Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #31  
Alt 09.05.2005, 13:31
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Sie trifft sich mit einem anderen Mann, nach 9 Mon

Liebe Andrea,

ich habe die ganze Zeit still mitgelesen und konnte mich bislang nicht durchringen zu schreiben.
Ich finde das Dein Satz "Die Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen müssen" unabhängig wer der Verstorbene nun ist, absolut treffend. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, erlebt jeder von den Hinterbliebenen - auch Freunde - einen Verlust. Und jeder erlebt einen anderen Verlust. Ich habe meine Mutter verloren, mein Vater seine Partnerin, meine Tante ihre Schwester. Jeder von uns verliert damit jemanden, der für ihn in dieser Rolle unendlich wichtig ist - aber es ist kein Wettbewerb, bei dem es darum geht, wer den größeren Verlust erlitten hat. Im Gegenteil - es gehört dazu, auch der Trauer der anderen Respekt entgegen zu bringen und sie ernst zu nehmen.
Nach dem Tod meiner Mutter war ich für meinen Vater eigentlich immer da, als Tochter, Kumpel, Partnerersatz (in Teilen). Ich habe ihn in den Arm genommen, getröstet und aufgeheitert - Dinge, die er nie mit mir gemacht hat. Und es hätte mir so gut getan, wenn er mich mal in den Arm genommen hätte und mich vielleicht mal gefragt hätte, wie ich damit klar komme. Wenn er wenigstens einmal in meiner Trauer mein Vater gewesen wäre - das ist nichts, was ein Partner übernehmen kann, egal wie alt man ist.
Mein Vater unterstellt mir, dass ich ihm seine neue Partnerin nicht gönne, obwohl ich sehr froh bin, dass er nicht alleine ist. Das einzige Problem, das ich mit ihm habe ist, dass er mir das Recht auf Trauer um meine Mutter völlig abspricht, da ich meinen Partner noch habe. Und so verhält er sich auch.

So schlimm Dein auch Verlust ist, versuche Deinen Kindern auch Mutter zu sein. Es tut einfach gut zu fühlen, dass zwar ein Elternteil tot ist, aber man noch immer das Kind eines Vaters/einer Mutter ist. Wenn das klar ist, bin ich mir sicher, dass Deine Kinder mit einem neuen Partner kaum Probleme haben werden.
Es ist ok, dass Du Dich oft überfordert fühlst - aber ich bin mir sicher, dass hier genügend Mütter in gleicher Situation sind, die Dir helfen können - sie gehören zu den wenigen, die wissen, was Du erlebst und Dir helfen können. Ähnlich, wie bei uns "Mutterlosen" hier im Forum.

Liebe Grüsse und ganz viel Kraft
tini
Mit Zitat antworten
  #32  
Alt 09.05.2005, 18:30
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Sie trifft sich mit einem anderen Mann, nach 9 Mon

Hallo Andrea,

jetzt jetzt hast du wohl wirklich verstanden worum es geht.

Mein Vater war glücklich verliebt wie ein Teenager und hat sich auch genauso unvernünftig verhalten, es gab nur ihn und sein neues Glück. Seine Kinder interessierten ihn gar nicht mehr und das ist nach drei Jahren noch nicht viel anders. Das ist ein bisschen wie, eine neue Liebe ist wie ein neues Leben und die Kinder aus dem alten Leben sind dann leider nicht mehr wichtig. Es stimmt, wir wurden Opfer seines Egoismus, alles muste laufen wie er wollte. Unsere Gefühle, die Trauer um unsere Mutter, das interessierte ihn nicht. Und das tut doppelt weh.

Hallo Fantine,

ja, leider hast du recht. Und weißt du was, die müssen uns auch gar nicht verstehen. Wir verstehen worum es geht, weil wir betroffen sind. Sie nicht. Vielleicht sollte darüber mal jemand nachdenken.

Bei uns war es interessanterweise genau so, mein Vater war mit der Pflege seiner Frau völlig überfordert, das musten alles meine Schwester und ich organisieren. Er hat auch bis zum Schluß komplett verdrängt, das sie sterben wird und hat bis zum Ende gearbeitet. In guten wie in schlechten Tagen war leider nicht so sein Ding, deswegen hat er sich ja auch schnell wieder den guten Tagen zugewendet.
Ich habe auch meine Familie verloren, meine Mutter war die Person, die die Familie zusammengehalten hat.

