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  #1591  
Alt 11.10.2009, 12:51
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jojo08 jojo08 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

drück und Dich und wünsche Dir un Deiner Familie alles Liebe und Gute.
Übrigens, das Gedicht ist sehr schön!

Viele liebe Grüsse
Gabi
__________________
ED April 2008: Kleinzelliges Bronchialkarzinom pT4c,N3,M1,G3(StadiumIV)Nebenierenmetastasen re., Lymphknotenmetastasen bds.
01/09 Lebermetastasen, Lympknotenmetastase kleinkurv. Magen, 01/10 LK Bauchspeicheldrüse und Mediastium
ED April 08: Brochoskopie: Exzision und Laser-Destruktion
5-8/08: Chemo Carboplatin /Etoposid,
9-10/08:Bestrahlung Bronchial Tumor 41 Gy
1-3/09: ChemoTopotecan,
4-7/09: Chemo ACO
9-11/09 FOLFIRI, 11-12/09
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  #1592  
Alt 12.10.2009, 10:02
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

mag Dich einfach nur herzen. Auch wir werden diese Woche wieder jemanden zu Grabe tragen. Die Schwester von Mamas Mann (Moshaban) ist letzten Donnerstag gestorben. Metastasiertes Aderhautmelanom. 41 Jahre alt. Sie hinterlässt ihren Mann und eine 6 jährige Tochter. Sie bekam die Diagnose ein halbes Jahr nach meiner Ma. Gott sei Dank durfte sie bis Sonntag noch ein soweit selbstbestimmtes Leben führen. Dann kam sie ins Krankenhaus, sollte punktiert werden und alles ging schnell. Am Dienstag schon versagte die Leber.

Ich habe mich lange gedrückt, mich wirklich mit ihrer Erkrankung auseinander zu setzen. Am Mittwoch war ich noch da, habe sie geölt und ein wenig massiert. Und am Donnerstag morgen schlief sie auf immer ein. Ihr Papa war bei ihr, streichelte sie. Sie ging wohl so sanft hinüber, dass er es nicht gemerkt hat. Erst der Arzt, der zufällig ins Zimmer schaute. 2 mg Morphium pro Stunde...

Es ist so schrecklich gemein. So ungerecht und hinterhältig. Ich bin froh, dass ich als erwachsenes Kind zurück bleibe, noch soviel teilen durfte. Bin froh über die Mimik meiner Mama die ich im Spiegel sehe, freue mich über Wesenszüge, die mich an meiner Ma manchmal so ange haben - und jetzt erwisch ich mich selbst dabei. Kann man sich da gar nicht gegen wehren?!

Es ist soviel von unseren Müttern in uns. Soviel mehr als wir sehen und noch viel mehr als wir manchmal zugeben mögen. Und das geben wir weiter. Es macht uns aus, zieht sich durch Generationen weiter, vor allem da, wo Liebe eine Nähe hat entstehen lassen. Ganz gleich, auf welche weise sie gelebt wurde.

ich bin immer sehr stolz wenn mir jemand sagt, ich sei mener ma wie aus dem gesicht geschnitten. da platzt mir fast die brust. oft habe ich fast schon angst, dass das schwindet um so älter ich werde und ich sie dann nicht mehr im spiegel wiederfinde.

aber ich glaube, das wird nicht passieren. sie sind so tief in uns verwurzelt, das kann nicht verschwinden.

ich herz dich.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
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des Herzens
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  #1593  
Alt 12.10.2009, 13:26
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

das ist ein wunderbares Gedicht...ich wünsche, ich würde auch eines für Väter finden.
Ich hoffe die Stelle an der Du Deine Mama besuchen kannst ist eine an der sich Eure Seelen verbinden können.Wo ihr Gespräche führen könnt und wo Du Trost findest. Ich denke an Dich Annika..und an die Minuten an denen bei Dir all die Traurigkeit in Deinem Inneren, an die Oberfläche will.

