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  #1  
Alt 21.11.2014, 10:45
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
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Pfeil Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hallo zusammen,

Es begann alles damit, dass ich vor ungefähr 6-8 Wochen zum ersten Mal ein Ziehen in einem meiner Hoden bemerkte. Ich dachte mir nichts weiter dabei, konnte ja einfach mal so sein. Ich, das bin ich: 51 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder (+3 Kinder aus erster Ehe), freiberuflich tätig, auf dem Land wohnend, viel und intensiv arbeitend und mit zwei bzw. drei Höllenjahren hinter mir.
Dann Anfang letzter Woche begannen die ziehenden Schmerzen öfter aufzutreten. Vermehrt rechts, aber auch mal links. So langsam vermutete ich eine Nebenhodenentzündung, die ich schon mal für 15 Jahren hatte (nach der Vasektomie).
Von Montag bis Mittwoch war ich noch auf einem Seminar in dessen Verlauf ich auch gefragt wurde, was ich denn befürchte, wenn ich derart verschleißend weiter arbeite? "Eine fiese innere Krankheit" war meine Antwort. Vielleicht ein Volltreffer.

Donnerstag vor einer Woche dann zum Urologen, gut noch einen dazwischen geschobenen Termin bekommen zu haben. Der Arzt meinte dann auch, ja diese ziehenden Schmerzen in den Hoden gibt's gerne bei überwiegend sitzend tätigen Personen. Passt also auf mich. Doch er meinte, er will zur Sicherheit noch das volle Ultraschall- und Untersuchungsprogramm durchziehen. Alles war unauffällig bis auf den Moment, wo er meinen linken Hoden sonographierte: "Da ist etwas, das gehört da nicht hin." Und dann war es relativ schnell abgemacht, ich muß in die Klinik zur Abklärung. Freilegung des Hodens, Schnellschnittdiagnostik, ja und dann weiter. Ich weiß es noch nicht. Und ich weiß auch sonst noch nicht viel.

Und da fing mein Kopfkino an. Zum Mäusemelken. Sorgen, Befürchtungen, Ängste - alles kommt zusammen. Ab 1.1. habe ich kein Projekt mehr. Die Suche läuft gerade auf Hochtouren. Aber wenn es Krebs wäre, dann wird alles anders. Verdammt, ich bin schon runter mit den Nerven. Tränen. Leben als Achterbahn. Normalität? Ade.

Heute, eine Woche später schreibe ich aus dem Krankenhaus. Der linke Hoden ist rausgekommen. Tumor (2,6x2,1x1,5 cm) - welcher ist noch nicht klar. Die OP war gestern, komme gerade vom CT zurück. Mache mich gerade mit Begriffen wie Alfa-Fetoprotein (AFP), Laktat-Dehydrogenase (LDH) und dem Zungenbrecher Humanes Choriongonadotropin (HCG) bekannt. Alle drei Werte übrigens im Normalbereich vor der OP.

Uh, der Geschmack des Kontrastmittels vom CT im Rachenraum ist ja komisch - gleich noch etwas mehr trinken.

Aufstehen klappt schon wieder, der Schnitt brennt manchmal höllisch, und der rechte Hoden der punktiert wurde, ist auch noch am Pochen. Aber die Nacht ware mit Novalgin gut. Jetzt warte ich auf das Ergebnis des CT und des histologischen Befundes.

Meiner Familie und mir geht es psychisch schon wieder besser. Nach dem ersten Schock, den Tränen, der Aussichtslosigkeit, dem Sammeln von Informationen, dem Bewußtwerden (was wahrscheinlich immer noch nicht vollständig ist), und der gemeinsamen Sorge, sind wir wieder mehr im Hier und Jetzt angekommen. Wir hoffen alle, dass es nicht ganz dick kommt.

Jetzt mußte ich mich doch wieder hinlegen. Stehen oder liegen geht, aber sitzen ist übel mit dem Leistenschnitt.

So, das wäre mein Einstand. Seit Tagen habe ich das Forum Hodenkrebs von vorne nach hinten gelesen. Was geblieben ist die Erkenntnis, dass ich nicht alleine bin und vor allem, dass ich mir eher die Königsklasse an Krebs ausgesucht habe, also im positiven Sinne. Und dass der Krebs ganz schön individuell ist.

