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  #1  
Alt 22.07.2013, 17:55
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Nachdem ich diesen Post gelöscht hatte, habe ich mich dazu entschlossen ihn wieder einzustellen - entschuldigt meine Unentschlossenheit!

5 Monate ist es her, dass du, mein lieber Papa, gestorben bist und erst jetzt beginnt meine Trauer so richtig. Jetzt plötzich bin ich unfähig mich auf die Arbeit zu konzentrieren, überhaupt mich auf irgendwas zu konzentrieren, und habe diesen starken inneren Drang, das jetzt zu schreiben...

Seit 5 Jahren wussten wir von der COPD, seit 2 Jahren, dass es das höchste Stadium erreicht hat und seit einem halben Jahr vom Lungenkrebs...

Ich habe ständig die Bilder aus den letzten 3 Wochen deines Lebens im Kopf, - dein Fasterstickungstod zu Hause, mein eineinhalbstündiger Monolog um dich dazu zu bewegen endlich ins Krankenhaus zu gehen, dann 3 Kliniken, 4 verschiedene Stationen, sehr viele Untersuchungen, Behandlungen, Medikamente, ständige Hiobsbotschaften, aber vor allem Schmerzen, unerträgliche Schmerzen, die du aushalten musstest, gepaart mit starker Atemnot und der täglichen Angst zu ersticken. Die guten Tage, an denen es dir besser ging, du Scherze gemacht und gelächelt hast und wir voller Hoffnung waren. Die Schlechten, an denen du zu schwach warst zu essen, zu wenig Luft hattest um dich im Bett aufzurichten.
...und diese fiese Gleichmäßigkeit, dass diese Tage sich fast täglich abwechselten, es aber stetig bergab ging...

Wie hast du das nur ausgehalten und ertragen?

Ich war die letzten 5 Monate stark und habe auf Mama aufgepasst, so wie ich es dir versprochen habe, aber Mama ist tapfer - sehr sogar, du kannst so stolz auf sie sein! Sie kämpft, sie leidet, lässt sich aber nicht unterkriegen, verkriecht sich nicht und stellt sich allen Aufgaben und ich unterstütze sie wo ich nur kann.

aber jetzt plötzlich kommt alles bei mir hoch, auf ganz brutale Weise, fast so, als ob ich alles noch einmal erlebe... Bilder von dir, wie du schwach und verletzlich in dem Krankenhausbett auf der Intesivstation liegst, ein Schatten dessen was du einmal warst. Ich habe zum ersten mal Angst und Verzweiflung, vielmehr Resignation in deinem Blick gesehen. Auch wenn du es nie wolltest, aber ich hatte so viel Mitleid mit dir! Für mich warst du immer der Innbegriff eines Mannes der alten Schule, ein Macher, der stark ist, den nichts umhauen kann, jemand der sich jedem Problem stellt und in den ausweglosesten Situationen noch eine Lösung findet, aber dafür gab es keine Lösung mehr...

Ach Papa, das alles tut mir so unendlich leid, aber ich bin auch unglaublich dankbar, wie du gehen durftest. Nach all den Strapazen und des Leidens, war dir doch noch ein würdevoller Tod vergönnt. An jenem Mittwoch, dem letzten Tag in deinem Leben, du konntest nicht reden wegen des Intubationsschlauchs, der das war, was du nie wolltest, wovor du solche Angst hattest. Du wolltest keine lebensverlängerten Maßnahmen. Zwei Tage zuvor kam ich mit der von dir gewünschten Patientenverfügung in der Hand ins Krankenhaus, du musstest sie nur noch unterschreiben und dann der Schock, in den frühen Morgenstunden hattest du starke Atemnot und es begann ein fünfstündiger Todeskampf, die letzte Chance der Ärzte war es dich künstlich zu beatmen. Da standen wir nun, ich wusste, du willst GENAU DAS NICHT. Ich redete mit den Ärzten, erzählte von deinem Wunsch nie küntslich am Leben gehalten zu werden und so wollten sie dich wieder von dem Schlauch entwöhnen, was am darauffolgenden Tag komplett schief ging und du wieder fast erstickt wärst und auf Nachfragen der Ärzte einer Intubation zugestimmt hast, und das war unser Dilemma, was sollten wir jetzt tun? du wolltest das nicht, das wussten wir, aber in Todesangst hattest du zugestimmt. Mama wollte trotzdem deinen Willen durchsetzen, aber ich konnte es nicht, ich musste es noch einmal von dir persönlich bestätigt bekommen.