Mein Vater soll nun doch noch seinen letzten Zyklus Chemo bekommen...in vollem Umfang. Ich bin zerissen zwischen Angst und Hoffnung. Mein Kopf sagt nein mein Bauch sagt ja. Mein Vater sagt ja...er sagt "sonst war die Quälerei umsonst..ich wills durchziehen!" So soll es sein!
Fühl Dich warm gedrückt von Mariesol
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  #1594  
Alt 12.10.2009, 18:09
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

so eine gewisse Antriebslosigkeit macht sich bei mir breit . Also ich mache all das, was ich so zu tun habe am Tag, dann war ich am Grab vorhin...das geht auch - aber darüber hinaus...sonderlich aktiv sein - nö...geht gerad nicht. Ist ja auch nicht schlimm. Ich schrieb ja die Tage mal...gemessen an Mamas Jahren, war die Erkrankung ein Bruchteil - ja, und ähnlich sehe ich das bei mir. Alles ist noch sehr sehr frisch, und ich habe jede Menge Zeit, damit leben zu lernen. Ich glaube die muss man sich geben, sonst geht man ein.

@Margit...hab Dank für das Bild. Ja, es ist sehr schön und es regt zum Nachdenken an. Ich bin dankbar für alles, was mir Hoffnung vermittelt. Und das tut es. Es lässt mich noch mehr hoffen.

@Thessa...es ist schön, Dich auch hier an meiner Seite zu wissen. Ja, niemand wird den Platz einnehmen, unsere Mamas ersetzen können. Aber wer würde das auch können? Das ist schier unmöglich. Ebensowenig könnte uns jemand ersetzen, in dem, was wir für unsere Mamas sind und waren.

Mein Sohn erzählte mir vergangene Tage, als er von der Trauergruppe kam, dass sie einen Film geschaut hätten. Blätter an einem prächtigen Baum im Frühling. Sie beginnen ihr Leben und sind zartgrün. Mit dem Fortschreiten der Jahreszeiten, verändern sie sich. Im Sommer sind die Blätter satt-grün und vollauf damit beschäftigt zu rascheln und Schatten zu spenden. Sie fühlen sich wohl, genießen ihr Leben. Und dann kommt der Herbst - und sie verändern sich erneut, wechseln die Farben, werden älter und schwächer. Und ein Blatt, die Blätter tragen alle Namen, nennen wir es Alfred, Alfred also, hat Angst. Er sieht, wie alles anders wird, und dann fällt das erste Blatt vom Baum und ist fort - für immer weg. Und Alfred ist traurig und weint und möchte auf keinen Fall vom Baum fallen. Um ihn herum aber, da fallen immer mehr welke Blätter und sterben. Und Alfred fragt sich, was nun aus ihm werden soll und seine Angst wächst und wächst. Und er hält sich wacker am Baum und immer mehr Blätter fallen. Und eines Tages, da erkennt er, dass er seinen Zweck, dass er sein Leben erfüllt hat. Und Alfred - der lässt sich fallen.

Ich hab das jetzt nur so wiedererzählt bekommen und war dann nachdenklich. Und da sagt der Große:"Du, Mama, die Oma, die war viel zu jung. Auf jeden Fall - aber eigentlich, da hat sie doch alles richtig gemacht im Leben. Und sie hatte ja sonst, bis auf die Krankheit ein schönes Leben. Und vielleicht ist das dann manchmal so, dass man sich dann irgendwann auch fallen lassen kann!"

So hat jeder seine Sichtweisen, und es hilft mir mich auszutauschen. Ich sehe nicht alles so....das war jetzt nur ein Beispiel für eine kindliche Sichtweise, aber mich tröstet sowas dann zeitweise.

Und Thessa - unsere Mamas, die sind doch immer für uns das, was sie auch immer waren. Das ändert sich nie nie mehr. Und ein Teil von ihnen steckt in uns.

@Jojo-Gabi ...ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute. Wie geht es Dir unterdessen? Sind Deine Blutwerte stabil, oder musst Du Neupogen spritzen? Was macht die Arbeit?

