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  #1  
Alt 26.06.2003, 17:28
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo zusammen,

bin schon länger passiver Mitleser in diesem Forum. Nun muss ich aber doch etwas schreiben...
Mein Vater ist im Endstadium seiner Krankheit, anders kann ich nicht beschreiben. Lungenkrebs, Metastasen am ganzen Körper, seit vorgestern sind alle Medikamente abgesetzt und es gibt keine hoffnung mehr.
Noch ist er ansprechbar und wartet auf seine neue Therapie! Niemand sagt es ihm, meine Familie will es nicht! Der Mann leidet, hat Schmerzen, kann sich nicht bewegen, Pflegebett etc.
Ist das alles sorichtig?
Soll ich als ältester sohn es ihm dennoch sagen?
Er fragt nach seinen Medikamenten... und wird angelogen..

Gruß Sven
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  #2  
Alt 26.06.2003, 18:17
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo Sven,

diese Frage ist immer sehr schwer zu beantworten.

Meine persönliche Meinung dazu ist, warum lügen, dem sterbenden Menschen, sowie dem einen oder anderen Angehörigen, die Chance nehmen in Liebe und Geborgenheit Abschied zu nehmen, oder noch wichtige Worte sagen zu können?

Glaubst Du nicht, daß Dein Vater spürt, was mit ihm los ist?
Er spürt die "Unehrlichkeit" in Eurem Verhalten ihm gegenüber.

Hast Du die Möglichkeit Dich vorsichtig an das Thema heranzutasten, um zu sehen welche Gedanken und Gefühle Dein Vater hat? Vielleicht warter er nur darauf, mit Euch darüber reden zu können, sieht aber Eure Haltung und bleibt deswegen still?

Und wenn er dann von Euch gegangen ist, werden Euch die Vorwürfe plagen, ach hätte ich doch den Mut besessen, ach hätte ich doch..... Abschied nehmen können, ihn liebevoll in den Arm genommen, ihm gesagt, was er mir bedeutet, und viele viele Worte mehr.

Das ist meine persönliche Meinung und sind meine Erfahrungen.

Ich wünsche Dir den Mut und die Kraft, das für Dich Richtige zu tun.

liebe Grüße,
Jutta
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  #3  
Alt 26.06.2003, 19:33
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Ich will es ihm ja sagen, doch meine gesamte Familie sträubt sich dagegen, hat angst davor...

Ich werde es wohl tun, denn es ist besser so. Anfangs sagte er mir mal, dass er auf jeden Fall immer alles wissen möchte, egal, wie schlimm es sei... Und es richtig, er weiß es ja sicher für sich schon...

Gruß Sven
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  #4  
Alt 27.06.2003, 04:18
Gast
 
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo Sven,

Schreibe wieder, wenn Du möchtest, wie Euer Gespräch verlaufen ist.
Wovor hat Deine Familie denn Angst? Vor der Wahrheit?

Gruß
Jutta
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  #5  
Alt 27.06.2003, 06:46
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo Sven

ja, bitte sage es ihm. Denn wenn er es auch schon so geäußert hat, dann hat er einfach ein Recht darauf, es zu erfahren.
Auch wenn Deine Familie sich dagegen sträubt, aber in diesem Fall geht es um Deinen Vater und sein Wunsch muß einfach respektiert werden. Es ist nicht einfach, gerade als ältester Sohn oder Tochter, wenn man sich dann auch noch so in der Verantwortung sieht und etwas machen muß, was die anderen nicht mittragen. Nicht mittragen wollen, weil die Angst vor der Wahrheit so groß ist. Nur hilft dann Schweigen überhaupt nicht. Weder Deinem Vater noch Euch. Im Gegenteil, irgendwann wird der Tag kommen, wo ihr dem nachtrauern wird, das es keinen Abschied gegeben hat, obwohl ja eigentlich doch möglich.
Sprich bitte boch einmal mit Deiner Familie - kannst ihnen ja sagen, wie wir hier als Betroffene darauf reagieren. Vielleicht hilft es ihnen ja ein wenig, auch Dich dabei zu unterstützen.

