|
#1
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
Hallo an @ und hallo liebe Cindy,
ich finde diese Beiträge hier sehr gut und hoffe das sie auch bei vielen anderen neue Denkwege freimachen. Was ich bei der Pflege meines Vaters immer wieder erlebt habe war, das wir einfach überfordert waren und Hilfe gebraucht hätten. Mein Papa hat am Anfang als die Diagnose kam ganz klar gesagt, dass er gern zu Hause bleiben möchte und wir haben alles dafür getan. Jeder von uns hat so ein Ideal im Kopf ob der geliebte Mensch zu Hause oder im Pflegeheim sterben soll. Dieses Ideal blockiert aber sehr. Natürlich ist es schön wenn dieses Ideal stattfinden kann und es ein ruhiges humanes Sterben ermöglicht. Für mich hat sich vieles verändert. Ich glaube mein Ideal von einem humanen Sterben unter allen Umständen zu Hause hat sich gewandelt. Ich sehe das heute sehr viel differenzierter. Heute denke ich human und würdig heisst nicht nur dem Wunsch des geliebten Menschen nachzugehen sondern vor allem eine möglicht optimale Pflege zu sichern in der die Familie sich entspannen kann, Zeit füreinander hat. Auch noch Zeit hat die Nähe das Anderen zu genießen ohne Angst ständig etwas falsch zu machen. Wenn das heißt es geht nur in einer pflegenden Einrichtung oder auch das ein ambulanter Pflegedienst eingeschaltet wird finde ich das völlig ok. In dieser Zeit geht es doch hauptsächlich darum dem Menschen der einem so viel bedeutet jede Erleichterung zu ermöglichen. Für meinen Papa hätte ich alles getan und ich denke es geht den meisten von euch ähnlich. Das Wichtigste ist doch, egal wo es stattfindet, das eine gute Pflege organisiert ist, der Mensch so wenig wie möglich leidet und das die Angehörigen möglichst ohne zusätzlichen Stress für ihn da sind und seine Wünsche erfüllen können. Ich konnte soviel Zeit mit meinem Papa verbringen und mit ihm reden oder einfach nur bei ihm sein das es heute für mich völlig egal ist ob er zuhause war oder in einer Pflegeinrichtung. Ich hoffe, das war nicht zu verworren. Yvonne
__________________
Mein geliebter Papa ist seit dem 02.08.2008 auf der anderen Seite des Weges |
#2
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
Hallo liebe Cindy,
nicht jeder Familie hat die Möglichkeit, einen schwerkranken Angehörigen zuhause zu pflegen. Denn, um das zu bewerkstelligen, müssen viele Voraussetzungen stimmen: Es muß genügend Wohnraum, Zeit und Geld vorhanden sein etc.pp. Ihr, Deine Familie und Du, habt sogar versucht, Deine Mutter bei Euch daheim u versorgen. Das finde ich wahnsinnig toll. Daß Ihr und insbesondere Du dann irgendwann an Euere Grenzen gekommen seid, ist sehr verständlich. Ich finde es prima, daß Ihr das rechtzeitig erkannt habt und daß Ihr Deine Mutter dann in ein gut geführtes Pflegeheim gegeben habt. Das war mit Sicherheit das Beste, was Ihr für sie habt machen können. Hallo lieber Stefan, ich möchte Dir meine ehrliche Anteilnahme zum Tod Deiner Frau aussprechen. So traurig es auch ist, daß sie nun gegangen ist, so schön ist es doch, daß Du sie auf ihrem letzten Weg bis zum Ende hast begleiten können. Ich hoffe sehr, weiterhin hier von Dir lesen zu können. Denn Deine lebendige Ausdrucksweise gefällt mir sehr. Dir von Herzen alles, alles Gute. Liebe Grüße Kyria |
#3
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
Hallo an Alle,
