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  #31  
Alt 07.04.2005, 02:07
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Standard Vorwürfe

Liebe Petra!

Zuerst möchte ich Dir von unserem Weg erzählen.
Die Ärzte hatten Juliane von Anfang an aufgegeben.
Metastasierender Nierenzellkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Sie schickten uns nach Hause u. gaben uns 6 mit viel Glück vielleicht 9 Monate. Heute weis ich, daß ich das damals gar nicht richtig wahrgenommen oder vieleicht verdrängt habe. Nach 2 OP`s u. einer qualvollen ambulanten Imun-Chemotherapie gaben die Ärzte uns endgültig auf und boten uns noch eine Knochenmarktransplantation an. Das wäre bei diesem Krebs noch nie gemacht worden, aber man könnte es ja versuchen. Wir sind heulend aus der Praxis u. haben noch am gleichen Tag gemeinsam u. bewußt entschieden, daß wir keine Versuchskaninchen der Ärzte mehr sein wollten.
Dieser Entscheidung folgten 2 wundervolle u. ausgefüllte gemeinsame Jahre. Wir konnten uns noch viele Wünsche erfüllen u. waren sehr glücklich. Juliane war seit dieser Zeit nie wieder im Krankenhaus. Wir hatten bis zum Schluß Pläne.
Der Tod kam dann schnell u. völlig unerwartet. 2 Tage vorher haben wir noch gemeinsam in der Sonne im Garten gesessen. Heute weiß ich, daß Juliane die letzten Tage wußte das Sie stirbt. Ich frage mich manchmal, warum habe ich das nicht gesehen. Ich hatte Hoffnung bis zum letzten Tag. Oder habe ich es nur verdrängt. Ich weiß es nicht u. wahrscheinlich ist es auch nicht so wichtig.
Vieleicht kannst Du meine Gedanken von gestern jetzt besser verstehen.
Wie geht es mir heute?
Ich war auf dem Friedhof. Die Blumen waren immer noch da u. auch noch gar nicht verwelkt. Ich habe mit Juliane gesprochen u. Ihr von meinem Leben ohne Sie erzählt. Irgendwie hatte ich dabei das Gefühl, daß Sie nicht da unten liegt.
Danach habe ich den ganzen Nachmittag mit Julianes kleiner Schwester Johanna(7) verbracht. Sie war immer unser Sonnenschein, eigene Kinder blieben leider ein Traum der nicht mehr in Erfüllung ging. Johanna kann über Julianes Tod noch gar nicht sprechen. Das Zusammensein mit Ihr gibt mir viel Kraft u. vorallem eine Aufgabe für die es sich lohnt zu leben. Irgendwie habe ich gespürt, daß Juliane in uns weiterlebt.
Ich glaube es geht mir besser als gestern. Ich weiß das mich der Schmerz noch lange begleiten wird. Wir müssen Ihn als Teil von uns akzeptieren u. zulassen.Ich hoffe das ich auf dem richtigen Weg bin u. mir nicht nur etwas einrede.
Liebe Petra, danke für Deine Fragen. Ich würde mich freuen Dir irgendwie helfen zu können.

Stephan
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  #32  
Alt 07.04.2005, 08:39
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Standard Vorwürfe

Hallo Stepan,

mich haben deine Zeilen tief bewegt, kamen die Erinnerungen wieder hoch. Claus hatte auch ein metastierendes Nierenzellcarzinom, uns blieben jedoch ab Diagnose nur noch 8 Monate. Ich kann noch heute nicht an den Onkologen denken, ohne dass sich mir der Magen rumdreht. Er war ein selbstgefälliges A..., dem wir angemerkt haben, dass er an uns wohl nicht viel verdienen wird und sich dementsprechend wenig engagierte. Als mein Mann sehr geschwächt nach der ICT zur Nachuntersuchung bei ihm war, gab er uns den "guten" Rat, an den Flughafen zu fahren und last - minute in die Sonne zu fliegen. Ein Schlag ins Gesicht. Mein Mann konnte sich kaum auf den Beinen halten, wir fühlten uns regelrecht auf den Arm genommen.
Aber wir hatten in unserem Hausarzt einen guten Freund, der unsere Entscheidungen mittrug. Wie wichtig er in den letzten Monaten war, kann ich eigentlich erst jetzt wirklich erkennen. Ohne ihn, ohne seinen Einsatz ohne die Risikobereitschaft und seine Präsenz im Notfall, wäre Claus wieder ins Krankenhaus gekommen - und dort hätte er sterben müssen. Dass sein Wunsch, zu Hause bleiben zu können erfüllt werden konnte, verdanken wir diesem wunderbaren Menschen, diesem Arzt, von dessen Sorte es leider viel zu wenige gibt.