Ich hab mir so nen hartnäckig-blöden Husten eingefangen. Kein Wunder bei dem Wetter. Wenn ich dann noch höre, dass das erste Schweinegrippeopfer aus Gelsenkirchen kam, dann sträuben sich mir die Haare zu Berge .

@Diana....ja, das stimmt - ein Teil unserer Eltern ist eben auch in uns. Ich habe diesen Trost, und dann noch Dinge, die sich anfassen lassen.

In den nächsten Wochen werde ich zu Mamas Mann fahren, und dann wollen wir Sachen durchsehen. Bilder, Anziehsachen - Mamas Dinge sozusagen. Auf der einen Seite graut mir davor, weil es schmerzlich sein wird, auf der anderen ist es schön und ich freue mich, weil ich dann viele greifbare Erinnerungsstücke habe.

Wonach ich suche, ist etwas Geschriebenes. Ich dachte, dass meine Mama mir vielleicht etwas "hinterlassen" hätte. Ein paar Zeilen. Das tat meine Oma und es ist unglaublich toll das zu haben. Es beruhigt einen und gibt immer wieder neuerlich Trost. Nun weiß ich, dass Mama zum Schluss gar nicht mehr richtig hätte schreiben können. Sie hat sogar zum Ende hin, die Fähigkeit lesen zu können, verloren. Das war aber nur in der letzten Woche im Krankenhaus so. Vielleicht, so denke ich, hat Mama irgendwo was "deponiert". Das wäre wunderbar. Ich hoffe darauf.

@Bibi...ich erinnere mich noch, dass Du mal erwähntest, dass die Schwägerin Deiner Mama auch an Krebs erkrankt sei. Es ist einfach furchtbar und die Krankheit macht auch vor nichts Halt. Egal, ob da kleine Kinder sind, oder ob das Schicksal nach unserem Ermessen bereits zu genüge zugeschlagen hat. Es tut mir leid für Dich und für den Mann Deiner Mama, dass ihr neuerlich so hart konfrontiert wurdet.

Zitat:
Bin froh über die Mimik meiner Mama die ich im Spiegel sehe, freue mich über Wesenszüge, die mich an meiner Ma manchmal so ange haben - und jetzt erwisch ich mich selbst dabei. Kann man sich da gar nicht gegen wehren?!
Also bei mir ist das mehr die Art. Also ich hab vom Reden und von meiner persönlichen Art ganz ganz viel von Mama. Das sagen alle die uns kennen. Meine Mama war ein nervöser Typ. Also so fahrig, dabei nie ungenau...aber sehr nervös. So bin ich auch *lach*. Frag mal Beate...als ich sie mal traf, hab ich fast den Tisch in der Bar umgehauen. So bin ich !

Und auch was den Humor anbelangt....ich hab mit keinem besser lachen können, als mit meiner Mama. Auch über was, und WIE wir uns beömmeln konnten. Wenn ich mit Mama telefonierte, und wir hatten was, was wir irre witzig fanden, dann ernteten wir auf beiden Seiten komische Blicke. Mein Mann guckte immer so ----> und ihrer ebenso.

Diese starke Verbundenheit - die war sogar im KH noch spürbar, obwohl sie zeitweise gar nicht mehr orientiert war und ihren Mann mitunter manchmal auch nicht richtig erkannte. Bei mir war das anders. Mich hat sie auch immer gestreichelt und ganz liebevoll angesehen .

Dass ich viel Ähnlichkeit mit Mama habe, sagen mir auch viele Leute. Ich selber, ich sehe das kaum. Kommt vielleicht noch.

Ja Bibi, was soll ich sagen...es ist schwer und man hangelt sich von einem Tag zum nächsten. Und ich versuche mir "Stützen" zu bauen. Das können Gedanken sein, Gespräche mit lieben Menschen - ich will nicht stillstehen in dieser Trauer. Das würde und kann ich nicht aushalten. Ich bin so. Zu mir sagen viele, ich sei stark. Das ist gar nicht so. Ich kann nur nicht innehalten, weil ich es nicht ertragen würde.

