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  #16  
Alt 09.07.2012, 12:35
ullawo ullawo ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Hallo,
ich bin die Ulla, wie man sieht bin ich hier schon lange angemeldet und habe aber nie geschrieben, da mein Schatz eigentlich im Speiseröhrenkrebs Teil schreiben wollte, hat er dann aber doch nicht oft.
Mein Mann ist am 19.6.12 verstorben. ich komme erstaunlich gut klar, er war im ln den letzten 9 Mon soviel im Krankenhaus, dass ich mich schon an die Abende gewöhnt habe. Trotzdem ist es natürlich etwas anderes.
Meine Tochter und ich waren zum Schluss bei ihm. Die letzten Tage bin ich nur noch nachts nach Hause zum Schlafen gefahren, da ich auch den Hund noch rauslassen musste. Er war die letzten 4 Wochen auf der Palliativstation, ich konnte die Couch nutzen, das 2. Bett und wurde mitversorgt an Körper und Seele.

Vor vielen Dingen hatte ich enorme Angst, fand sie dann aber gar nicht so schlimm.
Die letzte halbe Stunde war enorm intensiv, es war eine ganz besondere Atmosphäre. Dann konnte ich mir nicht vorstellen, beim Bestatter zu sitzen und einen Sarg auszusuchen, ging aber.
Ja, die Trauerfeier haben Töchterchen (22) und ich ganz alleine vorbereitet, der Pfarrer musste nur noch nicken. hat er auch. Wir haben es wie eine Feier organisiert, eine Abschiedsfeier. Es fing schon mit den Totenbriefen an, die wir auf besondere Weise gestaltet haben und die viele Leute sehr schön fanden.
Fast eine Woche dudelten hier die diversen Kirchenlieder, immer wieder ausgesucht und dann verworfen. Unser Sohn konnte nicht mithelfen, er arbeitet ca 350 km von hier, aber wir hatten ständigen telefonischen Kontakt.
Aus einem alanon Forum schickte mir eine Freundin eine Geschichte, die ich so toll fand, die habe ich gleich gemoppst und der Pfarrer hat sie statt Predigt verlesen. Es war bei der Trauerfeier eine fast heitere, gelöste Atmosphäre. Alle die die Kinder und mich begleitet haben in den letzten 6 Monaten, wussten wir wir alle gelitten haben und alle gönnen meinem Mann die Ruhe. Kein Geschnipsel, keine Alternativtherapie, kein ich brauch ein bisschen Blut, nein endlich lässt man ihn in Frieden.
Mir ist ganz klar und bewusst, dass die Lächer noch kommen, das erste tiefe Loch tat sich gestern auf, als ich mit Sohnemann den Kleiderschrank durchging. Viele Sachen passten ihm und er hat keine Scheu sie zu tragen, aber da wir halt gereade dabei waren habe ich mir auch den Rest vorgenommen. Danach war ich alle, aber rundum.
Ich habe schon viel geschafft, aber es geht alles gaaaaanz langsam, ich benötige ganz viele lange Pausen, aber die nehme ich mir auch. Es ist ja nicht nur der enorme Verlust, es ist auch noch die Erschöpfung der letzten Monate abzuarbeiten.
Liebe Heidenauerin, ich wünsche Dir viel Kraft für die Trauerfeier. Unsere war entgegen meiner Befürchtungen eine schöne Abschiedsfeier. Wir haben nun noch die Tage die beisetzung der Urne vor uns.
Ganz liebe grüße
Ulla
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  #17  
Alt 10.07.2012, 16:20
heidenauerin heidenauerin ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Hallo Ihr Lieben die ihr mir so viel liebe Worte schreibt aus denen ich dann die Kraft versuche zu schöpfen.
Das letzte Wochenende war doch nicht so schlimm, wie ich erst dachte. Es gibt wirklich Menschen, die einen in Arm nehmen..... und nicht zur Familie gehören
Die Schwester vom Schwiegersohn kam als erste und meinte, das wenn ich traurig wäre ich mich ja in den Park setzen könne. Vielleicht würde dann jemand kommen und mich in meiner Trauer trösten. Als sie raus war, habe ich erst einmal geweint und konnte mich fast gar nicht beruhigen. sie hat auch gemeint, das die Familie auch anderes zu tun hätte, als mich zu trösten.
Abends habe ich dann Bekannte, die ich über meinen Hund kennen gelernt hatte, angerufen und ihnen davon erzählt. Sie haben mich dann spontan zum Griechen zum essen eingeladen.
Ich schäme mich fast, aber es war ein schöner Abend.
Jetzt ist wieder Woche und es gibt wieder zu tun und somit auch Ablenkung.
Meine Neurologin wollte mich ins Krankenhaus schicken. Sie meinte gestern zu mir, das ich ja gewusst habe, wie krank mein Mann war. Was ich denn wolle Ich suche mir eine Neue; geht so gar nicht.
So. Jetzt grüße ich euch alle ganz lieb. Vielen, vielen Dank für eure Anteilnahme, die mir so viel hilft.
Es grüßt euch ganz lieb die Heidenauerin
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  #18  
Alt 10.07.2012, 17:14
neufund neufund ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Liebe Heindenauerin,