Die Ärzte wollten versuchen dich in einem wachen und klaren Zustand zu bekommen, was am darauffolgenden Tag geschah und so konnte ich dich am Mittwoch fragen, dir die schwerste Frage stellen, die mir je über die Lippen kam, "möchtest du, dass die Beatmungsmaschine abgestellt wird?" und du hast mich mit festem Blick angeschaut, meine Hand gedrückt, du warst ruhig und gefasst - und hast genickt, und wir drei haben geweint. Dann hast du Stift und Papier verlangt und schriebst mit krakeliger Schrift etwas, ich konnte es als einziger entziffern und verstand sofort die Bedeutung, da stand "ich möchte keinen Selbstmord", denn du hattest an dem Morgen mehrfach versucht dir den Intubationsschlauch herrauszureißen und wurdest deswegen am Bett fixiert. Es war für dich ein letzter Ausweg, aber ein Weg den du nicht gehen wolltest, du wolltest dich eigentlich nicht umbringen, wolltest aber auch nicht von einer Maschine am Leben gehalten werden. Du wurdest nervöser, wahrscheinlich weil du nicht wusstest wie es jetzt weitergeht, wie lange du noch an dieser Maschine hängst. Ich ließ den Oberarzt kommen und er stellte dir die selbe Frage auf sehr direkte Art "Herr ..., möchten sie sterben?", gleiche Reaktion, mit festem Blick hast du ihm ganz entschlossen zugenickt, er klärte dich noch über die Möglichkeit eines Luftröhrenschnitts auf, was du aber sofort durch Kopfschütteln abgelehnt hast und ab dem Moment war klar, dein Sterben wird noch an diesem Tag eingeleitet...

...was aber viel wichtiger war, wir konnten dich begleiten, uns von dir verabschieden, du warst nicht alleine!
Nichts blieb unausgesprochen, es gab viele Tränen, zärtliche Berührungen und Umarmungen, aber du warst relativ ruhig, und dann war da dieser eine Moment, du hast Mama ganz lange liebevoll und gütig angeschaut, sie getreichelt, gedrückt, geküsst, dann hast du mich angesehen und ich sah diese Traurigkeit und Besorgnis in deinem Gesicht, dieser Blick hat Bände gesprochen, die Angst was aus Mama wird, ob sie das alles packt und verkraftet, du hast meine Hand ganz fest gedrückt und ich gab dir das Versprechen auf sie aufzupassen, egal was passiert und immer für sie da zu sein. Jedes mal wenn ich daran denke, wie auch jetzt, schießen mir die Tränen in die Augen. Ich hoffe so sehr, dass ich alles richtig mache, dass ich dich nicht enttäusche...

Irgendwann hast du Mamas und meine Hand hochgehoben und fest auf das Bett gehauen, mit dem Kopf hast du eine Vorwärtsbewegung gemacht, mich dann entschlossen angesehen, aber die Tränen kullerten über deine Wangen und ich fragte dich, ob du willst, dass es losgeht, ob du bereit bist und du hast genickt. Ich ging los und holte die Ärztin, wie schlimm, ich hole jemanden, der das Sterben meines Vaters einleitet, eigentlich hätte alles in mir schreien sollen - NEIN, aber in dem Moment ging es nur noch um deine Erlösung.

Deine Morphiumdosis wurde erhöht und du bist kurz eingeschlafen, wir waren mittlerweile viele Stunden bei dir und die Schwestern meinten wir sollen ein wenig Luft schnappen, versuchen etwas zu essen und zu trinken, so gingen wir und kamen eine halbe Stunde später wieder, eine Schwester nahm uns in Empfang und sagte du wärst wach und würdest lächeln. Wir gingen rasch in dein Zimmer und du strahltest uns mit deinen blauen Augen an und hast gelächelt, auf eine Art wie ich es zuvor noch nie bei dir gesehen habe, wie ein kleines unschuldiges Kind, unbekümmert, befreit, fast schon glücklich - ein unbeschreiblicher Moment für mich dich so zu sehen, und Mama und ich merkten, du bist jetzt definitiv bereit zu gehen. Wir umarmten dich und setzten uns dann links und rechts von dir neben dein Bett und hielten, streichelten deine Hand. Die Ärztin kam und fragte dich ob du Schmerzen hast, du verneintest, sie fragte ob du Angst hast und auch das hast du verneint. Die Morphiumdosis wurde weiter erhöht und du schliefst ein, aber immer wieder riss dich das kleinste Geräusch aus dem Schlaf, fast schon verängstigt, war dein erster Blick nach links, ob Mama noch da sitzt und dann nach rechts zu mir, dann wurdest du ruhiger und hast deine Augen wieder geschlossen.

Es hat mehrere Stunden gedauert bis du in diesen festen, tiefen Morphiumschlaf gefallen bist, dann wurde deine Beatmungsmaschine abgeschaltet und das war der Moment vor dem ich so wahnsinnig Angst hatte. Egal wie, aber ich wollte dich auf keinen Fall alleine lassen, wollte die ganze Zeit bei dir sein, egal wie schlimm es wird, ohne aber zu wissen was mich erwartet oder ob ich es ertragen kann. Aber es kam ganz anders, du lagst seelenruhig da, kein Aufbäumen, kein Todeskampf. Zusehends fiel dein Blutdruck, irgendwann hast du die Augen noch ein letztes mal geöffnet und an die Decke geschaut, du hast niemanden mehr im Raum wahrgenommen, du sahst zufrieden aus und nur wenige Augenblicke später hast du sie wieder geschlossen. was hast du in dem Moment gesehen?

