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  #1  
Alt 12.05.2005, 13:44
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Standard Noch nicht lange her...

Hallo,

genau heute ist es drei Wochen her, dass meine Mutter dem Kampf gegen den Krebs verloren hat.
Oder hat sie eigentlich gewonnen? Ihr geht es jetzt hoffentlich viel viel besser als vorher!! An diesem Gedanken richte ich mich auf!

Wie geht es Euch, bei denen der Verlust des geliebten Menschens auch noch nicht so lange her ist?
Wie ich jetzt schon gemerkt habe, ist es sehr unterschiedlich, wie es den Leuten geht.

Mir selbst ging es die ersten 2 Wochen "danach" eigentlich verhältnismäßig "gut". Gut ist natürlich das falsche Wort, aber Ihr wisst schon, was ich meine.
Seit einigen Tagen bin ich nun trauriger und deprimiert. Ich kriege meinen Alltag zwar schon geregelt und weine auch sehr wenig, aber ich merke schon, dass meine Grundstimmung sehr ruhig und trübsinnig ist. Und lustlos. Und kraftlos.
Ich blicke auch in die Zukunft und denke: Alles sinnlos.

Dann wieder werde ich ziemlich aggressiv, weil man in dieser Gesellschaft ja funktionieren muss, egal wie. Das ärgert mich.
Gleichzeitig reißt man sich ja aus diesem Grund am Riemen, was einen davon abhält, in dieses Loch nur tiefer reinzufallen und nicht mehr rauszukommen.

Würde mich freuen, ein paar Antworten zu kriegen - wie Ihr so damit umgeht und wie Ihr Euch fühlt...

Ich wünsche Euch viel Kraft und bis bald
maryleen
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  #2  
Alt 12.05.2005, 20:56
Fantine Fantine ist offline
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Standard Noch nicht lange her...

Hallo Maryleen,

was soll ich sagen?
Der Todestag meines Vaters nähert sich am 25.05. zum viertenmal und ich habe heute noch Tage an denen ich total traurig und unglücklich bin; an denen mir die Tränen in die Augen schießen oder ich aggresiv und ungerecht werde.
Ich denke mit soeinem Schicksalsschlag schließt man nie ab, sondern man arrangiert sich manchmal schlecht und manchmal recht damit.
Ich denke auch heute manchmal noch es ist alles sinnlos, weil ich mich so nach seiner Nähe sehne, aber er kommt nicht mehr zurück, und er würde es am allerwenigsten wollen wenn ich unglücklich und traurig bin.
Ich tröste mich damit, dass es ihm da wo er jetzt ist besser geht und er auf mich wartet.
Denn eines Tages sehen wir uns wieder.
Es gibt so ein schönes Gedicht, was ich dann immer wieder herauskrame:

Tod bedeutet gar nichts.....
ich bin nur in ein anderes Zimmer gegangen...
und was wir füreinander waren, das sind wir noch immer.
Verändert euren Tonfall nicht, tragt nicht Schwere und Trauer mit euch herum.
Lacht über die kleinen Dinge, über die wir immer miteinander gelacht haben.
Lasst meinem Namen die Bedeutung im Hause, die er immer gehabt hat.
Lasst ihn ausgesprochen werden ohne Rührung,
ohne gespenstische Schatten mit ihm verhaftet.
Warum sollte ich denn aus dem Sinn sein - nur weil ihr mich nicht mehr sehen könnt.
Der Tod ist nicht das Ende unsere Liebe.

Es soll Dir ein bißchen Trost sein.
Alles Liebe und Gute für Dich
Fantine
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  #3  
Alt 12.05.2005, 22:41
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Standard Noch nicht lange her...

Liebe Maryleen,
Deine Mutter hat den Kampf gegen den Krebs nicht verloren, sondern sie hat ihn mit ihrem Tod besiegt. Denn jetzt hat sie keine Leiden mehr auszuhalten, alle Medizin konnnte nicht mehr helfen. Für uns ist das unvorstellbar, weil wir zurückbleiben müssen und den Schmerz der Trauer und des Verlustes nicht aushalten können. Es dauert lange, wenn nicht sogar ewig, all das zu verkraften. Aber irgendwann wird auch für uns, die einen Verlust verkraften müssen, die Sonne wieder scheinen, anders scheinen.

