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  #1  
Alt 29.09.2008, 17:44
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Registriert seit: 03.07.2005
Ort: Schleswig Holstein
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Ihr Lieben ,
ich möchte hier noch ein paar Worte reinsetzen......sie helfen meiner Seele sehr.

Ich hoffe es ist auch für euch ein wenig Trost.


Ich glaube ganz fest daran das uns eine Liebe erwartet......


Eine Liebe erwartet mich
Was auf der anderen Seite passieren wird,
wenn alles für mich
in die Ewigkeit gestürzt sein wird,
das weiß ich nicht.
Ich glaube, ich glaube allein,
dass eine Liebe mich erwartet.

Zwar weiß ich, dass es dann für mich
arm und ohne Gewicht darum geht
meine Bilanz abzuschließen
Aber denkt nicht, dass ich verzweifeln werde.
Ich glaube, ich glaube so sehr,
dass eine Liebe mich erwartet!

Das, was ich geglaubt habe, werde ich noch fester glauben
beim Schritt in den Tod.
Es ist eine Liebe,
auf die ich zugehe im Schreiten;
Es ist eine Liebe,
in die ich sanft hinabsteige.

Wenn ich sterbe, weint nicht;
Es ist eine Liebe, die mich nimmt.
Wenn ich Angst habe, und warum nicht? -
Erinnert mich einfach,
dass eine Liebe, eine Liebe mich erwartet.

Sie wird mich ganz öffnen
für ihre Freude, ihr Licht.
Ja Vater, ich komme zu Dir.
In dem Wind,
von dem man nicht weiß, woher er kommt und wohin er geht,
zu Deiner Liebe, Deiner Liebe, die mich erwartet.


Nach dem französischen Gedicht einer Karmelitin, Mutter Genevieve,
dem Karmel von Montpellier 1973 gewidmet.
(Übersetzung Schwester Magdalena Stoltz, IBMV)
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  #2  
Alt 29.09.2008, 23:10
Benutzerbild von Rosmarin
Rosmarin Rosmarin ist offline
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Ach Birgit,

du schreibst so tief und wahr und schön-zum Weinen schön.

Das Gedicht ist wunderschön ausgewählt, das will ich mir abschreiben.

Hab Dank!

LG, Anne
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  #3  
Alt 07.10.2008, 15:20
parallele parallele ist offline
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Beiträge: 450
Standard AW: Übers Sterben sprechen

.

Ich gehe in der Dämmerung durch leere Straßen.
Da sehe ich ein Feuer, aus den Fenstern einer Wohnung unterm Dach schlagen Flammen.
Feuer, rufe ich, Feuer!! Ich schreie es zu den geschlossenen Fenstern der umliegenden Häuser! Feuer, es muss einer die Feuerwehr rufen!!
Nichts rührt sich.
Man muss doch die Menschen dort retten, denke ich in Panik. Sehe wie hypnotisiert zu den mächtigen, gefräßigen Flammen.
Nein, dort kann niemand mehr hinein, dort wird nichts mehr zu retten sein.


.
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  #4  
Alt 07.10.2008, 16:16
Benutzerbild von friebe
friebe friebe ist offline
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Hallo,

ich möchte noch eine kleine Begebenheit beisteuern, die mich nachdenklich gemacht hat.

Vor einiger Zeit saßen mein Mann und ich im Foyer eines Krankenhauses. Neben uns waren Kartentelefone. Eine Frau telefonierte mit einer ihr offensichtlich sehr nahestehenden Person. Irgendwann sagte sie, gleich ist die Telefonkarte alle. Dann redete sie weiter. Wieder die Bemerkung: gleich bin ich weg. Diese Bemerkung kam dann in immer kürzeren Abständen. Es war schließlich kein Gespräch mehr, weil sie nur noch darauf fixiert war, dass die Karte gleich alle ist (was noch gar nicht so bald war). Ich dachte bei mir, man ist die blöd, was hätten sie sich in der Zeit alles erzählen können. ... Ich hab mir vorgenommen, dieses Bild in meinem Kopf zu behalten, um mich bei Bedarf daran erinnern zu können.

