Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 30.06.2005, 15:28
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard Von der Seele schreiben!!

Hallo!

Freut mich, dass du reinlesen möchtest, ich sage aber gleich das es eine längere Geschichte werden wird, da ich hier eine kleine Lebensgeschichte von meiner geliebten Mutter schreiben möchte!

Diese "Lebensgeschichte" hat sie mir mal selber erzählt da ich in meiner Ausbildung zum Behindertenfachbetreuer eine Arbeit schreiben musste!

Ich kam als zweites Kind, von armen Leuten 1956 auf die Welt. Meine Mutter arbeitete in einer Fabrik und musste zeitweise, meinen Bruder und mich, mit zur Arbeit nehmen. Ich erinnere mich, dass mein Vater ein sehr guter Mensch war, aber sehr viel Alkohol trank. Als Kind wuchs ich schon sehr "bescheiden" auf, den viel Geld war nie vorhanden. Als ich ca. vier Jahre alt war, hatte ich ein sehr schreckliches Erlebnis. Ich suchte überall meinen Vater. Nach stundenlanger verzweifelnder suche, fanden wir unseren Vater in einem Schuppen. Er hatte sich, vielleicht aus lauter Kummer und Sorgen, das Leben genommen.
Ich war sehr traurig und weinte sehr viel, denn jetzt hatte ich meine einzige Vertrauensperson verloren, denn meine Mutter mochte mich nicht wirklich und machte mir ständig nur Vorwürfe. Das tat sehr weh, obwohl ich es, vielleicht noch gar nicht richtig verstanden habe!
Mit sechszehn beendete ich meine Schulpflich, doch einen Beruf lernen durfte ich nicht. Ich fing in einem Altersheim an zu arbeiten, was für mich mit sechszehn sicher nicht mein Traumjob war. Ich wollte nur noch weg von zu Hause und meiner Mutter.
Ich bekam eine Arbeit als Küchenhilfe in einem Gasthaus. Dort lernte ich meinen Mann kennen, neun Monate später kam meine Tochter zur Welt. Wir waren eine kleine, aber glückliche Familie. 1979 kam mein erster Sohn zur Welt und 1984 mein zweiter. Nach vierzehn Jahren, hatten wir uns auseinander gelebt und es kam zur Scheidung. Mit meinem EX-Mann, haben meine KInder und ich, heute ein sehr gutes Verhältniss.
Bald nach der Scheidung, lernte ich wieder einen Mann kennen. Doch dieser Mann, trank auch sehr viel und nach einem halben Jahr, wurde ich von diesem brutalst verbrügelt. Worauf ich mit meinen drei Kindern, in ein Frauenhaus geflüchtet bin. Ich hatte alles verloren.
Ich wusste nicht mehr weiter und griff immer öfter zur Flasche. Meine Kinder litten darunter am meisten. Heute weis ich das meine Kinder mich dafür gehasst haben. Ich hörte jedoch, ohne Therapie oder fremder Hilfe auf zu trinken.
Ich raffte mich auf, ging zur Arbeit und war immer für meine Kinder da. Wir hielten zusammen, egal was geschah. Heute bin ich 46 Jahre alt, habe drei hervorragende Kinder, ein süsses Enkelkind und bin zufreiden mit dem was ich habe!



Jetzt ist meine Mutter fast 50 Jahre alt, sie hat in ihrem Leben einiges durchgemacht und irgendwie sollte das so weiter gehn.
Vor zwei Jahren stellte sich heraus das sie Lungenkrebs hat. Dieser wurde entfernt und eine Chemotherapie bekamm sie auch. Sie hat dieses "Problem" wieder sehr gut gemeistert.
Doch dieses Jahr im März kam der nächste "Schlag ins Gesicht"!
Sie hatte eine Gehirnmeta die wieder durch eine op entfernt wurde! Naja und Strahlentherapie bekam sie auch! Eine Woche nach ende der Bestrahlung erlitt meine MUtter einen totalen zusammen bruch! Konnte nicht mehr ohne Hilfe gehn, übergab sich immer wieder, hatte starke Kopfschmerzen und erkannte nicht mal ihre eigenen Kinder. Das war für uns drei einer der schrecklichsten momente in diesen zwei Jahren!
Dann würde uns auch noch mitgeteilt das sich höchst wahrscheinlich neue Metas gebildet haben!
Zur Zeit bekommen wir jetzt Hilfe von Hospiz bewegung worüber wir sehr froh sind! Danke mal an dieser Stelle!!!!!!!!!!!!
Jedoch ist es für mich noch immer sehr schwer mit dieser Situation umzugehn! Ich hab oft das Gefühl keine kraft mehr zu haben alles unter einen Hut zu bringen! Wo soll ich diese Kraft noch her nehmen?
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 30.06.2005, 19:34
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