In dem Sinne wünsche ich Dir Zuversicht und lasse Dich in Verbundenheit drücken, denn auch ich habe mit diesem Schmerz zu kämpfen.

Schlaf gut Steffi
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  #4  
Alt 12.05.2005, 22:58
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Standard Noch nicht lange her...

Hallo,liebe Maryleen,

ich habe dir schon mal geschrieben, als deine Mutter noch im Krankenhaus lag und es tut mir so leid, dich nun hier wieder zu finden. Wie schön, dass du auch den Gedanken hast, dass deine Mutter den Kampf ja auch auf eine Art gewonnen hat. Der Krebs kann ihr nichts mehr anhaben,sie hat keine Schmerzen mehr und keine Angst, da bin ich sicher.

Ich habe schon einen "Trauervorsprung" ,meine Mutter starb im Juli 2004.Es war bei mir so, dass die volle Trauer und das wirkliche Begreifen des "Nie wieder" erst nach einem halben Jahr so richtig zu mir durchdrang, vorher hatte ich irgendwie das Gefühl, Mama sei nur auf einen langen Urlaub gegangen.

Auch jetzt noch ist die Trauer da- und trotzdem kann ich wieder gut leben, jedoch anders. Ich glaube,so eine intensive Erfahrung und so ein Abschied lassen es nicht zu, dass man wieder so lebt wie zuvor. Ich bin eine andere geworden, diese Andere gefällt mir aber, weil sie mehr Mitgefühl,mehr Tiefe und mehr Bewußtsein bekommen hat.

Was könnte ich dir nun Hilfreiches für deinen Trauerweg sagen ?
Ich kann dir nur das anbieten, was mir geholfen hat: Ich habe mir Unmengen von Büchern über Sterben, Tod,Trauer und das Leben danach besorgt, das hat mir viel gegeben ( Die Bücher von E. Kübler-Ross z.B.oder von Moody -Nahtoderfahrungen ..)Da ich sowieso länger nicht in der Lage war,Freude an den "normalen" Freizeitvergnügungen zu haben, habe ich mich etwas zurückgezogen, nur getan, was ich wollte und meiner Trauer habe ich einfach viel Zeit und Energie gewidmet. Man kann diese Zeit ja sowieso nicht überspringen.Mein Bruder hat es versucht, er war dann aber ununterbrochen krank, mal der hohe Blutdruck,Grippe, Gastritis und schließlich ein Schiunfall, der ihn vier Wochen ins Bett zwang. Also,lieber bewußt und "freiwillig" trauern.Geholfen hat mir das Krebsforum auch sehr,hier fühle ich mich nicht alleine.Denn Krebs,Tod und Trauer-das sind Themen,mit denen sich Nichtbetroffene in der Regelnicht beschäftigen wollen und das erhöht wieder das eigene Einsamkeitsgefühl.( siehe auch den Thread" Hinterbliebene sind Aliens ).

Also mein Weg war: Bücher, Akzeptieren,dass die Trauer Zeit braucht und in verschiedenen Phasen verläuft,die durchlebt werden wollen, nur ausgesuchte Freunde um mich haben und Bewußtsein darüber, dass man ( zumindest früher ) nicht ohne Grund vom Trauerjahr sprach.

Liebe Maryleen,vielleicht war ja was dabei für dich.Wenn du magst, schau mal in Brieles Thread " Nicht nichts ohne dich..." vorbei, sie schreibt so schön und treffend.

