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  #1  
Alt 04.11.2007, 13:12
Benutzerbild von Eleve
Eleve Eleve ist offline
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Standard Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Hallo,

die Chemo (6xTAC) hat begonnen und es geht mir körperlich sehr gut heute, am 5. Tag.
Die Psyche funktioniert aber leider gar nicht.

Das Problem ist, daß ich schon vorher das Gefühl hatte, gar nicht lebendig zu sein. Ich hatte immer das Gefühl, nicht zu funktionieren, hatte keine Ziele, ließ mich treiben und hatte das Gefühl, meiner Familie mit meiner Unfähigkeit im Weg zu stehen.

Ich habe keine Todessehnsucht, keine Selbstmordgedanken... nur das Gefühl, nicht leben zu können.
Ich denke, es wäre besser, meine Familie allein zu lassen, einfach weg zu sein und vielleicht eines Tages "repariert" wieder zu kommen. Oder auch nicht. Ich fühle mich mit meinem Mann und meinen Kindern, meinen Eltern nicht verbunden. Ich vermisse niemanden, wenn niemand da ist. Ich lebe nicht.

Ich hab vielleicht auch Angst vor dem Leben. Was man nicht hat, kann einem niemand wegnehmen.

Kann man das tun, einfach gehen? Kann man für die Chemo einfach ein halbes Jahr in eine Klinik, weg von allem? Sich um nichts kümmern und warten, bis es vorbei ist?

Ja, ich kenne die hiesigen Psychoonkologen, aber die können mir bestimmt nicht helfen. Ne Psychotherapeutin vielleicht... Aber ich habe kein Vertrauen zu Ärzten.

Ich kenne bisher nur lebenshungrige Kämpferinnen. Menschen, die Energie haben, egal, was sie mit sich rumschleppen. Menschen mit Zielen. Ich bin ein Zombi, untot. Hänge in der Luft.

Ich kämpfe nicht. Ich warte. Worauf auch immer.

Ich ziehe alle runter, wir tun einander nicht gut. Ich bin keine gute Mutter. Ich schaffe es nicht mal, mich um mich selbst zu kümmern, schon gar nicht um meine Kinder.

Wie kommt man da raus? Endlich mal aktiv leben oder gleich ein Ende machen. Ich häng irgendwo dazwischen und es ist so endlos.

Irgendwelche Tipps?

Eleve
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  #2  
Alt 04.11.2007, 14:46
Micha65 Micha65 ist offline
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Standard AW: Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Liebe Eleve,

lass dich erst mal ganz fest in den Arm nehmen.

Seit wann hast du denn das Gefühl "nicht leben zu können".
Du hast kleine Kinder, dein Baby, vor kurzer Zeit eine Diagnose bekommen mit der man mit 35 Jahren überhaupt nicht rechnet. Bist operiert worden, fängst gerade mit der Chemo an. Dass du jetzt das Gefühl hast körperlich leer und ausgepumpt zu sein, verstehe ich - ging mir während meiner Therapie irgendwann genauso.
In einem Beitrag erwähnst du eine nette Psychoonkologin, die zuhört und informiert.
Ein weiterer Satz von dir:
Zitat:
@Alle: Warum sagen alle Ärzte, daß positives Denken sehr wichtig ist? Nicht weil das heilt, sondern weil es Kraft gibt, die Therapie durchzuhalten. Und weil es einen auch während der Therapie leben läßt.
Ruf doch bitte am Montag die Psychoonkologin an. Wir können hier reden und dich in Gedanken in den Arm nehmen. Aktiv unterstützen kann sie dich. Bei Kindern unter 12 Jahren hast du Anspruch auf eine Haushaltshilfe, auch sie kann dich unterstützen - denn kleine Kinder, Hausarbeit, eine Baby das wahrscheinlich noch nicht durchschläft und eine Chemo-Therapie - das schlaucht. Hast du das Gefühl ein paar Tage raus aus dem ganzen zu müssen, rede bitte mit deinen Ärzten. So wie du geschrieben hast, bist du in einem guten Brustzentrum aufgehoben, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Ich bin überzeugt, sie verstehen dich und du bist auch sicher dort nicht die erste Patientin der es so geht - sie werden dir helfen. Hilfe annehmen, das kannst natürlich allein nur du (war für mich übrigens auch ein Lernprozess während meiner Chemo).
Du bist eine gute Mutter, daran habe ich keine Zweifel, du beglückwünscht eine Leserin, dass sie Oma wird. Du liebst deine Kinder und bist eine einfühlsame Frau, das lese ich aus deinen Beiträgen. Du hast aber jetzt auch das Recht mal nur an dich zu denken, Tiefpunkte zu haben, zu zweifeln. November ist noch dazu so ein blöder Monat. Kannst du dich evtl. aufraffen allein oder mit deiner Familie etwas raus an die frische Luft zu gehen? (Das hilft mir meistens).
Lass dich nochmals ganz fest in den Arm nehmen, mit diesen Ängsten bist du nicht allein.
Alles Liebe
Micha65
__________________
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Nimm Dir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
(unbekannt)
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  #3  
Alt 04.11.2007, 15:52
urlaub urlaub ist offline
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Standard AW: Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Hallo.
Es wird immer wieder Momente geben, in denen man nicht kämpfen mag und das Gefühl hat, niemand aus dem Umfeld versteht einen so richtig oder man mag niemanden "belasten".In der Reha erzählte mir eine Frau, sie hätte in so einer schweren Phase eine Woche lang täglich bei der Telefonseelsorge angerufen um mit einer neutralen Person zu reden oder einfach nur zu erzählen. Ihr habe das sehr geholfen. Die Nummer steht in der Tageszeitung oder über die Auskunft. Ich habe das im Hinterkopf behalten.Und sollten mal wieder schwere Zeiten kommen , werde ich es auch ausprobieren, zumal man dort rund um die Uhr anrufen kann. Vielleicht ist es ja auch was für Dich.
Alles Liebe
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  #4  
Alt 04.11.2007, 19:13
Benutzerbild von reblaus18
reblaus18 reblaus18 ist offline
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Standard AW: Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Hallo Eleve,