Eine Frage habe ich doch zu der ich direkt keine Antwort gefunden habe. Falls eine Chemotherapie ansteht: im lokalen Regionalkrankenhaus (nach Konsultation zm-hodenkrebs.de) oder besser in einem überregionalen Zentrum? Da ich am südlichsten Ende von Baden-Württemberg wohne, wäre das nächste wohl in Tübingen. Oder gilt diese Zentrumsgeschichte nur für eine eventuell notwendige retroperitoneale Lymphadenektomie (RLA)?

Beste Grüße an alle Mitstreiter.

Geändert von TorisNeueWelt (21.11.2014 um 18:56 Uhr) Grund: Peinliche Schreibfehler beseitigt
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  #2  
Alt 21.11.2014, 12:44
Dusty Dusty ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hey und willkomen bei uns (K)Eineiigen , auch wenn es natürlich kein schöner Anlass ist.
Da hast du ja echt Pech gehabt, dass es dich in deinem Alter noch mal erwischt, aber in sowas steckt man halt nicht drin.

Aber zuerst mal Kopfhoch - HK ist verdammt gut heilbar! Selbst in fortgeschrittenen Stadien. Jetzt die Befunde abwarten, dann weiß man mehr. Das die Marker nicht erhöht kann schon mal ein gutes Zeichen sein.

Zu deiner Frage: Eine RLA brauchen nicht so viele, wenn sie aber erforderlich wird unbedingt in einem Zentrum mit viel Erfahrung und Ahnung machen lassen! Auf gar keinen Fall im nächsten Wald und Wiesen Krankenhaus . Die Chemo sollte nach Möglichkeit auch in einer erfahrenen Klinik gemacht werden. Ich meine da mal eine Studie gelesen zu haben, dass das die Heilungschancen - speziell in höheren Stadien - noch mal verbessert. Aber ansonsten einfach mal Schrader (Zweitmeinungszentrum) anschreiben und ihn fragen, was er bei deinen Befunden für sinnvoll hält. Wenn du dich in deiner Klinik gut aufgehoben fühlst, dann kannst du das auch da machen - ich würde das wohl danach entscheiden, wie kompetent die Ärzte auftreten.

Für die Warterei auf jeden Fall erst mal starke Nerven! Wartet auf die Ergebnisse, wenn die da sind kann man sich immer noch den Kopf zerbrechen!
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Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
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  #3  
Alt 21.11.2014, 15:31
Egghart Egghart ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hallo und herzlichen Glückwunsch hier im Forum, auch wenn der Anlass nicht so erfreulich ist.

Vorab: DAS WIRD!

Die OP hast du hinter dir und das ist gut. Jetzt kommt die Warterei und die kann unangenehm sein. Lenk dich ab und mach was schönes. Und nimm dir die Zeit, trotz Arbeit.

Wie weit von Tübingen bist du den weg? bzw. wie weit genau von Ulm. Kann ja nichtmehr so weit sein und da hast du den Fachmann schlechthin für die Zweitmeinung. Und danach schaust du dir das Münster mit deiner Familie an und das Geburtshaus von Einstein und trinkst ein gutes, regionales Goldochsen

Jetzt warten wir mal auf die Ergebnisse und du wirst auch von Tag zu Tag wieder fitter und die Leiste hört schnell auf zu schmerzen.

LG EGG
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  #4  
Alt 21.11.2014, 17:56
shrimps62 shrimps62 ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hi,mich hat es auch genau vor einem Jahr erwischt.War auch 51 Jahre,leider hatte der Scheiß gestreut und ich musste eine Chemotherapie machen.Man kommt zwar nicht so heraus wie man hereingeht aber es ist erträglich und machbar.Hoffe du hast Weihnachten noch deine Haare,Kopf hoch und viel Glück
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  #5  
Alt 21.11.2014, 18:54
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Vielen Dank für eure Antworten und den Zuspruch.

Ich habe sogar einen Auftrag in Ulm, könnte deswegen direkt bei Prof. Schanker vorbeischauen. Ich hatte fälschlicherweise in Erinnerung, dass der in Freiburg sei.