Jetzt mal aber alles Gute, du bist eine Mutige, die "hinschaut"
Liebe Grüße,
Alina
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  #5  
Alt 13.05.2005, 09:12
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Liebe Maryleen
Habe einiges gelesen und will dir hier sagen wie leid es mit tut das auch du hast deine mutter gehen lassen müssen.Ich habe meine mum im Dez03 verloren und auch ich kann es bis heute nicht verstehen,auch meine mum hatte einen starken glauben,du kannst unter memory;mum einiges nachlesen.als ich von deiner mutter las wurde ich stark an meine mum erinnert.freue mich wenn ich von dir höre.eine ruhigen tag elisabeth
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  #6  
Alt 13.05.2005, 15:39
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Hallo,

danke für die netten und tröstenden Antworten!
Kennt Ihr das auch?
Morgens gehts mir gar nicht so gut... da schleppe ich mich förmlich aus dem Bett und muss richtiggehend kämpfen und mich zusammenreißen, dass ich arbeiten gehe.
Auf der Arbeit bin ich fast die Alte.
Vielleicht etwas schwermütiger als sonst, aber einigermaßen im Lot.

Nach der Arbeit bin ich dann völlig kaputt und lustlos. Ertrage keinen mehr um mich herum (bin auch Single und kann mir das dann daher leisten...). Gehe kaum ans Telefon und rausgehen tu ich schon gar nicht.
Dann freue ich mich immer auf den Abend Zeit für mich und was dann? Ich schlafe meistens so schnell ein, dass keine Zeit bleibt.
Und morgens schleppe ich mich dann wieder aus dem Bett. Und dann siehe oben...

@Fantine
Das Gedicht ist sehr sehr schön!
Und ein Trost.
4 Jahre ist es nun schon her bei DIr...
Ich kann mir das ja immer noch nicht vorstellen, dass wir jetzt ohne Mama weiterleben. Habs immer noch nicht kapiert. Wann kapiert man das eigentlich? Mit Herz und Verstand? Ich bin völlig blockiert.

@Steffi
Wie lange ist es bei Dir denn her, wenn ich fragen darf?
Danke auch für Deine Worte!
Und wie geht es Dir so? Wie lebst DU den Alltag nun mit der neuen Situation?

@Alina
Ja, ich erinner mich noch an Dich!
Schön, dass Du Dich hier auf meinen Beitrag meldest.
Bei Dir dauerte es also ein halbes Jahr, bis das Begreifen einsetzte? Wie war dieses halbe Jahr? Ich meine, man kapiert ja, dass die Situation so ist. Und trotzdem negiert man es, oder begreift nicht, oder kann es nicht erfassen, so dass man relativ normal weiterlebt.
Mir ist das alles sehr schleierhaft, wie sich der Verstand so gegen ein Wissen wehren kann.

Danke für die Buchtipps. Ich denke, ich werde nach meinem Urlaub mal damit beginnen. Ich möchte etwas über das "Danach" lesen, um vielleicht meine Zweifel auszuräumen.

Und ich werde die Trauer auf keinen Fall überspringen. Ich kann das auch gar nicht, ich lebe meine Gefühle immer aus. Und ich bin eben grundsätzlich traurig zur Zeit... ich hätte gar nicht die Kraft, das zu verdrängen und mich zu verstellen. Wofür denn?
Danke Alina für Deine lieben Worte!!

@Elisabeth2
Danke, lieb von Dir, dass Du Dich meldest.
Ich werde mal in Deinem Thread lesen. Hoffentlich finde ich den auch noch. Ja, meine Mama hatte ihren Glauben und eigentlich auch keine Angst vorm Sterben (zumindest einige Wochen vor ihrem Tod, als es noch nicht so akut war, sagte sie das mal).
Kann man denn keine Angst vorm Sterben haben?
Für mich ist der Gedanke immer furchtbar...
Besonders jetzt, wo ich gesehen habe, wie das vor sich geht...

liebe grüße an euch alle
maryleen
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  #7  
Alt 13.05.2005, 16:11
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Morgens gehts mir gar nicht so gut... da schleppe ich mich förmlich aus dem Bett und muss "richtiggehend kämpfen und mich zusammenreißen, dass ich arbeiten gehe.
Auf der Arbeit bin ich fast die Alte. Vielleicht etwas schwermütiger als sonst, aber einigermaßen im Lot. Nach der Arbeit bin ich dann völlig kaputt und lustlos. Ertrage keinen mehr um mich herum (bin auch Single und kann mir das dann daher leisten...). Gehe kaum ans Telefon und rausgehen tu ich schon gar nicht. Dann freue ich mich immer auf den Abend Zeit für mich und was dann? Ich schlafe meistens so schnell ein, dass keine Zeit bleibt. Und morgens schleppe ich mich dann wieder aus dem Bett. Und dann siehe oben..."

