Warum?

[GkS75]

Hallo zusammen,
ich habe hier immer mal wieder heimlich mitgelesen, aber jetzt muss ich meine Wut, meine Not, meine Trauer rausschreien.
Dieses MPM hat mir meinen Vater genommen. Vor vier Wochen ist er gegangen. Zu Hause. Mit starken Schmerzen. Dieses Gurgeln, dieses Rasseln - ich höre es jetzt noch.
Malignes sarkomatoides desmoplastisches Pleuramesotheliom.
Die Diagnose erhielten wir im Mai diesen Jahres.
Ich hab gehofft. Gehofft, dass ihm diese fürchterliche Chemo hilft. Dass sie uns ein paar Monate mehr verschafft.
Er war doch erst 71.
Warum?
Er fehlt mir so sehr.

[djkprinz]

Hallo GkS75,

zu dem Verlust deines Vaters spreche ich dir noch mein herzliches Beileid aus.

Es gibt gewisse Bilder bzw. Geräusche, die auch ich, einfach nicht aus meinem Kopf bekomme. Sie sind vor jedem Einschlafen und direkt beim Aufwachen vorhanden. Das terminale Rasseln, welches du beschreibst, habe ich auch bei meinem Mann wahrgenommen, der uns vor 9 Wochen verlassen hat. Auch er hat nur 8 Monate kämpfen können.

Zumindest hatte er keine Schmerzen. Aber irgendwie kann mich das auch nicht trösten. Es ist einfach nur schlimm.

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit.

LG Heike

[Chari]

Hallo du

Ich denke man muss lernen aufhören nach dem Warum zu fragen denn ein Warum liefert für manche Sachen am Ende sowieso nie eine Antwort.

Bei meiner Mama in der Küche hing immer der Spruch: Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich zu ändern vermag, und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.(Friedrich Oetinger (1702-82))

Wenn man anfängt nach dem Warum zu Fragen wird man nur zerfressen von der Hilfslosigkeit und dann von der Traurigkeit. Warum sterben Menschen? Warum sterben schon kleine Kinder, die nicht mal eine Chance hatten das Leben überhaupt zu erfahren? Warum werden Kleinkindern ihre Eltern genommen? Warum gibt es Kriege?

Ich rufe mir immer die anderen Schicksale ins Gedächnis um weniger "Ich als Egoist" zu sein und wieder mehr das Ganze zu sehen ;Die guten Dinge die ich hatte, die 25 Jahre die ich meine Mama bei mir hatte, die vielen schönen Momente die wir miteinander teilen konnte und ja sie hat viele noch kommende Momente verpasst aber trotzdem werden diese Momente auch wunderschön auch ohne sie.

Es ist nicht änderbar, ob es jetzt einen Gott gibt oder das Schicksal oder ob es nur einfach Pech war, sich damit abzufinden und weiterzumachen ist das Einzige was man tun kann, für sich selbst aber auch für die Menschen die leider nicht mehr da sind aber für die es so wichtig gewesen wäre dass man wieder glücklich wird.

Ich hoffe dass du diese schwere Zeit überwindest und wieder dich selbst findest.

[GkS75]

Liebe Heike,
DANKE für Deine tröstenden Worte!
Auch Dir ist der Boden unter den Füßen weggerissen worden - ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft.
Gleich um 13:25 Uhr sind es bei meinem Vater vier Wochen. Ich kann es noch nicht glauben.
Ich bin so froh, dass wir ihn für die letzten Tage nach Hause geholt haben. Aber wo ist er jetzt? Wie geht es ihm? Werde ich ihn wiedersehen? Weiß er, dass ich ihn lieb hab? Ich hab ihm das Morphium gespritzt - bin ich schuld, dass er so früh gegangen ist? Er hat so sehr geschrien. Wie stark hat er die Schmerzen wahrgenommen? Warum konnte ich nicht helfen?

[mausi69]

Hallo Gks75!

Mein beileid zu deinem schlimmen Verlust!

Dein Papa hat gewusst und zwar bis zum Schluss das du ihn lieb hattest. Er hat dich auch bis zum Schluss wahr genommen. Nein du bist nicht schuld das er gestorben ist. Da wo er jetzt ist geht's ihm gut er hat keine schmerzen und du wirst ihn wider sehen!

Frag dich nicht nach dem warum ich mache es auch immer noch, aber Antwort werden wir nie bekommen.
Uns blieben von Diagnose bis zum Tod 4,5 Monate und ich leide heute noch sehr unter dem Verlust!