Aber das Neueste: heute früh wurde noch ein CT gemacht und vor einer Stunde kommt der Chefarzt rein und meint wortwörtlich: "Das CT zeigt, dass es nichts zeigt." Keine Metastasen, keine Lymphknotenveränderungen - nada, nix, gar nix.

Also derzeitiger Stand:
Blutserumswerte (Tumormarker): okay (checked)
CT: okay (checked)
Histologie: ???

Das unspezifische Ziehen in den Hoden hat laut Aussage des Arztes nichts mit dem Tumor direkt zu tun. In der Grösse seien die schmerzlos. Sei auch praktisch nicht zu tasten gewesen, da gab es keine Verhärtungen. Nur die Größe hatte sich verändert.

Also wenn auch die Histologie soweit in Ordnung geht, komme ich wahrscheinlich sogar um eine Chemo herum.

Das alles ist jetzt ein gewaltiger Schuß vor den Bug. So in der Art: das ist nicht der richtige Weg Freundchen - ich geb Dir jetzt weitere Motivationshilfe Dein Leben zu ändern.

Ich weiß natürlich noch gar nicht was das alles insgesamt bedeutet. Ich weiß nur so viel, dass ich nicht so weiter machen kann wie bisher: Stress überall, multi-tasking, keine Ruhepausen. Da gehe ich vor die Hunde und meine Familie gleich mit. Als selbständig Tätiger ist mir klar geworden, dass so eine Krankheit existenzbedrohend sein kann und sein wird. Ich habe zwar eine Tagegeldversicherung und eine BU-Versicherung, aber da ist einfach zu viel Ballast an Bord mittlerweile. Da wird mal richtig ausgekehrt. Dann werde ich mir klar machen müssen, was ich wirklich will. Was micht begeistert. Und zwar so, dass ich das bis an mein Lebensende ausführen will und vor allem auch kann.

Beste Grüße
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  #6  
Alt 21.11.2014, 19:55
Egghart Egghart ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Sauber mit dem CT! Jetzt noch die Histo…

Jep, habe auch einiges geändert und bin in vielen Sachen Gelassener, in manchen aber auch nicht. Das geht nicht gleich aber war schonmal der richtige Anfang.
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  #7  
Alt 21.11.2014, 20:18
Dusty Dusty ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Das ist auf jeden Fall schon mal Klasse der CT Befund!

Und die Prioritäten vielleicht mal neu zu ordnen ist sicher auch nicht verkehrt, gerade wenn man malso was vor den Latz geknallt bekommt und feststellt, dass das Leben nicht nur aus Arbeit und Stress bestehen sollte.

Ich drück die Daumen, dass die Histologie auch was "erfreuliches" bereit hält.
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  #8  
Alt 21.11.2014, 21:54
eistee eistee ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hey!

Wenn die Umstände auch nicht die besten sidn, wilkommen in unserer elitären Runde
Ich denke, du hast es schon ganz gut selbst auf den Punkt gebracht:
Zitat:
Was geblieben ist die Erkenntnis, dass ich nicht alleine bin und vor allem, dass ich mir eher die Königsklasse an Krebs ausgesucht habe, also im positiven Sinne. Und dass der Krebs ganz schön individuell ist.
Aufgrund einer Krebserkrankung muss man sicherlich nicht sein gesamtes Leben in Frage stellen, denn deine Lebensweise hat sicher kaum etwas zu deiner Diagnose beigetragen. Vielmehr lebt man danach bewusster, sieht einiges entspannter und lebt allgemein intensiver. Man lebt nicht um zu arbeiten sondern, man sollte arbeiten um zu leben - und idealerweise hat man noch Spaß dabei
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  #9  
Alt 22.11.2014, 01:55
heliosh heliosh ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Wobei nach aktuellem Kenntnisstand die Lebensweise keinen Einfluss auf die Entstehung von Hodenkrebs hat. Die Risikofaktoren sind relativ eindeutig und in unzähligen Studien nachgewiesen.
Ich denke, da muss sich hier niemand einen Vorwurf machen.