Bei mir ist es ganu genauso!
1. Morgens fühle ich mich erschlagen und habe überhaupt keine Lust zur Arbeit zu gehen, komme nicht aus dem Bett.
2. Komme ganz knapp zur Arbeit - meistens 5 min. zu spät.
3. Funktioniere einfach nur - bin aber nicht mehr so viel lustig und habe glaube ich auch nciht mehr die fröhliche Ausstrahlung. Warte den Nachmittag. bis endlich Feierabend ist.
4. Nach Feierabend gehe ich schnell heim. Will Zeit für mich - niemanden um mich rum und meinen Gedanken nachhängen.
5. Trinke dann meistens Rotwein, um die Gedanke zu ertragen. Gehe später ins Bett und habe Frust, dass meine Zeit schon wieder rum ist und ich mich mit Wen wieder etwas betäubt habe (u.a. auch, damit ich schneller einschlafe).

Schlimm! Und momentan schaffe ich es nicht, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Ich habe nämlich gar keinen Antrieb und keine Lust auf irgendwas. Ich will einfach nur Zeit für mich!

Ist das bei Euch auch so? Wie ist es mit dem Alkohol? Trinkt ihr auch manchmal was, damit ihr es besser ertragt?
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  #8  
Alt 13.05.2005, 16:19
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Hallo Svenja,

ich hab meine mama am 10.04 gehen lassen müssen.
habe dann 3 wochen lang eine schlafhilfe genommen und hab nu das problem davon wieder gut weg zukommen.
pass auf mit dem wein das es nicht zuviel wird, und das du dadurch die trauer nicht unterdrückst.
lass es lieber raus, auch wenn du dann mal vor wut brüllen musst,
oder in die kissen boxt.
ist besser so,als wenn du später mit dem wein ein problem hast.

liebe grüsse

heike
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  #9  
Alt 13.05.2005, 19:10
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Hallo Svenja,

ich glaube, es geht vielen wie uns.
Die Antriebslosigkeit usw.
Man ist depressiv und hat auch gar keine Lust, sich am Riemen zu reißen. Außerdem funktionieren wir ja - wenigstens auf der Arbeit.

Wiegesagt, mir gehts wie Dir.
Ich nehme allerdings keine Tabletten und keinen Alkohol. Ich habe nur am Anfang ein paar Baldrian-Tabletten auf pflanzl. Basis genommen, wg. des Herzklopfens und Zitterns, als Mama starb. Ich habe aber auch keine Probleme mit dem Einschlafen usw.

Wie Heike schon sagte: Tabletten und Alkohol verlängern die Trauerzeit nur, da sie den richtigen Schmerz betäuben und mildern. Aber es kommt sowieso alles weiter raus, von daher kann man das auch besser gleich lassen.
Lass den Schmerz lieber gleich ganz zu... sonst kommts hinterher noch schlimmer. Was ist schon dabei, wenn Du mal den ganzen Abend heulst und so.
Komm lieber in den Chat oder schreib Deinen Frust hier rein.

Ich bin übrigens auch schon seit einer ganzen Weile in psych. Betreuung. Das hilft auch ganz gut, da kann man den Seelen-Müll mal komplett abladen. Wenn man merkt, dass man nicht alleine klarkommt, sollte man sich nicht scheuen, eine Therapie zu beantragen.

Svenja, pass auf Dich auf und versuchs mal ohne Wein, geht auch und sind wir mal ehrlich: Mit Wein gehts Dir doch auch nicht besser....
Liebe Grüße
maryleen
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  #10  
Alt 15.05.2005, 10:16
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Hallo Maryleen,

mein Mann ist mit 39 Jahren vor 6 Wochen an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.