Liebe Grüße - Klara
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  #5  
Alt 07.10.2008, 16:52
schwarzer fisch schwarzer fisch ist offline
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Hallo allen Vorschreibern und stillen Lesern,

die bisherigen Beiträge,besonders von Birgit, haben mich auch sehr bewegt.
Erkenne mich und meine Situation in vielen Gedanken wieder.
Möchte dazu heute auch noch was anmerken, was für mich ein grosses Problem ist. Ich kann auch viel besser geniessen, mich mehr über Kleinigkeiten freuen und bin froh, wenn mir nichts weh tut und keine Hiobsbotschaften kommen - aber ich hab dasoblem,dass die Menschen meines Umfeldes besonders mein Mann, das überhaupt nicht nachvollziehen können.

Mein Mann kennt nur seine Arbeit (selbsttändig und immer im Streß), wenn er mal frei hat möchte er seine Ruhe oder fährt zum Fallschirmspringen.
2 Tage waren wir in diesem Jahr mal zusammen weg.
Er sagt,es ist für ihn auch alles schwer (mit der Krankheit)und so richtig weiss er nichts damit anzufangen "das Leben jetzt zu geniessen". Viele Versprechen und Vertrösten aud Später, das vielleicht nicht mehr kommt !
Was soll man da machen ? Ich bin oft sehr traurig, trotz aller Erkenntnisse.
Meine Söhne verstehen das auch nicht.
Dazu kommt noch, dass ich nicht mehr so viel mache in der Firma wie früher,eigentlich fast von 100 auf 0, da hat er immer das Argument, jetzt alles allein am Hals zu haben, so dass mich auch ständig ein schlechtes Gewissen plagt. Und das Thema Sterben darf auch nicht aufs Trapez, das trifft natürlich nur andere.
Also vielleicht hat noch jemand Denkanstöße, was tun, wenn man zwar die Erkenntnisse hat aber niemanden zum Umsetzten - was dann ????



Ganz liebe Grüße an Euch alle von Sylvia !
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  #6  
Alt 07.10.2008, 18:01
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Danke ihr Lieben,
ich freue mich zu lesen, dass ich durch meine Gedankenwelt euch zur Seite stehen kann.
In mir drinnen, tief in meiner Seele sieht es manchmal ganz anders aus...ich habe wirklich immer wieder eine Maske aufgesetzt.....damit ich nach außen hin immer perfekt und stark erscheine...
Diese Maske fiel aus meinem Gesicht und zersprang in tausend Teile als ich nun vor ein paar Wochen wieder einen lieben Menschen verloren habe….ich habe viel durch ihre Worte, ihre Freundschaft gewonnen….aber die tiefen Gespräche des Verstehens sind vorbei.

„Aber die Liebe bleibt“
Ich bin nun vier Jahre hier im Krebs-Forum und habe hier so liebe Menschen kennen lernen dürfen.
Sie begleiten mich immer in guten und in schlechten Zeiten…..
Aber jeder Mensch geht seinen einzigartigen Weg….jeder Fühlt anders, jeder Trauert anders….jeder Lebt anders…..wir sind so einzigartig wie die Schneeflocken.
Gemeinsam können wir stark sein, Trösten, Leiden, Lachen und Weinen….aber im Endeffekt bleiben wir ganz tief im Inneren allein…..jeder hat seinen Weg….denn kein Angehöriger, kein anderer Betroffener….Kinder, Freunde können nachempfinden wie es in unseren einzigartigen Seele aussieht. Wir müssen den Weg zu uns finden….um zu Verstehen wer wir sind.
Ich durchlebe im Moment das Gefühl ohne Maske, ohne Schutz zu leben…..ich weiß nun ,ich habe mir ,und andern Jahre was vorgemacht.
Ich will das nicht mehr …..Ich will Ich sein….die Tür zur Seele geht auf
Nun weint meine Seele sie lässt los…..“ENTLICH“ kann ich wieder richtig weinen.
Und ja, ich habe Angst vor dem Sterben….auch wenn ich ganz fest daran glaube das unsere Seele im Regenbogenland weiterlebt…..das wir alle durch das Band der Liebe Gottes verbunden sind.
Und wir „NIE“ getrennt von dem sind was wir Lieben…..wir gehen irgendwann in eine andere Ebene ….voller Frieden und Liebe.
Aber trotzdem habe ich Angst wie wird es sein wenn diese Tage kommen wenn ich sterben muss?
Nein, nicht vor dem Tod habe ich Angst….nein…..wie werde ich Sterben.???
Stellt sich meine Seele darauf ein???? Ich denke ja …wir werden es wissen.
Und dann keine Angst mehr haben...wisst ihr auch „Warum“