ich kann Dir von meiner Erfahrung berichten:
mein Mann ist Ende November 2011 gestorben, absehbar aber dennoch plötzlich
---ich hatte, als die ersten tage, in die man sich fühlt als wär man in Watte gepackt, vorbei waren das DRINGENDE Bedürfnis nach Alleinsein!
Wollte mit niemanden reden, wollte niemanden sehen! UND erst recht nicht getröstet werden...ich hatte das Bedürfnis das was da gerade mit mir passierte auszuhalten, auszuleben! ich hab geheult, geschrien oder auch manchmal ewig lang die Wand angestarrt und garnichts gemacht...und immer, wirklich IMMER war und IST mein Mann ganz nah bei mir!

Nun hab ich in den letzten Monaten einiges geschafft: ich hab alles amtliche erledigt, musste umziehen, das neue Heim erst renovieren ect.---und natürlich musste ich die ganze Zeit auch voll arbeiten!

Das war ein hartes Stück Arbeit, aber es geht mir mittlerweile relativ gut, mein Mann ist immer an meiner Seite und unsere beiden Hunde helfen mir dabei "Normalität" zu leben.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass auch Du einen Weg findest mit Deiner Trauer leben zu können.....

ganz liebe Grüsse,
neufund
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  #19  
Alt 10.07.2012, 20:42
heidenauerin heidenauerin ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

hallo Neufund, bei mir war es genau umgekehrt: ich habe alle amtlichen Sachen sofort erledigt und habe beim Landratsamt alles erledigt, was zu tun war.
Zum ausruhen habe ich mich auf dem Landratsamt dann etwas hingesetzt und die Leute beobachtet.
Etwas lässt mir keine Ruhe und vielleicht halten mich manche für verrückt, aber an den Tag habe ich gedacht, ich hätte für einen kurzen Moment meinen Mann gesehen. Er hat mir zugelächelt und war im nächsten Moment weg. Ich war total verwirrt. Gibt es denn sowas?
Ich bin viel alleine, weil keiner so richtig Zeit für mich hat. Ich räume auf, gehe in unseren Schrebergarten und ernte schon. Bloß Apetit habe ich nicht. Oft fehlt mir ganz einfach die Kraft. Dann sitze ich nur da. Umziehen muß ich wahrscheinlich nicht. Renovieren werde ich; Möbel austauschen. Ich habe mir erst einmal ein kleineres Bett gekauft, das war mir wichtig.
Mein Mann hatte in den letzten Monaten seines Lebens ein Pflegebett. Einen Monat vor seinen Tod hatte ich noch die Erhöhung der Pflegestufe beantragt.
Eine Entscheidung steht darüber auch noch aus. Ich empfinde auch dies als Katastrophe.
Ich grüße Euch alle ganz lieb.
LG Heidenauerin
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  #20  
Alt 10.07.2012, 20:50
neufund neufund ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Ohja, diese "Zeichen"...die kenn ich auch!

mir ist u.a. Folgendes passiert.
als ich im Zuge des Umzugs im Arbeitszimmer meines Mannes Kartons packte ging plötzlich die Deckenlampe im Zimmer an (ich war in der völlig anderen Ecke, also weit weg vom Schalter....); mir war SOFORT klar, dass das ein Zeichen von meinem Mann war und ich hab auch sofort, ohne zu überlegen mit ihm gesprochen....

jaja, wird mancher denken, "die spinnen ja, die bilden sich das ein", aber ich glaube daran, dass es sowas gibt.....

mir machen solche Sachen allerdings keine Angst, eher beruhigen sie mich, denn ich weiss, dass die Energie meines Liebsten noch da ist.....