Trotz des schlechten Zustandes meines Mannes, habe ich nicht geglaubt, dass er sterben würde, ich dachte bis zuletzt, irgendwie schaffen wir es. Und dann haben wir den Kampf verloren am letzten Schultag, die Kinder und ich zu Hause, bei ihm. Und seither? Wechsel zwischen Erstarren,Betäubung, Verdrängung, Erkennen, unendlicher Sehnsucht, Zusammenbrüchen, wieder aufrappeln und weitergehen. Die ganze Palette der Trauer, sie erwischt mich seit einem halben Jahr immer in unterschiedlicher Heftigkeit. Das einzige, was mir wirklich hilft, ist das Bewusstsein, dass ich ihr begegnen durfte, bereits mit 16 Jahren, der großen Liebe meines Lebens und das erfüllt mein Herz mit einer gewissen Zufriedenheit, denn leider ist dies nicht jedem vergönnt.

Ich wünsche uns allen Kraft und einen erträglichen Tag.

Liebe Grüße
Andrea
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  #33  
Alt 21.04.2005, 21:05
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Standard Vorwürfe

Hallo alle miteinander,
wenn ich mal ganz ehrlich sein darf, wenn ich mir so die Geschichten durchlese wird alles noch schlimmer, jetzt macht mich
nicht nur mein eigentliches Schicksal traurig sondern auch das der anderen.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, was ich auch mit meinem verstorbenem Mann besprochen habe, etwas zu bewirken, gerade im Bereich Hilfe für junge Angehörige, wir fanden nämlich das es da ein deutliches Defizit gibt, uns hätte es sicherlich geholfen andere "junge Betroffene" zu treffen/uns auszutausachen.
Nun bin ich nicht sicher ob ich dazu überhaupt in der Lage bin ohne daran zu zerbrechen, ich habe schließlich noch eine 7monate
alte Tochter(mein einziger Sonnenschein, weil er in ihr weiterlebt) für die ich da sein muß
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  #34  
Alt 22.04.2005, 21:39
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Beiträge: n/a
Standard Vorwürfe

Hallo alle zusammen!
Wollte eigentlich schon öfter mal wieder schreiben, aber ehrlich gesagt bin ich so leer und kaputt, fast denke ich "gefühllos". Damit funktioniert man zwar für seine Umwelt recht gut, aber ich weiß gar nicht wer ich bin, ich fühle kaum etwas, mir ist vieles egal. Meine Töchter sind wohl die einzigen, die diesen Panzer noch durchbrechen können. Ich weiß auch überhaupt nicht wie ich mich fühlen soll - es scheint alles doch immer wieer kaputt zu gehen. Wir haben uns so geliebt und das war`s jetzt?!

Geli-wie geht es dir?

Inga - ich weiß nicht wann du deinen Mann verloren hast, aber vielleicht ist es zu früh, dein eigener Schmerz und die Erschöpfung zu gegenwärtig um schon wieder an andere zu denken. Sicher wird es in ein paar Wochen oder Monaten auch noch nicht zu spät sein, wenn du das dann noch möchtest. Sicher hilft es, wenn man für andere ein trost ist, aber vielleicht sind die Kraftreserven vorerst ausgeschöpftund du mußt sie erst auffüllen(lassen?)?

Ich habe mir ein Fahrrad gekauft, in der Hoffnung etwas für meine Figur und meine Seele zu tun. Nun muß ich nur noch fahren...! Naja - ihr merkt schon so richtig was Gescheites habe ich heute wieder nicht zu sagen - tja wo nicht ist...!
Ich wünsche euch eine erholsame Nacht!
Gruß Petra (2)
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