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  #1  
Alt 23.08.2007, 01:26
geli752 geli752 ist offline
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Registriert seit: 23.08.2007
Beiträge: 3
Standard 5 OPs in 3 Wochen

Hallo,
es ist das erste Mal, dass ich über ein Forum Hilfe suche. Ich bin 59 Jahre alt und keine mich mit dem Internet nicht so gut aus, also entschuldigt bitte, wenn ich was falsch mache.
Ich habe ein riesen Problem und weiss einfach nicht weiter. Es betrifft meine Mutter. Sie ist 82 Jahre alt und war bis vor 3 Wochen absolut fit.
Am 26.7. hatte sie eine Darmspiegelung und des wurde Darmkrebs festgestellt. Montag, 30.7. Einweisung ins KH.
Donnerstag, 2.8. OP. Es konnte wohl alles entfernt werden und ihr ging es relativ gut, so daß sie nach 10 Tagen entlassen werden sollte.
Mittwoch, 8.8. (6 Tage nach der OP) Bindehautnaht aufgebrochen, OP gegen 19.00 Uhr. Danach ging es ihr schlecht. Überkeit, Erbrechen.
Sonntag, 12.8. erneut Bindehautnaht aufgebrochen. Bei der OP stellte man fest, dass die Naht am Darm auch nicht gehalten hat.
Danach Intensivstation, künstliche Beatmung etc. Nach 6 Tagen (18.8.) Intensivstation wieder das gleiche, sowohl Bauch- und Darmnaht wieder kaputt. Wieder OP. Diesmal wurde der Bauch nicht geschlossen. Man sagte mir, dass ein Schwamm eingesetzt werden solle, der einerseits antibakteriell andererseits die Bindehaut verstärken soll. Am Montag wurde die Bauchdecke geschlossen und es wurde kein Schwamm eingesetzt. Seit dieser OP (also seit 2 Tagen) geht es meiner Mutter schlecht, sie klagt über Schmerzen, ist verwirrt, kann (obwohl der Beatmungsschlauch gestern entfernt wurde) noch nicht sprechen.
Ich bin total am Ende. Zumal ich mir zusätzlich noch große Sorgen um meinen Vater mache. Er ist nur am weinen.
Ich würde mich freuen, wenn sich jemand meldet, der mir einen Rat geben kann und ob sowas häufiger passiert.
Danke
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  #2  
Alt 23.08.2007, 06:26
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Beiträge: 3.328
Standard AW: 5 OPs in 3 Wochen

Hallo Geli,

Zuerst einmal herzlich Willkommen im Forum, auch wenn der Anlass kein schöner ist. Falls du zum Forum Fragen hast oder Hilfe benötigst, bitte einfach fragen, es gibt viele kleine Helfer.

Leider kommen solche katastrophale Wundheilungsprozeße wie bei deiner Mutter immer mal vor, da spielen viele Faktoren mit, die ein Arzt oft vorher nicht mit einkalkulieren kann. Bei manchen Patienten setzt der Wundheilunsgprozeß nicht sofort ein, oder er dauert sehr sehr lange. Ist deine Mutter Diabetikerin? Es dauerte bei einer meiner großen OP’s fast 10 Monate bis der Bauch von innen endlich zugeheilt war. Zuvor brachen die Nähte immer wieder auf, alles hatte sich entzündet.

Was nun sehr wichtig ist, dass die Nähte sehr engmaschig überwacht werden müssen, ob sich darunter nicht wieder Entzündungsherde bilden. Das heißt, sobald deine Mutter ein eigenartiges „Ziehen“ spürt, oder sich kleine rötliche Flecken bilden, die Wundfläche heiß wird, muß sofort nachgeschaut werden.

Deine Mutter hat durch die vielen OP’s nacheinander momentan sehr wenig Kraft. Da sie so kurz hintereinander einige Narkosen erhielt, ist sie bestimmt noch für einige Zeit verwirrt. Ältere Menschen brauchen sehr viel länger Zeit sich davon zu erholen. Dazu kommt, dass sie jedes Mal noch automatisch Schmerzmittel bekam(bekommt), das verzögert alles ein wenig. Ich (etwa in deinem Alter) brauchte ungefähr 6-7 Monate nachdem ich 3 Narkosen hintereinander bekam, bis sich mein Gehirn einigermaßen normalisierte.

