe gezeigt, immer wenn ich sie besonders gebracuht hätte (nicht Ihr Organisationstalent, sondern Ihre Wärmne), war sie nicht "greifbar", nicht erreichbar...
In meiner schwersten Lebenskrise, wo ich gewußt hab, ich pack keine Enttäuschung mehr, hab ich den Kontakt abgebrochen und sie wußte nicht mehr, was los war mit mir und wie es meinen 3 Kindern geht...
Nach ca. 3 Monaten hab ich Ihr einen Brief geschrieben und alles erklärt...

Wir konnten endlich mal reden...

Irgendwie kam heraus, daß sie so schwer mit all dem Schlimmen umgehen konnte, weil sie selber so machtlos war und nicht mehr aus und ein wußte, was sie tun sollte oder könnte um mir zu helfen...

War zwar ein schwacher Trost, weil so schwer zu verstehen war für mich, daß sie mich nicht einfach umarmen und tröstzen konnte...
...aber immerhin haben wir uns ausgeredet und unser Verhältnis ist am Wege der Besserung...

Ihr hat vielleicht der Kontaktabbruch die Augen geöffnet und mir hat es gezeigt, daß ich NICHT von meiner Mutter abhängig bin....weder versorgungstechnisch noch anders...und schon gar nicht seelisch...wenngleich ich jetzt sehr froh bin, meine Mama "wiederzuhaben"...


Ich wünsch Dir sooo sehr alles Gute, ich verstehe Dich sehr gut...
...und ich wünsch Dir von ganzem Herzen, daß sich Deine tiefsten innersten Träume erfüllen....

*bin im gedanken bei dir*
e.fenninger@gmx.at
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  #13  
Alt 26.05.2003, 00:30
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Standard Ich habe so eine Angst...

Liebe Julie,

Du "tickst" schon ganz richtig. Es ist nun mal Deine Mutter, davon hat man nur eine. Sie hat Dir das Leben geschenkt. Deshalb ist sie Dir auch immer noch wichtig, auch was sie von Dir denkt. Das sind ganz normale Gefühle, auch wenn Du weisst, dass sie Dir nicht gut tut. Herz und Verstand in Einklang zu bringen ist eben immer wieder sehr schwer. Wenn Du den Kontakt auf ein Minimum beschränken kannst, ist es doch schon mal ein Anfang.

Schlimmer und gefährlicher finde ich jetzt, welchen Raubbau Du mit Dir und Deinem Körper treibst. Bei allem Verständnis, dass Du vor der Krankheit und den Schmerzen fliehen willst. Aber wohin bringt Dich diese Flucht? Doch nur schneller von Deinem Sohn weg! Entschuldige, wenn ich das jetzt mal so krass ausdrücke, aber es sollte Dir bewusst werden, was Du tust. Mit Flucht ist die Krankheit keinesfalls zu heilen. Im Gegenteil, Du solltest den Angriff starten, Dir sagen: "Dir werd ich's zeigen, Du blöder Tumor - DICH kriege ich auch noch klein - und nicht DU MICH!" Versuche, die Angst in Zorn umzuwandeln. Lasse dem Tumor nicht kampflos freie Bahn. Wenn Du es schon nicht für Dich tun willst - dann kämpfe für Deinen Sohn, dem Du doch eine bessere Mutter sein willst, als es Deine Mutter für Dich war. GIB NICHT AUF !!!

Natürlich verstehe ich Deine Ängste, ich muss ja auch mit meinem Krebs leben. Und mit diesen Ängsten geht man auch schon mal durch die Hölle. Ich möchte aber dennoch versuchen, Dich zu motivieren, aus dieser Hölle wieder ein wenig rauszukommen. Ich hoffe, Du verstehst mich da jetzt richtig?!

Tja, meine Eltern waren immer für mich da, auch wenn ich mich mit meiner Ma ständig gezofft habe. Mein Pa ist 1998 an Krebs verstorben und er fehlt mir heute noch sehr. Danach hatten Ma und ich viel geredet und uns langsam wieder angenähert. Sie hatte mir z. B. "gebeichtet", dass sie ständig eifersüchtig auf mich (ihre Tochter!) war, weil ich mich so gut mit Pa verstanden hatte und wir so viel zusammen gemacht hatten. Das ging dann immer "von ihrer Zeit" mit Pa ab. Idiotisch, nicht wahr? Sie wusste das auch, kam aber aus ihrer Haut nicht raus.
Na ja, wie heisst es so schön "Nobody is perfect". Meine Mutter hat auf ihre Art schon Liebe für mich empfunden, konnte es nur nicht immer so zeigen. Immerhin hatten wir letztlich Gelegenheit uns auszusprechen, so dass wir uns im letzten Jahr in Frieden und auch liebevoll voneinander verabschieden konnten, als sie starb.

