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  #1156  
Alt 05.01.2005, 19:52
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Standard Wie kommt der Tod?

Ja Manuela, diese Gedanken gehen einem durch den Kopf. Aber ändern kann man nichts. Und sich Vorwürfe zu machen, das bringt einem auch nicht weiter. Manchmal denk ich drüber nach, wie oft ich gestöhnt hab, wenn mir Mutter mal wieder auf den "Wecker" ging ;-). Sie konnte aber auch.... Typisch Mutter eben. Versuch einfach, die positiven Erinnerungen in den Vordergrund zu bringen. Und versuch dabei, auch mal zu lächeln. Glaub mir, das hilft. Ich hab heute auch keinen guten Tag, denk andauernd drüber nach, ob ich was falsch gemacht hab, so viele Dinge, die ich Mutter nicht erzählt hab, frag mich, ob sie gespürt hat, wie sehr ich sie liebe. Und ob es die richtige Entscheidung war, sie ins KH zu bringen. Ich wollte das nie, aber sie ist uns doch dauernd umgefallen. Ich darf nicht dran denken.
Mach dich nicht verrückt. Ich erleb es ja momentan selbst, wie schwer das alles ist. Man hat oft auch das Gefühl, keiner versteht es. Ich hab gedacht, ich hätte alles gut im Griff, jetzt nach fast 2 Monaten häng ich durch.

Ich wünsch dir alles Liebe

Christa J.
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  #1157  
Alt 05.01.2005, 21:33
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Standard Wie kommt der Tod?

Hallo Christa!
Ich häng auch durch...und das seit gestern 6h früh...komm ned damit zurecht....andersrum denk ich mir wieder hätte ich überfreundlich sein sollen? da hätte Sie gleich gedacht da stimmt was ned...
Obwohl Sie eine sehr intelligente Frau war...
Nur diese leere in einem macht mich fertig...
selbst beruhigungstropfen helfen nix :-( echt shit....Manuela
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  #1158  
Alt 05.01.2005, 21:33
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Standard Wie kommt der Tod?

Liebe Manuela, ich habe mir diese Vorwürfe auch gemacht, direkt nach dem Tode von Papa. Ich mußte auch in der Nacht zuvor mehrfach meinen Vater auf den Toilettenstuhl setzen und war genervt.....
Auch mich beruhigten die Ärzte immer und meinten, er hätte doch noch viele Monate, da der Krebs in dem Alter und bei diesem Krebstyp sehr langsam wächst. Sind 3 Monate langsam?
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  #1159  
Alt 05.01.2005, 21:42
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Standard Wie kommt der Tod?

War das echt auch bei Dir so Stina? Warst auch echt genervt? Wenn ich jetzt daran denke möchte ich mich Ohrfeigen...Manuela
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  #1160  
Alt 05.01.2005, 21:50
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Standard Wie kommt der Tod?

Ja, Manuela, sonst hätte ich es nicht geschrieben und könnte mich auch Ohrfeigen im Nachhinein...
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  #1161  
Alt 05.01.2005, 22:27
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Standard Wie kommt der Tod?

