Meine Mutter hat Kehlkopfkrebs und Krebs im Mund bereich

[Celina09]

Hallo,
Ich bin neu hier....da es mir schwer fällt über alles zu reden, dachte ich mir, ich schreibe hier mal in diesen Forum.
Seid über einem Jahr wissen wir nun, dass meine Mutter Kehlkopfkrebs hat. Ich muss noch hinzufügen, dass meine Eltern getrennt leben. Und wir nur selten meine Mutter sehen da sie einige Kilometer von uns entfernt wohnt.
Zuerst schien alles gut zulaufen. Meine Mutter hat Chemotherapie bekommen und zwei Stoma, einmal damit sie zusätzlich künstlich ernährt wird und einmal am Hals, damit meine Mutter nicht erstickt, da durch die Chemotherapie alles anschwellen könnte.
Nach einiger Zeit erfuhren wir, dass sie nicht mehr zur Chemotherapie geht und auch weitere Arzt Termine nicht wahr nimmt. Die Astronauten Nahrung hat sie auch nicht mehr zu sich genommen. So ist meine Mutter immer dünner geworden. Da wir unsere Mutter so selten sehen, haben wir von dem ganzen nichts mit bekommen. Sie hat uns das alles verschwiegen und uns belogen. Bis uns eine Bekannte angerufen hat und uns alles geschildert hat. Meine große Schwester und ich, sind sofort zu meiner Mutter gefahren. Es war erschreckend, sie so zu sehen. Nach langer Überzeugung haben wir es geschafft, sie zu überreden das sie mit uns ins Krankenhaus fährt.
Nun stand sie wieder am Anfang. Hinzu kam noch, dass der Krebs nun schon gestreut hat und sie nun auch noch Krebs im Mund Bereich hat.
Es fing wieder alles von vorne an, Chemo, künstliche Ernährung und viele Arzt Termine.
Bis heute....heute haben wir wieder erfahren, dass sie wieder nicht zur Chemotherapie geht, dass sie bluttranfusion bekommen sollte und auch diese Termine nicht wahrgenommen hat. Dabei hat die Ärztin gesagt, es sei total wichtig. Meine Mutter besteht nur noch aus haut und Knochen da sie die Astronauten Nahrung auch nicht mehr nimmt. Sie kann nicht mehr sprechen weil alles schmerzt. Und ihr hals ist wieder total angeschwollen.
In der letzten Woche ist sie zweimal ohnmächtig geworden, sie hatte Fieber und magendarm.

Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll.
Ich sollte noch hinzufügen, dass sie seit vielen Jahren ein Alkohol Problem hat. Auch jetzt trinkt und raucht sie weiter.....
Ich kann meine Gefühle einfach nicht mehr Zuordnung....Wut, Trauer, Angst, alles überkommt mich.

So ist es.....nun bin ich mein Kummer etwas los.
Über Nachrichten würde ich mich sehr freuen...LG.

[schnaddi]

Liebe Celina,

das liest sich wirklich schlimm. Es tut mir sehr leid, was du da durchmachen musst.

Ich möchte dir keine Angst machen, aber ich will ehrlich sein. Deine Mom bräuchte neben der medizinischen auch unbedingt psychologische Betreuung. Die Alkoholprobleme zeigen ja, dass auch vor der Krankheit schon einiges im Argen lag. Aber deine Mom will sich offensichtlich nicht helfen lassen, und ich nehme an, unbewusst oder sogar schon bewusst, möchte sie gar nicht mehr da sein. Denn Lebensqualität ist dsa ja nicht, wäre es allerdings auch ohne Krankheit nicht.

Ich glaube deiner Mama ist zur Zeit nicht zu helfen. Du kannst mit ihr reden, du kannst sie bitten psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber wenn sie das nicht möchte, kannst du ncihts machen, und das musst du leider auch akzeptieren.

Deswegen würde ich dir in diesem speziellen Fall raten, hol wenigstens du dir Hilfe, sonst wirst du in Kürze maßlos überfordert sein. Sprich vielleicht als erste Anlaufstelle mit ihrem Arzt, sag ihr wie es dir geht, und vielleicht kann sie dir Anlaufadressen geben.......

Oh menno, ich wünsch dir ganz viel Kraft,
aber du wirst sehen, du wirst das schaffen und überleben

Liebe Grüße
Tanja

[Taziana]

Hi Celina,

ich kann Tanja nur 100% zustimmen. Wenn deine Mama keine Hilfe möchte, kann ihr niemand helfen. Ich verstehe natürlich, dass dich Gefühle überkommen wie Wut un Trauer, sie ist deine Mutter.

Aber letzendlich muss deine Mama mit dem Krebs leben. Mit der Situation klar kommen nichts essen zu können, starke Schmerzen zu haben. Als Angehöriger neigt man dazu, es nicht wahrhaben zu wollen, wenn jemand seinen Lebenswillen verliert.