1956 geboren,heute binich 46, meine Mutter ist fast 50 Jahre alt.???????????????
Ehrlich, das ist mir alles etwas unverständlich
Lieber Gast, ich denke wenn Du den Beitrag etwas intensiver gelesen hättest, wäre der Beitrag auch für Dich verständlich gewesen.... Bedenke bitte immer bei postings, das viele hier in einem "Ausnahmezustand" sind...
Viele Grüße

Peter ( Moderator)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 30.06.2005, 20:03
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Hallo Gast,

ich erklär es Dir:

im ersten Absatz spricht sozusagen die Mutter, es ist eine Erzählung, die Sohn Mario schrieb, als er einen Aufsatz abliefern mußte. Der Aufsatz war sozusagen in der "Ich-form"geschrieben und zu diesem Zeitpunkt war die Mutter 46 Jahre alt.

Offensichtlich sind nun 4 Jahre vergangen und der zweite Absatz erzählt die Gegenwart.

Bei diesem Beitrag geht es nicht um Mathematik, sondern um Trauer, um Sorge,um Angst und um den Versuch damit umzugehen.

Auch wenn man etwas nicht versteht kann man die Frage anders stellen, nicht auf eine fast vorwurfsvolle Art.

Briele
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 01.07.2005, 08:14
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard Von der Seele schreiben!!

Danke Briele!!

Du hast wohl gemerkt worum es mir hier gegangen ist!!!
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 01.07.2005, 10:26
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Lieber Mario,

bestimmt ist es eine gute Idee sich Ängste und Sorgen ein bißchen "von der Seele zu schreiben". Ich weiß nicht ob Du es getan hast, eine weitere Hilfe könnte sein, im Forum bei den verschiedenen threads mitzulesen. Wahrscheinlich gibt es viel mehr Mitleser als Schreiber. Ich wünsche Dir hier einen schönen Austausch, wenn das nicht so klappt, kannst Du versuchen Dich in einen bestehenden thread mit einzubringen, das kann man immer machen.

Du und Deine Geschwister, Ihr habt es sicher nicht immer leicht gehabt.Umso mehr rührt es mich an, daß Du zu Beginn Deines Beitrags von "meiner geliebten Mutter" sprichst und auch Deine Mutter sagt, daß wieder alles gut wurde. Es gibt viele erwachsene Kinder, die wegen kleiner Vergehen und Versäumnisse ihrer Eltern, nie mehr gut sein können mit ihnen.

Jetzt ist Deine Mutter schwer krank. Ist es nach wie vor so, daß sie Euch nicht erkennt? Ich kann mir gut vorstellen, daß dies einer der schrecklichsten Momente für Euch war. Auch wenn das so ist, sie sich wahrscheinlich nicht mehr wie gewohnt mitteilen kann, wird sie Deine Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit, jede Zärtlichkeit empfinden.

Du fragst woher Du die Kraft hernehmen sollst. Ja, das fragt man sich wirklich und manchmal glaubt man, jetzt gehts nicht mehr. Irgendwie geht es doch und man mobilisiert unglaubliche Kräfte. Es ist eine schwere Zeit, aber auch eine wichtige, wenn nicht die wichtigste im Leben. Danach ist man (im prositiven Sinn) nicht mehr der gleiche Mensch.