Lieben Gruß

Tanja

Barbara, du schreibst hier völlig am Thema vorbei. Es geht nicht um Unterschiede, welche Personengruppen mehr trauern als andere, das haben hier jetzt schon mehrere Personen klar gestellt! Und es geht auch nicht um die Witwer und Witwen, sondern um die Gefühle der Kinder. S.h. Beitrag Nummer 1. Warum müssen denn jetzt bitte die, um die es in diesem Beitrag geht, die verstehen um die es nicht geht?! Andersrum aber nicht?!
Mit Zitat antworten
  #33  
Alt 09.05.2005, 21:48
Fantine Fantine ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.02.2004
Beiträge: 68
Standard Sie trifft sich mit einem anderen Mann, nach 9 Mon

Liebe Andrea,

ich habe mich sehr über Deinen Beitrag gefreut, da ich jetzt gemerkt habe dass Du verstanden hast, was Tanja und ich erlebt haben.
Es geht garnicht darum, dass man das neue Glück seiner Mutter oder seinem Vater nicht gönnt. Nur sollte man trotz Verliebtheit etwas sensibler mit seinen Kindern umgehen.
Und Du hast ja am eigenen Leib erfahren, wie es ist nicht trauern zu dürfen; Jahre später holt es einem dann doch ein. Oder man muß eine Therapie machen, so wie ich.
Aber ich glaube, dass hast Du verstanden und ich finde es gut dass Deine Sensibilität durch diesen Austausch dafür geweckt wurde.
Seit geraumer Zeit maile ich mich mit einem jungen Mann, der seine Frau an Krebs verloren hat und nun mit seinem 12-jährigen Jungen alleine da steht. Er ist auch mit vielem so wie Du überfordert, aber ich zeige ihm immer wieder die Seite des Kindes und helfe ihm dadurch ein bißchen seinen Sohn nicht zu vergessen.

Liebe Tanja,
auch meine Mutter war mit der Pflege meines Vater völlig überfordert; wenn ich so richtig drüber nachdenke war sie eigendlich mit der Krankheit überfordert.
Dann wurde immer ich gerufen, was ja ganz einfach ist, da ich im selben Haus wohne. Und als gehorsame und aufopfernde Tochter macht man so einiges, ohne selbst an sich zu denken; denn immerhin war mein Sohn erst 4 Jahre alt. Aber das hat ja keinen interessiert und jetzt interessiert der Enkel sowieso nicht mehr.
Meine ganze Geschichte ist deiner so ähnlich, vielleicht hast Du Lust mir mal eine private Mail zu schreiben?
Klicke einfach das Postzeichen an....
So macht`s gut ich denke es war wichtig dass wir uns gegenseitig etwas die AUGEN geöffnet haben.
Mit Zitat antworten
  #34  
Alt 09.05.2005, 23:03
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Sie trifft sich mit einem anderen Mann, nach 9 Mon

Hallo Andrea,

ich wollte dir noch sagen, das ich sehr wohl nachvollziehen kann wie es ist den Partner zu verlieren. Ich beschäftige mich ja schon seit drei Jahren mit dem Thema und ich kenne meinen Vater.
Natürlich wuste ich von Anfang an, das er nicht allein sein kann, weil er noch nie im Leben alleine war. Meine Eltern kannten sich fast 40 Jahre, vom Teeniealter an. Er war es nicht gewöhnt sich um sich selbst zu kümmern. In seinem Bekanntenkreis gibt es nur Paare. Er hatte niemandem mit dem er sprechen konnte, wenn er abends heim kam. Die Person mit der er sonst alles im Leben gemacht hat, war nicht mehr da. Die Beweggründe, warum er sich aktiv eine neue Partnerin gesucht hat, kann ich nachvollziehen. Es war auch eine Erleichterung für mich, das ich mich nicht mehr um ihn kümmern muste, ich wohnte ja noch mit ihm zusammen.

Das ändert aber nichts daran, das er sich wie die Axt im Walde benommen hat. Er hat ja nicht nur keine Rücksicht auf seine Kinder genommen, seine neue Freundin fand die Situation bestimmt auch nicht so angenehm. Wir hätten alle mehr davon gehabt, wäre er behutsamer an die Sache ran gegangen. Und damit meine ich nicht seine Beziehung an sich, sondern, das er wollte das wir ausgerechnet an Weihnachten zum ersten mal zusammentreffen. Mit viel Streiterei konnten wir mit ihm noch einen Monat Schonfrist aushandeln. Dafür muste dann mein Geburtstag dran glauben. Es war der erste Geburtstag ohne meine Mutter und dafür saß dann eine fremde Frau am Tisch. Es herrschte bedrücktes Schweigen und war einfach furchtbar. Für alle, auch für seine Freundin.

Ich verstehe also durchaus, was du geschrieben hast und habe auch nie das Gegenteil behauptet. Aus deiner Sicht ist das alles Richtig. Aber warum sollte ich das eingestehen, solange du uns Kinder nicht verstehen konntest oder wolltest.

Lieben Gruß

Tanja
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:31 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55