Für andere Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, usw.) gilt das natürlich nicht und da zahlt sich ein gesunder Lebensstil in jedem Fall aus.
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  #10  
Alt 23.11.2014, 12:15
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Seit gestern nachmittag bin ich wieder zuhause. Zum ersten Mal auch wieder gut geschlafen. Mittlerweile schmerzt die Hodenpunktion mehr als der Leistenschnitt. Aber mit Ibuprofen problemlos auszuhalten. Nur bei der Dosierung genau Buch führen. Ein Arbeitskollege, wurde mir berichtet, hat die Dinger neulich mal wie Drops eingeworfen und ist dann am Arbeitsplatz mit Leberversagen kollabiert. Das war lebensgefährlich.

Morgen werde ich meinen Urologen anrufen und Termin ausmachen für nächste Woche. Wenn der histologische Befund da ist, werden wir weiter sehen. Aber vorerst mal sieht es ja sehr gut aus. Als ob ich gerade nochmal die Kurve bekommen habe. Die neue Strecke wird aber anders aussehen oder anders wahrgenommen werden.

Ich bin kein Esoterikanhänger, aber ich hatte schon eine ganze Menge sehr seltsamer Erkrankungen, die nie richtig zugewiesen werden konnten: erhöhte Gamma-GT Werte im Blut und Leberschmerzen (obwohl ich wenig bis keinen Alkohol trank - der Gamma-GT ist normalerweise bei Trinkern erhöht). Verschwand erst nach ein paar Monaten und dem Nachlassen des beruflichen Streß.
Dann Herzrhytmusstörungen mit Tachykardie und Vorhofflimmern, das durch eine Elektrokardiovision wieder in den Normalrythmus zurückgeführt werden mußte. Keinerlei organische Hinweise. Aber mit viel Streß zu der damaligen Zeit. Dann Ösophagus-Probleme, Reflux-Erkrankung vermutet, keinerlei Anzeichen in der endosposischen Untersuchung. Aber auch wieder sehr viel Streß in der Vorphase. Alles Momente, in denen mir praktisch der Stecker raus gezogen wurde. Und jetzt das. Ich denke nicht, dass ich Krebs durch den Streß bekommen habe. Aber ich vermute stark, dass der hohe Streß eine effektive körperinnere Abwehr wenn schon nicht verhindert, dann aber doch vermindert hat. Aber das ist ein Stück weit auch egal.

Wirkliche Veränderung im Verhalten passiert nur, wenn man emotional berührt wird. Und das ist geschehen. Ich weiß noch nicht, wohin mich das jetzt führt.
Das Bild das ich derzeit habe ist, dass ich bisher durch mein Leben auf einer gewissen Höhe mit einer gewissen Geschwindigkeit geflogen/gegangen/gewesen bin. Und jetzt ist auf einmal eine neue Dimension hinzu gekommen. Nicht die Höhe oder die Geschwindigkeit wurde geändert, sondern eine Dimension. Während meines Studiums (ich bin Ingenieur für Technische Informatik) hatten wir mal die Aufgabe dreidimensionale Gebilde auf einem zweidimensionalen Monitor abzubilden. Dann das Gebilde zu drehen und zu manipulieren. Das entstehende Konstrukt auf dem Bildschirm kann durch unser, in drei Dimensionen geschultes Gehirn, problemlos als dreidimensional rekonstruiert werden. Wir machten uns dann den Spaß und fügten eine Dimension hinzu. Rein mathematisch ein Kinderspiel statt in drei in vier Dimensionen zu rechnen. Dann wurde das Ganze auf drei Dimensionen abgebildet und dann nochmals auf zwei Dimensionen auf dem Computerbildschirm reduziert. Dann manipulierten wir das Objekt wieder - veränderten die Größe und drehten es. Keiner konnte in dem, was auf dem Bildschirm angezeit wurde, irgendetwas erkennen, geschweige denn vorhersagen was als nächstes passieren würde. Es war uns schlichtweg nicht möglich eine vierte Dimension wirklich zu betrachten oder zu erfassen.
Es gab in den 70'er Jahren mal die mathematischen Rätsel von Martin Gardner und Abbott's Geschichte von Flatland (https://en.wikipedia.org/wiki/Flatland). Wir stellten uns die Frage, was würde ein Bewohner einer zweidimensionalen Welt sehen, also jemand der nur vorne und hinten, rechts und links kennt, wenn eine dreidmensionale Kugel durch seine Dimension (eine Ebene) hindurchgeht? Ganz einfach: zuerst ist da nichts vor dem Flatlander, dann erscheint ein Punkt, dann ein immer breiter werdender Strich, der dann wieder schmaler wird, in einem Punkt endet und dann wieder verschwindet. Wenn man jetzt den Flatlander fragen würde, was genau da gerade passiert ist, dann bekäme man eine Antwort die die Unverständlichkeit des gerade Geschehenen ausdrücken würde.
Und so geht es mir gerade. Irgendetwas ist durch meine Dimension geflogen und ich stehe davor und weiß noch nicht, was genau ich damit anfangen kann und wie es meine Welt ändern wird.