Es ist gut, daß Ihr Hilfe von der Hospizbewegung gesucht und bekommen habt. Das Wichtigste ist, daß Deine Mutter keine Schmerzen hat und es ihr so angenehm wie möglich gemacht wird. Teilt sich die Betreuung unter Euch drei Kindern auf?
Du weißt, es gibt auch Hilfe für Angehörige, sowohl bei der Hospizbewegung, als auch bei Selbsthilfegruppen.
Hast Du schon im thread von Saphir "russisch Roulette" gelesen? Es gibt hier mehrere in diese Richtung, diesen kenne ich, weil ich ab und zu mitschreibe.

Ich höre gerne wieder von Dir!
Alles Gute, und eben VIEL KRAFT!
Briele
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 01.07.2005, 18:01
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Liebe Briele!

Zuerst möchte ich mich recht herzlich bei dir für deine Antwort bedanken! Tut gut zu wissen, dass es doch jemand verstanden hat!



Es ist so --->

Meine Mutter hat kurz nach bestrahlungsende, ihren ersten zusammenbruch erlitten. Dabei war sie total abwesend, konnte nicht gehn, musste sich übergeben und muss auch starke Kopfschmerzen gehabt haben, da sie, dabei sehr "jammerte"! Für meine Schwester und mich war das ganz und gar nicht einfach, da wir (vor allem aber meine Schwester) dachten es geht dem "ENDE" zu! Meine Mutter wurde dann ins Krankenhaus gebracht, wo dann gesagt wurde, dass dies die typischen Nebenwirkung der Bestrahlung sind! Wir Vertrauten darauf! Kurz nach der Entlassung meiner Mutter, kam der zweite zusammenbruch! Sie konnte nichts trinken, da sie alles sofort wieder erbrach, hatte wieder starke Kopfschmerzen, dabei war sie aber diesesmal sehr gut ansprechbar! Sie kam wieder ins Krankenhaus! Dort wurde dann ein Kopf CT gemacht, wo zu erkennen war, dass da wieder was ist! Man kann uns aber noch nicht genau sagen, ob es was neues ist, oder ob das Gewebe geschwollen ist!

Heute geht es meiner Mutter relativ gut! Sie ist bei vollen Bewusstsein und macht daheim auch gewisse Arbeiten alleine! Sie jedoch sehr schwach und auch immer leicht verwirrt! Schmerzen so sagt sie, hat sie keine!

Die betreung meiner Mutter, übernehmen grossteils meine Schwester und ich, da mein Bruder ganz und gar nicht mit dieser Situation umgehen kann! Er redet nicht darüber und zieht sich dann immer zurück! Es ist kein "rannkommen" möglich! Das macht uns auch sehr zu schaffen! Er frisst alles in sich hinein und ich denke das ihn das mal kaputt machen wird!

Ich hoffe und wünsche mir hier einen "kleinen weg" zu finden, mit der ganzen Situation besser umzugehen!

Danke und dir auch alles LIEBE
Mario


PS Danke für deine Tips
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 01.07.2005, 19:34
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Lieber Mario,

auch ich werde da sein, wenn du um Rat fragst oder deiner Seele Luft machen willst.Ich finde es wirklich toll von dir,dass du dich der Situation zusammen mit deiner Schwester so stellst und den Weg mit deiner Mutter gehst.Mein Bruder reagierte auf die Krankheit meiner Mutter genauso wie deiner.Nun ist es so, dass ich ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter zwar immer noch traurig bin, aber wieder ganz gut leben kann. Mein Bruder nicht. Deshalb,Mario- wie schön, dass du diesen,deinen Weg gewählt hast und deine Schwester nicht alleine lässt.

Liebe Grüße von Alina
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 02.07.2005, 13:10
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard Von der Seele schreiben!!

Liebe Alina!

Danke für deine Nachricht!

