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  #1  
Alt 14.05.2012, 14:25
molüfunidami molüfunidami ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

liebe mirilena!
vielen dank für die lieben worte!
meine ma will von ihrer krankheit überhaupt nichts wissen.sie weiss wohl, dass sie nicht mehr "richtig gesund" wird, schickt aber die ärzte einfach wieder aus dem zimmer, fragt auch nie nach,verschweigt sogar manchmal, dass sie schmerzen hat. das macht das ganze für uns noch unerträglicher!

wir wissen durch arztgespräche, wie es um sie steht,aber sie will es einfach nicht wissen.

erschwerend kommt für mich persönlich noch hinzu, dass ich es fast garnicht ertragen kann, in ihrer nähe zu sein,sie so leiden zu sehen.
ich muss jedesmal vorher beruhigungsmittel zu mir nehmen,
weil ich es sonst keine 2 minuten im krankenhaus aushalte.
das macht es noch schwerer, da ich mich selber als totalen versager sehe, der meiner ma auf ihrem schweren weg nicht einmal wirklich die hand halten kann. ich schäme mich sehr dafür und habe den ganzen tag solch ein schlechtes gewissen! ich kann selber kaum noch essen, habe in den letzten wochen 5 kg abgenommen.
meine ma kennt mich als diesen "angsthasen" nur zu gut und ich versuche auf jeden erdenklichen anderen weg ihr beizustehen und ihr zu zeigen, wie sehr ich sie liebe.
ich habe noch nie so etwas schlimmes wie die letzten wochen erlebt.
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  #2  
Alt 14.05.2012, 15:40
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

Ach, mach dir bloß keine Vorwürfe! Einige Menschen haben da keine Berührungsängste und andere haben ganz schlimme Probleme mit dieser Begegnung, weil es ihnen so weh tut und das Herz zerbricht... Du darfst dich nicht so quälen!!! Die Atmosphäre im Krankenhaus ist ja auch immer sehr speziell und ich mag diesen Geruch dort auch nicht... Weißt du, wenn es dir schwer fällt, deine Mama dort zu sehen, dann schreib ihr doch einfach liebe kleine Briefe und gib diese Nachrichten deiner Schwester oder deinem Papa mit! Oder du machst ihr eine kleine Collage aus Fotos! Erzähle ihr von deinem Alltag, das lenkt sie einerseits ab und zum anderen hat sie doch an deinem Leben Anteil.
Besonders schwierig ist die Situation, wenn deine Mama nicht wahrhaben will, wie gravierend krank sie ist und auch nicht darüber reden möchte. Mir hat ein Arzt gesagt, das sei ein Schutzmechanismus der Seele, denn viele Menschen könnten es einfach nicht ertragen, die ganze Wahrheit auf einmal zu realisieren. Sie könnten dann auch nicht mehr weiter machen, verlören jegliche Hoffnung. Schau, da hat deine Mama ihr Problem... sie hat also auch eines. Wenn du dich mit dem Gedanken auseinandersetzt und das alles "sacken lässt", vielleicht fällt es dir dann leichter, deine Mutter doch auch zu besuchen. Vielleicht kannst du dir auch vorstellen, wie es für dich wäre, wenn du krank wärst und Besuch erhältst. Du würdest dich sicherlich freuen! Ich glaub an dich, du schaffst das! Wir alle sind mit dieser Krankheit irgendwie gewachsen und da sind Kräfte frei geworden, von denen wir nie dachten, dass sie uns innewohnen

Du bist sehr viel stärker als du meinst!
Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #3  
Alt 14.05.2012, 17:02
molüfunidami molüfunidami ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

liebe miriam!
vielen, vielen dank für diese worte! ich hätte nie gedacht, dass jemand für mein "fehlverhalten" verständnis haben könnte!
meine familie kennt mich und auch meine riesen angst, und sie sind sehr verständnisvoll, aber der größte teil der freunde und bekannten sagen mir immer wieder "du musst, du musst, du musst!!!"

wenn man dann nicht so funktioniert, geht es einem noch schlechter.

heute morgen ging es meiner ma sehr schlecht, sie kann nicht einmal mehr tabletten zu sich nehmen, sie hat schaum erbrochen. ausserdem konnte sie ihren stuhlgang nicht kontrollieren. jetzt bekommt sie alle schmerzmittel über einen zugang, im moment geht es ihr dadurch wieder besser.

morgen soll sie evtl. ihre zweite chemo bekommen, mein pa bringt ihr ein notebook, weil sie dabei gerne "avatar" gucken möchte !
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  #4  
Alt 14.05.2012, 19:00
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

Vielleicht hilft Dir evtl ein Buch von Elisabeth Kübler-Ross zu lesen?
E.Kübler-Ross beschreibt die Phasen der Krankheit bis hin zum Sterben sehr genau und man kann den Menschen damit auch besser verstehen.
Was Deine Mama macht, gehört zu diesen Phasen...das absolute Ignorieren, nicht wahrhaben wollen usw.
Es wird umschlagen...oft auch in Wut etc, da ist dann der Kranke auf jeden und sich sauer und zeigt es auch.