habe mir alle Beiträge, teilweise mit Gänsehaut, durchgelesen und weiß überhaupt nicht wo ich mit meinen Gedanken dazu ansetzen kann! Liebe Cindy, Deine Mutter ist ganz bestimmt gut in ihrer jetzigen Einrichtung aufgehoben! Mache Dir keine Vorwürfe. Auch wenn das Sterben, wie die Geburt ein natürlicher Prozess ist, so muss man doch unterscheiden können. Deine Mutter ist durch ihre Hirnmetastasen in ihrer Persönlichkeit gestört, teilweise nicht einschätzbar, dass kann für sie, aber auch für Euch gefährlich werden (was für ein schrecklicher Ausdruck). Auch meine Mutter starb an Lungenkrebs, allerdings für diese Erkrankung doch recht friedlich, aber eben auch nicht zuhause, sondern im Krankenhaus. Sie fiel zuhause einfach um, mein Bruder und mein Vater riefen den RTW und somit verstarb sie leider im Krankenhaus. Hört sich viel zu sachlich an, aber es sind bis heute noch sehr viele Gefühle im Spiel. Lieber Stefan, was Du erleben musstest bei dem schmerzlichen Ende Deiner Frau, geht schon sehr hart an die eigenen Grenzen! Wie schön für Deine Frau, dass sie nicht alleine war, dass sie einen Mann an ihrer Seite hatte, der das alles so gut meistern konnte, dass zeigt Deine Liebe zu ihr. Mir tut es sowas von leid, dass der Abschied nicht humaner von statten gehen konnte, für Euch beide. Auch wenn Du sehr "taff" erscheinst, so hoffe ich nicht Dir zu nahe zu treten wenn ich Dir rate, Dir doch Hilfe zu holen um das alles besser verarbeiten zu können. Der emotionale Absturz kommt oft erst später, aber dann recht heftig. Diese letzten Bilder, beim "Heimgang" Deiner Frau werden Dich lange verfolgen. Wir, mein Bruder und ich, haben unsere Mutter verloren, Du aber Deine Ehefrau. Mein Bruder stürzte ab, ins Bodenlose, da er die letzten Bilder nicht verarbeiten konnte. 3,5 Jahre ging es ihm schlecht, jetzt fängt er sich langsam wieder. Von mir werde ich gar nicht schreiben. Es ist Deine ganz eigene Entscheidung, aber wenn Du merkst, Du kommst damit nicht zurecht, dann würde ich mir wirklich rechtzeitig Hilfe holen. Für die Zukunft wünsche ich Dir wirklich alles Gute! Dir, liebe Cindy, wünsche ich viel Kraft für das was noch vor Euch liegt! Liebe Grüße Sanne |
#4
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
Hallo,
auch ich möchte noch einen Gedanken hier einbringen, der mir wichtig ist: Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, daß würdevolles Sterben nicht nur zuhause, sondern auch im Krankenhaus und im Pflegeheim möglich sein kann. Meinen Exmann, den Vater meiner Töchter haben meine Töchter und ich auf der Intensivstation bis zu seinem Tod begleitet. Da gab es Tag und Nacht offene Türen für alle Angehörigen, liebevolle, sachkundige Betreuung durch das Pflegepersonal und kompetente Ärzte als Ansprechpartner. Mein Exmann hätte zuhause nicht friedlicher, humaner und mehr in Würde sterben können, als dort im Krankenhaus. Zwei andere Menschen, die mir sehr nahe standen, waren in Pflegeheimen, als ihre letzte Stunde gekommen war. Auch dort konnten wir als Angehörige in der Endphase zu jeder Stunde, auch noch um Mitternacht zu Besuch kommen, auch dort bekamen wir jegliche erdenkliche Unterstützung (bis hin zu stärkendem Kaffee!) und auch dort konnten die beiden schwerkranken Menschen in Ruhe, Frieden und Würde hinübergehen. Ich denke, daß es wichtig ist, als Angehöriger da zu sein, wenn der Todkranke das braucht. Um dem Sterbenden Begleitung, Unterstützung, Ruhe und Sicherheit für diesen letzten, schweren Schritt geben zu können. Wo diese Begleitung letztendlich stattfindet, ob zuhause, im Krankenhaus, im Hospiz oder im Pflegeheim, halte ich für zweitrangig. Denn als Angehöriger hat man auch im Krankenhaus oder Pflegeheim viele Möglichkeiten, dem Sterbenden den Übergang so erträglich wie nur möglich zu machen: Seine Hand halten, den Schweiß abwischen, ihm Mut zusprechen, einfach da sein. Nicht von der Seite zu weichen, dann, wenn es hart wird. Liebe Grüße Kyria |
#5
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
Hallo ihr alle zusammen...