Dir wünsche ich viel Kraft. Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es bedeutet, als älteste Tochter (oder Sohn) etwas machen zu müssen, was andere Familienmitglieder eigentlich so nicht wollen. Ich stand mal vor einer ähnlichen Entscheidung - nur damals habe ich mich falsch entschieden ( war aber auch noch minderjährig, und mein Vater hat es mir strikt verboten darüber zu reden. Heute würde ich ganz sicher anders entscheiden.
Und als selbst Betroffene heute möchte ich alles wissen, was los ist. Dieses Versprechen habe ich von der Ärztin und auch von meinem Bruder. Es ist einfach wichtig für mich.

viele Grüße
elisabeth
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  #6  
Alt 27.06.2003, 09:12
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

lieber sven seit ein paar tagen bin auch ich in diesem forum auch ich habe dieses problem ob ich es ihm sage nur der unterschied ist das mein noch ziemlich jung ist ich habe angst das er selbst sich was antut andern falls hat er gesagt das auch er die gelegenheit haben möchte das er sich verabschieden möchte ich weiss das ihm auch nicht mehr viel zeit bleibt auch ich überlege jeden tag was ich ihm sage zwar haben die ärzte och nicht autgehört ihn zu behandeln aber sie sagen das es nur noch zwei monate wären ich weiss das es noch ein schwerer weg wird so auch bei dir du kannst ihn aber mit deiner ganzen liebe beistehen und bis zum schluss an seiner seite sein meine mutter schlief vor acht monaten in meinem arm ein und ich war froh das ich in derzeit genug zeit hatte um mich von ihr zuverabschieden auch ihr habe ich nichts gesagt aber die ärzte sagen das die betroffenen es merken und eigendlich manchmal nichts sagen um angehörige es nicht so schwer zu machen cih möchte dir und deiner familie alles gute und sehr viel kraft wünschen mit einem gruss vom herzen nicole
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  #7  
Alt 28.06.2003, 00:37
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo zusammen,

ich werde das Gefühl nicht los, dass es meine Familie den Zusatand meines Vaters so "akzeptiert"... Aber vielleicht ist der Gedanke auch falsch und es ist einfach zu schwer für alle. Immer wieder wird "gelogen", und sie schweigen.

Auf der anderen Seite wird schon telefoniert, mit anderen Mitgliedern der Familie und plötzlich stehen bei meinem Vater zwei seiner Geschwister am Krankenbett, die er Jahre zuvor nicht gesehen hat und die im Verlauf der Krankheit haben auch nichts von sich hören lassen, obwohl sie es wußten.

Natürlich ist es ihm bewußt, und es muss doch für ihn eindeutig sein... Ich stelle mir es sehr hart vor, wenn man weiß, dass die Krankheit einen besiegt hat und es wird seitens der Familie immer wieder ein bischen Hoffnung gemacht, so nach dem Motto, mal abwarten, was geschieht, wenn er erstmal schmerzfrei ist! Mir tut es sehr weh...

Nun war ich heute alleine bei ihm und es war gut so... Mittlerweile ist er fast schmerzfrei, und wenn er mal wach ist, dann kann er zu hören und sich etwas verständigen. Ich habe ihn angeschaut und ihn gefragt, ob er viel nachdenkt. Er nickte und fing an zu weinen. Ich nahm seine hand und er wollte sie nicht mehr loslassen...

Dann hat er etwas zu mir gesagt, ich solle so bleiben, wie ich bin, das wünscht er sich und dass seine kommende Enkelin (meine Frau ist im 7. Monat schwanger) ein gutes Bild von ihrem Opa bekommt...

Mir ist ganz anders geworden und ich habe für mich beschlossen von ihm Abschied zu nehmen, wie ich es mir wünsche. Ich kenne meinen Vater sehr genau und er gibt mir Recht, denn er bat mich öfters zu kommen. Daraufhin habe ich auch die letzten beruflichen Termine an Mitarbeiter von mir abgegeben und mich abgemmeldet. Egal, wie lange es dauert, ich werde bei ihm sein... Er wünscht es sich... Er sagte zu mir, dass er nur noch schlafen möchte, er kann nicht mehr...

Euch Allen hier möchte ich meinen Dank für die lieben Worte ausprechen. Ich finde es sehr bwundernswert ein Forum wie dieses zu betreiben!

Euch allen wünsche ich ebenfalls viel Kraft und alles Liebe...

Gruß Sven
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  #8  
Alt 28.06.2003, 02:30
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo Sven,

Ich finde es gut, daß Du für Dich und Deinen Vater einen Weg gefunden hast, Du die Kraft und den Mut hast es so zu tun, wie Du es fühlst.