Es steht geschrieben, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Aber weißt du, wer ihr dabei zusieht?
Es ist die Liebe.
Die Liebe hält die Hoffnung in den Armen.
Und wenn sie stirbt, ist nur noch die Liebe da.....






Meine heutigen Gedanken von mir…..
Liebe Grüße von Birgit
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  #7  
Alt 07.10.2008, 18:43
parallele parallele ist offline
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Liebe Birgit,

Du trägst so viel zusammen - von anderen und von Dir, über Dich, was mancheiner hier sehr helfen wird. Danke Dir dafür!

Mir fehlt leider diese Gewissheit, eine Überzeugung im Glauben an ein Weiterleben "irgendwie". Manchmal meine ich, dass mir das meine Gedanken um den Tod schwerer, meine Angst größer macht. Aber wie kann ich mir anmaßen, unser aller Ängste zu werten! Jede Angst ist dem, den sie trifft, die bedrängendste und größte.

Du schreibst:
Zitat:
....es tut manchmal so weh in meiner Seele....ich muß was annehmen, was ich nicht annehmen will.
Ja, das sehe ich auch so, dass dies von außen gesetzte, unserem Willen und unserer Kontrolle entglittene "Ziel", dieser Endpunkt, den wir nicht gewählt haben, es uns so besonders schwer macht.
Wenn es irgendwann an mir ist, dass das Ende dieses so geliebten Lebens nahe ist, und ich wäre soweit zu sagen: ja, ich will! - wäre ein groß Teil Furcht durchschritten.

Manchmal muss ich an einen Poesiealbumvers meiner Großmutter denken, sie entstammt einer Generation, in der die Frauen meist klaglos und ungeheuer stark ihr "Päckchen" trugen, egal, wie es aussah. Der Vers mag volkstümlich, fast kitschig klingen, aber wie sooft steckt auch hier eine wahrhafte Idee drin:

Schmerzt dich in tiefer Brust
das harte Wort "du musst!",
so macht nur eins dich still,
das stolze Wort "ich will!".

Birgit, ich wünsche Dir - und uns allen -, dass es noch viele kleine Pläne gibt für Tage oder Stunden oder Momente und ihre Erfüllung, dass es reiche Zeiten gibt, in denen wir offen sind für das Leben - und dem Leiden, dem Sterben, dem Aufhören unserer Person einen Platz in der hinteren Reihe zuweisen können, bis das Ende wichtiger wird als das Eingebundensein in die Lebendigkeit.