Sorry, für den langen Erguß. À propos, Erektion funktioniert problemlos, tut nur richtig weh wie ich heute beim Aufwachen feststellen mußte.

Geändert von TorisNeueWelt (23.11.2014 um 12:18 Uhr)
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  #11  
Alt 26.11.2014, 17:01
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Heilungsverlauf des Leistenschnittes und der Biopsie des verbliebenen Hodens sind sehr gut. Vor allem die Schmerzen am Hoden haben deutlich nachgelassen. Was gar nicht geht ist Husten, Schniesen oder heftiges Lachen. Als ich doch mal niesen mußte, hatte ich das Gefühl, dass mir einer ein Messer rein stößt.

So weit so gut. Dachte ich. Dann im Verlauf des gestrigen Tages hatte ich auf einmal Schmerzen ca. 4-5 cm unterhalb des Leistenschnittes, also schon auf dem Oberschenkel. Aber oberflächlich. Ein brennender, jäher, heißer Schmerz, wenn ich bestimmte Bewegungen machte wie Aufstehen oder Hinsetzen. Das fühlt sich an, als wenn mir die Haut abgezogen wird. Am ehesten zu vergleichen mit dem Schmerz wenn man sich mit einem Messer schneidet. Und das ist heute Nacht auch nicht besser geworden. Damit war ich heute früh dann wieder im Krankenhaus in der urologischen Ambulanz zu einer Kurzvisite.
Abtasten und Sonographie brachten jedoch keine Aufklärung. Alles unauffällig, regelmäßig durchblutet, keine Einblutungen festzustellen, alles fest und an der richtigen Stelle.
Theorie ist jetzt: das Schmerzgebiet ist etwa handtellergroß unterhalb des Leistenschnittes. Möglicherweise wurde bei der OP ein paar oberflächliche Hautnerven gereizt oder geschädigt. Bei Bewegungen der darunter liegenden Muskulatur wird die Haut gedehnt und/oder verschoben und dann Feuern diese irritierten Nerven aus allen Rohren. Habe etwas von Neuropathie im Internet gelesen. Zusammen mit dem ebenfalls vorhandenen Taubheitsgefühl ergibt das eine wilde Mischung. Seltsamerweise ist diese Taubheit bis ca. 10 cm unterhalb der OP-Narbe zu verspüren, aber nur ca. 2 cm oberhalb. Wilde Sache.

Therapie: Abwarten und jetzt drei Tage lang regelmäßig Schmerztabletten nehmen. Und natürlich die schmerzhaften Bewegungen vermeiden.
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  #12  
Alt 28.11.2014, 11:09
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

So, komme gerade vom Urologen - der histologische Befund ist da:

Zitat:
Kritischer Bericht
Linksseitiges Semikastrationspräperat mit im Schnellschnitt übersandten klassischem Seminom ohne Lymphgefäß- oder Veneneinbrüche. Tumorfreie Rete testis halleri und Nebenhoden. Tumorfreier Samenstrangabtragungsrand.

Biopsie vom rechtne Hoden (Ober- und Unterpol) mit erhaltener Spermiogenese (Johnson Score 10). Keine intrabuläre Keimzellenneoplasie.

pT1 R0 V0 L0
Wahrscheinliche Therapieform laut Aussage meines Urologen: "Wait & See". Da gibt es noch eine sogenannte Tumorkonferenz des Krankenhauses mit allen beteiligten Fakultäten (also insbesondere Onkologie). Deren Testat wird abgewartet.