Worum ich dankbar bin, sind die Sichtweisen, mit denen ich die Dinge manchmal annehmen kann. So war meine Oma und so war auch meine Mama. Und das habe ich auch mit abbekommen - Gott sei Dank - heute weiß ich, wozu´s gut ist.

@Mariesol...schön Dich zu lesen. Dass Dein Papa die Chemo in vollem Umfang erhält, ja, für mich ein Zeichen, dass der Allgemeinzustand soweit wiederhergestellt werden konnte, dass man das für zumutbar hält. Ich hoffe ebenso wie Du, er profitiert viel davon. Man darf das Hoffen nie aufgeben.

Es gibt immer Hoffnung - manchmal verändert sich dabei der eigene Maßstab - die Zielsetzung, die man vor Augen hatte, die Anforderungen. Was zählt, ist der Erhalt der Lebensqualität. Und davon wünsche ich Deinem Papa ganz ganz viel. Und Du unterstützt ihn so toll an seiner Seite.

Die Angst und negative Gefühle, die Kummer-und Traurigkeitstage, die sind immer mit von der Partie. Ich glaube das bringt die Erkrankung automatisch mit sich. Aber nun wollen wir hoffen, darauf, dass der Krankheit Einhalt geboten werden kann.

So, nun muss ich mich sputen. Hab noch Wäsche aufzuhängen und dann will die Rasselbande futtern -

Euch allen ganz liebe Grüße

Annika
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  #1595  
Alt 13.10.2009, 23:28
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Blume68 Blume68 ist offline
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Meine liebe traurige, starke, tapfere Annika,

ich wünsche dir sehr, dass du noch etwas geschriebenes von deiner Mama findest, das wäre so schön. Meistens passieren uns Dinge, wenn wir nicht (mehr) damit rechnen. Versuche es erstmal ein wenig beiseite zu schieben, dann freust du dich umso mehr, wenn etwas "auftaucht".

Wenn ich dich anspreche mit "starker Annika", dann meine ich stark in anderem Sinne. Stark sein, heißt auch, Schwäche zulassen und zeigen zu können. Das tust du. Und du findest immer noch liebe Worte für andere, die deinen Weg begleitet haben, und es weiterhin tun. Darum bist du für mich ein ganz liebenswerter starker Mensch, inmitten deiner Traurigkeit. Du bist schon was besonderes.

Ich lasse ganz viele liebe für dich hier.
dein Blümchen
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)
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  #1596  
Alt 14.10.2009, 19:55
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annika33 annika33 ist offline
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Liebes Blümchen ,

ja, ich wünsche mir auch noch ein paar Zeilen von Mama zu finden, die an mich ganz persönlich gerichtet sind.

Wobei...wenn ich so hinterfrage, dann kann ich ähnlich wie bei meiner Oma sagen, dass ich im Prinzip "im Reinen" mit Mama war. Oft sucht man ja nach etwas Tröstlichem, was einem eben auch über die Endlichkeit des Todes hinaus hilft, weiterzuleben. Und eigentlich ist mir so schon alles mit auf den Weg gegeben worden. Dennoch würde es mir gewiss einiges leichter machen .

Ich traf auf der Trauerfeier meine Patentante. Es handelt sich um Mamas beste Freundin. Meine Patentante und ich hatten keinen so großen Kontakt mehr, seit Jahren nicht, aber Mama und sie immer. Und die beiden hatten viel Briefkontakt.