Nach ungefähr eineinhalb Stunden hast du das letzte mal geatmet und wenige Minuten später gab es die Nullinie... du hattest es endlich geschafft, keine Schmerzen mehr, kein Leiden, keine Ängste, in dem Moment der Nullinie, dem Todeszeitpunkt war ich ganz ruhig, fast schon ausgeglichen, ich war mit mir im Reinen, war unendlich dankbar dafür, dass du so sterben durftest, dass wir dich begleiten konnten...

wir blieben noch ein paar Minuten bei dir und sind dann kurz an die frische Luft, durchatmen und damit die Schwester dich von den ganzen Schläuchen und Infusionen befreien konnte. Danach sind Mama und ich getrennt voeinander zu dir ins Zimmer um uns zu verabschieden, Mama ging als erste, sie war sehr lange bei dir und dann ging ich zu dir. du lagst friedlich und mit offenem Mund da, so wie du auch oft geschlafen hast und ich glaube ich habe diesen Moment, diesen Tag, die 3 Wochen bis dahin nicht mal im Ansatz realisiert. Ich saß neben dir und nahm deine Hand, sie war schon kalt, ich habe deinen Arm gestreichelt, der übersät mit Blutergüssen von den Dutzenden von Infusionen war. Mein Verstand hat mir immer wieder einen Streich gespielt, denn ich hätte schwören können, dass ich mehrfach deinen Brustkorb hab heben und senken sehen können, und für einen kurzen Moment dachte ich immer wieder du lebst noch und ich nahm dich in den Arm, ganz fest, hab dich ganz fest an mich gedrückt und dein Rücken war noch ganz warm, ein Zeichen für Leben, ein schöne Illusion.
Ich sprach mal in Gedanken oder mal ganz leise mit dir, versuchte so viel von meinen Gefühlen zum Ausdruck zu bringen wie nur ging. Dann nahm ich deine Armbanduhr, machte sie mir um mein Handgelenk, gab dir noch einen Kuss auf die Stirn, umarmte dich ein letztes mal, streichelte durch dein Haar und ging...

Die Wochen darauf waren sehr hart, aber Mama und ich sind ein tolles Team, wir haben bis jetzt alles gemeistert und mir ging es den Umständen entsprechend ganz ok, vielleicht auch weil ich für Mama so stark sein musste und keine Schwäche zulassen konnte, aber eben seit zwei drei Wochen hat sich irgendwas geändert...

Wir vermissen dich so sehr!

Ich hab dich lieb Papa

Geändert von father-1947 (31.07.2013 um 11:52 Uhr)
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  #2  
Alt 23.07.2013, 21:57
Benutzerbild von Jamila05
Jamila05 Jamila05 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

why?
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  #3  
Alt 24.07.2013, 10:23
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

ich weiß auch nicht was ich davon erwartet habe die Geschichte meines Vaters hier zu posten und ich weiß, dass es total blöd ist es wieder zu löschen...
Einen Tag nachdem ich den Thread erstellt habe, hatte ich das Gefühl es sei doch viel zu persönlich und leider hat es mir auch nicht viel gebracht das alles niederzuschreiben, ich dachte damit fällt vielleicht irgendwas von mir ab.

bin momentan eh zu keinen Entscheidungen fähig, war auch kurz davor die Geschichte wieder hier einzustellen...
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  #4  
Alt 24.07.2013, 16:58
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Das was ich eingangs geschrieben und einen Tag später wieder gelöscht habe, waren die Erlebnisse, Empfindungen und Wahrnehmungen der letzten 3, aber hauptsächlich des letzten Tages im Leben meines Vaters und es war zu detailiert, weswegen ich es wieder gelöscht habe.

Es war, wie für wahrscheinlich jeden hier, sehr schwer zu ertragen einen geliebten Menschen so leiden zu sehen, wie er sich vor Schmerzen kaum bewegen konnte, an Luftnot fast erstickte und durch die dadurch resultierenden Ängste jeglichen Lebensmut und Hoffnung verlor. Am Ende war es eine wahre Erlösung für ihn! Meine Mutter und ich sind unendlich dankbar dafür, dass er in Frieden, ohne Angst und Schmerzen einschlafen konnte und wir ihn begleiten konnten. Das war es auch, was mir nach seinem Tod immer unheimlich geholfen hat, wenn es mir schlecht ging, aber seit einer Woche hat sich irgendwas verändert, ich komme viel schlechter damit klar, denke fast ununterbrochen an ihn und dabei hatte es fast 5 Monate recht gut geklappt damit umzugehen.