Bitte spreche mit den Ärzten, frage, warum der Bauch ohne Schwammeinlage, oder erneutes Spülen geschloßen wurde. Was wird getan um eine erneute Entzündung/Platzen auszuschließen, was bekommt sie gegen die Schmerzen (eine Schmerzpumpe)? Das Problem mit den Schmerzmittel ist, dass sie eine Verstopfung hervorrufen, und ist leider kontraproduktiv für die Wundheilung, wenn der Stuhlgang nur mit starkem Pressen funktioniert. Bestehe darauf, dass die Schmerzen deiner Mutter behandelt werden, denn die können teilweise ziemlich höllisch sein, und sie aber gleichzeitig ein Abführmittel bekommt.

Deinem Vater kannst du „nur“ helfen, indem du ihm versicherst, dass du auch für ihn da bist, dass ihr Beide das miteinander durchstehen werdet. Er hat große Angst um deine Mutter, vor dem was auf ihn zukommt. Es ist für einen Partner immer furchtbar, besonders nach so vielen Ehejahren, daneben zu stehen und nichts tun zu können. Zeige ihm, dass er sich auf dich verlassen kann, das wird ihn ein klein wenig beruhigen. Kannst du ihn jetzt etwas in deine Familie integrieren, damit er nicht alleine zu hause sitzt und zu viel grübelt?

Ich schicke dir ein großes Kraftpaket, alles zu meistern, was auf dich zukommt.
__________________
Jutta
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  #3  
Alt 23.08.2007, 13:09
Funkie Funkie ist offline
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Registriert seit: 30.05.2007
Beiträge: 8
Standard AW: 5 OPs in 3 Wochen

Liebe Geli ,ich habe soeben deinen text gelesen und es hat mich sehr berührt.
Leider kenne ich mich mit OPs nicht so aus und auch sonst weiß ich nicht viel
über wundheilung uws.Ich bin auch am darmkrebs opperriert worden und es ist alles ohne Komplikationen verheilt. damals habe ich mich auch an dieses
Forum gewendet und ich muß sagen es hilft mir sehr .Es ist fast wie eine Familie und ich schaue täglich hier rein .
Ich möchte dir nun auf diesem Wege ein riesiges Kraftpaket schicken und ich denke andere Forumsteilnehmer haben sicher ein paar ratschläge für dich,
Ich denke auch das dein Vater dich jetzt besonders braucht und du mit ihm zusammen das durchstehen kannst.
Alles Liebe ,Leni
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  #4  
Alt 23.08.2007, 22:36
geli752 geli752 ist offline
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Beiträge: 3
Standard AW: 5 OPs in 3 Wochen

Hallo Jutta, hallo Lena,
ganz lieben Dank, daß Ihr mir geschrieben habt. Ich war heute im Krankenhaus und hatte das Gefühl, daß es meiner Mutter etwas besser geht. Sie hat anfangs ganz gut reagiert, wurde aber nach ca. 1 Stunde wieder desinteressiert und schläfrig. Ganz schlimm ist, daß das Sprachvermögen durch den Tubus, der vor 1 1/2 Tagen entfernt wurde, stark beeinträchtigt ist und ich nicht verstehen kann, was sie mir sagen will.
Nach 2 Stunden meinte sie, ich solle jetzt besser nach Hause gehen. Vielleicht bin ich einfach zu nervig, indem ich mich ständig um sie bemühe, trinken anbiete, versuche Atemübungen mit ihr zu machen, sie zum Husten zu bewegen etc. (die Atemorgane sind ziemlich verschleimt). Wie gehe ich mit der Situation um? Soll ich einfach nur da sein und sie in Frieden lassen?

Liebe Jutta,
da Du das gleiche durchgemacht hast, möchte ich von Dir noch gern wissen, wie lange warst Du im KH? Woher weiß man, daß die Naht vollständig verheilt ist? Muß man täglich damit rechnen, daß die Naht wieder aufbricht? Was passiert, wenn man es nicht rechtzeitig merkt? Hattest Du einen künstlichen Darmausgang?
Ich weiß jetzt schon, daß mir heute Nacht noch tausend Fragen einfallen.
Übrigens, meine Mutter ist keine Diabetikerin.
Leider hatte ich heute keine Gelegenheit mit dem Arzt zu sprechen.

Liebe Grüße an Euch Beide und danke
Geli
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  #5  
Alt 23.08.2007, 23:49
Benutzerbild von lima-mali
lima-mali lima-mali ist offline
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Standard AW: 5 OPs in 3 Wochen

Liebe geli,

bitte entschuldige meine Direktheit - aber ich habe den Eindruck, dass es nützlich ist... Ich habe das alles auch schmerzhaft lernen müssen - mit Tränen.

Deine Mutter hat einen Höllenritt hinter sich - und das in ihrem hohen Alter. Sie ist tief erschöpft, schwach und schwer krank. Nach allem, was sie hinter sich hat, versuchen Körper und Geist jetzt, wieder Kraft zu sammeln. Ganz langsam. Aber noch fühlt sie sich hundeelend.