Als wir uns vor der Trauerhalle trafen, nahm meine Patentante mich fest in den Arm. Zuvor habe ich etliche Gäste begrüßt, viele kondolierten - ich blieb standhaft - hab nicht geweint. Dann kommt meine Patentante, in Begleitung ihrer Mutter und wir haben uns in die Arme geschlossen. Und ...ja...weißt Du...wie soll ich das beschreiben????....dieses Gefühl, wir waren uns in unserem Traurigsein so gleich, so nahe, dass es körperlich spürbar war. Und wir lagen uns in den Armen und haben so geweint. Wir werden jetzt einen Kontakt aufbauen. In keinster Weise möchte ich nach Ersatz suchen, und sie umgekehrt genauso wenig - wie könnten wir gegenseitig auch für den Menschen Ersatz bieten, der mir die beste Mutter, und ihr die beste Freundin war? Aber es bieten sich neue Chancen. Und ich glaube, dass ich viel aufleben lassen kann und auch neu erleben kann und Dinge über meine Mama erfahren kann, die mir gut tun. Und darüber freue ich mich wiederum.

Zitat:
Wenn ich dich anspreche mit "starker Annika", dann meine ich stark in anderem Sinne. Stark sein, heißt auch, Schwäche zulassen und zeigen zu können.
Ich werde den Tag nie vergessen, als meine Mama die Diagnose erhielt. Diese Angst...dieses Gefühl...ich möchte das mal so beschreiben. Wer sich im Leben mal ganz fest verbrannt hat, der wird den Schmerz nie vergessen. Den kann man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Und so..so bin ich in der Lage, die Angst in meine Erinnerung zurückzurufen. Sie war seit März 08 mein ständiger Begleiter. Ich nenne sie "Krebsangst". Die ist weg! Sie ist fort! Der Druck, die Angst - mit einem Male weg. Die letzten Tage habe ich oft über mich nachgedacht, und darüber, ob ich noch ganz sauber ticke, weil ich in gewisser Weise erleichtert bin. Ich bin nicht erleichtert, dass meine Mama fort ist - wie könnte ich das?! Aber ich bin froh, dass der Krebs mich losgelassen hat.

Stark...ich bin stark für meine Kinder und meinen Mann. Und ein bißchen für mich selber. Ja, ich kann klar sagen - ich zweifele nicht daran, dass mein Leben weitergeht - nur manchmal ist das wie nicht ganz klar. Oma sagte immer:"An dem Tag, wenn die Mama stirbt, dann wird man erst erwachsen!" Und nun steh ich da, und hab keine Mama mehr. Und dann sagt mein Mann:"Man Annika, sicher hast Du ne Mama. Nur eben nicht mehr greifbar hier!" Ja, er hat Recht, aber genauso stimmt, dass ich nun ganz erwachsen bin. Ich hab keine Mama mehr, die bedingungslos zu mir hält. Ich vermisse sie, und in den Momenten bin ich sowas von schwach. Und dann erinnere ich mich an Mama, an das, was sie wohl sagen würde. Soll ich Dir sagen, was sie sagen würde? Jetzt, in dem Moment? "Oh man Annika , nu lass aber mal gut sein. Sonst biste auch nicht sooooo rücksichtsvoll gewesen. Kannst auch ein ganz schönes Luder sein!" Dann hätt sie mich gestuppst oder gezwickt, liebevoll, und wir hätten rumgeblödelt. So war meine Mama. Und daran halte ich mich aufrecht. Und das gebe ich auch meinen Kids mit auf den Weg. Lasse viel von dem, was mich geprägt hat, dort einfließen. Und ich habe aus dem ganzen Mist auch viel fürs Leben gelernt. Bin umsichtiger geworden, aber auch energischer. Ich kann resoluter sein, aber auch einfühlsam. Ich überlege mehr, als früher. Zugewinn, wenn ich auch lieber unter anderen Umständen gelernt hätte.

Ach Blümchen, ich glaub es gibt keinen sichereren Ort für die Mamas, als im Herzen ihrer Kinder. Meine verweilt dort, auf immer und ewig.

