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Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Meine Mutter (72) hat aufgrund von Blutbeimengungen im Stuhl ihre Internistin aufgesucht, die nach einer Koloskopie die Verdachtsdiagnose Rektumkarzinom zwischen 7 und 12 cm stellte. Das Schlingenbiopsat ergabt jedoch nur ein tubulo-villöses Adenom. Die Internistin misstraute dem histologischen Befund und überwies meine Mutter an ein Darmzentrum. Der dort tätige Chefarzt diagnostizierte nach Rektoskopie und Endosonographie (abgebildet hier http://www.abc-frankfurt.de/endosono.jpg) ebenfalls ein Karzinom uT3, das durch eine zweite Biopsie abgesichert ist. Im zwischenzeitlich durchgeführten CT ist der Tumor allerdings nicht zu erkennen. Röntgen Thorax, Sonograpie + CT Abdomen ergaben auch keinen Hinweis auf Metastasen in Lunge oder Leber. Der Behandlungsplan sieht eine TME nach neodadjuvanter Kurzzeitbestrahlung 5x5Gy vor.
Mein Bedenken ist nun folgendes: auch wenn die präoperative Bestrahlung der postoperativen nach aktueller Studienlage überlegen zu sein scheint, habe ich angesichts der bisherigen Befundodyssee (Karzinom -> Adenom -> doch Karzinom T3 -> allerdings im CT nicht zu erkennen) die Sorge, dass mit der präop. Radiotherapie sozusagen mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Meine Idee wäre, komplett ohne neoadjuvante Therapie direkt zu operieren und dann in Abhängigkeit vom postoperativen Befund ggf. eine Radiochemo durchzuführen - oder auch nicht. Vielleicht gibt es hier im Forum einen Experten, der mir mit dem ein oder anderen hilfreichen Wort zur Seite stehen kann !? Herzlichen Dank! Bernd L. |
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Hallo Bernd,
erstmal willkommen hier im Forum - wie gemein, dass es Deine Mutter erwischt hat. Oder?!? War ja wohl doch etwas unsicher, aber was ich aus Deinem Beitrag herauslese, geht man letztlich jetzt schon von einem Tumor aus. Du hast Dich jedenfalls, wenn Du es nicht schon vorher warst, sehr gut eingearbeitet in die Materie und machst schon einen super informierten Eindruck - auf jeden Fall das beste Rüstzeug für evtl. Arztgespräche! (So war jedenfalls auch meine Strategie, nachdem bei mir ein T3 im Rektum diagnostiziert wurde) T3 ist jedenfalls nicht ohne - es bedeutet ja, wie Du bestimmt weißt, dass die Darmwand schon durchbrochen ist vom Tumor, er aber immerhin noch keine anderen Organstrukturen erfasst hat (das wäre T4). Sono, Rektoskopie und Histo scheinen mir da schon zuverlässige Diagnose-Methoden zu sein. Die von Dir angeführte neoadjuvante Kurzzeitbestrahlung mit 5x5 Gy kommt aus Schweden und hat sich in einigen Fällen, zu denen wohl auch die Diagnose Deiner Mutter passt, als erfolgversprechend erwiesen. Allerdings wurde sie dann in Deutschland letztlich doch nicht so breit eingesetzt wie die inzwischen klassisch gewordene Methode nach SAUER (et al.): Sauer hat 2004 in einer Studie herausgefunden, dass beim Vergleich von neoadjuvanter und adjuvanter Radiochemo (5 1/2 Wochen tgl. außer WE Bestrahlung von 180 cGy pro Tag, d.h. insgesamt 5040 cGy, davon 1. und 5 Woche je 5 Tage Chemo: 5-Fu 1000mg pro qm Körperoberfläche pro Tag) das Rückfallrisiko von Rektum-Ca-Patienten (T3 oder T4) in der neoadjuvant behandelten Gruppe deutlich sank, nämlich von 13 auf 6%. Aus diesem Grund wird das heute eigentlich immer mehr standardmäßig so gemacht; nach der OP gibts dann nochmal 4 Zyklen, d.h. 4 Monate Chemo, nach SAUER wieder 5-FU aber nur noch 500mg). Denn die Rückfallgefahr ist wohl im Vergleich zu anderen Krebsarten gerade beim Rektum-Ca ein Problem. Möglicherweise wollen die also bei Deiner Mutter die präoperative Bestrahlung auch durchführen, um ein Rezidivrisiko zu minimieren - ich weiß aber nicht, ob man so ohne weiteres analog vom