Auch ich erwischte mich oft mit gedanken wie: "jetzt hat sie so lange gekämpft, warum öässt sie sich nun so hängen?!" und ähnliches. Tja, leider musste ich mir eingestehen, dass nicht ich die mit den unerträglichen Schmerzen war, nicht ich musste mich damit abfinden mein Leben zu verlieren. Ich musste mich nicht unzähligen Chemotherapien unterziehen um dann zu erfahren, dass mein Krebs trotzallem immer größer wird.

Es ist vollkommen normal, dass irgendwann der Punkt kommt an dem der Patient nicht mehr kann und sich dementsprechend verhält.

Versuche deine Mutter zu unterstützen in dem du akzeptierst was ihr Wille ist. Und deiner Mama eine Psychologische Betreuung nahezulegen finde ich sehr gut. In jedem Krankenhaus gibt es Onkopsychologen die genau auf diese problematik spezialisiert sind.

Wenn ich meine Mama fragte wie es ihr ging, sagte sie stets "gut" schmunzelte dann und sagte "manchen geht es schlechter". Ich weiß, dass sie sich nur für ihre Angehörigen durchgebissen hat. Aber ich liebe sie - ich hätte sie auch geliebt, wenn sie sich mehr hätte "gehen lassen", wenn sie mehr gezeigt hätte, wie es ihr wirklich ging.

Wir sind Menschen! Über langen Zeitraum Schmerzen zu ertragen, mit dem Ergebnis das wir sterben werden, ist heftig! Zu weinen, sich aus zu kotzen, fertig zu sein, sich mal hängen zu lassen, das alles ist kein Zeichen von Schwäche, das ist vollkommen normal und ich habe respekt vor allen Krebspatienten, die so etwas durchstehen müssen. Ich wüsste nicht was ich tun würde, wenn ich so eine Diagnose bekäme.

Liebe Grüße

Tazi

[Celina09]

Guten Morgen,
Erstmal vielen dank, dass ihr geschrieben habt.
Ja, ich versuche es zu akzeptieren, dass sie nicht mehr möchte. Ich kann mir auch vorstellen das irgendwann ein Punkt erreicht ist wo man nicht mehr kann, wo die schmerzen unerträglich sind. Ich habe auch Riesen Respekt vor Menschen die schlimm erkrankt sind und immer wieder aufstehen und weiter kämpfen.
Es ist bloß alles so schwer, meine Mutter war früher so selten für uns da, es wurde so viel versprochen und nicht eingehalten. Ich wünschte mir einfach das wir noch genug Zeit hätten um einiges zu unternehmen. Um vernünftige Gespräche zu führen, dass Gefühl zu haben, dass ich ihr wichtig bin. Dieses Gefühl war früher einfach so selten da.
Und nun weiß ich, dass dieses Gefühl nicht mehr kommen wird. Darum ist es so schwer los zulassen, es zu akzeptieren. Weil es früher so viele Momente gab die man nicht verstehen konnte, nicht akzeptieren wollte.

Früher wollte sie schon keine Hilfe annehmen, sie wird es jetzt auch nicht wollen, erst recht keine psychologische Hilfe.

Liebe grüße

[schnaddi]

Hallo Celina,

deine Mama wird nicht mehr die Kraft haben, sich darüber zu unterhalten. Ich nehme an, dass sie selbst bereut. Das ists ganz oft am Lebensende so, dass die Patienten viele Dinge plötzlich furchtbar bereuen.

Verzeih Deiner Mama, das wird für dich sehr heilsam sein. Geh davon aus, dass sie dich immer geliebt hat, aber leider nicht konnte, weil sie mit sich selbst so sehr beschäftigt war.

Wenn du richtig mutig bist, sagst du ihr das irgendwann noch, dass vieles ja nicht so gut gelaufen ist, aber dass für dich alles gut ist, und du sie liebst und du weißt, dass sie dich auch immer geliebt hat, und sie ja nur so handeln konnte, wie sie es eben getan hat. Ich denke, das würde auch deiner Mama gut tun. Grad am Lebensende sind solche Dinge plötzlich sehr, sehr wichtig.

Wäre denn Hospiz für deine Mama eine Option, da bekommt sie all die Hilfe, die sie benötigt. Sprich halt mal mit ihr darüber. Offen, sensibel aber ehrlich.

Liebe Grüße
tanja

[mausi69]

Liebe celina!

Deine Geschichte hat mich sehr traurig und nachdenklich gestimmt!
Ich gehe mal davon aus das die Trennung deiner Eltern was mit der Alkoholsucht deiner Mama zu tun hat und diese auch der Grund war das sie kaum für dich da war?

Deine Mama wird ihren Lebensstil schon zu tiefst bereuen denkt wahrscheinlich für wem soll ich den Kampf gegen den Krebs antreten! Sie fühlt sich einsam und wird wissen das sie selbst die schuld daran trägt!