Warum jetzt auf einmal? ich weiß es nicht, aber damit teile ich wahrscheinlich das Schicksal von vielen hier. Ich will auch gar nicht zu viel jammern, denn ich habe hier so viel schlimmere Geschichten gelesen, bei denen es keinen Abschied gab und viele Dinge unausgesprochen blieben. Das war es eigentlich, was mich "stark" gemacht hat, ich war mit mir im Reinen, ich habe alles für Papa getan, hab alles organisiert und mich gekümmert und als er im Sterben lag, konnte ich ihm alles sagen was mir wichtig war und war bis zum Schluss bei ihm.
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  #5  
Alt 24.07.2013, 19:01
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

hallo
deine momentane starken gefühle sind normal. die trauer dauert und hat verschiedene phasen. und du befindest dich jetzt in einer solchen phase, in der nochmal alles hochkommt und auch die empfindungen wieder nahe kommen. aber glaub mir, das ist wichtig, um das geschehene zu verarbeiten. du wirst sehen, daß deine trauer sich immer wieder mal wandeln wird. mal geht es dir besser und dann, mit einem schlag, zieht es dir fast den boden unter den füßen weg. laß es zu.. und wenn du magst, schreib hier deine gefühle auf, wir tragen hier einander und es tut gut.
viel kraft für dich...
liebe grüße tine
__________________
MISS YOU MAMA
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  #6  
Alt 25.07.2013, 11:09
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Ich bin in solchen Dingen eher der rationale Typ, auch wenn mir immer nachgesagt wird sehr einfühlsam, mitfühlend zu sein und eine hohe Empathie zu haben - zumindest für einen Mann

Nach dem Tod meiner über alles geliebten Oma vor einigen Jahrem war es genauso wie nach dem Tod meines Vaters. Zu wissen, dass sie von ihrem Leid erlöst und ihr viel schlimmes erspart wurde, haben meine eigene Trauer begrenzt, weil ich mir dachte: "Was wären die Alternativen gewesen, wenn die Ärzte noch etwas hätten tun können?" - Sie wäre in irgendeinem Heim oder Krankenhaus vor sich hinvegetiert und das vielleicht monate- wenn nicht jahrelang. Und dann kommt die Einsicht, es war das Beste für sie! Das wiederum hat meine eigene Trauer sehr begrenzt, ich denke zwar nach wie vor sehr viel an sie, aber richtig getrauert habe ich damals und auch heute nicht und auf die gleiche Weise verlief das mit der Trauer bei meinem Vater. Versteht mich nicht falsch, natürlich war ich oft traurig nach seinem Tod, habe auch geweint und viel an ihn gedacht, aber es hat mich nicht so arg runtergezogen, weil meine rationale Art die Dinge zu sehen die Trauer relativiert hat. Ich dachte auch schon mit mir stimmt etwas nicht, weil die ersten Monate nach seinem Tod meine Trauer für meine Begriffe sehr gering war. Viel schlimmer war es für mich zu sehen wie schlecht es meiner Mutter ging, das war es, was mich am meisten nach Papas Tod belastet hat!

Ich denke es hängt vielleicht auch damit zusammen, dass erst jetzt alles so richtig von mir abfällt. Seit ungefähr 2 Wochen haben wir endlich alles Organisatorische abgehakt und es begann die "ruhige" und "normale" Zeit, der Druck war plötzlich weg und vielleicht realisiert man erst in dieser Zeit was da eigentlich vor 5 Monaten passiert ist!?

@tine: ich glaube du hast recht, das ist jetzt einfach eine von den Trauerphasen! Ich dachte halt ich bin über die Phase hinaus oder hab sie einfach übersprungen. Ich muss das jetzt akzeptieren, aber ich werde mich dem stellen und will so schnell wie möglich wieder aus dieser Trauer, Selbstmitleid und Lethargie raus!

Geändert von father-1947 (25.07.2013 um 11:25 Uhr)
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  #7  
Alt 25.07.2013, 12:23
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

@tine und moni: danke für eure verständnisvollen Worte!

Zitat:
Zitat von M10 Beitrag anzeigen
Deine Trauer hat nicht erst mit dem Tod Deines Vaters begonnen, sondern schon in den Monaten davor, als er so krank war und sich das Ende ankündigte. Auch in diesen Monaten hast Du getrauert und mit Sicherheit auf geweint!
da hast du absolut recht! Damit, dass mein Vater sterben kann/wird, habe ich mich seit über 2 Jahren beschäftigt und auseindergesetzt. Seit 5 Jahren wussten wir von der COPD, seit 2 Jahren, dass es Grad IV ist und somit war klar, dass er sehr wahrscheinlich irgendwann qualvoll ersticken wird. Letztes Jahr wurden bei einer CT Veränderungen an der Lunge festgestellt und eine PET-CT im August brachte die traurige Gewissheit - Lungenkrebs. Ab diesem Moment wurde es ernst, aber wir hatten (berechtigte) Hoffnung, dass Papa noch ein paar Jahre leben kann - Plattenepithelkarzinom, keine Metastasen, kein Lymphknotenbefall, sehr gut bestrahlbar. Bestrahlung hat er kurz vor Weihnachten gut überstanden und die Hoffnung war größer denn je. Allerdings kamen an Weihnachten sehr starke Rückenschmerzen, paar Tage später hatte er dadurch wahnsinnige Atemnot, weigerte sich aber 4 Wochen (!!!) lang ins Krankenhaus zu gehen, bis es zu einer ganz schlimmen Nacht, in der er uns fast erstickt wäre. Nach einem langen Gespräch gab er nach und kam ins Krankenhaus. Dort wurde die Ursache für die Rückenschmerzen gefunden, 3 Metastasen an der Wirbelsäule, die die Wirbel zerstörten. Ab da ging es richtig bergab. Zum Glück musste er diese Qualen "nur" 3 Wochen aushalten...