Du machst Deinen Weg, das find ich gut und richtig, weiterhin alles Gute dabei,
liebe Grüsse,
neufund
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  #21  
Alt 10.07.2012, 21:00
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Liebe Heidenauerin,
mal von mir einen lieben Gruß und eine vorsichtige virtuelle Umarmung.
Was ist da los in Deinem Umfeld und erweiterter Familie? So genervt zu reagieren, wie die Schwester von Deinem Schwiegersohn - das ist schon heftig. Ich sehe Dich gerade im Park auf einer Bank sitzen, wie ein ausgesetztes Tier mit Schild um den Hals "Bitte streichel mich!"
Ist es "nur" Hilflosigkeit...oder fehlt Frau einfach voll die Geduld mit einem belasteten Menschen umzugehen?
Das gilt anders auch für die Neurologin, die - "medizinerprobt...professionellen Abstand wahrend" knapp die Tatsache der tödlichen Erkraniung Deines Mannes wie ein Brett vor dem Kopf stehen hat...a bisserl "Seitenwechsel" zur Hinterbliebenen...wäre angebracht. Es ist nachvollziehbar, dass Du trotz Wissen um die Krankheit Deines Mannes am Ende doch schockiert warst. Die Seele konnte das nicht "fassen". Wie sie Deine seelische Gesundheit einschätzt, ist ihr fachliches Gebiet. Wenn Du jetzt so den Mumm hast, Dir eine andere Ärztin oder Arzt zu suchen, dann mach das - aber suche Dir Hilfe. Zumal, wenn Du Medikamente nimmst.

Ich denke (noch immer) nicht, dass es von irgendeiner Seite so richtig Trost geben kann...doch Verständnis und einfach "Dasein beim Aushalten".
Himmel...solch eine Situation ist für jeden ganz individuell ertragbar - jeder geht seinen Weg und findet sich darin auch wieder....dauert...Seufz!

Schön, Deine Hundebekannten haben das Richtige getan - weil Du es annehmen konntest - griechisches Essen....gemeinsam, ohne lange zu überlegen...ob Deine Tränen nicht den Abend versauen....
Keine Scham! Es war doch für Dich ein guter Abend und Du...bist noch am Leben, Du darfst Dir etwas Gutes tun!


Liebe Ulla, Du bist ja auch einen harten Weg mit Deinem Mann gegangen.
Ja, ich denke auch, dass die Erschöpfung der letzten Monate erstmal vom Körper bewältigt werden will...auch wenn Du in 9 Monaten immer wieder Krankenhausaufenthalten, die Abende ohne Mann "gewöhnt" warst...nun...nach bald 4 Wochen...kann es sich auch ändern - muß nicht...
Ich habe gemerkt, dass das "Vermissen" einfach wellenförmig immer mal wieder die Haifischzähne gezeigt hat...
Eine schöne Idee, diese Abschiedsfeier. Das ist etwas was man weiterhin im Herzen tragen kann und ein Abschied...ist schwer...doch wenn das gnädige Ende erreicht ist...auch soo gut. Nimm Dir Zeit für Deine Trauer...ich wünsche Dir alles Liebe für Deinen Weg.


Liebe neufund,
jaa...ich habe es ähnlich erlebt, dass ich nach allem "Herumgerödel" froh war allein zu sein. Ich wollte nicht ständig in alle Richtungen "erklären" müssen, wie es mir geht...Einfach auf der Couch sitzen, Teelichter brennen lassen, Miezen neben mir und die Nähe zum meinem Mann spüren...anfangs durchaus "lauschen" ob er nicht im Schlafzimmer schnarcht...
Für Entscheidungen hatte ich immer ein virtuelles Ohr...was er mir raten würde, oder wie etwas funktioniert, wovon ich keine Ahnung habe....
Inzwischen...habe ich ihn "verschluckt"...er ist in mir...in meinem Herzen und gehört zu mir.
Du hast eine Menge geschafft und darfst stolz auf Dich sein. Die "Normalität" ist das was wir alle wieder leben lernen...anders...doch es geht...Schritt für Schritt... besser.
Recht hast Du: Jeder geht seinen Weg.
Leben mit der Trauer...jaa...das geht. Ich sende Dir mal liebe Grüsse.


Sommerliche Grüsse....liebe Heidenauerin !