Liebe Manuela,

ich möchte Dir mein herzlichstes Beileid aussprechen. Ich habe im September 03 meinen Stiefvater an dieser Krankheit verloren. Es gibt viele Dinge, die sich gleichen und offensichtlich immer wieder vorkommen: JA! Der Mensch entscheidet selbst, wann er gehen möchte. Ich weiss, dass ich Dir Deinen Schmerz und Deine Selbstvorwürfe nicht nehmen kann. Aber vielleicht kann ich Dir ein wenig helfen: Mein Stiefvater musste Freitags nachmittags ins KH, obwohl er dies mit allen Mitteln verhindern wollte. Meine Mutter rief mich mittags an und sagte "Es geht ihm so schlecht, was soll ich machen. Er will nicht ins KH." Ich habe ihr dann geantwortet, dass sie den Notarzt anrufen soll und er dann entscheidet, ob oder ob nicht. Gesagt getan. Der Arzt entschied: sofort mit Sauerstoffversorgung ins KH. Samstag ging es bergauf/bergab. Immer wieder. Am Sonntag um 7 Uhr rief mich meine Mutter an, wir möchten bitte sofort kommen (wir wohnen ca. 100 km entfernt). Also haben wir die Kinder ins Auto gepackt und sind sofort losgefahren. Als wir dort ankamen, schlief mein Stiefvater unter starkem Morphium. Wir haben mit ihm gesprochen, es dauerte eine Weile, dann richtete er sich auf, murmelte etwas (wie Du schreibst "kaum zu verstehen") Ca. 2 Stunden später kam seine leibliche Tochter im KH an, sie ging ins Zimmer, er zeigte plötzlich eine Reaktion, meinte sie solle sich zum Teufel scheren und nach Hause fahren. Man muss dazu schreiben, dass das Verhältnis der beiden eher schlecht war. Wir sind dann um ca. 15 Uhr nach Hause gefahren. Meine Mutter blieb im KH. Um exakt 18 Uhr kam der Oberarzt, schaute auf meinen Stiefvater und schickte meine Mutter mit Nachdruck nach Hause. Er sagte: "Jetzt und sofort. Sie sind ja völlig kaputt. Essen Sie etwas. Ich rufe Sie heute nacht an, wenn sich etwas verändert." Meine Mutter war um 18.30 Uhr zu Hause. Um 18.32 Uhr schellte das Telefon. Es war der Oberarzt, der meiner Mutter mitteilte, dass mein Stiefvater um 18.07 Uhr verstorben wäre. Ganze 5-7 Minuten nach ihrem Fortgehen. Mein Stiefvater hat mit seinem Fortgehen solange gewartet, bis meine Mutter heim gefahren war. Der Arzt hatte dies erkannt und sie fortgeschickt. Denn er hätte solange nicht gehen können, solange sie dort anwesend war. Er hatte alles erreicht. Er hatte unsere Familie noch einmal gesehen, seiner Tochter die Meinung gesagt und meine Mutter war aus dem Zimmer. All dies war offensichtlich sein Ziel.
Sie hätte genauso gut auf die Toilette gehen können. Er wäre eben dann gegangen.

Nun ist es länger geworden, als erwartet. Aber ich hoffe ich konnte Dir etwas helfen. Auch Deine Mama hatte ihr Ziel erreicht: ein Ziel war, dass sie zu Hause gestorben ist. Das andere Ziel war, dass Du nicht anwesend warst. Es war IHR ZIEL und IHR WUNSCH. Und Ziele und Wünsche muss man akzeptieren. Auch wenn es schwer fällt. DU hast Deiner Mama den letzten Wunsch erfüllt. Auch wenn es nicht DEIN Wunsch war. Ich habe heute noch das Gefühl, ich müsste meinem Stiefvater noch soooo vieles sagen. Dinge, die ich missverstanden habe. Situationen, in denen ich ungeduldig, grätig und ungerecht war. Diese Gedanken werden bleiben, aber sie werden blasser. Nicht heute, nicht morgen. Aber irgendwann.

DU hast Deiner Mama einen Wunsch erfüllt! IHREN letzten Wunsch. Dieser letzte Wunsch war für Deine Mama wichtig und DU hast es ihr möglich gemacht. Wenn Dir Zweifel kommen, denke einfach daran.

In Gedanken bei Dir

Bee
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  #1162  
Alt 05.01.2005, 22:28
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Standard Wie kommt der Tod?

Shit und was machen wir jetzt? Momentan kann i ned leben damit.... :-(
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  #1163  
Alt 05.01.2005, 22:40
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Standard Wie kommt der Tod?

Ja dann ohrfeigen wir uns mal hier gemeinsam. Denn auch ich hätte und habe mich ohrfeigen können. 2 kleine Kinder, meine Mutter ein Nervenbündel, mein Mann zum Dienst und mein Stiefvater sich übergebender Weise bei uns im Studio (Dachgeschoss). Kinder die wach wurden und weinten...und ich hatte nur 2 Hände und nur noch wenige Nerven. Eher eigentlich keine mehr.
Das ich dabei nicht wirklich gerecht war, war mir 1 Minute nach seinem Tod bewusst und ich hatte sehr lange daran zu knabbern. Und auch heute noch. Aber ich weiss HEUTE, dass er mich verstanden hat. So wie er mich immer verstanden hat und mir nichts nachträgt. Wir Angehörigen sind auch nur Menschen. Mit Gefühlen und irgendwann mit keinen Nerven mehr. Mein Stiefvater war über lange Jahre depressiv, dann kam der Krebs. Irgendwann geht auch Angehörigen die Luft aus und ein Mechanismus schaltet sich ein: der Selbstschutz. ES GEHT NICHT MEHR.