Ich weiß es ist wahrscheinlich sehr schwer für dich deiner Mama die gemachten Fehler zu verzeihen, aber gib dir einen ruck und Suche ein klärendes Gespräch in dem ihr die Vergangenheit noch aufarbeiten könnt!
Deiner Mama wird sehr wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit bleiben, gib ihr die Möglichkeit in Frieden gehen zu können!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!!!

Lg mausi

[Celina09]

Die Ärztin gibt meine Mutter noch höchstens zwei Wochen...
Ich kann nicht mehr vor weinen....fahre nun zu ihr.

[schnaddi]

Oh je Du Arme, ja das ist schwer zu verstehen und macht einen sehr hilflos. Drücke Dich.....

Dann muss es deiner Mutter ja auch schon sehr schlecht gehen, ist sie denn jetzt noch zuhause? Wie sieht Euer weiterer Weg jetzt aus?

Weiß Deine Mom, dass sie nur noch sehr wenig Zeit hat?

Was rät Eure Ärztin?

Wünsche dir sehr viel Kraft udn vor allem hilfreiche Menschen.
Ich glaube deine Mom möchte jetzt auch gehen, so wie du in den letzten Tagen die Situation geschildert hast? Ich hab da keinen Trost für dich, das tut einfach weh. Dennoch ist der Told nicht immer das schlimmste, wenn es kein Leben mehr gibt.....

Eine liebe Umarmung

LG
Tanja

[Celina09]

Es war einfach nur schrecklich.... meine Mutter so zu sehen..sie ist so dünn, ich habe noch nie so eine dünne Person gesehen. Noch nie! Ich bin so schockiert....

Ich weiß nicht, ob sie es weiß...aber ich denke schon...
ihre Ärztin hat gesagt, wir sollen ihre letzten wünsche erfüllen und wir sollen ihr nichts "verbieten" . Sie kann nicht mehr sprechen, ist schnell sehr erschöpft.

Am Samstag fahre ich mit meiner großen Schwester wieder zu ihr.

Meine Mutter möchte zuhause bleiben. Zweimal am Tag kommt jemand vom Pflegedienst.
Ich bin so durcheinander... So verzweifelt... was ein schrecklicher Tag.

[schnaddi]

Ohje, liebe Celina,

nein das liest sich echt nicht so gut. Vertraue darauf, dass der Pflegedienst schon sehr viel Erfahrung hat und Euch gut zur Seite stehen wird. Sie werden zur Not alles veranlassen, wenn es etwas zu tun gäbe. Vielleicht gehts ja aber auch alles leichter als man denkt.

Ja, meikne Mom war auch soooooo dünn. Sie hat sich am Schluss auch selbst sehr abgelehnt, molchte ihren Körper nicht mehr und hat sich furchtbar geschämt. Es ist mir ein Trost, zu wissen, dass sie diesen kranken Körper losgeworden ist.

Ja mach es diener Mama so schön wie möglich, führe mit ihr Gespräche, soweit das noch möglich ist. Wenn nicht, erzähl du ihr was. Ich bin mir sicher, sie hören alles, auch wenn sie manchmal sehr komatös wirken. Du kannst ihr alles sagen, was dir auf dem Herzen liegt. Es wird dir gut tun.

liebe Celina, ganz viel Kraft für dich...
und dass es für euch alle ein leichtes gehen wird....

ich denk an dich....
Liebe Grüße
TAnja

[Celina09]

Heute werden wir wieder zu meiner Mama fahren.
Die letzten Tage waren echt anstrengend, ich konnte kaum schlafen, ich sehe immer Mama vor mir. Ich bekomme es einfach nicht aus'm Kopf. Ich bin immerzu so müde, Wache aber stündlich auf. Diese Woche hatte ich noch Urlaub, ich weiß nicht wie das nächste Woche funktionieren soll.
Sobald mein Telefon klingelt bekomme ich Gänsehaut, ich habe so eine Angst, dass jeder Zeit dir schlechte Nachricht kommt.

Und ich habe jetzt schon wieder etwas Angst hinzufahren, davor dass sie noch "schlimmer" aussieht.
Aber ich weiß, dass sie sich tierisch freuen wird, uns zu sehen.

Die beste Freundin von meiner Mutter hat gestern durch gerufen (sie geht jeden Tag für mehrere Stunden zu meiner mum) sie meinte das Mama heute nicht ganz bei sich war. Und immer wieder starr geguckt hat.
Sie war auch für meine Mutter einkaufen, sie erfüllt jeden Wunsch meiner Mutter, doch sie hat sich über die einkaufsliste gewundert. Meine Mutter wollte Mayo & Senf dabei kann meine Mutter garnicht mehr essen. Ich kann mir das nicht erklären. Aber auch dieser Wunsch wurde erfüllt. Was ich gut finde, ich bin auch sehr dankbar, dass sie sich so um meiner mum kümmert.

Danke schnaddi für deine Antwort


LG Celina