__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #22  
Alt 15.07.2012, 20:46
heidenauerin heidenauerin ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Ich grüße euch alle und ganz besonders dich, Morgana.
Deine Worte haben mir sehr viel Kraft gegeben und ich habe diesen bitteren Tag des Abschieds hinter mich bringen können.
Die ganze Familie war da; die Rede des Redners war gut. Hat man mir später gesagt, ich stand in dem Moment neben mir. Seine Tochter und ihr Mann haben mich getröstet. Der schwerste Weg war der Weg zu seinem Ruheplatz. Es ist eine kleine Wiese, mit einigen Bäumen in der Nähe. Überall stehen Blumen; nur Namen gibt es nicht, da ja anonym.
Ich erzähle ihm, wie lieb seine engsten Angehörigen sind; das alle seine ehemaligen Klassenkameraden und Schulfreunde an ihn gedacht haben.
Gestern sind die letzten Trauergäste nach Hause gefahren.
Jetzt muß ich versuchen, wieder alleine klar zu kommen.
Ich habe Bilder gefunden aus glücklichen Tagen. Einige lasse ich vergrößern und werde sie hinstellen. Dann ist er wenigstens in meiner Nähe und ich kann ihm erzählen, was ich so mache und hoffe, das er es gut findet.
Mir kommen schon wieder die Tränen. Es tut alles so weh. Am 23. werde ich zum Friedhof fahren. Da wäre er 60 Jahre alt geworden. Mein Gott, wie tut es weh. Ich vermisse ihn so und seine Umarmungen.
Es grüßt Euch ganz lieb eine ganz traurige Heidenauerin
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  #23  
Alt 15.07.2012, 23:25
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Liebe Heidenauerin,
Du hast diesen bitteren Tag des Abschies nun erleben müssen.
Ja, der Weg bis zum Platz auf der Wiese ist...lang...und viele Gedanken laufen mit. Vielleicht gibt es ja auch einen "formalen Gedenkstein für alle" wo man...hin und wieder eine Blume/Kerze hinterlassen kann...wäre für Dich gut...und eine Möglichkeit zum 60. einen Gruß zu hinterlassen.

Bilder aus glücklichen Tagen...jaa, das finde ich gut. Du kannst (erstmal...bis es zu sehr schmerzt) die Bilder angucken und fühlen, dass er Dir nahe ist.
Ich habe ein Bild von meinem Mann eingerahmt aus unserem Schottlandurlaub...eigentlich...viel zu hell...sollte gelöscht werden...doch: Genau so "hell" vor dem Atlantik..."überbelichtet?" das ist nun etwas besonderes, denn er lebt ja nicht mehr...ER vor dem mild-blaugrauen Himmel über dem blauen Meer...

Du hast diesen Tag ausgehalten...und Du wirst auch seinen 60. Geburtstag aushalten...mit Tränen, mit Versteinerung...weil nicht zu glauben...

Was nun zusätzlich schmerzt, das ist die Leere...
Ich wünsche Dir, dass Du einfach aushalten kannst... es liegt ein harter Weg vor Dir - Du kannst es schaffen, das zu überleben...jeden Tag einen Schritt oder nur ein Schrittchen vorwärts.
Weine, wüte und verfluche das Schicksal...es ist völlig ok...
Trauer braucht Zeit!