die parallele
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  #8  
Alt 07.10.2008, 21:23
Benutzerbild von SonneSollScheinen
SonneSollScheinen SonneSollScheinen ist offline
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Hallo zusammen,

lange habe ich überlegt, ob ich hier schreiben möchte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich es dann heraufbeschwören...meinen Tod. Das ist ziemlicher Schwachsinn und ich bin eigentlich nicht abergläubisch...oder doch? Ich glaube, ich habe die Worte auch noch nie ausgesprochen oder geschrieben. Hatte gerade wirklich Schwierigkeiten, es zu tippen: Meinen Tod. Jeder bei dem Krebs diagnostiziert wurde, denkt daran. Natürlich auch ich. Für mich ist nicht das Schlimmste die Qualen, die Schmerzen, die Angst keine Luft mehr zu bekommen. Für mich ist das Schlimmste, dass ich diesen Weg alleine gehen muss, wenn es soweit ist. Ich hoffe, es sind noch viele viele Jahre und Jahrzehnte (ich bin doch erst 26! es ist zu früh, verdammt viel zu früh!). Aber wenn ich jetzt daran denke, was ist, wenn ich Metastasen habe und wenn ich bald sterbe...dann habe ich ganz entsetzliche Angst. Niemand wird mitgehen. Ich werde alle, die ich liebe, zurück lassen. Ich werde getrennt von denen, die ich liebe. Das ist für mich das Allerschlimmste. Und fast genauso schlimm ist der Gedanke, was ich ihnen damit antue, wenn ich gehe. Gerne wäre ich so gläubig und würde ganz fest daran glauben, dass auf der anderen Seite Menschen, die ich schon verloren habe, auf mich warten. Aber eigentlich habe ich nur entsetzliche Angst.

Sonne
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  #9  
Alt 08.10.2008, 18:43
NTH NTH ist offline
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Beiträge: 296
Standard AW: Übers Sterben sprechen

Zitat:
Zitat von schwarzer fisch Beitrag anzeigen
Mein Mann kennt nur seine Arbeit (selbsttändig und immer im Streß), wenn er mal frei hat möchte er seine Ruhe oder fährt zum Fallschirmspringen.
2 Tage waren wir in diesem Jahr mal zusammen weg.
Er sagt,es ist für ihn auch alles schwer (mit der Krankheit)und so richtig weiss er nichts damit anzufangen "das Leben jetzt zu geniessen". Viele Versprechen und Vertrösten aud Später, das vielleicht nicht mehr kommt !
Was soll man da machen ? Ich bin oft sehr traurig, trotz aller Erkenntnisse.
Meine Söhne verstehen das auch nicht.
Dazu kommt noch, dass ich nicht mehr so viel mache in der Firma wie früher,eigentlich fast von 100 auf 0, da hat er immer das Argument, jetzt alles allein am Hals zu haben, so dass mich auch ständig ein schlechtes Gewissen plagt. Und das Thema Sterben darf auch nicht aufs Trapez, das trifft natürlich nur andere.
Also vielleicht hat noch jemand Denkanstöße, was tun, wenn man zwar die Erkenntnisse hat aber niemanden zum Umsetzten - was dann ????

Liebe Sylvia,

die Situation kenne ich.
Mein Lebensgefährte ist ebenfalls selbständig. Vor der Diagnose haben wir beide sehr viel (und eben in etwa gleich viel) gearbeitet.
Ich habe zwar nicht aufgehört, zu arbeiten, bestimmte Bereiche aber derzeit ausgeklammert, so dass die Arbeitsbelastungen nun erheblich auseinander klaffen...
Ich war am Anfang ziemlich enttäuscht, dass er sich nicht mehr Freizeit gönnt, um mehr Zeit mit mir zu verbringen - schließlich bin ich ja "schlimm krank".
Nachdem es ein paar Mal zu leichten Differenzen kam, haben wir uns ausführlich zu dem Thema ausgeprochen. Mir ist dabei klar geworden, dass er nicht alles in seiner Firma laufen lassen kann - und wir sind nun einfach mal derzeit in der absoluten Hochzeit für seinen Bereich und wir müssen nun einfach den Umsatz mitnehmen, der sich anbietet. Schließlich muss mein vermindertes Einkommen ja irgendwie ausgeglichen werden *g*.
Mittlerweile ist das für mich ok, ich habe angefangen, die Zeit für mich alleine zu genießen.
Ich habe mir überlegt, was ich schon immer mal machen wollte, und nun zum Beispiel begonnen, Reitstunden zu nehmen. Demnächst werde ich auch mal eine Woche Urlaub alleine verbringen.