Zitat:
Zitat von M10 Beitrag anzeigen
...das "Warum" kommt immer wieder mal zum Vorschein und Fragen wie "Hätte ich mehr tun können?" lass uns einfach nicht los.
das ist bei mir komplett anders, ich bin mit mir selbst wirklich komplett im Reinen, ich habe alles im meiner Macht stehende versucht ihm zu helfen und zu unterstützen. Ich hatte diese Gedanken noch nicht ein einziges mal!

Zitat:
Zitat von M10 Beitrag anzeigen
...die Ausmaße werden Dir jetzt erst bewusst, weil Du bis jetzt einfach nur funktioniert hast und getan hast, was zu tun war!
Das ist, denke ich, bei mir der springende Punkt. Ich habe eigentlich erst seit zwei Wochen die Möglichkeit mich wirkich mit seinem Tod auseinanderzusetzen. Bis dahin war viel zu erledigen, ich war viel für meine Mutter da, habe sie unterstützt wo es nur ging.

Zitat:
Zitat von M10 Beitrag anzeigen
Auch mein Mann hatte Erstickungsanfälle und hat nach Luft gerungen.....ganz schrecklich, das mit ansehen zu müssen. Am Anfang - nach der Diagnose - habe ich dafür gebetet, dass er wieder gesund wird. Als es dann schlimmer wurde, habe ich gebetet, dass er sterben kann.
Das war am Ende auch mein größter Wunsch, dass er sterben kann und wenn möglich ohne Schmerzen und Angst, und ich bin unendlich dankbar, dass ihm das vergönnt war und wir ihn die ganze Zeit begleiten konnten.

Zitat:
Zitat von M10 Beitrag anzeigen
Und das ist wahre Liebe! Wenn man jemanden so sehr liebt und trotzdem gehen lässt, weil es für denjenigen einfach nur Qual ist! Mein Mann hat am Ende Morphium bekommen. Daraufhin war er zwar nicht mehr ansprechbar, aber er hat ruhig vor sich hingeatmet und ist dann friedlich eingeschlafen! Das war wirklich sehr beruhigend für mich, dass er nicht nach Luft ringen musste und keine Angs-/oder Panikattacken hatte! Ich war dankbar dafür - gleichzeitig tat es einfach nur weh! Ein Menschleben - einfach weg - aufgehört zu atmen - kommt nie mehr wieder.....unbegreiflich und so unfair!
Ich kann das so gut nachvollziehen, ähnlich war es bei meinem Vater! Er war allerdings intubiert und ich wusste nicht was uns erwartet, wenn sie die Beatmungsmaschine abschalten. Es gab aber keinen Todeskampf, kein Aufbäumen, röcheln oder ähnliches, er lag friedlich und ruhig da, und hat irgendwann einfach aufgehört zu atmen, alles verlief ganz leise...
Es ist so schlimm und traurig, so vieles in deinen Zeilen erinnert mich an den Verlauf bei Papa.
ich möchte dir auch noch mein herzliches Beileid zum Tod deines Mannes aussprechen!
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  #8  
Alt 25.07.2013, 15:47
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Hallo!
Auch ich kann mich in all dem was ihr schreibt wiederfinden! Mein Papa ist auch vor 5 Monaten an Lungenkrebs gestorben und auch ich mache diesen schmerzvollen Weg der Trauer durch. Mal ist es so und mal ist es so, aber es holt einem immer wieder ein, mal besser und mal schlechter.
Ja, es ist unvorstellbar dass sich nach so einem Verlust die Welt einfach weiter dreht. Aber wie ich bemerke, sie dreht sich wirklich einfach weiter und am liebsten würde ich sie öfters mal anhalten und "stopp" sagen!

Dieser Satz von dir Moni, der berührt mich sehr:"Ein Menschleben - einfach weg - aufgehört zu atmen - kommt nie mehr wieder.....unbegreiflich und so unfair!
Genauso ist es und genauso fühle ich es. Ich finde dieser Satz sagt alles aus!

Liebe father 1947! Ich habe auch zur zeit der Krankheit von Papa und noch viele Wochen nach Papas Tod einfach nur funktioniert und meine Trauer nicht zugelassen. Auch ich habe gedacht mit mir stimmt etwas nicht und ich sei gefühlskalt weil ich nicht weinen konnte. Dafür merke ich jetzt sehr große Veränderungen an mir und ich bin sehr sehr weinerlich im Moment. Die Trauer kommt wirklich in Wellen und am ehesten wenn man nicht damit rechnet!

Ich glaube auch dass es uns allen so ziemlich gleich ergeht und ich finde es toll dass wir uns hier so viel Halt und Unterstützung geben! Man sieht dass man nicht alleine ist und dass es vielen Menschen genauso geht!