Ich dache mein leben steht still und geht keinen Tag weiter.
Ich bin morgens 3 Stunden im Bett gelegen (war krank geschrieben) und habe mich rumgewälzt, mußte weinen und leget mich auf seine Seite vom Bett. Es war fürchterlich. Bis mir Pit ein kleines Zeichen gab....ich solle doch endlich meinen A.... wieder bewegen. Das hat mir irgenwie geholfen.

Was bei mir ganz schlimm ist sind die Abende. Ich versuche auch immer am Wochenende irgenwie Programm zu haben. Gehe mit Freunden essen oder lade welche zu mir ein. Was mir auch hilft ist mein Sport. Wenn ich draußen laufe dann wird irgenwie mein Kopf frei.
Es stimmt schon Zeit heilt alle Wunden, nur ich denke ich brauche sehr viel Zeit. Dieses Woche war es z.B. wieder ganz schlimm, ich weiß auch nicht warm. Das kommt aus heiterem Himmel und ich brauche dann immer einige Tage bis ich mich wieder so richtig im Griff habe. Mußte diese Woche wieder mal sehr viel weinen. Aber ich lasse es einfach zu, es bringt ja eh nichts wenn ich es verdrücke. Habe zur Zeit auch eine leichte Erkältung vielleicht kommt da wieder mal alles zusammen.

Ich lese zur Zeit ein sehr sehr schönes Buch... "Auf der Suche nach den Regenbogentränen". Kann ich Dir nur empfehlen. Ist ein sehr liebevolles Buch über den Umgang mit Trauer.

Liebe Grüße

Petra
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  #11  
Alt 16.05.2005, 16:43
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Hallo alle zusammen!
Ich kann für mich auch nur bestätigen,dass es mir ähnlich wie Maryleen und Svenja geht. Bei mir legt sich auch dieser "Gefühl-aus-Schalter" um, meist kann ich es auch nach Feierabend noch so lange beeinflussen, so lange ich für meine Familie "funktionieren" muss. Ich habe meinen Mann (wir waren nicht verheiratet und er hat meine drei Töchter acht Jahre wie seine eigenen Kinder geliebt!), vor zwei Monaten verloren...Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll, im Herbst geht dann meine jüngste Tochter aus dem Haus, d.h. 300 km weit entfernt beginnt sie ihre Lehre. Sie wird mir sehr fehlen, aber ich fürchte mich eigendlich nicht vor dem allein sein. Zumal ich meine Mutter noch im Haus habe. Aber ich weiß nicht wer ich bin - ohne ihn. Ich rede noch in Gedanken mit ihm als ob er neben mir steht und jeden Handgriff sieht. Sein Schrank ist fein säuberlich mit seiner Wäsche neben meinen Sachen ... als ob er bald wieder kommt. Ich bin wie ein kleines Kind, das aufstampft und schreit "ich will das nicht - er war erst 40 und wir hatten zu wenig Zeit zum Leben - ich will ihn wieder!"
Er war so einmalig - unsere Beziehung war so einmalig, voller Probleme und Schwierigkeiten - die wir aber zusammen durchgestanden haben und die uns so vertraut haben sein lassen! Alles ist schlimm ohne ihn - die Sonne die er so geliebt hat, überhaupt alles was ich sehe, was mir gefällt will ich ihm zeigen und erzählen und es wird nie wieder sein!!! Ich will nirgens sein wo er nicht ist, deshalb ziehe ich mich lieber zurück. Ich mag auch keine Besuche vor denen ich zeigen muss "macht euch nur keine Sorgen ...es geht ja schon irgendwie...!" Sicher geht es irgendwie, die Tage gehen vorbei - aber sie bedeuten mir nicht viel. Es ist ungerecht meinen (fast erwachsenen)Töchtern u. meiner Mutter gegeüber. Aber meine Töchter beginnen ihr eigenes Leben - meines ist mit ihm nicht mehr da - keine Zukunft, keine gemeinsamen Pläne ...

So, nun habe ich genug geheult. Wie ich damit umgehe? Gar nicht ich weiß es einfach nicht was ich tun soll, auf jeden Fall geht mir die Welt gehörig auf die Nerven, aber da ich gelernt habe zu funktionieren, funktioniere ich und dränge meine Gefühle zurück, so mache ich wenigstens den anderen keine Sorgen.