Alles Gute für Dich

Morgana
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  #24  
Alt 20.07.2012, 17:38
heidenauerin heidenauerin ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Hallo Morgana und an all die anderen, es war der bitterste Weg meines Lebens. Im Moment weiß ich überhaupt nicht, wie es weiter gehen soll. Ich habe fast alle Trauerkarten beantwortet und es waren eine Menge. Seine Klassenkameraden waren völlig geschockt. Wir sind es ja alle, das er nicht mehr da ist. Heute sind die Bilder gekommen, die ich rahmen will. Eines ist von seinen letzten Geburtstag, da lächelt er so verschmitzt. Das Andere ist von einer Faschingsfeier. Da ist er als Scheich verkleidet. Mein Gott, wir hätten doch nie gedacht, das das Schicksal so hart zuschlägt.
Ich fühle mich so alleine und komme mir wie das lästige Anhängsel der Familie meines Mannes vor, um das man sich pro forma mal kümmert. Eigene Familie habe ich hier nicht. Meine Familie lebt in Berlin und ich eben in Heidenau. Zurück will ich nicht. In Berlin habe ich mich nicht sehr wohl mehr gefühlt, als wir dort lebten.
Meine Eltern sind auch schon weit in den Achtzigern und meine Schwester zieht nächstes Jahr auch aus Berlin weg.
Montag würde mein Mann 60 Jahre alt werden. Ein befreundetes Paar hat vorgeschlagen, das wir einen Kuchen backen und uns nachmittags bei mir zum Kaffee treffen.
Ich glaube, es würde ihm gefallen. Mir tut es aber entsetzlich weh und die Tränen wollen nicht aufhören zu laufen.
Ist es eigentlich normal, das man das Gefühl hat, keine Kraft mehr zu haben?
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  #25  
Alt 20.07.2012, 20:48
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Liebe Heidenauerin,
da warst Du ja richtig schnell mit dem Beantworten der Trauerkarten...mir hat es große Probleme bereitet...und ich habe mir Zeit gelassen.
Ja, der Schock, dass er nun nicht mehr da ist...das wird noch eine Weile anhalten. Auch, wenn der Verstand schon "den Kopf schüttelt"...man will es nicht wahr haben.
Deine Bilderauswahl gefällt mir...sie zeigt Deinen Mann "lebendig" und trägt schöne Erinnerungen.
Das ist bestimmt ein schlimmes Gefühl so als "Anhängsel" betrachtet zu werden - dennoch...auch in Heidenau gibt es doch Menschen, mit denen Du gern zusammen bist...muß ja nicht die "Verwandtschaft" sein.
Deine alten Eltern in Berlin...hast Du noch näheren Kontakt? Deine Schwester...was sagt sie zum Tod Deines Mannes?

Ich finde die Idee am Geburtstag Deines Mannes mit lieben Menschen zusammen zu sitzen und Kaffee zu trinken schön. Die Angst vor dem Tag ist schlimmer als er dann wird. Ja, es ist ein verdammt trauriger Tag für Dich. Doch gemeinsam den "Geburtstagskuchen" zu verspeisen, das ist doch eine gute Sache...weinen in den Kaffee inclusive.

Oh ja - es ist völlig normal...dieses Gefühl, keine Kraft zu haben...die kleinsten Dinge können wie ein Bergaufstieg erscheinen. Doch...es wird besser!
Die Tränen schmecken salzig...doch sie laugen irgendwann nicht mehr die Seele aus. Es ist ein langer. harter Weg...die Trauer will ausgehalten und gelebt werden, sonst erstickt sie Dich irgendwann...Ich hoffe, Du erinnerst Dich: Jeden Tag einen Schritt nach vorn...2 Schritte zurückgeworfen...und wieder ein kleiner Schritt nach vorne.

LG
Morgana
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  #26  
Alt 20.07.2012, 23:20
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Mein Mann fehlt mir so

Hallo Heidenauerin,

seit nun 4 Jahren feiern wir in der Familie (meine Töchter nebst Anhang) und ihre "beste Freundin" mit Ehemann den Geburtstag von Myriam, meiner Frau. Es ist immer ein schönes Fest. Voller guter Erinnerung und wir schmunzeln oft, wenn wir Geschichten von ihr erzählen. Beim ersten mal war es zu Anfang noch schwer. Es tut uns allen gut, es ist ein schöner Tag. Versuch es!