lass Dich auch von mir mal ganz fest drücken

Ich bin auch zeitweise ganz schon "down" gewesen. Habe das dann natürlich bei meinem Psycho-Therapeuten (dessen Hilfe ich anfangs auch nur sehr zweifelnd in Anspruch genommen habe...) angesprochen.
Der sagte mir dann - wie ich finde - was ganz Wichtiges: "In unserer Situation, in jungen Jahren eine Krebsdiagnose zu kriegen, Chemo's durchzustehen, Kinder und Familie zu haben, etc. ist es wohl völlig normal, erst mal so richtig neben sich zu stehen, den Boden unter den Füßen zu verlieren, das Leben so nicht leben zu können oder zu wollen."

Jeder, der mit so einer Diagnose locker und cool umgehen würde, ist wohl die Riesenausnahme!!

Aber aus diesem Tief kommt man wieder raus, glaube mir. Das geht zwar leider nicht von heute auf morgen, aber doch schneller als man denkt (bei mir war's jedenfalls so).
Ich gehe in diesen Phasen gerne raus in die Natur, setze mich unter meinen Lieblings-Kraft-Baum und bitte alle meine Schutzengel um Hilfe. Und ich finde, die sind ganz schön auf Zack, weil mir's danach echt vieeeel besser geht.

Also ich rate dir, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die sich einem anbietet, ob Psycho-Onkel, Schutzengel, Freunde, das Forum, ...,

Du gehörst auch zu den lebenshungrigen Kämpferinnen, das merkt man an deinen Beiträgen hier im Forum und wie du dich damit auseindersetzt. Du schaffst das und nochmal ganz fest DRÜCK

reblaus

Geändert von reblaus18 (04.11.2007 um 19:18 Uhr)
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  #5  
Alt 05.11.2007, 00:50
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Hallo Eleve
was du zur Zeit erlebst, hab ich auch durchgemacht - mit allen Höhen und Tiefen...
Nimm diese Gefühle an, lass dich fallen , erzwinge nichts. Es ist völlig normal, dass die Seele leidet, dass man alles in Frage stellt, dass familiäres und berufliches Gequacker im derzeitigen Ausahmezustand ganz schön an den ohnehin verletzten Nerven zerren.
Glaub mir, du musst keine Superpowerfrau spielen , ist absolut nicht notwendig.
Mach , wozu du Lust hast, kapsel dich eine Weile ab, wende dich Dingen zu, die dich ablenken, die dir guttun - und mit der Zeit, du wirst sehen, kommt die Hoffnung + Alltag wieder zurueck.
Dann kannst du auch die Menschen in deiner Umgebung wieder anlächeln
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
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  #6  
Alt 05.11.2007, 06:27
Benutzerbild von Tamina
Tamina Tamina ist offline
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Standard AW: Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Liebe Eleve,

was du beschreibst, kenne ich auch. Es hört sich nach einer schweren Depression an.