LG

Bee
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  #1164  
Alt 05.01.2005, 22:52
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Standard Wie kommt der Tod?

jaaa Bee,genauso ergehts mir jetzt....aber es war meine entscheidung Mama nach hause zu nehmen...Dann nervös werden und noch dazu Ihren Tod verschlafen.Bravo Manuela kriegst a urkunde....
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  #1165  
Alt 06.01.2005, 05:22
Christa1 Christa1 ist offline
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Beiträge: 2.215
Standard Wie kommt der Tod?

Liebe Manuela,

du wirst es schaffen! Ich hab auch meine üblen Durchhänger, teilweise denke ich, ich brech zusammen. Diese Leere empfinde ich auch. Vielleicht sogar doppelt, da eben beide Elternteile verstorben sind und ich mich trotz Partner total allein fühle. Ich verhalte mich da auch teilweise wie ein Kotzbrocken, muß ich zugeben.
Mach dir keine Vorwürfe!!! Das bringt einfach nichts.

Liebe Grüße

Christa J.
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  #1166  
Alt 06.01.2005, 09:48
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Standard Wie kommt der Tod?

Und obwohl keiner von beiden auch nur Wort verstehen konnte, sprachen sie miteinander.
Über Dinge, die gesagt werden mussten, ehe es zu spät war.
Darüber wie gut es war, jemand so zu lieben, dass man selbst das Schwerste, nicht zu fürchten brauchte.
Darüber sprachen sie, obwohl kein Wort zu verstehen war.
Dann schwiegen sie. Sie hielten sich umschlungen und schlossen die Augen.

Liebe Manuela,
Deine Mutter ist Dir so dankbar für alles und weiß genau wie Du Dich gefühlt hast und was gut für Dich ist. Mache Dir keine Vorwürfe.

Drück Dich!
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  #1167  
Alt 06.01.2005, 14:50
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Standard Wie kommt der Tod?

Danke für Eure Worte....Es liest sich komisch,aber ich spüre wie Sie mich verlässt...
Sie geht in Ihr Reich und das ist sehr weit weg....Jeden tag ist Sie ein Stück weiter weg....Alle sagen ich muss Sie loslassen....
Ich will das Beste für Sie...Manuela
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  #1168  
Alt 06.01.2005, 15:01
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Standard Wie kommt der Tod?

Liebe Manuela,

so viele Menschen, die es gut meinen, sagen einem, du mußt los lassen. Ich kann es auch nicht. Vielleicht muß man das "los lassen" auch unterschiedlich interpretieren. Ich weiß es nicht. Der Tod meines Vaters liegt schon ewig zurück. Wenn du schreibst, du hast das Gefühl, deine Mutter verläßt dich, dann kann ich dir nur sagen, man empfindet das am Anfang so, aber irgendwann wirst du spüren, daß sie immer noch um dich ist. Wir müssen eben erst einmal alles verarbeiten. Mir fällt das alles momentan auch nicht leicht. Wir müssen versuchen, nach vorne zu blicken.

Liebe Grüße

Christa J.
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  #1169  
Alt 06.01.2005, 15:45
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Standard Wie kommt der Tod?

Liebe Manuela, ich habe mit seit dem 19. Oktober täglich Vorwürfe gemacht, weshalb ich Papa nicht noch gesagt habe, wie lieb ich ihn habe. Wir hatten öfter Meinungsverschiedenheiten. Waren oft wie "Katz und Maus". Allerdings wollte er anscheinend nur, daß ich bei seinem Tode dabei bin. Er hat so entschieden, weshalb auch immer. Ich habe seit seinem Tod einige "Zeichen" bekommen, was ich früher für totalen Unsinn gehalten hätte. Ich bin jetzt wirklich der Meinung, er ist täglich bei uns.
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  #1170  
Alt 06.01.2005, 19:19
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Standard Wie kommt der Tod?

Hi Stina! Ich wüsste gerne mehr...ist das möglich? Ich gebe meine mail-addy an ok...lg Manuela
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