Ich Dich

Annika
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  #1597  
Alt 15.10.2009, 16:59
Mariesol Mariesol ist offline
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Liebe Annika,

Die Geschichte mit dem Blatt und dem baum ist sehr schön...diese kenne ich. Sie macht so deutlich, wie einsam ein einziges Blatt wäre, wenn alle anderen schon gegangen sind...das loslassen wird hier einfühlsam beschrieben....schön.
Ich habe meine Worte, welche ich vor einigen Tagen bei Dir geschrieben habe nocheinmal gelesen.
Diese Ambivalenz zwischen meinem Kopf und meiner Bauchstimme !
Sie haben dem Papa vor der Chemo noch Blut gegeben...also war doch nicht alles so klasse wie sie es dargestellt haben.
Das er auf einmal den allergischen Schock bekommen hat und sie nicht genau zuordnen können ob er auf Carboplatin oder die Taxere reagiert hat....es hätte schlimm ausgehen können...es wäre blöd wenn ich nun behaupte ich habe so ein dummes Gefühl gehabt. Sie meinen nun wäre sowieso erst mal genug...er hätte ja eine ordentliche Ladung bekommen. Die Studie...die hat er gestern nicht mehr bekommen weil er ja vorher umgefallen ist. Nun ist diese nicht mehr repräsentativ...er fällt aus der Studie raus. Das ist schlimm, weil die einzigen Ansprechpartner die Studienärztinnen waren.Ich bin gerade etwas durcheinander...ich lass Dir einfach einen Gruß da...Mariesol
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  #1598  
Alt 16.10.2009, 10:19
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

gestern war die Beisetzung. Zitiert wurde Hermann Hesse und ich muss wirklich sagen, dass mir das seither nachläuft. Ich finde die Zeilen schön, wohl auch weil mir die Interpretation gefallen hat. Ich habe dabei an Dich, an Blume, Thessa, Engel und all die anderen, ungezählten Menschen gedacht, die Angehörige oder liebgewonnene Menschen gehen lassen mussten und möchte sie Dir hier einstellen.

Welkes Blatt

Jede Blüte will zur Frucht,
jeder Morgen Abend werden,
ewiges ist nicht auf Erden
als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer
will einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
laß es still geschehen.
Laß vom Winde, der dich bricht,
dich nach Hause wehen.

(Hermann Hesse)
__________________
Liebe Grüße - Bibi
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  #1599  
Alt 21.10.2009, 11:01
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annika33 annika33 ist offline
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Hallo Ihr Lieben, liebe Jojo-Gabi,

liebe Jojo-Gabi denke heute an Dich, habe meine Daumen ganz ganz fest gedrückt und die Kerze, die hier immer brennt, leuchtet heute ganz besonders auch für Dich.

Ich wünsche Dir ein gutes Ergebnis, und das von ganzem Herzen.

Annika
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  #1600  
Alt 21.10.2009, 18:36
Mapa Mapa ist offline
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Hallo liebe Jojo-Gabi,
auch ich denke oft an Dich und hoffe und bange immer mit. Über ein positives Ergebnis würde ich mich wirklich sehr freuen.
Ganz herzliche Grüße
Mapa


Liebe Annika,
ich sitze mal wieder im unteren Tiefbereich. Eine Nachbarin von mir wollte mir letztens eine Freude bereiten und meinte, sie würde mir gerne eines der jungen Kätzchen schenken, die ihre Katze kürzlich zur Welt gebracht hatte. Ich habe mich bedankt, aber abgelehnt. Ich mag nämlich keine Haustiere, die um Strecken intelligenter sind als ihre Besitzer. Bei Katzen kommt das sehr oft vor, wie ich in meinem Umfeld beobachten konnte. Also bleibe ich lieber mit meiner Dummheit alleine.
Liebe Grüße,
Dein Mäpchen
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  #1601  
Alt 23.10.2009, 11:32
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jojo08 jojo08 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

ich war diese Woche zur Verlaufskontrolle stationär in der Klinik und habe erfreuliche Nachrichten!!!!!!!!!!!!!