Genau das ist ja auch eine unserer Ängste!
Das mein Bruder irgendwann daran kaputt geht, wenn er immer davon läuft! Sich selbst vorwürfe macht, wenn meine Mutter mal nicht mehr ist! Wovon ich aber zur Zeit eigentlich nicht ausgehen möchte und schon gar nicht daran denken kann, sonst würde ich durchdrehn hier!
Ich weis aber denoch das es vielleicht auch schon bald so sein wird! Mit diesem Gedanken kann ich aber ganz und gar nicht umgehen! Ich habe grosse Angst davor!!!! Ich weiss nicht, was ich ohne meine Mutter noch bin!! Ich denke, ich hätte das Gefühl nur ein halber Mensch zu sein!
Ja, es ist sehr schön, den auch ich weis das ich mich zu 100% auf meine Schwester verlassen kann! Ich könnte jederzeit zu ihr und wir weinen dann auch oft gemeinsam und fragen uns warum gerade unsere Mutter, die in ihrem Leben eh schon so viel negatives erlebt hat!
Wie bist du mit dem Gedanken umgegangen, dass der "Tod" im raum steht! Hast du ihn angenommen? Oder ihn bis zum letzten verdrängt!

Ich finde es toll das du dein Leben wieder ganz gut leben kannst, dass freut mich echt!

Ganz liebe Grüsse Mario
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 02.07.2005, 13:50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Lieber Mario,

Danke für Deine Zeilen. Da bin ich richtig froh, daß der Zustand Deiner Mutter wieder besser ist, nicht so blieb, wie in Deinem ersten Beitrag geschildert.
Ich weiß, irgendwie lebt man wie mit einer Bombe, ständig in Erwartung, daß es eine Wende hin zum Schlechten gibt. In all dem Traurigen habt Ihr in dieser Situation auch eine Chance bekommen: Eure Mutter ist aus dem Zustand der "Abwesenheit" herausgekommen, wieder zurück gekehrt und nun könnt Ihr die Zeit mit ihr noch so gut verbringen, wie es Euch möglich ist. Ich hoffe, daß diese Zeit so lange dauert, wie es für Deine Mutter gut ist.

Wie alt bist Du Mario, und Deine Geschwister? Und lebt jemand bei Eurer Mutter?

Es ist schön, daß Deine Schwester und Du ein starkes Team bildet, daß Ihr auch gemeinsam weinen könnt. Vielleicht kommt der Bruder noch dazu, ich würde es Euch und auch ihm wünschen. Aber mach Dir Dein Herz nicht schwer, wenn es nicht der Fall ist, letztlich kann es jeder nur für sich selbst entscheiden. Wobei es natürlich gut ist ihn immer wieder ein wenig anzustupsen, vielleicht kann er dann doch den Schritt machen.

Ich freue mich auch, daß Alina hierher gekommen ist.

Alles Liebe, Mario
Briele
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 02.07.2005, 13:50
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard Von der Seele schreiben!!

Ausserdem möchte ich noch etwas loswerden!!!!


Einen ganz besonderen Dank, möchte ich hier an meine liebste Schwester richten, den ich weis das sie hier auch mitliest! ;-*
Du bist mir sehr wichtig, gibst mir sehr oft die Kraft die ich brauche ich bin sehr froh das es dich gibt!
Aber auch ich möchte dir sagen, dass ich versuchen werde dich behutsam aufzufangen, wenn es dir mal schlecht geht und ich denke auch das du weist das du auch jederzeit an mich herantretten kannst!

In LIEBE dein Bruderherz
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 02.07.2005, 14:52
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard Von der Seele schreiben!!

Liebe Briele!!

Danke für deine Lieben Worte, die echt gut tun!

Ja, zur Zeit geht es meiner Mutter relativ gut!
Darüber sind wir echt froh, dennoch hat man immer im Hinterkopf, dass es wieder kommen wird und das macht Angst! Jedoch ich jetzt einiges geklärt! Die Hospizbewegung unterstützt uns da tatkräftig! Sollte wieder so ein "Schub" kommen, können wir jederzeit anrufen! Es ist nicht ganz einfach Beruf und Pflege (wenn es meiner Mutter schlecht geht) unter einen Hut zu bringen! Aber man tut doch sein bestes!!!!!!!!