Du hast ja gespürt, wie sehr er auf liebevolle Worte und Gesten nur gewartet hat. Er konnte Dir einen Herzenswunsch mitgeben. Das ist so so wichtig.

Sven, auch wenn der Schmerz sehr groß ist, das was Du und Dein Vater jetzt miteinander habt, kann Dir niemand mehr nehmen. Du wirst ihn mit ganz viel Liebe seinen letzten Weg begleiten. Das ist das schönste Geschenk, das Du ihm machen kannst.

Deine Familie hat wahrscheinlich nur eine riesengroße Angst sich mit den Tatsachen auseinander zu setzen und glauben Deinem Vater mit ihrer Vortäuschung Gutes zu tun. Habt Ihr ein Hospiz in der Nähe? Falls ja, kannst Du dort ein wunderbares Heftchen anfordern, vielleicht hilft es Deiner Familie sich zu öffnen.

Kannst Du ihnen nicht sagen, daß Dein Vater weiß, wie es um ihn steht? Und sich wahrscheinlich nichts sehnlicher wünscht, sich von Jedem zu verabschieden? Leider sind auch direkte Worte in so einem Fall vielleicht notwendig.

Dir wünsche ich weiterhin die Feinfühligkeit das Netz für Deinen Vater aufzuspannen, ihm alles zu geben, was er sich wünscht.

ganz liebe Grüße,
Jutta
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  #9  
Alt 28.06.2003, 21:58
Benutzerbild von Rudolf
Rudolf Rudolf ist offline
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Registriert seit: 07.05.2003
Ort: fast im Taunus
Beiträge: 1.751
Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo Sven,
bleib bei Deinem Vater, bis zu seinem letzten Atemzug. Er spürt es und freut sich, auch wenn er nicht bei Bewußtsein ist.
Ich denke an Dich.
Rudolf
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  #10  
Alt 28.06.2003, 23:28
RoseWood® RoseWood® ist offline
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Registriert seit: 22.08.2002
Beiträge: 177
Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo Miteinander,
damals erkrankte meine Mutter an BSDK (nur 97 Tage) und unser Familienoberhaupt ("Großtante" , Mom war bereits von meinem Vater getrennt) beschloss, es ihr nicht zu sagen. Die Ärzte sagten zu uns, wenn sie sich noch einen neuen Stent setzen würde - vielleicht bis ein Jahr - das wußte meine Mom nicht (sonst hätte sie bestimmt gemacht und einen Teil ihrer Wünsche/Träume umgesetzt).

Meine Mutter sagte damals, sie braucht kein Einbettzimmer.. und fliegt mit dem Tagegeld aus der priv. Krankenvers. später nach Florida (war ihr Traum). Noch heute habe ich das Gefühl, damals ( vor 14 Jahren) falsch gehandelt und ihr Zeit unterschlagen zu haben.
Sie hatte keine Zeit für Träume - wir hatten keine Zeit für Abschied.

Nun ist Dad krank -wir reden ....und ich erzähle ihm auch vom Krebs-Kompass..

Lieber Sven und allen hier,
alles Liebe und viel Kraft für Euch / RoseWood®
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  #11  
Alt 29.06.2003, 18:38
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo zusammen,

ich bin eben aus der Klinik gekommen, ich brauche eine Pause... Es tut sehr weh, wenn man einen Menschen so leiden sieht. Seit gestern ist er kaum noch wach, aber es ist wie Du gesagt hast Rudolf, er spürt, dass wir alles da sind.

Doch habe ich eine hochschwangere Frau alleine zu Hause gelassen, ich kann nicht immer bei ihm sein, und wenn ich erhlich sein soll, ich bin mir nicht sicher, ob ich das durchstehe.

Ich habe in den letzten 48 Stunden Abschied von meinm Vater genommen und Prof. Manegold hat uns versprochen ihn schmerzfrei zu machen, das hat er auch gehalten, dafür auch ein Dank an ihn an dieser Stelle an ihn.
Ich werde morgen Mittag wieder in die Klinik fahren...

Schlimm sind auch die 2h Fahrt dort hin, man sitzt alleine mit seinen Gedanken im Auto, viele hier kenne ja diese Gedanken...

Ich denke an Euch alle...

Gruß Sven
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  #12  
Alt 30.06.2003, 03:07
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Standard Sagen wir es, oder besser nicht??

Hallo Sven,

und wir denken an Dich.

liebe Grüße
Jutta
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