Mein Papa starb zu Hause, 1) weil er es gerne wollte,er hat sich gegen einen weiteren Krankenhausaufenthalt gesträubt....und 2) weil wir eine optimale Unterstützung hatten zu jeder Tages und Nachtzeit. Der Cousin und Freund meines Vaters ist selber Arzt und somit für uns immer erreichbar gewesen. Unser Hausarzt hat sich leider nicht um unseren Vater gekümmert( ),er war einmal da und sagte nur, er soll ins KH . Aber das hat mein Vater konzequent abgelehnt... Er wollte sterben, und er wollte zu Hause sterben.... Wir haben also ein Pflegebett organisiert,und einen Pflegedienst der morgens kam. Der zweite "medizinische Engel" war eine Tante meiner Mutter,(eine Altenpflegerin)die zu jeder Tages und Nachzeit zu uns kam,uns half das Bett neu zu beziehen,die Pflegestufe mit uns beantragte,uns die Adresse eines mobilen Hospitzdienstes gab und uns immer moralisch das Gefühl gab,dass wir es schon richtig und gut machten.... Es war eine schwere und harte Zeit und ohne diesen beiden Menschen hätten wir es nicht geschafft ,Papa zu Hause in den Tod begleiten zu können. Wie oft stand ich mit dem Telefon in der Hand und wollte den Notarzt rufen.... Unser Arzt hat mich davon jedesmal erfolgreich abhalten können... Er sagte, das dann eine Maschinerie in Gange käme,die wir nicht mehr beeinflussen hätten können... (ihr wißt ,was ich meine ...Intnsivstadion,Magensonde ,Sauerstoff,das ganze Programm...) Nein,Papa hätte das nicht gewollt und so ist er zu Hause im Beisein seiner Frau und seines ältesten Sohnes verstorben. Ich denke ,jede Familie muss für sich entscheiden,welcher Weg der Beste ist . Das wichtigste ist doch das sie schmerzfrei bleiben(soweit das möglich ist) und ihre Lieben um sich haben....Denn das spüren sie genau,davon bin ich überzeugt. Und egal,wo das nun ist... Zuhause,im KH ,im Pflegeheim, auf der Palliativ ,oder im Hospitz... Man muss sich nur sicher sein,in dem was man tut,sonst bricht das Chaos über einen ein Und dieser Thread hier tut eine Menge dazu,das man sich sicher sein kann,das Beste für den Sterbenden zu machen.... Einen schönen Abend... Regina
__________________
______________________ Erinnerungen ,die nicht verblassen, bilden ein festes Fundament in unserem Inneren Mein geliebter Vater - 16.6.2008 Und immer sind da Spuren deines Lebens |
#6
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
Hallo Kyria,
Zitat:
Es gibt natürlich mitunter medizinische Notwendigkeiten, bei denen kein Weg an einem stationären Aufenthalt vorbei geht. Meine Frau hat in den Monaten vor ihrem Tod z.B. eine Reihe von Bluttransfusionen bekommen. Sowas geht nur in der Klinik, nicht Zuhause. Und wenn ihr das geholfen / ihr Leiden erleichtert hätte, dann wäre sie aus diesem einfachen Grund vielleicht in der Klinik geblieben. Aber weil das nicht mehr der Fall war, musste sie diese Entscheidung nicht treffen. Hallo Sanne, Zitat:
Es heisst aber, dass ich hier nicht alles von mir offenbare. Und v.a. mit Tränen, Leid und Verzweiflung erstmal lieber allein bin, bevor ich darüber nach einiger Zeit - wenn sich das etwas gesetzt hat und ich "rational" darüber sprechen kann - "nach aussen" gehe. Und vor dem Netz / den KK-Foren komme erstmal ich mit mir allein und Hündchen, dann gute Freunde und dann "Profis", denen ich am Telefon oder persönlich die Hucke vollheule. Freitag werde ich das in einer Doppelstunde bei der besten Psychotherapeutin der Welt tun (die ich seit 7 Jahren kenne).D ie Gynäkologin und die Maltherapeutin meiner Frau muss ich nur anrufen, um dort einen "Hinterbliebenen-Termin" zu bekommen. Die Unterstützung ist da, und ich werde sie auch nutzen, wenn es notwendig ist. Wie schwer und lange die Trauerphase wird, weiss ich im Moment beim besten Willen nicht. Noch ist sie nicht da, und ich mag darüber auch nicht vorab spekulieren. Dass sie kommen wird, und dass sie richtig schwer wird, darauf verwette ich meinen Arsch. Und wenn ich nicht die Gewissheit hätte, dass es dann viele hilfreiche Menschen gibt, an die ich mich immer und mit allem wenden kann... dann hätte ich davor noch viel mehr Schiss, als ich sowieso schon habe :-/ Aber von meinen zutiefst "intimen" Gefühlen, der "echten" Qual, Einsamkeit und Verzweiflung, wird man hier oder sonstwo im Netz erst lesen, wenn sie durch den "Filter" in meinem Kopf gegangen und halbwegs "vernünftig" geäußert werden können. Der wichtige Kern gehört mir, den lege ich nicht im Netz offen. Ist kein böser Wille oder Schauspielerei, sondern einfach die Art und Weise, wie ich am besten mit meinen Gefühlen umgehen kann. Viele Grüße, Stefan |
#7
|
||||
|
||||
AW: An alle Hinterbliebene...
es kann jeder berichten wie er der Meinung ist das es richtig ist. Trotz dessen bin auch ich der Meinung das manauch friedlich sterben kann so wie es bei meiner Mama der Fall war. Nicht immer muß es so geschehen wie es leider bei Stefan geschehen ist was mir sehr sehr leid tut und ich mir diesen Schmerz dabei kaum nachenpfinden kann.