Mein Bruder ist 20, ich bin 25 und meine Schwester 30! Leider ist mein Bruder derjenige der noch daheim wohnt, er war aber dann immer froh wenn meine Mutter ins Krankenhaus kam.
Ich versteh ihn auf einer Seite, es kann eben nicht jeder! Aber auf der anderen Seite wünscht man sich (unsere Mutter aber vielmehr) das auch er für sie da ist!
Natürlich würden wir ihn nicht zwingen, aber der vorschlag mit dem anstupsen finde ich gar nicht so schlecht!!!!!

Danke für deinen Rat und fürs zuhören(lesen)

Mario




PS bist du selbst betroffene, wenn ich fragen darf?
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 02.07.2005, 16:18
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Lieber Mario,

ich denke, es ist ein großes Gück, für dich und deine Schwester, daß ihr einander habt.
Ich weiß nicht, wie intensiv du hier liest, ich persönlich habe den Eindruck gewonnen, daß die Mehrheit der Brüder/Söhne sich so verhält wie dein jüngerer Bruder.
Deswegen denke ich, daß du durchaus stolz sein kannst auf dich. Stolz ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber du weißt hoffentlich, was ich meine.

Ich habe keinen Bruder. Und meine Schwester ist mit der Krankheit meines Vaters ganz anders umgegangen als ich. Hat alles eher weggeschoben. ABER: ohne sie hätte ich nicht tun können, was ich für meinen Vater getan habe. Sie hat mir den Rücken freigehalten, ganz praktisch. Und sie war mein Fels in der Brandung, mit ihr konnte ich immer reden, sie war immer für mich da. Deswegen denke ich noch heute, daß sie genausoviel Anteil daran hat, daß wir es für meinen Vater gut gemacht haben, wie ich. Auch wenn sie das nicht so sieht (und ich es ihr immer wieder sagen muß): wir waren ein gutes Team, in dem jede das gemacht hat, was sie am besten konnte.

Vielleicht gibt es etwas, was dein kleiner Bruder in eurem Team machen könnte? Etwas praktisches, wo er emotional nicht so gefordert ist, einkaufen, kochen, Wäsche etc, was er dir und deiner Schwester abnehmen kann?
Das zumindest, denke ich, könnt ihr erwarten von ihm: daß er euch entlastet, soweit er kann. Und das würde ich an eurer Stelle durchaus einfordern (ich bin eine hartherzige Person, wie du siehst :-)).

Alles Gute!
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 02.07.2005, 22:59
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Lieber Mario,

Du fragst,wie ich mit dem Gedanken,dass der Tod im Raum steht,umgegangen bin ?
Mama, mein Bruder und ich bekamen gleich nach der Diagnosestellung von der Ärztin gesagt, dass der Krebs meiner Mama unheilbar ist. Eine zeitliche Prognose wurde, zum Glück, nicht ausgesprochen.Meine Mama lebte dann noch ein Jahr. Während dieses Jahres habe ich und wohl auch meine Mama immer beides getan,nämlich phasenweise einerseits dem "Tod ins Gesicht gesehen aber genau so auch verdrängt. Das Verdrängen war auch notwendig,um mit dem neuen Alltag umgehen zu können und auch Platz für´s Leben,für´s Lachen und für die Hoffnung zu lassen.( Elisabeth Kübler Ross schrieb mal: Man kann nicht immer an den Tod denken,sowie man nicht dauernd direkt in die Sonne sehen kann ") Und Hoffnung, Hoffnung hatten wir eigentlich immer, bis wieder ein neuer Befund eine andere Sprache sprach oder ein anderer Arzt nüchterne Worte sprach.Hinter dem Verdrängen stand trotzdem immer das Wissen, dass die Zeit wohl begrenzt ist und dass alles, was ich für meine Mutter tat,vielleicht gerade das letzte Mal getan habe, das möglicherweise letzte Weihnachtsfest, die letzte Gartenparty,... Und das machte unsere Zeit so intensiv.