Vielleicht gibt es ein paar Dinge, die dir auch einfallen?

Liebe Grüße

Nicole
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  #10  
Alt 07.10.2008, 17:37
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Daumen hoch AW: Übers Sterben sprechen

Hallo ihr alle,

tief berührt durch eure Texte, versuche ich die richtigen Worte zu finden.

Gibt es die richtigen Worte zum Thema Sterben überhaupt?

Daß kaum jemand bereit ist darüber mit euch Betroffenen zu sprechen, sagt ja wohl alles.

Als im letzten Jahr der Krebs bei meiner Mutter zum wiederholten Male ausbrach, wußte ich, daß sie es dieses Mal nicht mehr schaffen würde - ebenso wie sie es wußte.

Am Anfang hat sie noch so getan, als sei alles in Ordnung. Ihre Schmerzen, die sie an ihrer rechten Schulter hatte, seien die Folgen eines leichten Sturzes und würden von alleine wieder weg gehen.

Meine Geschwister unterstützten sie in dieser Annahme und wollten das Offensichtliche nicht wahr haben.
Selbst, als meine Mutter endlich ihren Arzt aufgesucht hatte, verleugneten sie das, was nun klar ersichtlich war.

Es konnte nicht mehr viel getan werden für meine Mutter.
Die Ärzte versuchten es noch mit Chemo und Bestrahlungen.

Einerseits wußte meine Mutter, die ja seid fast 10 Jahren Krebs hatte , daß sie bald sterben würde - andererseits wollte sie "es" nicht herbei reden.

Kurz: mein Mann und ich haben versucht mit ihr über alles zu sprechen. Es gab so Vieles zu regeln. So Vieles hätte ich ihr noch gerne gesagt. Wir haben es oft versucht.
Aber es war nicht möglich.

Meine Geschwister planten zusammen mit meiner Mutter eine Kur, damit sie so bald wie möglich ihren Arm wieder bewegen könnte. Sie besorgten ihr Kompressionsverbände, die sie tragen mußte und schickten sie zu verschiedenen Ärzten, die sie untersuchen sollten.

Meine Mutter hatte da bereits im ganzen Körper Metastasen, was auch jeder wußte.

Mein Mann und ich sprachen mit dem Plegedienst und den behandelnden Ärzten über das was nun passieren sollte.
Wir wollten, daß meine Mutter so lange wie nur irgend möglich in ihrem Haus und unabhängig bleiben konnte.
Was sie schließlich auch schaffte. Erst zwei Tage vor ihrem Tode mußte sie ins Krankenhaus. Ihre Lunge sollte punktiert werden. Dann ging aber alles doch sehr schnell.
Wir waren alle bei ihr, und sie ist ganz friedlich gestorben.
Es war, ich kann es nicht anders sagen, ein wirklich schöner, ein wichtiger Moment.
Sie starb morgens. Die Sonne brach durch die Wolken, nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte.
Ich hatte das Fenster geöffnet um die frische Morgenluft herein zu lassen.
Wir hielten ihre Hände, dann ist sie gegangen. Ganz leise.

Ich denke noch oft daran.

Meine Verwandtschaft(die Schwestern meiner Mutter) hat uns später bittere Vorwürfe gemacht, daß wir unsere Mutter nicht in ein Pflegeheim gesteckt hätten. Wir hätten sie im Stich gelassen, weil sie alleine in ihrem Haus hätte bleiben müssen.
Aber das war nicht so! Wir haben alles so gemacht, wie meine Mutter es sich gewünscht hat. Sie war nie alleine, es hat sich immer jemand gekümmert. Sie hatte viele Freunde und Bekannte, die sie besucht haben- und uns.

Nur meine Tanten, die haben sich nicht getraut ihre Schwester zu besuchen.
"Ich kann nicht sehen, wenn jemand stirbt."-So der O-Ton meiner Tante.