Mit meinen Freundinnen kann ich schon reden und auch mal weinen. Allerdings ist der Freundeskreis ziemlich geschrumpft, da nur wenige in der Lage waren, die vielen "Ereignisse" in den letzten fünf Jahren (Trennung vom Lebensgefährten, zeitgleich Tod meines Vaters, danach meine eigene Krebserkrankung, dann die lange schwere Krankheit und schliesslich Tod meiner Mutter) mitzutragen. Viele wussten nicht, wie sie damit umgehen sollen (bzw. mit mir) und haben sich einfach zurückgezogen (wie einfach!). Andere sind mit Sprüchen wie "das wird schon wieder" oder "das schaffst Du schon" und "lass Dich mal nicht so hängen" gekommen, die sicher auch gut gemeint waren, mir aber nicht im Mindesten geholfen haben. Nur wenige standen wirklich immer an meiner Seite und haben geholfen, sofern sie konnten. Dennoch musste ich das meiste alleine tragen. Auch die besten Freunde können nicht ständig präsent sein und "eine Schulter zum anlehnen" (in Form eines Partners) hatte ich nicht, auch keine Geschwister.

Liebe Julie, bitte achte mehr auf Dich und nimm für Deinen kleinen Jonas den Kampf auf....
Ich wünsche Dir dafür ganz viel Kraft, grüsse und umarme Dich ganz lieb
Gabi
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  #14  
Alt 27.05.2003, 21:29
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Standard Liebe Gabi..

Ja, ich weiss das ich schlimme sachen mit meinem Körper mache.. mit meiner Seele..
Aber ich glaube sonst würde ich dran zerbrechen im Moment..
Ich mag es einfach nicht mehr aushalten.. alles wird irgendwie nie ein Ende haben.. Das hier ist ja nicht das einzige was ich auszuhalten habe..
Ich schaffe es einfach nicht anders stark zu sein..

Ich möchte natürlich nicht meinen Sohn verlieren.. oder viel mehr das er mich verliert..
Ich wünschte der Termin wäre schon zuende..
Bis zum 4.6 ist es noch viel zu lange.. auf der einen Seite.. aber auf der anderen auch zu kurz..

Ich habe Angst vor dem was die Neurochirurgen sagen..

Vielleicht hat meine Mutter mich auch lieb auf ihre Art.. Aber ich verstehe sie nicht..
Und ich muss das einfach akzeptieren.. :-(

Die Sätze von denen Du geschrieben hast (von Freunden/Bekannten) kenne ich nur zu gut.. Auch jetzt wieder sagen sie das ich es schon schaffe, und das ich mir keine Sorgen machen soll.. usw..
Ich mag dann immer garnicht mehr sagen das ich Angst habe, denn irgendwie kommt immer die Botschaft an "Ich möchte nicht das Du Angst hast, oder es ist unnötig Angst zu haben"..
Ich würde mich dann schuldig fühlen wenn ich sage wie es mir geht..
So gehe ich lächelnd durch die Welt.. Auf die Frage "Wie geht es Dir?"
Frage ich mich stets ob sie es WIRKLICH wissen wollen, antworte aber mit "Gut"..

Ich sage anderen das sie sich nicht für andere verbiegen sollen, das tun sollen was sie wollen, und nicht weil es von ihnen erwartet wird..
Doch ich bin doch selbst extrem so.. nur so sein wie andere mich gern hätten..

Mein Arzt meinte das ich mir mal Zeit nehmen sollte, um nachzudenken warum ich Krebs habe?
Worüber ich nicht reden mag.. warum ich schweige?
Erst wenn dieser Knoten geplatzt sei, hätte ich eine Chance???

Liebe Grüsse Jules..
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  #15  
Alt 27.05.2003, 21:35
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Standard Liebe Elke..

...

Vielen Dank für Deine Zeilen..

Ich habe mich schon total oft mit meiner Mutter verkracht.. und jedes Mal bin ich wieder angekommen..
und habe mich entschuldigt.. Manches Mal wusste ich nicht mal wofür.. aber ich hasste es wenn sie mich wie Luft behandelt hat.. Tagelang kein einziges Wort mit mir gesprochen.. (das hat sie schon so gemacht als ich ein Kind war)..
Sie hätte mich schlagen können.. all das wäre niemals so schlimm gewesen wie dieses nicht beachten..
Habe ihr Briefe geschrieben das mir alles so leid tut.. das ich schlecht bin etc..
irgendwann war sie wieder normal zu mir..
(was ging es mir gut dann)..

Mein Problem jetzt ist noch das ich nicht nachtragend sein kann.. das ärgert mich oft.. Selbst wenn sie mir richtig dolle weh tut.. irgendwann vergesse ich warum ich eigentlich nicht mir ihr rede, oder böse bin.. (das ist eine ganz schlechte Eigenschaft!)
Mein Mann schlug mir mal vor das ich es mir aufschreibe wenn ich auf jemanden böse bin.. ;-)

Du hast 3Kinder?.. das ist ja schön.. wir wünschen uns auch mal 3.. auf jeden Fall aber zwei..
Das Leben mit Jonas ist soo schön..
Wie alt sind denn deine?

Liebe Grüsse Julie
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