Lieber Mario,meine Mutter schien zu wissen, zu fühlen, als ihre letzte Zeit angebrochen ist. Sie hörte mit der Chemo auf und kam im letzten Monat vor ihrem Tod immer wieder auf ihren Tod zu sprechen. Und da, Mario ,war es so wichtig, dass ich mich nicht in die Verdrängung flüchtete, sondern da blieb und mit ihr ihre letzten Anliegen besprach.Dazu brauchte es Zeit und Aufmerksamkeit.
Ich glaube also, dass sowohl die Kranken als auch die Angehörigen den bevorstehenden Tod immer wieder verdrängen. Das ist auch gut, um weiterleben zu können und auch Hoffnung zu haben.Trotzdem braucht es aber die Achtsamkeit wahrzunehmen,wenn eine andere Zeit gekommen ist und der Kranke nun darüber reden möchte. Dann müssen wir hinschauen und bereit sein,trotz eigener Ängste da zu sein und eben nicht mehr zu verdrängen

Es gab ein Buch, dass mir bei der Begleitung von Mama sehr half,auch wenn es schon älter ist:Es ist " Interview mit Sterbenden"v.E.Kübler-Ross.Hier beschreibt sie die Stadien, die ein Kranker UND seine Angehörigen durchlaufen und wie man ihnen begegnen kann.Vielleicht kann es dir und deiner Schwester auch helfen?
Ich konnte deshalb nach Mamas Tod - nach einem Jahr allerdings-
wieder gut ins Leben finden, weil ich zurückschauend das Gefühl habe: " Wir haben es gut gemacht,meine Mama und ich und ich war für sie da ".Das ist ein Trost in all dem Schmerz !

Mario,macht es weiter so gut und haltet zusammen,
gebt die Hoffnung nicht auf,
Alina
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 03.07.2005, 23:35
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Von der Seele schreiben!!

Lieber Mario,

zuerst muß ich Dir etwas sagen: Alina und Isa, wir kennen uns von einem anderen thread, ich freu mich richtig, daß die beiden Dich auch hier besuchen. Eigenlob stinkt, aber ich würde sagen, da hast Du drei nette Tanten gefunden!

Es ist gut, daß Ihr Kontat zur Hospizbewegung habt, so steht man dann nicht ganz hilflos da, weiß nicht mehr aus und ein, wenn es hart auf hart kommt. Ich hoffe, es geht noch ganz lange gut und Ihr braucht keine diesbezügliche Hilfe.Aber es ist eine große Beruhigung.

Ich selbst bin nicht an Krebs erkrankt. Vor ein paar Monaten bin ich durch Zufall zum Krebskompass gekommen und habe dann hauptsächlich im Hinterbliebenenforum geschrieben.Meine Mama ist - schon vor fast sechs Jahren - an Krebs gestorben, aber es tut mir so gut mich über meine Trauer,meinen Verlust auszutauschen. Vor zwei Monaten stellte sich heraus, daß bei meinem Mann ein Rezidiv aufgetreten ist. Er hatte vor acht Jahren eine Krebserkrankung. Nun erhält er eine Strahlentherapie, die Ärzte sind recht zuversichtlich und wir sind es auch.

Man kann Trauer, Verlust, Angst, all diese Dinge nicht bewerten, sie bei dem einen höher oder niedriger einstufen. Aber, lieber Mario, es gibt natürlich schon einen Unterschied und der ist, daß wir alle viel älter sind, mein Mann, meine verstorbene Mama und ich selbst bin acht Jahre älter als Deine Mama.

Es tut mir sehr leid, daß Du und Deine Geschwister, daß Ihr schon jetzt diesen Kummer, diese Sorgen habt und ich bin beeindruckt wie Du damit umgehst.

Ich wünsche Euch alles Gute und eine hoffentlich schöne Woche.
Briele
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 04.07.2005, 18:18
mario1 mario1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard Von der Seele schreiben!!

Liebe Isa, Liebe Alina, Liebe Briele!!!

Bin zur Zeit etwas im Stress und hab auch jetzt eher keine Zeit, aber ich werde mit sicherheit morgen auf eure Nachrichten antworten!!

Aber trotzdem möchte ich mich jetzt noch bei euch bedanken!

Keine Strasse ist lang, mit einem Freund an der Seite!!!!

Danke und bis morgen
Mario
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 09:55 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55