Was mich jedoch sehr beschäftigt ist der Fakt ob man dies wirklich hier so genau beschreiben sollte im sinne der verstorbenen. Hätte meine Mum gewollt das ich ihren Tod hier so genau beschreiben. Nein,darüber will ich gar nicht weiter nachdenken. Aber ich glaube ich hätte es in ihrem Interesse nie getan. Das muß jedoch jeder für sich elbst entscheiden-ich finde diesen Weg des Sterbens jedoch sehr privat und intim und würde ihn nicht ins Netz sezen. Für Angehörige die die verschiedenen Wege des sterbens kennenlernen wollen finde ich es auch sehr hilfreich zu erfahren wie es geschehen kann,auch mt allen schlimmen Sachen,aber all denen will ich nochmal sagen das es wirklich auch friedlich,ohne kotzen u.s.w. still geschehen kann. LG Heike
__________________
gekämpft, gehofft und doch verloren MEIN ENGEL *24.02.1969 + 30.03.2010 IN HERZ UND GEDANKEN FÜR IMMER BEI MIR DEINE NULPE |
#8
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
Hallo Heike,
Zitat:
Was mich "verfolgt" bzw. was ich als ausgepsprochen negative Erinnerung wohl über lange Zeit nicht vergessen werde: wie es war, als meine Frau in der Klinik war, es ihr richtig schlecht ging, und sie nur immer wieder sagen konnte: "Holt mich endlich hier raus!". Und ich nichts für sie tun konnte, ausser völlig verkrampft daneben zu hocken und versuchen ihr zu erklären, aus welchen blöden formalen Gründen das jetzt eben noch nicht geht. DAS war richtig schlimm zu erleben. Ohnmacht und Hilflosigkeit. Nicht das "unschöne" Sterben Zuhause. Aber da hat sicher jeder andere Dinge, die für ihn schlimm oder (un)erträglich sind. Und das ist ja auch gut so. Viele Grüße, Stefan |
#9
|
|||
|
|||
AW: An alle Hinterbliebene...
@Anette P,
erst einmal würde es mich mal persönlich interessieren, wen Du nun "anschreibst"! Weshalb ist es nötig sch Hilfe zu holen? Weshalb wird der Sterbeprozess derart unnatürlich dargestellt, dass man meint ihn nicht verkraften zu können? DEINE Wortwahl! Vielleicht, weil man nicht täglich mit demThema "sterben" konfrontiert wird? Seit 28 Jahren bin ich Krankenschwester, habe so manchen Sterbenden und deren Angehörige begleitet und weiß genau deshalb, welche Schmerzen dieses bei den Angehörigen auslöst, inzwischen leider auch aus eigener Erfahrung. Die Schilderung Deiner "Lehre", inzwischen nennt es sich Ausbildung, wie lange ist diese her? Noch nie habe ich erlebt, dass sterbende Menschen in eine "Abstellkammer"verbannt wurden.Jedenfalls nicht im Krankenhaus. Im Gegenteil! Privatpatienten, mit Anspruch auf ein Einbettzimmer, mussten ihr "Domizil" verlassen, damit ein sterbender Mensch würdevoll Abschied nehmen konnte von seinen Angehörigen. Die Privatpatienten hatten auch immer vollstes Verständnis, nie gab es Ärger. Lieber Stefan, dass Du nicht alle Deine Gedanken öffentlich preis gibst, ist mir vollkommen klar und absolut verständlich! Als meine Mutter an Lungenkrebs erkrankte, erhielt zur gleichen Zeit mein Mann seine Krebsdiagnose. Ansatzweise habe ich hier im Forum versucht meine Ängste zu beschreiben, aber so ganz klar ausdrücken konnte ich sie scheinbar nicht. Wie kann man seine Gefühle vermitteln, wenn man sie selber noch nicht einordnen kann? Das Du Hilfe hast, freut mich! Alles Gute wünsche ich Dir! Herzliche Grüße Sanne |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|