Ein Zufallsbefund - zweifelsohne. Ohne die schmerzhaften Hodenschmerzen, die nichts mit dem Tumor zu tun hatten und die übrigens verschwunden sind, wäre ich nie und nimmer zum Urologen gegangen. Auch schon deswegen, weil mir dieser Zusammenhang mit Hodenwachstum und Hodenkrebs gar nicht bekannt war.
Als nächstes werde ich jetzt die weitere Verwandschaft kontaktieren und informieren. Und meinen Bruder und meine von mir getrennt lebenden Söhne auf die Kontrolle ihrer Testikel hinweisen.

Heute abend wird angestoßen.

Und nochmals vielen Dank für Eure Hilfe.

Spende an die Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. habe ich schon vor einigen Tagen überwiesen. Es ist einfach klasse, wenn sich jemand bereit erklärt so etwas auf die Beine zu stellen. Eine Spende ist da der geringste Beitrag den man leisten kann.
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  #13  
Alt 29.11.2014, 16:26
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wolfi2602 wolfi2602 ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Zitat:
Zitat von TorisNeueWelt Beitrag anzeigen
So, komme gerade vom Urologen - der histologische Befund ist da:


Wahrscheinliche Therapieform laut Aussage meines Urologen: "Wait & See". Da gibt es noch eine sogenannte Tumorkonferenz des Krankenhauses mit allen beteiligten Fakultäten (also insbesondere Onkologie). Deren Testat wird abgewartet.

Ein Zufallsbefund - zweifelsohne. Ohne die schmerzhaften Hodenschmerzen, die nichts mit dem Tumor zu tun hatten und die übrigens verschwunden sind, wäre ich nie und nimmer zum Urologen gegangen. Auch schon deswegen, weil mir dieser Zusammenhang mit Hodenwachstum und Hodenkrebs gar nicht bekannt war.
Als nächstes werde ich jetzt die weitere Verwandschaft kontaktieren und informieren. Und meinen Bruder und meine von mir getrennt lebenden Söhne auf die Kontrolle ihrer Testikel hinweisen.

Heute abend wird angestoßen.

Und nochmals vielen Dank für Eure Hilfe.

Spende an die Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. habe ich schon vor einigen Tagen überwiesen. Es ist einfach klasse, wenn sich jemand bereit erklärt so etwas auf die Beine zu stellen. Eine Spende ist da der geringste Beitrag den man leisten kann.
Auf jeden Fall warst Du rechtzeitig bei den Untersuchungen, so daß Deine Heilung schneller verlaufen wird wie meine (3 x PEB Chemo hat mir Leistungseinbußen von 1,5 Jahren gekostet).

Schön das Du viel und Gut schreiben kannst, gefällt mir gut. Dir gute Besserung und gutes Gelingen !

GLG Wolfi (Hodenkrebs mit 49) http://wolfi2602.repage.de (für weitere Info´s - ist aber von einem Laien gemacht)
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  #14  
Alt 29.11.2014, 18:53
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Jetzt habe ich den erweiterten Kreis meiner Familie (Eltern, Bruder, entfernt lebende Söhne) informiert. Vor allem, dass sie die Vorsorgeuntersuchungen machen sollen. Bis auf meine Frau und unsere beiden Kinder hat niemand etwas gewußt. Ich hatte nicht den Nerv dazu, alle zu informieren, zu erklären, zuzuhören, zu nicken, zu erklären, weiter auszuholen, Lebensplanungsänderungen erklären, usw.

Mein weiterer Lebensweg hat einen deutlichen Schwenk bekommen. Nein, einen Schwenk eigentlich noch gar nicht. Ich habe erstmal angehalten auf dem Weg und mich umgeschaut. Da gibt es einiges zu ändern. Was genau, wieviel und wo genau wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Ich habe jedenfalls schon mal keine Ziele gesetzt ("Wer macht was bis wann" und so). Das ist schon ein erster großer Schritt. Die Erkrankung wirkt doch ziemlich.

Und ich bin jetzt auch von den Schmerztabletten runter. Habe die zum Schluß nur noch dem Arzt zuliebe genommen, damit die Schmerztherapie zu einem Ende kommt. Seltsamerweise haben die Novalgin (Metamizol) praktisch keine Wirkung gehabt. Aber schon 300 mg Ibuprofen haben mir Ruhe beschert. Beides nichtsteroidale Antiphlogistika, aber doch deutlich andere Wirkung. Interessant.
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