Warum Aktionismus bei deinen Besuchen?

Frag sie, was sie von dir möchte - auch, wenn sie dir nur flüsternd antworten kann oder nur mit den Augen spricht oder dir durch Gesten ihre Wünsche anzeigt - hör zu! Hör nur zu und sei da. Halt ihre Hand und lerne zu schweigen und zur Ruhe zu kommen - sei da, sonst nichts. Und plag sie nicht mit gut gemeinten Aktionen.

Und: Sei mir nicht böse, aber 2 Stunden Besuch bei einem so kranken Menschen sind nun wirklich mehr als genug.

Warte noch etwas. Wenn es ihr wieder besser geht, wird sie länger deinen Besuch wünschen.

Ich wünsche dir viel Kraft, deiner Mutter das Beste und bitte: Erschlag mich nicht für meine Offenheit...

lima-mali
__________________
Weitergehen - und nach dem Wunder Ausschau halten.
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  #6  
Alt 24.08.2007, 09:20
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: 5 OPs in 3 Wochen

Liebe Geli,

Du stehst zum ersten Mal vor solch einem großen Problem, möchtest alles richtig machen, ohne dass dich jemand bei der Hand nahm und dir manches erklärte. Ich kann deine Sorgen gut verstehen, und dass du in dieser Situation nun panisch reagierst. Denn du möchtest dir niemals vorwerfen, nicht alles für deine Mutter getan zu haben, nicht dagewesen zu sein usw.

Liebe Geli, nach diesen OP’s ist deine Mutter komplett kraftlos, und benötigt sehr sehr viel Ruhe. Kurze Besuche sind deshalb zu Anfang für sie besser, so dass sie weiß, du bist bei ihr. Mit der Zeit wirst du bemerken, dass du deine Besuche etwas mehr ausdehnen kannst. Im Moment reicht, dass du dich eine Weile neben sie setzt, ihre Hand hälst und evtl. nur streichelst. Wenn es ihr wieder etwas besser geht, dann frage sie, was sie möchte, ob sie zu müde für den Besuch ist. Ich weiß, du möchtest sie jetzt betütteln, aber ihr ist das noch zu viel. Versuche dich einfach zurück zu halten, sobald es ihr besser geht, kannst du sie verwöhnen, aber niemals drängeln irgendetwas zu tun.

Bitte sprecht dann darüber, denn oft möchten Mütter ihren Kindern nicht weh tun, da sie sehen, dass sie doch nur das Beste wollen, und keiner dem anderen weh tun möchte.

Ich war das erste Mal fast 4 Monate im KH, bis die Wunden langsam von innen heraus begannen zu heilen. Die Schwester hat die Wunden mit einem kleinen Instrument jeden 2. Tag getestet, ob das Gewebe fest ist, oder sich darunter ein Hohlraum befindet. Eine gut geschulte Schwester, oder auch Arzt, sieht, wann die Wunde gut verheilt.

Es könnte sein, dass die Naht wieder bricht, aber das ist sehr sehr selten. Bitte versuche immer von der besten Chance aus auszugehen. Wie ich schon im letzten Beitrag schrieb, merkt man, dass etwas nicht stimmt, wenn die Wunde heiß ist, sich darunter ein hämmernder oder pochender Schmerz breit macht, oder wie ich dachte, ein strenger Geruch von der Nahtstelle ausging. Aber man kann einen erneuten Aufbruch einige Mal wieder operieren. Bei mir sah es nach 6 Monaten sehr gut aus, dennoch hatte sich eine haarnadelfeine Fistel gebildet, die man mit bloßem Auge nicht sehen konnte. Danach brach ein Teil der Naht wieder auf, wurde nochmals operiert und 4 Monate später war alles super zusammen geheilt und verheilt.

Ich habe einen künstlichen Ausgang, da bei mir fast der gesamte Dickdarm inzwischen herausoperiert werden mußte.

Geli, schreibe dir all deine Fragen an den Arzt vorher auf. Denn wenn du dann endlich einem gegenüber sitzt, hast du die Hälfte der Fragen wieder in der Aufregung vergessen. Stelle ihm wirklich alle Fragen die dir auf dem Herzen liegen, auch solche, die immer noch in einer gewissen Tabuzone liegen. Frage auch beim Pflegepersonal nach, was du für deine Mutter „richtig“ machen kannst. Da sie konstanten Kontakt mit ihr haben, können sie dir auch viel weiterhelfen.

Bitte frage hier, oder mich, alles was du möchtest. Wir werden sie dir gerne beantworten, um dir auch wenigstens ein wenig von deiner großen Sorge und Angst zu nehmen.
__________________
Jutta
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