Herzliche Grüße,

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #27  
Alt 24.07.2012, 13:44
heidenauerin heidenauerin ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Hallo ihr Lieben, den Tag gestern habe ich eigentlich ganz gut gemeistert. Weisst du Morgana, wenn du dasitzt und nichts mit dir anzufangen weisst, der Hund neben dir liegt und dir was vorschnarcht, dann denkt man an die Familie und schreibt an die Menschen, die es gut mit einen gemeint haben am dunkelsten Tag, wo man den geliebten Menschen zu Grabe getragen hat, bei einem waren und Trost gespendet haben. Deshalb so schnell.
Der gestrige Tag war eigentlich merkwürdig. Mir ging es eigentlich seit einigen Tagen nicht so gut. Erst habe ich gedacht, ich hätte im Garten mich verhoben, aber dann kamen noch Halsschmerzen dazu. Sommergrippe, sagt meine Ärztin.
Gestern habe ich angefangen, mein Wohnzimmer neu zu gestalten. Die Bilder von meinen Mann sind aufgestellt, so das er mir zuschauen kann. Ich glaube, das das, was er gesehen hat, ihm gefallen würde. Er schaut mir zu und lächelt dabei. Ich fühle, wie nah er mir ist.
Nachmittags kamen Bekannte und wir haben Kuchen gegessen und Sekt auf das Wohl meines Mannes getrunken. Das hätte ihm auch gefallen.
Morgana, meine Eltern und meine Schwester sind total geschockt. Sie mochten meinen Mann sehr. Viele aus der Familie haben gestern angerufen, weil sie an ihn gedacht haben. Mit seiner ältesten Tochter habe ich auch noch mal gesprochen. Da gibt es jemanden in der Familie, der uns auseinander dividieren will. Lassen wir uns aber nicht gefallen.
So. Jetzt müssen der Hund und ich erst mal wieder gesund werden, um etwas weiter weg gehen zu können. Ohne Klo ist das im Moment nichts
Es grüßt alle ganz lieb die Heidenauerin
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  #28  
Alt 24.07.2012, 21:00
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Liebe Heidenauerin,
bei mir wars kein Hund...sondern schnarchende Katzen...und es war soo ruhig...klar...ich habe an manche gedacht...doch ich war erstmal wie gelähmt...
Tut mir Leid, dass Dich die Sommergrippe erwischt hat...ist noch übler als im Winter.
Prima...das Du die ausgewählten Bilder aufgestellt hast - da ist ER noch nahe und Du kannst immer mal wieder hinschauen. Später wirst Du auch erleben, dass es trotzdem irgenwie leer? geworden ist.
Das ist schön, dass Deine Familie an Dich denkt und hoffentlich weiter in dunklen Stunden zu Dir steht.

Ich wünsche Dir gute Besserung - auf dass Du bald mit Hund auf weiteren Stecken Dir den Wind um die Nase wehen lassen darfst.

LG
Morgana
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  #29  
Alt 01.08.2012, 13:25
heidenauerin heidenauerin ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Im Moment habe ich das Gefühl, das ich einen Schritt vorwärts mache und drei zurück. Die Grippe, die ich hatte, ist weg. Bin auch wieder in den Garten gegangen. Beim Kartoffeln ausbuddeln sind mir die nur noch die Tränen gelaufen. Das hat immer mein Mann gemacht. Seitdem kann ich mich kaum noch beruhigen. Was ist bloß los mit mir?
Leider habe ich auch mit der Pflegekasse immer noch Probleme: im Mai hatte ich die Höherstufung der Pflegestufe beantragt. Jetzt haben wir schon August und es tut sich nichts Ich fühle mich total hilflos. Was würdet ihr machen?
Am Montag ist mein neues Bett gekommen. Ist schon eine merkwürdige Sache so alleine in einen großen Schlafzimmer zu sein.
Manchmal schaue ich auf die Seite wo das Pflegebett gestanden hat. Wenn ich träume, dann höre ich die Stimme meines Mannes. Es hat ihm etwas weh getan, wenn ich den Stomabeutel von der Haut gezogen habe. Dabei habe ich es ganz vorsichtig gemacht.
Ich denke oft an die Zeit, wo ich ihn gepflegt habe. Oft habe ich seine Hand gehalten. Das alles vermisse ich so sehr.
Wenn er noch da wäre, wäre alles einfacher. Ich bin einfach nur sehr traurig.
Liebe Grüße Heidenauerin
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  #30  
Alt 01.08.2012, 17:25
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mein Mann fehlt mir so

Hallo Heidenauerin,

was mit dir los ist? Was für eine Frage: du trauerst.

Was erwartest du von dir nach nicht einmal zwei Monaten? Setzt dich jemand unter Druck? Vielleicht sogar du selber? Was erwartest du von deiner Trauer?

Viele Fragen, die nur du dir selber beantworten kannst. Trauer ist eine der größten Emotionen, zu welchen der Mensch fähig ist neben der Liebe. Sie wühlt uns auf von den Zehen- bis zu den Haarspitzen. Sie lässt sich nicht auf eine Zeitschiene pressen und es gibt keine Regeln, wie sie ab zu laufen hat. Sie quält uns, tut weh, verlangt unser Letztes. Sie kann uns sogar umbringen.

Doch es gibt ein gutes Mittel, um sie zu besiegen, sie zu einem verlässlichen, ja sogar vielleicht freundlichen, Begleiter zu machen und das sind keine Tabletten. Jeder von uns hat diese Mittel. Sie sind in uns: Herz, Verstand und Mut.


Herzliche Grüße,
Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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