Grüße an euch allle!
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  #12  
Alt 16.05.2005, 18:00
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Hallo Ihr !!
Mein Papa ist letzten Donnerstag morgens um halb sieben gestorben (eigentlich hatte er Lungenkrebs, aber sein krankes Herz hat ihn vorzeitig "erlöst").
Meine Mama hat vor dem Bett gesessen und ihm die Hand gehalten. Ich lag auf der Bettseite meiner Mutter und habe mich an seinen Rücken gekuschelt. Die letzten 5 Wochen habe ich bei meinen Eltern gewohnt, um genau in diesen Moment da zu sein. Es ist sehr tröstlich für mich, dass ich bei ihm sein konnte, es war nicht schlimm.
Mein Problem ist, dass meine Mutter anders trauert als ich. Sie ist voller Aktivität, putzt und räumt rum. Ich bin am liebsten allein und weine viel. Ausserdem geraten wir dauernd aneinander, was bestimmt nicht im Sinne meines Papas ist. Ich weiss nicht, warum wir uns nicht verstehen, sie ist mir völlig fremd und ich fühle mich allein. Ab morgen wohne ich wieder bei mir (bin 34 und Single), ein bisschen Abstand wird wohl das Beste sein. Hoffentlich werde ich dann aber nicht völlig depressiv, denn meine Freunde weise ich ab. Meine Nerven liegen einfach blank, vielleicht ist es das.
Schön, dass es Euch hier gbt.
Liebe Grüße, Nicole
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  #13  
Alt 17.05.2005, 16:57
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Hallo, Maryleen,
wir haben meinen Mann, Papa und Opi am 26. Februar im Alter von 47 Jahren wegen dieser Sch....krankheit hergeben müssen.

Ich kann nicht sehr gut damit umgehen, ich funktioniere eigentlich nur so. Der Schmerz ist mal mehr, mal weniger. Vor allem dann, wenn ich im Kreise meiner Familie oder Freunde bin, aber danach kommt alles wieder hoch. Man versucht sich abzulenken, schafft es aber nur für kurze Zeit, dann hat der Schmerz um die Leere, das "Nie mehr" und die Endgültigkeit wieder Oberhand. Weinen erlöst im Moment, Trauertränen sollte man auch nicht verdrängen, sie müssen aus dem Körper, dem wir in der Zeit sowieso schon viel zumuten, ausgespült werden. Danach fühlt man sich ja auch ein kleines bischen besser, bis zur nächsten Weinattacke.

Mein Sohn geht ähnlich, wie ich damit um. Er bedauert, dass er Papa nicht mehr all das sagen konnte, was er eigentlich hätte tun wollen, denn das Gehen meines Mannes kam ganz unverhofft. Er denkt jetzt über die ganzen Zwistigkeiten der ganzen Jahre nach, die es eben nun mal zwischen Kindern und Eltern gibt. Ja es ist eine wirklich ganz schwere Zeit für alle Beteiligten.

Meine Tochter hat mit ihrem Kleinen, 2 1/2 Jahre, zu tun, der seinen Opi ganz sehr vermißt. Erkläre das mal so einem kleinen Kerl. Zumindest hat sie dadurch auch gewisse Ablenkung.

Das Gehenlassenmüssen eines geliebten Menschen ist ein starker Schmerz, der wahnsinnig weh tut. Man sieht ja, dass es uns allen so ergeht, und wir wirklich viel Kraft brauchen, um den Verlust zu verkraften.