Ganz viel Kraft zu dir!
Lg mausi

[GkS75]

Liebe Chari!
Liebe Mausi69!
Ich danke Euch!
Ich sitze hier gerade und heule wie ein Schloßhund.
Chari, Du hast geschrieben, dass wir schöne Momente hatten, dass er Momente verpassen wird, die auch schön sein werden.
Ich werde in vier Wochen heiraten. Und er ist nicht dabei.
Wir haben beschlossen, die Hochzeit nicht zu verschieben. Aber meine Familie freut sich nicht und kann nicht verstehen, dass ich in dieser Zeit der Trauer einen kurzen kleinen Moment der Freude erleben möchte.
Aber es werden jetzt wohl viele "erste Male" kommen, bei denen wir akzeptieren müssen, dass er nicht dabei ist.
Hilft die Zeit wirklich? Hat sie Euch (bisher) geholfen?

[chrisi0211]

Hallo,

erstmal mein Beileid. Auf Deine Frage, ob die Zeit hilft - ja, man lernt mit dem Verlust zu leben, wieder zu lachen und so zu leben, wie es unsere Lieben für uns sicher gewollt hätten. Alles zu seiner Zeit und es gibt da kein Zeitlimit, jeder trauert anders und braucht individuell lang.

Wir haben damals nach dem plötzlichen Tod meines Bruders die Hochzeit verschoben - ein Jahr später haben wir dann geheiratet und für uns war es richtig so, auch wenn zwischendurch Tränen geflossen sind, weil er nicht dabeisein konnte. Ehrlich, ich hätte es so knapp nach dem Tod einfach nicht geschafft und wollte auch einen für uns glücklichen Tag nicht so überschattet wissen von der noch sehr frischen Trauer. Aber das muss jeder für sich selber wissen, wie er empfindet - Du darfst es aber Angehörigen nicht verübeln, wenn sie zb. nicht kommen zur Hochzeit, weil sie zb. das Gefühl haben, dass sie das nicht packen... Ich weiß noch, ein halbes Jahr nach seinem Tod, genau an seinem Geburtstag, waren wir eingeladen zum Abschlussball von unserer Nichte - für sie war dieser Tag sehr wichtig und es war ihr auch sehr wichtig, dass wir dabei sind. Aber irgendwann bin ich rausgelaufen aus dem Ballsaal, ich konnte nicht mehr, ich hab sowas von geheult... Sicher wird immer mal das erste Mal sein, wo er nicht dabei ist... Wie gesagt, wichtig ist, was Du und Dein Mann dabei empfindet, ob es sich für Euch richtig anfühlt .

Wünsche Euch alles Gute für Euren gemeinsamen Lebensweg und bin sicher, dass Dein Papa bei Dir sein wird an diesem wichtigen Tag, mein Bruder war es auch...

[mausi69]

Mein kleiner Bruder hatte uns im September 2013 wissen lassen das er im August 2014 heiraten will!
Als wir am 5.2.14 die Diagnose von Mama bekamen hat er den Termin auch nicht sofort abgesagt. Es stand da aber schon fest das sie an der hochzeit zwecks Entfernung 650km nicht teilnehmen könnte! Mein Bruder hatte dann in Betracht gezogen im April hier bei uns standesamtlich zu heiraten damit Mama dabei sein könnte!
Leider wurde sie immer schwächer so das er die hochzeit komplett abgesagt hatte!

Ganz ehrlich und es ist nur meine Meinung, ich hätte es ihm sehr sehr übel genommen wenn er trotzdem im August geheiratet hätte und ich wäre auch nicht hin gefahren!
Bei uns wären es auch so wie bei euch ca 8 Wochen nach dem Tod gewesen!

Aber das müsst ihr für euch selbst entscheiden.

Alles liebe mausi

[Landleben]

Hallo GkS75 !


Dein Vater wollte sicher,dass Du glücklich bist . Du hast sicher sehr viel für Deinen Vater in letzter Zeit getan und ich verstehe, dass Du jetzt Dein eigenes Leben führen willst, mache es, sei glücklich, freue Dich auf die Zukunft. Dein Vater hätte es sicher auch gewollt. Traurige Momente würde es auch bei Deiner Hochzeit in einem Jahr oder wann auch immer geben, weil Dein Vater nicht mehr dabei ist. Ich weiß meine Meinung dazu wird nicht jeder verstehen,aber ich sehe es so.

Wünsche euch das Beste !

LG
Landleben

[GkS75]

Hallo Landleben,
hab vielen Dank für Deine Worte.
Genau das, was Du schreibst, hat uns dazu bewogen, die Hochzeit nicht zu verschieben: er wird immer fehlen, auch zu einem späteren Zeitpunkt.
Und ja, ich habe meiner Familie gesagt, dass ich es verstehen könnte, wenn sie nicht kommen. Aber genauso würde ich mir wünschen, dass sie sich für uns nur für einen kleinen kurzen Moment freuen können.
Danke und liebe Grüße