Du musst Dir keine Vorwürfe machen, dass es Dir in dieser Situation so schlecht geht.
Auch Du musst das erstmal verarbeiten und lernen damit umzugehen.
Auch da empfehle ich Dir wieder Elisabeth Kübler-Ross.
Ich kann Dich so gut verstehen....ich hab damals so Angst gehabt und das Mitleid hat mich fast aufgefressen...es ist so hart, zugucken zu müssen, dass ein Mensch in so kurzer Zeit so kaputt geht.
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  #5  
Alt 14.05.2012, 20:22
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

Na, dann drücke ich ganz fest die Daumen, dass deine Mama die Chemo gut übersteht und es ist doch klasse, dass sie dabei "Avatar" schaut!!! Ich musste irgendwie lächeln, als ich das las!

Weißt du, lass dir von niemandem einreden, wie du dich wann verhalten sollst und was zu tun ist. Du machst es einfach so, wie du es kannst und das ist für dich dann auch richtig und niemand hat das Recht darüber zu urteilen. So wie Mel denke ich auch, dass du selbst diesen Schock verarbeiten musst. das geschieht nicht von heut auf morgen. Das braucht Zeit! Und ich habe schon oft von Angehörigen und Freunden gelesen, denen es genauso schwer fiel wie dir. Du bist damit keinesfalls allein!!!

Das wird schon! Es gibt da einfach kein "Falsch" und kein "Richtig". Mein Freund beispielsweise hatte auch arge Probleme mit der Krankheit meines Vaters. Er hat ihn auch sehr, sehr selten besucht. Einfach, weil er solche Angst hatte und dennoch hat er genauso getrauert und gelitten. Wir sind halt alle sehr unterschiedlich und das ist auch gut so und hat seine Berechtigung!

Alles Liebe
Miriam
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  #6  
Alt 14.05.2012, 21:21
molüfunidami molüfunidami ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

liebe mel,liebe miriam!

es tut so unendlich gut, mit jemandem gedanken auszutauschen, der diesen schmerz versteht!
bin gerade total am weinen,weil es guttut und gleichzeitig so weh tut.

ich bewundere, dass ihr nach euren schicksalsschlägen noch so viel wärme und kraft für andere menschen habt!
das ist was ganz wertvolles für mich!

ich musste auch lächeln, als meine ma "avatar" für sich haben wollte, war für mich ein kleines highlight!

meine tochter (11 jahre) und mein pa waren heute gegen abend bei ihr, und nach nicht mal 10 min. wollte meine ma, dass sie wieder gehen. sie möchte nicht mehr viel reden. dabei hängen oma und enkelin total aneinander.

so schnell ändert sich die situation zwischen "avatar" gucken möchten und selbst enkelin nicht mehr um sich haben können.
kennt ihr das auch?

liebe grüsse dani
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  #7  
Alt 14.05.2012, 21:55
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

Huhu Dani.....fein Du hast nen Vornamen :-)

Glaub mir, Du wächst in die Situation rein...man glaubt nicht,was man für Stärke aufbaut um auch wieder ganz tief in nen Loch zu fallen.
Heute kann ich aber von mir behaupten, dass mir diese Schicksalsschläge doch sehr in meinem Leben helfen.
Ich seh vieles nicht mehr so eng...ich rege mich grundsätzlich über nichts mehr auf was andere auf die Palme bringt usw.

Bei meiner Mama war es irgendwie so, dass man es kommen sehen musste. Das halbe Leben quarzen wie ein verstopftes Ofenrohr...alles Reden half nix...erst als der Befund da war, hörte sie sofort das Rauchen auf
Für mich war wichtig, dass sie doch sehr tapfer das Schicksal annahm und ich denke auch mit Würde sterben durfte.
Sie wurde nur 58 Jahre alt!

Mein Mann wurde so plötzlich krank und musste auch so plötzlich gehen.
Ich war so unsagbar traurig...eine lange Zeit. Auch heute gibt es noch Zeiten wo ich hier sitze und die Tränchen kullern.
Aber er hat mir in dieser Zeit wo er selbst damit klarkommen musste, bald zu sterben, vermittelt was Stärke ist.

Dani...wenn Du Interesse an den Büchern von E.Kübler-Ross hast, schreib mich privat an...ich hab sie hier!

Viele Grüße
Mel
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lungenkrebs


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