SAUER-Schema auf die Kurzzeitbestrahlung schließen kann. Abgesehen davon finde ich Deine Idee - ich bin natürlich auch kein Experte - logisch und nachvollziehbar. Ich würde das mit einem der behandelnden Ärzte (am besten dem Chefarzt, der das T3 diagnostiziert hat) diskutieren und ihn ruhig Löcher in den Bauch fragen. Auch wenn viele erstmal genervt reagieren, hat sich nach meiner Erfahrung immer wieder gezeigt, dass sie durchaus gesprächsbereit sind, wenn sie merken, man hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und wills wirklich wissen (und nicht nur Korinthen kacken oder Klugsch... spielen). Wie auch immer es weitergeht: ich drücke Deiner Mutter und Dir die Daumen! Alles Gute, meliur |
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Lieber Bernd,
ich wurde vor fünfeinhalb Jahren operiert. Rektum-Ca, T3 M0 N0 P3. Bei mir wurde die Radiochemotherapie im Anschluss an die Op durchgeführt, - 6 Wochen Bestrahlung und 6 mal Chemo, jeweils eine Woche mit drei Wochen Pause. Das Ganze zog sich von Januar bis Juli hin. Ich hätte die Therapie auch ablehnen können, aber ich wollte alle Möglichkeiten ausschöpfen. Sowohl die Bestrahlung wie auch die Chemo habe ich gut vertragen. Ob und wie sich die Methoden in der letzten Zeit geändert haben, weiss ich aber nicht. Da wissen aber sicher andere Forumsmitglieder Bescheid. Alles Gute für deine Mutter und für dich. Liebe Grüße B bby Lee |
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Zitat:
ich hatte die Diagnose Rektum-Ca,T3N1M0, bin 37 Jahre alt. und habe schon den Grossteil der Behandlung (zumindest das härteste hinter mir). Weil ich privat versichert bin, bekomme habe ich es öfter mit den Chefärzten bzw. Profs zu tun und die nehmen sich auch Zeit; grade auch weil ich bissl jünger bin. Was Meliur schreibt ist fundiert, korrekt und stimmt mit meinem Wissenstand überein (und auch den Erfahrungen !) - da gibt es kaum noch was hinzuzufügen. Trotzdem drei Anmerkungen hierzu: aktueller Stand ist dass neoadjuvante RadioChemoTherapie und OP und danach adjuvante Therapie die besten Ergebnisse bringt. Die zusätzliche adjuvante Therapie bringt nochmal ca. 10% weniger Rückfallquote (im vergleich zu neoadj. RadioChemo + OP) - jedoch ist das alles ziemlich hart und man kann sich fragen ob man das deiner Mutter mit 73 alles antun will. Für die nachfolgende Sicherheitschemo legen neuere Studien nahe, dass dass Sauer / Mayo Schema im 4 Wochen Zyklus von der Verträglichkeit her schlechter ist wie Verabreichung im 2 Wochen Zyklus. Ich habe beides mitgemacht und beides hat Vor und Nachteile. Das 2 wöchige ist ambulant und beim 4 wöchigen ist 5 Tage Krankenkaus angesagt - wobei man sich beim Mayo Schema mit 4 Wochen besser erholt - man hat 3 Wochen ! beim 2 Wochen Zyklus gehts mir oft so, dass ich grade mal so wieder auf die Beine komme und dann kommt schon der nächste Zyklus. Die Gabe von 5FU alleine bei der Chemotherapie des Rekt.Cas ist bewährt. Die Wirksamkeit kann beim Rektum/Colonkarzinom jedoch durch eine erweiterte Medikamentierung verbessert werden; aktuell scheint hier das FOLFOX Schema (5FU + Folinsäure + Oxaliplatin) die erste Wahl zu sein. viel glück mit allem ! Gruss Ulli |
#5
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
oh, danke für die Blumen, Ulli
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Vielen Dank an alle, die bisher geantwortet haben. Ich werde auf alle Fälle noch mal mit dem behandelnden Arzt sprechen - ein großes Problem ist allerdings immer die Zeitknappheit bei einer Krebserkrankungen, wenn zügig mit der Behandlung begonnen werden soll - zumal ich 300 km entfernt von meinen Eltern wohne. Übermorgen ist schon die Vorbesprechung in der Radioonkologie, nächste Woche soll die Bestrahlung beginnen, eine Woche drauf dann die OP...