Ich wünsche euch trotz all den tragischen Geschehnissen und der Traurigkeit dass die schönen Momente irgendwann wieder überwiegen!
Alles Liebe Nina
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #9  
Alt 26.07.2013, 10:53
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

@Moni und Nina: Vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe mir eure beiden Threads durchgelesen und es hat mich sehr traurig gemacht und tief bewegt. Ich finde es aber toll wie offen ihr darüber redet und das ist genau die gleiche Art, wie ich versuche damit umzugehen. Ich versuche auch viel mit meiner Mutter, meiner Freundin und meinen engen Freunden mich darüber auszutauschen, um es nicht in mich hineinzufressen...

Ich glaube das richtig Schlimme, abgesehen natürlich vom Tod meines Vaters, steht meiner Mutter und mir noch bevor. Jetzt am Wochenende z.b. hat sie Geburtstag, wollte ihn eigentlich nicht feiern. Ich konnte sie umstimmen, jetzt feiern wir im kleinen Kreis mit den engsten Verwandten, aber es werden so viele Erinnerungen hochkommen, z.b. werde ich an Papas Stelle am Grill stehen (ein Job den nie jemand anderer machen durfte als er). Schlimmer wird es aber vermutlich dann Ende August, am 23. August 2012 haben wir die Diagnose Krebs bekommen, ab diesem Tag bis nächstes Jahr Ende Februar werden wir an fast jedem Tag wissen was ein Jahr davor passiert ist, all die schlimmen Erinnerungen werden hochkommen und vor allem der kommende trübe Herbst und Winter werden ihren deprimierenden Teil dazu beitragen. Was folgt, sind Papas Geburtstag (November) und natürlich Weihnachten, mir graut jetzt schon so sehr vor Weihnachten, das haben wir "immer" im kleinen Kreis gefeiert - Mama, Papa, Oma und ich, seit einigen Jahren dann leider ohne Oma und ab diesem Jahr dann nur noch zu zweit, eine ganz schlimme Vorstellung. Unser Weihnachten ist so stark geprägt von Ritualen und Traditionen, in denen Papa nicht wegzudenken ist...

Aber es gibt auch wenige positive Dinge die ich aus der ganzen schlimmen Zeit vor und nach seinem Tod mitnehme. So hat sich das Vater-Sohn Verhältnis zwischen ihm und mir sehr stark verändert, er hat mir zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl gegeben richtig stolz auf mich zu sein, dass ich etwas richtig mache und er mich wirklich braucht, all das worauf ich viele Jahre vergeblich gewartet habe, gab er mir! Wir konnten in dieser Zeit das erste mal überhaupt über Gefühle, Sorgen und Ängste reden, er öffnete sich mir in diesem Jahr mehr als in den 34 Jahren davor. Auch wenn das der Krankheit geschuldet ist, bin ich sehr dankbar dafür!
Eine weitere Veränderung, mein Verhätnis zu meiner Mutter, wir waren schon immer eng verbunden, aber dieser Schicksalsschlag hat uns dermaßen zusammengeschweißt, ich habe meine Mutter in dieser schwierigen Phase besser kennengelernt als jemals zuvor! Es ist jetzt ein komplett anderes Verhältnis, schwer zu erklären, noch viel tiefer, vertrauter, auf einer ganz anderen Ebene. Ich besuche meine Mutter fast jedes Wochenende (wohnen 120km voneinander entfernt) und telefonieren täglich. Einerseits versuche ich sie zu beschützen, mache mir viele Sorgen um sie und versuche zu helfen wo es nur geht, weil ich Angst habe, dass sie nicht klarkommt, aber andererseits hilft sie mir auch so viel darüber hinwegzukommen, auf eine andere Art!

Zitat:
Zitat von M10 Beitrag anzeigen
Weißt Du, jeder erlebt die Trauer anders - aber ganz viele Punkte (nicht alle) ähneln sich! Mach Dir keine Gedanken darüber, ob etwas falsch oder richtig ist! Mach alles so, wie Du meinst und dann ist das auch zu 100 % richtig! Du schaffst das....es kommen auch wieder andere Zeiten/Phasen....Du musst diese schlimmen Phasen "einfach" nur aushalten! Und das wirst Du! Du hast bisher schon so eine Stärke bewiesen - so wirst Du auch dieses Tief meistern!
Danke! das werde ich mir zu Herzen nehmen!


@nina: auch an dich mein herzliches beileid!
Zitat:
Zitat von Gina79 Beitrag anzeigen
Ich habe auch zur zeit der Krankheit von Papa und noch viele Wochen nach Papas Tod einfach nur funktioniert und meine Trauer nicht zugelassen. Auch ich habe gedacht mit mir stimmt etwas nicht und ich sei gefühlskalt weil ich nicht weinen konnte. Dafür merke ich jetzt sehr große Veränderungen an mir und ich bin sehr sehr weinerlich im Moment. Die Trauer kommt wirklich in Wellen und am ehesten wenn man nicht damit rechnet!
genau wie bei mir! bis vor kurzem war es so, dass wenn ich traurig war, mir die Tränen kamen und ich spürte, jetzt kommt gleich ein ganz schlimmer Weinkrampf, aber er kam nicht! ich habe nicht versucht es zu unterdrücken, er kam einfach nicht. ich hatte so eine Enge in der Brust, ein Knoten der nicht aufgehen wollte, was dann kam, waren lediglich zwei - drei Tränen, mehr nicht. ja und jetzt ist es genau umgekehrt, ich weine, viel sogar, zu viel für meinen Geschmack, es kommt urplötzlich, ein falscher Gedanke, ein trauriges Lied und es geht los oder auch beim lesen eurer Threads.