Alleine schafft man es nicht da wieder raus zu kommen. Mir hat eine sehr gute Psychoonkologin dabei geholfen.

Es ist schrecklich nichts mehr zu fühlen. Meist hat man dafür vorher sehr gut funktioniert und dabei den Kontakt zu sich selbst verloren.

Auch jetzt gehen deine Gedanken wieder dahin für andere funktionieren zu wollen und dagegen wehrt sich deine Seele.

Du mußt wieder lernen herauszufinden, wer du bist und was du willst.

Das wird nicht von Heute auf Morgen kommen.

Ich wünsche dir, daß du die Kraft aufbringst zu einer guten Psychoonkologin zu gehen und die Geduld, daß durchzuziehen. Du mußt dir jetzt erst mal selbst wichtig sein.


Außerdem hatte ich damals wohl schon eine Schilddrüsenunterfunktion. Würde an deiner Stelle diese Werte auch mal überprüfen lassen.

Liebe Grüße

Tamina

Geändert von Tamina (05.11.2007 um 06:29 Uhr)
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  #7  
Alt 05.11.2007, 20:34
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Eleve Eleve ist offline
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Standard AW: Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Hallo,

habt vielen Dank für Eure lieben Antworten!
Ich glaube, ich mußte einfach zum ersten Mal seit der Diagnose richtig heftig weinen und zu mir sagen: Ich habe Angst, Angst, Angst.

Diese Chemo macht mir riesig Angst. Winterzeit... Hier husten ständig alle Kinder und im letzten Winter hatten wir bis weit ins Frühjahr ständig Mittelohrentzündung, beginnende Lungenentzündung, Scharlach, Streptokokken, usw, ich hatte den Kids ein Antibiotikum nach dem nächsten gefüttert, kaum war eins gesund hustete das Nächste.

Wie soll das gehen?

Heute fühle ich mich körperlich ziemlich gut (zumindest seit dem Nachmittag), tatsächlich sind aber die Leukos auf 1000 gesunken und ich durfte mit Mundschutz vom Blutbild nach Hause... Morgen gehts wieder zum Pieksen.

Ich krieg keine Luft mit dem doofen Mundschutz. Nützt er wirklich was? Babys Rotznäschen hab ich sowieso über den ganzen Pulli, der 4jährige hustet ununterbrochen... Ich selbst hab ja schon seit dem 1. Tag der Chemo ne Schniefnase und Husten bekommen. Zum Glück bisher kein Fieber.

Wie macht man das mit kleinen Kindern, Infektionszeit und Chemo???

Ich bin ja wirklich dankbar, daß ich mich in der ersten Runde bisher gut fühle, aber dieses Blutbild immer... Der Hb-Wert geht auch deutlich gegen 11, wie soll das alles klappen???

Ängstliche Grüße,

Eleve
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  #8  
Alt 06.11.2007, 14:43
Micha65 Micha65 ist offline
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Standard AW: Chemo...Eigentlich gehts mir gut, aber die Psyche

Hallo Eleve,

mal ganz pragmatisch ausgedrückt - es wird bei dir genauso klappen wie bei uns anderen allen auch mit Höhen und Tiefen.
Hast du deine Ängste mittlerweile deinen Ärzten, deiner Psychologin mitgeteilt? Lässt du dir von einer Haushaltshilfe, Oma, Opa oder sonst jemandem bei der Kinderbetreuung helfen?
Ich weiß du stehst vor einem Berg, der so hoch ist, dass man meint ihn nicht zu bewältigen.
Niedrige Leukos bekommt man in Griff, Infekte von Chemo-Patienten ebenfalls. Sind deine Kinder erkrankt, kannst du diesen Viren nicht ausweichen, das weiß jeder Arzt, vermeide aber andere zusätzliche Infektionsquellen.
Liebe Eleve, ich nehm dich jetzt mal in den Arm, drück dich ganz doll, hake dich ein, helf dir ein Stück den Berg hoch und geb dir aber auch den kleinen Tritt in den Hintern - Deine Ärzte haben dir hundertprozentig gesagt, falls du noch Fragen hast oder sonst etwas ist, sollst du dich melden. Tu es!

Alles Liebe
Micha65
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(unbekannt)
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