Also, danke noch mal und drückt die Daumen! Bernd |
#7
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
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#8
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Zitat:
5FU kann auch in Tablettenform verabreicht werden, das ist angenehmer im Vergleich zu den Infusionen. Desweiteren macht es Sinn, die Chemo über einen sog. PORT (das ist ein Katheter mit einstichdose unter der haut) zu verabreichen. Wenn die Chemo über die Venen gegeben wird, ist das zum einen unangenehm, zum anderen machts auf Dauer die Venen kaputt oder es kann auch Gewebe am Arm entlang nekrotisch werden. Dann noch zur Übelkeitsbekämpfung: die normalen, üblichen Mittel haben nicht so toll gewirkt, was fantastisch wirkt ist EMENT. Das deckt sich auch mit den Erfahrungen anderer Patienten aus der onkologische Ambulanz. Mit Ement kann ich sogar während der akuten Chemozeit ohne Einschränkung essen. viel glück dann gruss ulli |
#9
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Hallo Ulli,
vielen Dank für die Tips. Nur: kann es sein, dass Du Dich bei "Ement" vielleicht vertippt hast? Eine Suche über Google hat auch nicht ansatzweise etwas in die vermutete Richtung erbracht -. (?) Wer ist denn der Hersteller, bzw. wie lautet der Handelsname? Grüße, Bernd |
#10
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Hallo Bernd,
soviel wie ich weiß ist "Ement " erst seit gut 4 Monaten auf dem Markt und noch in einer so genannten Testphase. Das meinte jedenfalls mein Onkologe aus dem Krankenhaus denn er hätte mir das auch gegeben wenn ich die Chemo gemacht hätte....soll wohl wirklich super gut wirken. Das mit dem 5 FU in Tabletten Form ist richtig und nennt sich dann Xeloda. Ich nehme das momentan muss aber sagen das die Nebenwirkungen doller sind als letztes Jahr bei der Infusion. Das ist aber wiederum von Patient zu Patient unterschiedlich. Gruß Luna-Tina |
#11
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Hallo ,
habe nochmal nachgeschaut das Medikament schreibt sich so " EMEND" und dann findet man auch was im Netz. Gruß Luna-Tina |
#12
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Zitat:
ja, es schreibt sich mit D, habe eben nachgesehen, die packung welche ich habe ist auf Folfox hin ausgerichtet, da sind für jeden chemotag eine kapsel (also 3) einzunehmen. Evtl gibts das Mittel auch in anderen Darreichungsformen. Bissl teuer ists, die 3 Kapseln kosten knapp 100 Euro. bis denn, Gruss Ulli |
#13
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AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?
Hallo lieber Bernd
bei mir war die Diagnose beim Darmkrebs ein T3, habe dann 5 1/2 Wochen Chemo- und Strahlentherapie gehabt, in der ersten und fünften Woche habe ich Chemo bekommen und zwar das 5-FU. Habe diese gut vertragen. Durch diese Chemo- und Strahlentherapie hat sich mein Tumor verkleinert gehabt auf T1, habe dann am 22. Juni die OP gehabt, ist auch alles gut verlaufen. Fange jetzt am 22. Juli mit der Chemo-Therapie an, geht 4 Monate, muss dann einmal pro Woche in die Tagesklinik hier ins Krankenhaus, bin mal gespannt wie ich die Chemo vertrage. Frage den Ärzten einfach Löcher in den Bauch, wenn du Fragen hast, die müssen dir dann auch antworten. Wünsche dir noch einen schönen restlichen Sonntag. Lieben Gruss Margret |
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