Ich habe den Kontakt zu meiner Verwandschaft abgebrochen.

Vor Jahren hatte ich einen Knochentumor. Damals habe ich mir zum ersten Mal Gedanken übers Sterben gemacht. Ich habe natürlich Angst davor.
Wie Slowley schon schrieb:" Du gehst mit dem Gedanken an den Tod ins Bett und stehst mit dem Gedanken an Krebs wieder auf."

Niemand war damals bereit mit mir über meine Angst vor dem Sterben zu sprechen. Ich habe mir vorgenommen, das Sterben und den Tod nicht aus meinem Leben zu streichen, denn irgendwann bin ich auch betroffen.

Ich finde diesen Thread emens wichtig. Bitte schreibt weiter!
Meine Oma sagte mal: "Zwischen der Diagnose und dem Tod steckt doch noch `ne ganze Menge Leben!"

Ich wünsche euch alles, alles Gute und schicke euch ganz liebe Grüße

Eure
Kerstin

Geändert von Kerstin N. (07.10.2008 um 18:00 Uhr)
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  #11  
Alt 07.10.2008, 21:08
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Hallo Ihr Lieben!
Nun lese ich schon seit Beginn mit und mich berühren Eure Berichte sehr...

Ich bin 2006 an Darmkrebs erkrankt, zur Zeit ist aber alles ruhig. Trotzdem kann ich sagen, daß dieser September der erste Monat war, in dem ich diese Todesangst nicht mehr so gespürt habe.

Für mich ist es mit dem Gedanken an den Tod so: Als ich erkrankte, wurde mit dieser Ohrfeige mir auch gleich die Gewißheit der eigenen Endlichkeit um die Ohren gehauen. Natürlich habe ich immer gewußt, daß das Leben nicht ewig geht, aber ich habe es nicht gefühlt. Natürlich spukten diese Sprüche wie "Morgen kannst Du vom Auto überfahren werden" auch in meinem Kopf, aber ich habe daran nicht geglaubt...
Und mit dem Krebs habe ich erfahren, daß der Tod niemals so weit ist, wie man ihn gern hätte. Im Gegenteil, er ist immer ganz nah, nur im Moment der Diagnose sieht er Dir direkt ins Gesicht, durch die Augen, erschüttert mit dieser Kälte Deine Seele und Dein Herz((
Das war schwer!
Mit meiner Familie konnte und kann ich nicht über die Angst sprechen, was passiert, wenn ich ein Rezidiv bekomme und es nicht schaffe. Sie wollen es nicht hören, weil es ihre Vorstellungskraft sprengt.
Ich aber lebe mit diesen Gedanken, sie hat der Krebs verteilt in mir. Ich kann es nicht mehr verscheuchen, dieses Gespenst, das so weh tut. Ich kann allenfalls lernen, es abzudecken und das habe ich getan. Bin mir aber bewußt, daß dieses Schutztuch jederzeit abzuziehen ist und mir dann mit aller brutaler Roheit das entgegensteht, was ich am meisten fürchte: Mein Sterben.
Ich habe auch keine Angst vor dem Tod, aber vor dem Sterben. Habe Angst, meine Kinder zurückzulassen, meinen Mann, meine Familie. Sie haben schon jetzt so viel ertragen müssen, es reicht eigentlich...

Ich finde, eine Plattform für den Austausch dieser so wichtigen Gedanken ist sehr gut. Denn gerade der Tod läßt sich nicht totschweigen, nicht wahr?

Liebe Grüße,

Leena
__________________
am 02.05.2006 Rektum-Ca-Diagnose, Chemo+Bestrahlung, OP im August 2006, danach von 11/06 bis 02/07 adjuvante Chemo, Anlage eines Ileostomas, Rückverlegung in 01/09

(alle von mir im KK verfaßten Beiträge/Texte und Geschichten dürfen ohne meine Erlaubnis nicht weiterverwendet werden)
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