Der Tumormarker ist innerhalb von 4 Wochen von 42 auf 20 gefallen.
Die Leberwerte sind fast alle im Normbereich.
Die grosse Metastase ist nicht gewachsen. Die kleine nur minimal.
Somit haben wir entschieden, das ich weitere 2 Zyklen Chemo mache.
Dann nochmals VK ca. Mitte Nov.
Seit über 9 Monate hatte ich nur Wachstum der Lebermetastasen!
Jetzt auf einmal STILLSTAND! Keiner kann sich erklären warum.
Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich mich über dieses Egebnis riesig gefreut habe!!!

Da meine Neutrophile abs. am Donnerstag im "Keller" waren, wurde ich entlassen und gehe am Montag wieder stationär zur Chemo. Hoffe die Neutrophile abs. sind bis dahin gestiegen.

Wünsche Euch allen ein schönes Wochenende


Viele liebe Grüsse
Gabi

PS: Vielen lieben Dank an die "Daumendrücker". Das Ergebnis zeigt, dass es geholfen hat
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  #1602  
Alt 23.10.2009, 12:10
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annika33 annika33 ist offline
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Liebe Gabi ,



Ich hab mir das so für Dich gewünscht. Endlich! Man, man, man. Jede Therapie lässt Du supertapfer über Dich ergehen, immer nur Rückschläge.

Endlich! Auf dass die nächsten beiden Chemos von Dir gut vertragen werden, und der Krebs ordentlich was obendrauf bekommt!!!

Und sei bloooooß vernünftig, und kurier Dich richtig aus. Erhol Dich gut, und laß den lieben Gott ´nen guten Mann sein. Arbeit ist Arbeit! Ruh Dich aus, laß Dich verwöhnen und mach mal auf Sofa-Kartoffel.

Hast Du Neupogen bekommen? Für gute Blutwerte bleiben die Daumen selbstredend auch weiterhin in Stellung.

Liebe Gabi, hab ein erholsames und ruhiges Wochenende.

Ich umarm Dich

Annika
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  #1603  
Alt 23.10.2009, 13:02
Mapa Mapa ist offline
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Liebe Gabi,
das ist wirklich mehr als erfreulich. Ist doch auch ganz egal, ob sich das jemand erklären kann, Hauptsache es ist so!!! Ich freu mich ganz doll für Dich.
Ein schönes Wochenende und ganz liebe Grüße
Mapa
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  #1604  
Alt 23.10.2009, 13:10
bettinaco bettinaco ist offline
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Liebe Gabi,



ja, das ist super! Es hat sich gelohnt, dass du so unbeirrt und tapfer durchgehalten hast. Aber Annika hat recht: Ein bisschen mehr Schonung wär nicht verkehrt; das Immunsystem ist durch die Chemos eben ziemlich down.

Genieß dein Wochenende! Meine Daumen drück ich natürlich weiter für dich.

LG
Bettina
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  #1605  
Alt 23.10.2009, 15:59
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jojo08 jojo08 ist offline
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Hallo Ihr Lieben,

vielen Lieben Dank für Eure guten Wünsche und Ratschläge.

Ja, ich werde mich am Wochenende erholen und verwöhnen lassen.

Ich spritze mir kein Neuprogen, da ich noch längereZ eit AB nehmen muss Würde mein Körper z.Zt. zu sehr belasten.
Die Blutwerte müssen sich dieses mal alleine stabilisieren.
Das diese Chemo bei Lebermetastasen hilft, obwohl sie eigentlich mit kleinen Abwandlungen eine Darmkrebschemo ist, freut mich besonders, da der Prof. mir im Juli bei Beginn erklärt hat, dass er bereits bei einer anderen Pat. auch mit "Kleinzeller" Erfolge mit dieser Chemo erzielt hat.
Die Chemo ist in der Regel nebenwirkungsfrei, ausser nach Chemo etwas Durchfall. Das ist doch ein Zeichen, dass man unbeirrt durchhalten sollte.

Wünsche Euch allen ein schönes Wochenende. Melde mich spätestens vom Krankenhaus aus - sollte ein PC frei sein, ansonsten am Do.von zu Hause aus.

Viele liebe Grüsse
Gabi
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