Wie es mir momentan geht, ist bestimmt normal, aber es leidet alles darunter, mein Job, Privatleben, ich lasse mich zu sehr gehen etc und das ist was mir Sorgen bereitet, zumindestens wenn es länger anhält!

Viele liebe Grüße an euch zwei
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  #10  
Alt 26.07.2013, 11:26
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Hallo father-1947!
Das mit "diesen Tagen" wie Geburtstag, Vatertag, Weihnachten,... kenne ich auch! Wir haben bis jetzt in diesem Jahr bereits den Vatertag, meinen Geburtstag, den Muttertag, den Hochzeitstag meiner Eltern und Mamas 60. Geburtstag hinter uns. Papas Geburtstag steht jetzt Anfang August an! Irgendwie ist es immer vorbeigegangen.
Wir versuchen, gerade an solchen schwierigen Tagen, dass wir etwas unternehmen und uns ablenken. Zum Vatertag sind wir zum Beispiel wandern gegangen. Natürlich haben wir dabei viel von Papa geredet aber wir sind nicht zu Hause gesessen und sind nicht in ein tiefes Loch gefallen.
Zu meinem Geburtstag sind wir shoppen gegangen und dann essen. Mamas 60. GEburtstag haben wir im ganz kleinen Kreis gefeiert.
Natürlich war alles mit Traurigkeit verbunden weil ja Einer fehlte aber ich habe versucht an diesen Tagen meinen Verstand einzusetzen und die GEfühle auszuschalten (soweit es ging, ich habs zumindest versucht! Ist nicht immer gelungen!)

Diesen Sonntag wollte meine Mama grillen weil es ja so heiß wird. Grillen war immer Papas Lieblingsbeschäftigung im Sommer und er hat es so gut gemacht. Wir haben zu meinem Geburtstag gegrillt, aber das war eine andere Situation mit vielen Leuten rundherum.
Für diesen Sonntag habe ich zu Mama gesagt dass ich nicht unbedingt grillen möchte weil es mir noch viel zu sehr weh tut. Wenn wir alleine grillen, dann fällt es eben wieder so ungeheuer auf dass eine Person fehlt. Deshalb grillen wir am Sonntag nicht.
Ich versuche zwar die Dinge, die Papa so gerne gemacht hat auch zu machen aber manchmal geht es einfach nicht und es wäre nur eine Qual. Vielleicht mag ich bald schon grillen weil ich Papa dadurch nahe bin aber diesen Sonntag eben nicht!

Wie du siehst, es gibt so viele Gemeinsamkeiten und wir müssen versuchen halbwegs wieder ins Leben zurückzufinden. Mir gelingt es manchmal ganz gut und dann holt mich alles wieder unvorhersehbar ein!
Es ist nicht leicht aber mir hilft dieses Forum sehr um mir vieles von der Seele zu schreiben und Dinge die ich nicht ändern kann einfach anders zu sehen!

Alles Liebe und einen sonnigen Tag!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
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am 23.2.2013
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  #11  
Alt 26.07.2013, 13:24
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

hallo father-1947
auch ich kann trotz der sehr schweren zeit positives mitnehmen.
meine geschwister und ich sind sehr zusammen gewachsen als mami im hospiz lag. ich wohne weiter weg, hab keine kleinen kinder mehr und so lag es nahe, daß ich dann die ganze zeit über bei ihr bleibe. auch nachts hab ich neben ihr geschlafen. meine geschwister haben noch kleinere kinder, so konnten sie nicht immer da sein. aber wenn sie da waren, haben wir zusammen geweint und aber auch gelacht, weil wir uns an ganz vieles aus der kindheit mit mami erinnert haben. auch die zeit nach mamis tod haben wir zusammen die erledigungen aufgeteilt. und mamis wohnung haben wir dann gemeinsam ausgeräumt. es war für jeden schwer und wir haben uns gegenseitig getragen. und ich weiß ganz genau, daß meine mami sich sehr darüber gefreut hat, wie ihre kinder sich untereinander stützen und noch mehr zusammen wachsen.
so wollen es unsere lieben für uns. daß wir weiter glücklich leben.
das würdest du dir doch auch wünschen, müßtest du mal gehen. wir würden unseren hinterbliebenen wünschen, daß sie weiter am leben teilnehmen und zufrieden sind.
dieser gedanke hat mich bisher immer aus einem trauerloch geholt. ich will meiner mami diese freude machen. ich nehme wieder am leben teil und genieße es.
das wünsch ich dir auch..
liebe grüße von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #12  
Alt 31.07.2013, 11:48
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Ich habe mich jetzt doch dazu entschlossen meinen Eingangspost, den ich gelöscht habe, wieder einzustellen, ich weiß zwar immer noch nicht warum, aber es ist ein tiefes inneres Bedürfnis. Gerade heute, immer an Mittwochen ist es ganz schlimm, diese verdammten Mittwoche, an denen ich zu jeder Sekunde noch weiß, was an seinem Todestag passiert ist.