Liebe Grüße Steffi
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  #14  
Alt 17.05.2005, 22:55
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hallo Petra -2

du hast genau das formuliert, was ich die ganze Zeit zwar gefühlt aber irgendwie nicht in Worte fassen konnte: Ich weiß nicht wer ich bin ohne ihn. Genau das ist es. Mir geht es ganz genauso. Wir waren eins und seit dem Tod meines Mannes ist ein Großteil von mir auch gestorben. Mein Körper lebt weiter und ich frage mich oft, wieso das eigentlich überhaupt möglich ist. Die Tage gehen vorbei bedeutungslos jeder einzelne, jedenfalls im Augenblick und bestimmt noch für lange Zeit.Funktionieren, zwar mehr schlecht als recht, aber mehr ist nicht mehr. Auch das erzählen wollen. Wie oft denke ich: Das muss ich Claus erzählen, oder ihn fragen oder oder oder....
Und genug heulen? Ich denke auch das geht noch lange nicht. Das einzige, was mir immer wieder hilft ist reden. Und hier ist zum Glück immer jemand, den es auch interessiert, weil es ihm genauso geht und der das, was man selbst fühlt in Worte fassen kann. Mir hilft das sehr.

Ich umarme euch alle

LG
Andrea
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  #15  
Alt 22.05.2005, 09:49
Maryleen Maryleen ist offline
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Hallo!
Ich sehe schon, es geht unheimlich vielen wie uns...
Irgendwie hilft es einem, auch wenn es schlimm ist, zu wissen, dass es noch viele andere gibt, die traurig sind.
Denn man schaut in sein eigenes Umfeld und alle kommen einem glücklich oder wenigstens normal zufrieden vor. Es ist schon gut, dass man sich hier austauschen kann.

Einige von Euch haben ihren Lebenspartner verloren. In einem anderen Thread wurde das schon mal diskutiert. Das ist natürlich nochmal um eine ganze Stufe härter. Denn Euer Alltag ist nun vollkommen anders. Meine Psychologin hat kurz vor Mamas Tod mal zu mir gesagt: "Wenn man erwachsen wird, baut man einige eigene Lebensbereiche auf... den Job, Freunde, eine eigene Familie, Hobbies, die nichts mit dem Bereich Eltern zu tun haben. Und einer Ihrer Lebensumfelder, nämlich der Ihrer Eltern, ist nun sehr schwierig, traurig und Sie werden dort bald einen Verlust zu ertragen haben. Das ist schlimm, keine Frage. Aber die anderen Lebensbereiche bleiben, wie sie sind. Daraus können Sie wieder Kraft schöpfen".

Und sie hatte recht.
Mein Alltag ist ja einigermaßen gleich geblieben. Man kann dann einigermaßen gut weitermachen. Der Verlust ist natürlich spürbar. Aber meinem Vater wurde sein "Haupt-Lebensbereich" auseinander gerissen. Seine Frau wurde ihm weggenommen und er muss nun ein komplett neues Leben führen. Alles ist bei ihm anders (bis auf den Bereich Job).

Aber trotzdem. Ich bin niedergedrückt und traurig. Klar. Man versteht es ja einfach nicht.

@Nicole
Ja, irgendwie kenne ich das, was Du mit Deiner Mama beschreibst, von meinem Papa. Mein Papa hat am Tag des Todes meiner Mama noch damit angefangen, in der Wohnung herumzuräumen. Er war fast guter Dinge dabei... und ich selbst war sehr niedergedrückt und inaktiv. Aber ich habe ihm dann geholfen, denn ich habe gemerkt, dass er nun einiges wegräumen muss, um selbst mit allem klarzukommen.
Er hat beispielsweise als allererstes alles weggeräumt, was ihn an die Krankheit erinnert hat. Sämtliche Medikamente haben wir sortiert, das war ja eine eigene kleine Apotheke in der Wohnung. Dann haben wir die Küche geschrubbt, so richtig!! Meine Mutter hatte ja lange Jahre schon nicht mehr die Kraft dazu und eine Haushaltshilfe wollte sie nicht.
Naja, nach einigen Tagen, ca. 2 Wochen vielleicht, wurde auch mein Vater ruhiger. Jetzt trauert er auch eher ruhig, sag ich mal. Der Aktionszwang ist vorüber.
Deiner Mutter gehts vielleicht ähnlich. Ihre Aktivitäten helfen ihr, die ersten Tage besser durchzustehen. Lass sie einfach und trauer Du so, wie Du trauern möchtest. Jeder ist da ganz anders.

So, ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag
Lasst die Köpfe nicht so hängen... auch wenns einfach gesagt und schwer getan ist.
Liebe Grüße
maryleen
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