@Nina: Wir haben den Geburtstag von Mama überstanden, wobei überstanden falsch ausgedrückt ist, denn wider Erwarten, war es doch sehr schön! Meine Freundin und ich haben ganz bewußt versucht gewisse Rituale, die an so einer Feier unumgänglich mit Papa verbunden sind, zu vermeiden bzw zu durchbrechen. Es war ein wirklich schöner Tag, es wurde lecker gegessen, wir alle hatten schöne Gespräche, es wurde viel gelacht und später sogar getanzt, aber natürlich war immer wieder Papa Thema, was aber auch gut getan hat!

@Tine: genau das versuche ich auch, das Leben zu genießen. Ich verkrieche mich nicht, unternehem auch einiges, aber es holt einen eben immer wieder ein! Ich weiß, es ist noch viel zu wenig Zeit vergangen und ich erwarte momentan viel zu viel...
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  #13  
Alt 31.07.2013, 13:48
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Lieber Father-1947,
Dein Eingangspost hat mich sehr bewegt. Ich bin voller Bewunderung, wie tapfer ihr wart, wie offen ihr den Tatsachen ins Auge geblickt habt und alles getan habt, um Deinem Vater den Weg zu erleichtern.

Meine Mutter ist auch an Lungenkrebs gestorben und hatte auch immer wieder massive Atemnot - aber ich hatte das Glück, dass sich die Frage der Beatmung nicht stellte und sie nicht erstickt ist (sie bekam bei den Erstickungsanfällen im Hospiz Tavor und eine Bauchspritze Morphin - im Nachhinein wünschte ich, sie hätte mehr Morphin bekommen, weil ihr das einige qualvolle Stunden hätte ersparen können, aber das war in dem Hospiz nicht vorgesehen...)

Ich kann sehr sehr gut nachvollziehen, dass diese Tage und Stunden Dich verfolgen, dass Du im Kopf immer wieder diesen Tag durchlebst. Ich habe in den Monaten nach dem Tod meiner Mutter auch immer wieder die schlimmen Momente der Krankheit nacherlebt, habe oft geträumt, dass sie schwer krank ist und ich nicht helfen kann.
Das hört sich blöd an, aber ich denke, da müssen wir durch... Das wird irgendwann besser! Am Anfang (das ist jetzt 2,5 Jahre her) dachte ich, die Bilder verschwinden nie aus meinem Kopf, jetzt denke ich deutlich seltener daran und häufiger an schöne Momente mit meiner Mutter.

Ich finde es sehr schön, dass Du Dich so um Deine Mutter kümmerst! Das ist bestimmt eine ganz große Hilfe für sie - ich hoffe, ihr könnt Euch gegenseitig stützen und trösten. Schön, dass ihr gemeinsam über Deinen Vater reden könnt - das hat mir sehr gefehlt, dass da keiner war, der auch über meine Mutter hätte reden wollen...

Und - wie ja auch schon viele gesagt haben - es ist völlig OK, wenn Du weinst... Du kannst auch nicht immer nur stark sein...

Liebe Grüße,
Anja
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  #14  
Alt 31.07.2013, 22:50
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Lieber Father-1947,

wie Anja bin auch ich tief bewegt durch deinen Bericht. Ich kann Deine Gedanken und Gefühle auch so gut nachempfinden. Es hat mich so sehr an die Zeit erinnert, in der meine Schwester und ich meine Mama begleitet haben. Und auch wir waren bei ihr als sie dann am 10. Juli 2013 an Lungenkrebs verstorben ist. Die Bilder der letzten Monate, Wochen und Tage verfolgen mich auch und führen immer wieder dazu, dass ich ganz tief traurig werde.

Ich sende Dir ganz viel Kraft!

LG! Tina
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  #15  
Alt 08.10.2013, 09:49
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

...es ist seltsam, ich merke, dass mir das lesen hier nicht gut tut, es mich jedes mal runterzieht, aber trotzdem mache ich es immer wieder, fast täglich. warum mache ich das? vielleicht weil ich dadurch das gefühl habe nicht alleine zu sein, zu wissen dass es andere Menschen gibt die auch so einen Schicksalsschlag erlebt haben oder aber um bewusst dem Verdrängen des Erlebten entgegenzuwirken.

Mittlerweile habe ich meinen Alltag wieder im Griff, es gibt sogar Tage (manchmal mehrere hintereinander) an denen alles richtig gut ist, an denen ich an Papa denken kann, ohne dass ich weinen muss oder unendlich traurig werde, dann denke ich "das ist noch viel zu früh" für diese Normalität, ich verdränge es nur und dann komme ich wieder hier her, lese eure Geschichten, fühle mit euch, muss weinen und mir geht es hundselend...

...aber ich habe das Gefühl, dass es wichtig für mich ist, für mein Seelenwohl...

Euch allen wünsche ich viel Kraft!
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